GEDANKEN UND EINDRÜCKE

Quelle: Jahrbuch der Stadt Wädenswil 2008 von Peter Dolder
 
Im März 2007 wählte mich das Wädenswiler Parlament zu seinem Präsidenten. Ein Jahr mit vielen interessanten und spannenden Geschäften und Veranstaltungen stand vor mir. Ein Jahr, in welchem im Parlament ein paar Millionen Franken für die Jugend investiert werden sollten. Es freut mich sehr, dass die Wädenswiler Stimmberechtigten den beiden Vorlagen Schulhaus Eidmatt II und Kulturhalle Glärnisch zugestimmt haben.
«Die Kinder von Wädenswil sind unsere Zukunft, geben wir ihnen die Möglichkeit, in zeitgerechten Schulhäusern ihr Wissen zu mehren und in einer Umgebung mit einander umgehen zu lernen, die auch für uns alle die richtige ist.» Diese Worte habe ich an den Gemeinderat gerichtet, und das Wädenswiler Stimmvolk hat sie gehört und die Vorlage mit grossem Mehr angenommen.
Mit einem ebenfalls grossen Mehr wurde die Vorlage Kulturhalle angenommen. Nun kann endlich eine Halle entstehen, die ihrem Namen und der Stadt Wädenswil gerecht wird.
Meine beiden persönlichen Highlights waren die 1.-August-Ansprache im Geren und die GEWA 007. Die 1.-August-Feier im Geren war eine grosse Herausforderung für mich. Eine Rede zu schreiben zum Geburtstag der Schweiz, ist gar nicht so einfach. Was soll man da schreiben, etwas Politisches, Satirisches, Geschichtliches oder Gesellschaftliches? Ich habe mich für letzteres entschieden und mich vor allem auf Wädenswil konzentriert.
Wädenswil ist eine Stadt. Für mich aber eigentlich immer noch ein Dorf, wo man sich kennt und beim Spazieren oder Einkaufen «grüezi» sagt. Das ist es, was mir an Wädenswil so gefällt. Trotz der relativen Grösse ist es bei uns noch ländlich, und man kann miteinander reden. Leider nicht immer, auch bei uns in Wädenswil nicht. Auch hier wird immer wieder über Anwälte und Gerichte miteinander verhandelt. Dabei wären klärende Gespräche oft viel fruchtbarer und wertvoller.
Würden die Menschen mehr miteinander reden, dann würde die Solidarität eher funktionieren. Jeder muss seinen Beitrag leisten an das Ganze. Wenn einer das Gefühl hat, «wieso ich? Die anderen sollen zuerst», wer meint: «die anderen, die mehr haben, sollen geben, dass dann alle gleichviel haben», der handelt nicht solidarisch. Eigenverantwortung ist die Voraussetzung für die Solidarität. Die Mentalität, die anderen sollen doch, macht die Solidarität unmöglich.

Peter Dolder hielt an der Bundesfeier 2007 im Geren die Festansprache.

Die Allgemeinheit kann nur stark sein, wenn jeder Einzelne für die Allgemeinheit da ist und sein Bestes gibt. Denn, je besser es der Allgemeinheit geht, desto besser geht es auch dem Einzelnen, weil jeder ein Teil der Allgemeinheit ist.
Wenn alle von den anderen etwas erwarten, warten alle vergebens. Wenn jeder vom anderen nur verlangt, gibt niemand etwas. Und wenn niemand gibt, bekommt niemand etwas. Wenn aber jeder gibt, bekommt auch jeder etwas. Denn jeder ist für den anderen der andere. Wenn wir also nicht in erster Linie auf unsere Vorteile schauen, sondern unser Ego erstmal zurücknehmen zum Wohl des Ganzen, schauen wir im Endeffekt am besten für unser Ego. Wir nützen uns so selber. Eigentlich ein guter und einfacher Trick. Man dient nie so gut seinem Eigeninteresse, wie wenn man sich für die Gesamtinteressen einsetzt. Denn was man gibt, kommt auch zurück. Das ist ein geistiges Gesetz. Wer glücklich sein will, der muss glücklich machen. Wenn jeder bemüht ist, dass sich jeder neben ihm wohl fühlt, fühlen sich alle rundum wohl. Das verbindet und schafft Gemeinschaft.
Als Politiker frage ich mich auch, was uns mit dem politischen Gegner verbindet. Gibt es in unserer Stadt noch gemeinsame politische Projekte? Politische Auseinandersetzungen gab es schon immer und wird es immer wieder geben. Diese dürfen auch heftig sein, und die unterschiedlichen Positionen sollen auch erkennbar sein. Was mir aber Sorgen macht, ist die Tatsache, dass immer weniger mit guten Argumenten gekämpft wird und das Blockieren wichtiger wird als die Suche nach einer gemeinsamen Lösung.

GEWA 007, EIN VOLLER ERFOLG

Alle sieben Jahre findet in Wädenswil die GEWA statt, manch einer fragt sich, warum diese Leistungsschau des Wädenswiler Gewerbes nicht öfter stattfindet. In den vier Tagen konnten Tausende erleben, was die Wädenswiler alles zu bieten haben. Mit viel Aufwand haben sich die Aussteller einiges einfallen lassen und die Bevölkerung davon überzeugt, dass das Wädenswiler Gewerbe lebt.
Ich bin begeistert von diesem grossen Engagement und überzeugt, dass die WädenswilerInnen gesehen haben, was das Gewerbe uns allen bieten kann. Nutzen wir diesen Elan, um unserem Gewerbe weiterhin die gebührende Unterstützung zu gewähren.
Allen Ausstellern möchte ich für ihren grossen Einsatz an der GEWA 007 danken. Danke sagen für den riesigen Aufwand, den alle betrieben haben, aber auch Danke sagen für die Ausdauer, die alle zeigten beim Aufbau und mit ihrer Präsenz während der gesamten Ausstellung.
Ein Dank gebührt aber auch dem professionell arbeitenden Organisationskomitee, das wiederum in langer und aufwändiger Arbeit eine erfolgreiche GEWA auf die Beine gestellt hat. Danken möchte ich auch den zahlreich erschienenen Wädenswilern und der auswärtigen Bevölkerung.
Lieber «nur» alle sieben Jahre eine Gewerbeausstellung, dafür eben eine solche Leistungsschau, wie wir sie im vergangenen Jahr erleben durften. Ich freue mich auf die kommende GEWA 2014 und bin überzeugt, dass wir dann wiederum eine Schau gezeigt bekommen, die alle davon überzeugt, dass Wädenswil ein Gewerbe hat, das sich den WädenswilerInnen gerne präsentiert und zeigen kann, was alle davon haben.
Qualität anstelle von Quantität, das ist es, was die Wädenswiler Gewerbeausstellungen ausmacht. Lieber alle sieben Jahre ein Volksfest, als in kürzerem Abstand eine Ausstellung, die niemals diese Wirkung zeigen kann. Herzlichen Dank allen involvierten Personen und Unternehmen.
Wädenswil hat sich weiterentwickelt, aber es gibt noch einiges zu tun. Packen wir es alle zusammen an, alle können einen Beitrag leisten, ob Jung oder Alt. Nehmen wir unsere Rechte wahr und stellen wir uns in den Dienst des Ganzen.
Bringen wir uns den gebührenden Respekt entgegen. Das ist ein Geschenk, welches wir gerne annehmen. Wir alle, ob Gross oder Klein, Jung oder Alt, müssen aber unseren Beitrag an dieses Geschenk leisten. Das Schöne daran, es kostet nichts, es braucht nur unseren Willen und unsere Toleranz.



Peter Dolder, Gemeinderatspräsident 2007/2008

 

 




Die GEWA 007 - eine eindrückliche Leistungsschau des Wädenswiler Gewerbes.