Katholischer Frauenverein Wädenswil

Quelle: Jahrbuch der Stadt Wädenswil 1995 von Dorli Vogt
 
Das Jubiläum «100 Jahre Katholische Pfarrei St. Marien» gab Anstoss, an der Generalversammlung 1995 auf die Geschichte des Katholischen Frauenvereins Wädenswil zurückzublicken, der nahezu gleich alt ist.
 
1898 Zwanzig Frauen gründen den Katholischen Frauenverein Wädenswil und wählen Anna Rechenmacher-Suger als Präsidentin und Pfarrer Josef Imhasly als ersten «Direktor». Im ältesten Mitgliederverzeichnis stehen die Namen Ferrari, Wellinger, Strobl, Brupbacher, Gwerder, Kessler, Heim, Bütler, Wanger …
 
1908 Zehn Jahre nach der Gründung verfügt der Verein über 95.52 Franken Vermögen. 50 Franken hat der Männerverein aus dem Christbaumverkauf beigesteuert. Die Herren reden überhaupt viel mit, hauptsächlich der Pfarrer. So ermahnt dieser an einer Versammlung die Mütter, Ihre Kinder zur Enthaltsamkeit und Genügsamkeit zu erziehen. Die ständigen Ermahnungen von hochwürdiger Seite werden nicht immer gern gehört. 1908 gibt es so viele Traktanden zu besprechen, dass man dem Pfarrer vorschlägt, seinen Teil abzukürzen oder noch besser wegzulassen, was denn auch geschieht.

Melchor Camenzind, Pfarrer in Wädenswil von 1904 bis 1913.
1910
An den Bau einer Kanzel werden 1400 Franken gespendet. An der Generalversammlung werden die Frauen zum Singen aufgefordert. Wer nicht mitsingt, wird mit 20 Rappen Busse gestraft. So kommen wieder 7 Franken in die Vereinskasse. An Fronleichnam, Maria Himmelfahrt und Allerheiligen finden Versammlungen statt, an denen über Frauenleben aus Kultur und Kirche berichtet wird. Referent ist meistens der Pfarrer.
 
1911 Die Generalversammlung findet erstmals «auswärts» statt: bei Familie Kessler im Gasthof Hirschen.

1913
Pfarrer Camenzind referiert im Frauenverein zum Thema «Moderner Mädchenhandel»: Landflucht, geringer Erwerb, unglückliche Familienverhältnisse und moderner Zeitgeist sind dafür verantwortlich, dass die mit allen Wassern gewaschenen Mädchenhändler die Mädchen in fremde Lokale locken vor allem nach Serbien und Buenos Aires. Der Pfarrer fordert die Mütter auf, gut zu kontrollieren, wohin sie ihre Mädchen ziehen lassen.
Im selben Jahr 1913 beruft der Churer Bischof den beliebten Pfarrer Camenzind nach Tuggen. Das gefällt den Vorstandsfrauen nicht. Sie beauftragen ihre Quästorin damit, beim Gnädigen Herrn in Chur vorzusprechen, um dies zu verhindern. Aber alles Bitten und Betteln der Frauen findet kein Gehör - damals schon!
 
1914
Pfarrer Blunschy löst in Wädenswil Pfarrer Camenzind ab. Zwei Vertreterinnen aus dem Vorstand werden in die von der Gemeinde gegründete Notstandskommisssion delegiert. Diese richtet eine Suppenanstalt ein und organisiert Heimarbeit. Neue Statuten umschreiben den Zweck des Vereins folgendermassen:

Carl Blunschy, Pfarrer in Wädenswil von 1913 bis 1946.
1. Pflege des religiösen Sinns in der Familie.
2. Ausübung der Wohltätigkeit, besonders Unterstützung der Armen in der Pfarrei.
3. Pflege der Zusammengehörigkeit.
 
1915
Präsidentin Rechenmacher und die Quästorin wollen ihre Ämter niederlegen. Die energische Frau Dr. Bürgi sagt: «Aus dem gibt es nichts!», und die beiden bleiben. Frau Bürgi wird zur Vizepräsidentin gewählt.
 
1916
 Zum ersten Mal wird ein Kurs durchgeführt, zum Thema häusliche Krankenpflege.
 
1918
Die erste Präsidentin darf nach zwanzig Jahren zurücktreten. Elisa Ferrari-Venini übernimmt die Nachfolge.
 
1920
Der Frauenverein wird umbenannt in «Katholischer Frauen- und Mütterverein Wädenswil». Wieder sind neue Statuten nötig.
 
1931
Die Generalversammlung beschliesst den Beitritt zum Kantonalen Frauenbund in Zürich. Die Wädenswilerinnen stellen fortan immer wieder Abgeordnete in dessen Vorstand.
 
1937 Marie Käppeli wird die dritte Vereinspräsidentin. Das Vereinsvermögen ist auf 3336.75 Franken angewachsen; der Jahresbeitrag beträgt vier Franken.
 
1949
Johanna Ferrari-Büttiker übernimmt den Vorsitz im Verein und spornt die Mitglieder zu tatkräftiger Mithilfe an. Ihr zur Seite stehen Pfarrer Risi, der dem Katholischen Frauen- und Mütterverein seit dem Tod von Pfarrer Blunschy im Jahre 1946 als Präses vorsteht.
1950 Im Gasthof Hirschen wird die 50. Generalversammlung durchgeführt. Die Theaterkommission unterhält die 118 Mitglieder. Nachher plaudert man über die Romreise der Pfarrei, über die Einweihung der Orgel und andere Aktivitäten.
 
1952
Der Orgel-Bazar bring 42 000 Franken ein.
 
1956
Einweihung der Sankt-Anna-Kapelle. Der Frauenverein organisiert eine Tombola.
 
1958 Es gilt Geld zusammenzubringen für den geplanten Etzelsaal. Der Pfarrer schlägt eine Pyjama-Aktion vor. Die von fleissigen Händen genähte Wäsche für gross und klein findet reissenden Absatz und bringt 16 159.87 Franken ein. Dr. Teobaldi aus Zürich hält die Festpredigt zur Einweihung des Etzelsaals.
 
1969
Johanna Ferrari tritt als Präsidentin zurück. Nachfolgerin wird Luise Eugster. Auch Pfarrer Risi amtet nicht mehr in Wädenswil. Pfarrer Baumann hat ihn, auch als Präses des Frauenvereins, abgelöst.
 
1972
Nach dem Rücktritt von Luise Eugster übernimmt Zita Frei den Vorsitz im Frauenverein. Sie amtet bis 1976. Auf sie folgt bis 1983 Hedy Imboden.
 
1981
Nach einer Statutenänderung heisst der «Katholische Frauen- und Mütterverein» wieder wie früher: «Katholischer Frauenverein Wädenswil».
 
1983
Heidi Kuster übernimmt das Präsidium.
 
1985
Nach dem Wegzug von Pfarrer Hans Baumann wird Pfarrer Martin Kopp neuer Präses und damit «Oberhaupt» des Frauenvereins.
 
1988
Heidi Kuster gibt das Präsidialamt ab; zur neunten Präsidentin wird Dorli Vogt gewählt. Sie steht dem Katholischen Frauenverein Wädenswil bis zur Generalversammlung 1995 vor.
 




Dorli Vogt