Walter Rusterholz – Zwanzig Jahre im Dienste Wädenswils

Quelle: Jahrbuch der Stadt Wädenswil 2001 von Peter Weiss
 

Walter Rusterholz wurde am 7. April 1922 in Wädenswil geboren. Zusammen mit seinem um ein Jahr jüngeren Bruder Paul erlebte er an der Schönenbergstrasse 8 vis-à-vis der reformierten Kirche und der Bäckerei Schärer eine glückliche und abwechslungsreiche Jugendzeit. Beide besuchten den Kindergarten bei der legendären Tante «Mimi» und wurden miteinander im selben Jahr eingeschult, wobei sie nie der gleichen Klasse angehörten: Walti hatte stets die strengeren, Paul die sanftmütigeren Lehrer. Die beiden Brüder wetteiferten miteinander, welcher der Fleissigere, der Gescheitere und der Brävere sei.
Am Samstagnachmittag mussten sie bei den Gartenarbeiten mithelfen. Auf der Fuhr, dort wo heute das Sekundarschulhaus Rotweg steht, besass die Familie einen ansehnlichen Pflanzgarten, in welchem man Gemüse, Kartoffeln und Beeren zog. Die Knaben lernten nebst dem Umgang mit den verschiedenen Geräten auch säen, pflanzen, pflegen und ernten. Ebenso zogen sie jeweils mit dem Vater ins Reidholz zur Holzgant, auf welcher einige Ster Brennholz erstanden wurden, die sie nach Hause führen, mit der Waldsäge zersägen, anschliessend spalten und in einer «Chrätze» in den Estrich hinauf tragen mussten.


Walter Rusterholz eröffnet 1974 das Gemeindeparlament.

KADETTEN

Während der Sekundarschulzeit waren die beiden Brüder eifrige Kadetten. Mehr als 120 Jugendliche gehörten damals zum Korps. Die weit angelegten Übungen führten oft über den Wädenswiler Berg bis hinunter ins Sihltal. Sowohl Walti wie Paul erwarben sich den Grad eines Wachtmeisters/Zugführers. Vor allem in der Zeit des Zweiten Weltkrieges, als die eigentlichen Instruktoren im Aktivdienst weilten, haben die beiden den grössten Teil der Führungsaufgaben übernommen. Unvergesslich sind auch die von den Kadetten gestalteten Familien-Abende, die jedes Jahr im Hotel Engel über die Bühne gingen.
In jener Zeit gründeten fünf Kadettenkameraden den sogenannten «Kleinen Gemeinderat». Ihm gehörten an: Walter und Paul Rusterholz, Walter Huber, Otto Lüssi und Edi Kuhn. Walter Rusterholz, genannt «Storch», war deren Präsident. Dann gab es einen Vizepräsidenten, einen Quästor und einen Aktuar, und das fünfte Mitglied war der erste Beisitzer. Jedes Jahr beriefen die fünf eine Generalversammlung ein, an der sie Protokoll, Jahresbericht und Jahresrechnung vortrugen und ordnungsgemäss verabschiedeten. Aus der Tätigkeit dieses «Kleinen Gemeinderates» heraus wurde 1940 der Kaderverband des Kadettenkorps Wädenswil gegründet, den Walter Rusterholz viele Jahre präsidierte und der im Jahre 2000 sein sechzigstes Jubiläum feiern konnte.
Den Konfirmandenunterricht besuchte Walter Rusterholz bei Pfarrer Karl Otto Hürlimann, der jeweils wortgewaltig doziert habe. Diskutieren sei nicht möglich gewesen. Es habe ohnehin nur eine Meinung gegolten, nämlich diejenige des Pfarrers.

BERUF

Gegen Ende der Sekundarschulzeit stand die Berufswahl an. Walter Rusterholz schwärmte jahrelang davon, Polizist zu werden. Aber Tante Emma Rusterholz, von Beruf Nähschullehrerin und im Nachbarhaus wohnhaft, fand dies einen zu gefährlichen Beruf für Walti. Sie redete ihm ins Gewissen und machte ihm deutlich, dass eine schöne Uniform auch nicht alles sei, was ihn offenbar überzeugt hat.
Bei einer Versicherung in Zürich absolvierte er eine kaufmännische Lehre, fand anschliessend aber keine Arbeit. Er zog nach Luzern und trat in die Schweizerische Unfallversicherungsanstalt (SUVA) ein. Der Lohn – so sagte er mir wörtlich – habe gerade gereicht für «einen zarten Lebensunterhalt». Das Bahnbillet für gelegentliche Besuche in Wädenswil habe ihm jeweils sein Vater bezahlt.
Nach der Luzerner Zeit fand er bei der «Winterthur-Versicherung» in Zürich eine Anstellung als Schadeninspektor. Sein ausgeprägtes Pflichtbewusstsein sowie seine sorgfältige und zuverlässige Arbeitsweise wurden sehr geschätzt und durch den beruflichen Aufstieg bis zum Chef der Schadenabteilung honoriert.

SCHÜTZENVEREIN

Bei den Übungen im Kadettenkorps wurde seinerzeit seine Begeisterung fürs Schiessen geweckt. Unterstützung fand er auch bei seinem Vater, der ebenfalls ein guter Schütze und Ehrenmitglied des Schützenvereins Wädenswil war. Da Walter Rusterholz neben der Treffsicherheit beim Schiessen noch über andere Fähigkeiten verfügte, berief man ihn in den Vereinsvorstand und übertrug ihm für mehrere Jahre das Präsidium. Gerne sass er jeweils nach den Schiessübungen bei einem gemütlichen Jass mit seinen Schützenkameraden noch ein Weilchen zusammen. Als Dank für seine Verdienste um den Verein und das Schiesswesen wurde auch ihm die Ehrenmitgliedschaft verliehen.
Den Militärdienst absolvierte Walter Rusterholz im Infanterieregiment 69, in welchem er, wie bei den Kadetten, den Grad eines Wachtmeisters innehatte.

FAMILIE

Es war an einem Schützenabend, als Walter Rusterholz seine spätere Gattin Ruth Hess kennen lernte. Am 3. August 1948 feierten die beiden Hochzeit. Dem glücklichen Paar wurden zwei Kinder geschenkt, Sohn Jürg und Tochter Ruth. «Mir hettid is e käin bessere Vatter chöne wöische», meinten beide übereinstimmend. «Au wänn mer emaal öppis poosget hät oder öppis chrumm gloffe isch, mer häds em chöne sääge. Er häd eim ghulffe, das wider iizränke, isch grosszügig gsii und häd eim nie nüt naatreit.»
Eine besondere Freude für alle waren die gemeinsamen Familienferien. «Ir müend d Schwiiz käneleere, is Ussland chönd er spöter sälber», war sein Grundsatz. So unternahm man in den Bergen Graubündens unvergessliche Touren, beobachtete Tiere und freute sich an den Schönheiten der Natur. Diese Wanderungen waren auch darum recht kurzweilig, weil Walter Rusterholz in seiner offenen und charmanten Art immer wieder mit allen möglichen Leuten ins Gespräch kam. Rad fahren und im Winter Langlauf waren weitere beliebte Sportarten.

OPFER SEINES EIGENEN HUMORS

Eine Vorliebe von Walter Rusterholz war, Namen gewisser Leute umzukehren oder neu zu kombinieren. Seine Freude an diesem Spass war so gross, dass er manchmal selber nicht mehr wusste, wie die betreffenden Personen richtig hiessen. So nannte er den Wädenswiler Bahnhofvorstand Hollenweger gerne «Wällehoger». Als er nun eines Tages mit seiner Familie eine Reise unternehmen und am Schalter ein Billet kaufen wollte, begrüsste er – zum grossen Gaudi seiner Kinder – den guten Mann irrtümlich mit: «Grüezi Herr Wällehoger».
Seine Gattin Ruth war ihm eine tüchtige und verständnisvolle Lebenspartnerin, und die ganze Familie unterstützte ihn in seinem Wirken. Nur dank diesem Mittragen war es ihm möglich, sich neben seinem Beruf dermassen für die Gemeinschaft einzusetzen.

POLITISCHE TÄTIGKEIT

1966 ist Walter Rusterholz als Vertreter der Demokraten in den Gemeinderat gewählt worden. Dreizehn Männer unter der Leitung von Fritz Störi waren damals für die Geschicke unserer Gemeinde verantwortlich. Walter Rusterholz übernahm das Mietamt und leitete die Kommission Ortsmuseum und Denkmalpflege. In jener Zeit wurde das Ortsmuseum «Zur hohlen Eich» eingerichtet, eine Aufgabe, die ihm viel Freude bereitete.
Von 1970. bis 1974 war Walter Rusterholz Finanzvorstand der Gemeinde. In jener starken Entwicklungsphase bestand seine Aufgabe vor allem darin, zur Finanzierung der zahlreichen öffentlichen Bauvorhaben, wie zum Beispiel den Schulhäusern Untermosen und Steinacher, die nötigen Mittel zu beschaffen.
1974 wechselte Wädenswil von der Gemeindeversammlung zur ausserordentlichen Gemeindeorganisation mit Grossem Gemeinderat als Parlament und Stadtrat als Exekutive. Walter Rusterholz wurde zum Stadtpräsidenten gewählt. Damit begann für ihn eine arbeitsreiche und verantwortungsvolle Zeit, aber auch eine Zeit, die ihm viel Freude und Befriedigung schenkte.
Eine seiner ersten Amtshandlungen war die Eröffnung der ersten Sitzung des Gemeindeparlamentes. In seiner Ansprache trat er für eine gute Zusammenarbeit von Exekutive und Volksvertretung auf der Basis von Vertrauen und gegenseitiger Achtung ein. Er selber blieb diesem Grundsatz all die Jahre seines Wirkens treu. In zahlreichen, oft heikeln Verhandlungen haben neben seiner sorgfältigen Vorbereitung seine Offenheit, seine vermittelnde Art, vor allem aber sein Vertrauen immer wieder entscheidend zu guten Lösungen beigetragen.

DIE GRÖSSTE BEFRIEDIGUNG

Ais ich Walter Rusterholz einmal fragte, was ihm in seiner politischen Tätigkeit am meisten Freude bereitet habe, gab er mir zur Antwort: «Weisch, wenn inere schwirige, ja uussichtslose Situation dur geduldigs Mitenand-Rede und Ufenand-Lose sich uf eimaal en Wääg uftaa hed und dänn d Sach i Faart choo isch, das isch für miich di grööscht Befridigung gsii. Es isch ebe mängisch i de Politik wie bim Beck: Me mues chöne warte, bis de Teig uufgange isch.»
Denken wir zum Beispiel an die schwierige Situation, die durch die Ablehnung des Regionalspitals hervorgerufen wurde, oder an die leidige Schiessplatzfrage, die die Gemüter der Bevölkerung jahrelang bewegte und umtrieb. Auch setzte er sich dafür ein, dass sich die BASF und andere Betriebe in Wädenswil ansiedelten und damit neue Arbeitsplätze geschaffen werden konnten.
Ein besonderes Anliegen waren ihm auch die Neuzuzüger und die Jungbürgerinnen und Jungbürger. Ich erinnere mich gut, mit welcher Liebe und mit welch innerem Engagement er ihnen Wädenswil als Heimat ans Herz legte.
Unvergesslich ist auch, wie sich Walter Rusterholz bei der «Aktion Wädenswil für Lü» eingesetzt hat. Diese Aktion war ein gemeinsames Projekt der Kirchen, der Schule, der Stadt und verschiedener Vereine zugunsten der kleinen Berggemeinde im Münstertal.
Ein Höhepunkt war für ihn, als 1974 im Präsidialjahr von Bundesrat Ernst Brugger der Gesamtbundesrat nach Wädenswil kam und er abends mit der Landesregierung im Hotel Halbinsel Au zum Nachtessen geladen war.

DIE LÖSUNG DES WÄDENSWILER SCHIESSPLATZPROBLEMS

Nach jahrelangen unergiebigen und zermürbenden Kämpfen von Befürwortern und Gegnern des Schiessplatzes «Beichlen» traf am 15. August 1974 der Vorsteher des Eidgenössischen Militärdepartements, Bundesrat Rudolf Gnägi, mit einer Delegation aus Bern in Wädenswil ein. Walter Rusterholz, gefolgt von einer Wädenswiler Delegation, schritt mit Bundesrat Gnägi das fragliche Gelände in der Beichlen ab. Gemeinsam suchte man nach dem idealen Standort. An der anschliessenden Besprechung erklärte Bundesrat Gnägi: «Soo, entweder boued ir Wättischwiiler die Schüüssaalaag oder de Bund bout si.» Da sei das Eis auf einmal gebrochen, denn das wäre den Wädenswilern doch allzu sehr an die Ehre gegangen, wenn sie nicht einmal fähig gewesen wären, selber einen Schiessstand zu bauen.
1975 bis 1979 war Walter Rusterholz zudem Mitglied des Kantonsrates. Da die Belastung durch Beruf und Stadtpräsidium eine aktive und befriedigende Mitwirkung im Kantonsparlament nicht zuliess, trat er nach vier Jahren zum grossen Bedauern seiner Partei, der Freisinnig-Demokraten, zurück.
Es ist nicht möglich, all die Kommissionen aufzuzählen, die Walter Rusterholz geleitet oder in denen er als Delegierter der Stadt mitgearbeitet hat. Ich kann auch nicht all die Veranstaltungen, Tagungen, Jubiläen von Firmen, Verbänden und Vereinen erwähnen, an welchen er die Grüsse und Glückwünsche der Stadt überbracht hat, ebenso wenig all die Sitzungen und Besprechungen, die meistens abends stattfanden und oft weit in die Nacht hinein dauerten.

DER ERSTE KUSS

Als Auftakt zum Jubiläum «75 Jahre Fussball-Club Wädenswil» ging bereits am Freitagabend, 30. Juni 1978, im grossen Festzelt auf dem Gasiplatz eine erste Show über die Bühne. Der vom Schweizer Fernsehen her bestbekannte Quizmaster Kurt Felix moderierte ein heiteres Familienspiel mit den Ehepaaren Skirennfahrer und Ex-Weltmeister Bernhard Russi und seiner Frau Michele auf der einen und Walter und Ruth Rusterholz auf der andern Seite.
Bei der sogenannten Übereinstimmungsfrage, bei der es darum ging, dass beide Ehepartner unabhängig voneinander dieselbe Antwort gaben, wurde Ruth Rusterholz gefragt: «Wo erhielten Sie von ihrem Mann den ersten Kuss und was für ein Kleid trugen Sie damals?» Ihre Antwort: «In einem Wald im Wädenswiler Berg, und ich trug ein grünes Kleid.» Der nun ebenfalls auf der Bühne auftauchende Stadtpräsident gab auf dieselbe Frage die gleiche Antwort. Russis mochten sich zwar auch an ihren ersten Kuss erinnern – in einem Dancing in St. Moritz –, wussten aber nicht mehr, was für ein Kleid Michele damals trug. So gingen die Punkte an Walter und Ruth Rusterholz.
Trotz der gewaltigen Arbeitslast hatte Walter Rusterholz aber für die Anliegen der Bevölkerung – auch wenn es sich nur um eine öffentliche Ruhebank handelte – und für die Belange der städtischen Angestellten immer Zeit und ein offenes Ohr.
Treffend fasste der Stadtrat sein Wirken in die Worte: «Walter Rusterholz hat sich auf vielfältigste Weise für unsere Stadt eingesetzt und sich sehr verdient gemacht. Der Öffentlichkeit zu dienen und Verantwortung zu übernehmen, waren ihm eine Selbstverständlichkeit. Er stellte diese Aufgaben stets vor seine persönlichen Anliegen und übte sein Amt mit viel Freude und überdurchschnittlichem Engagement aus. Wir schätzten ihn als ausserordentlich verlässlichen, gradlinigen und liebevollen Menschen.»

WÜRDE BRINGT BÜRDE

Ein Interviewer stellte Walter Rusterholz für einen Bericht im «Allgemeinen Anzeiger vom Zürichsee» vom 6. Februar 1978 folgende Frage:
«Würde bringt Bürde» heisst es im Volksmund. Wie erleben Sie dies im Alltag?
Eine Bürde wäre es für mich, wenn ich Würde in einem gleichsam offiziellen Sinn besitzen und zeigen müsste, was mir nicht liegt. Da ich mir vornahm, mich selber zu bleiben, und dies auch so hielt, entsteht kein Problem. Im Alltag wird die Bürde in Form von Arbeit durch die Befriedigung aufgehoben, für die Allgemeinheit tätig sein zu können. Die Würde spielt im helvetisch nüchternen politischen Alltag eine kleine Rolle, und dies sagt mir zu.
Als amüsanten Beleg dazu kann ich anführen, dass ich zwei Polizeibussen erhielt, die mir ohne mein Amt erspart geblieben wären. Die eine, weil ich nach einer Fraktionssitzung, die wieder einmal bis zur Polizeistunde dauerte, mit Kollegen stehend weiter diskutierte. Die andere war eine Parkbusse ausgerechnet anlässlich der offiziellen Eröffnung der Woche «Wädenswil für öis». Ich habe auch diese mit Schmunzeln bezahlt.
Stadtrat Wädenswil für die Amtsdauer 1974 bis 1978. Vorn von links: Norbert Kuster, lsabel Schaltenbrand, Stadtpräsident Walter Rusterholz, Trudi Rota, Walter Höhn. Hinten von links: Jakob Züblin (Stellvertreter des Stadtschreibers), Hans Buchmann, Hans Schulthess, Stadtschreiber Hans Ruedi Maurer, Dr. Bruno Lang, Arthur Dohner, Jakob Hauser (Stellvertreter des Stadtschreibers).

LETZTE JAHRE

Im März 1986 trat Walter Rusterholz als Stadtpräsident zurück. Im selben Jahr halfen er und seine Frau Ruth noch bei der Gründung der «Aktiven Senioren» mit. Im Herbst 1986 beendete er seine berufliche Tätigkeit. Die Freude, jetzt füreinander viel Zeit zu haben und noch gemeinsame Pläne verwirklichen zu können, währte jedoch nicht lange. Eine unheilbare Krankheit ereilte seine Gattin. Am 9. März 1987 verlor er sie, einen Tag später starb auch ihre Mutter; die beiden wurden miteinander beerdigt.
Der weitere Weg führte Walter Rusterholz oft durchs dunkle Tal der Einsamkeit und der Tränen. Gastfreundschaft bei den Familien seiner Kinder, gemeinsame Ferien, vor allem aber seine Enkelkinder, mit denen ihn ein besonders herzliches Verhältnis verband, vermochten ihn etwas aufzuheitern.
Wichtig war in jener Zeit für ihn auch sein Hund «Chicco», ein unglaublich vitales und lebenslustiges Tier. Die gemeinsamen Wanderungen über Stock und Stein halfen Walter Rusterholz ebenfalls, seine Trauer etwas zu verarbeiten.
In seiner Nachbarin Verena Spüler fand Walter Rusterholz wiederum eine Lebenspartnerin. In intensiven Gesprächen und gemeinsam besuchten Kursen kamen sie einander näher und feierten im November 1990 Hochzeit. Miteinander unternahmen sie zahlreiche Reisen. Kreta, Griechenland mit einer Besteigung des Olymp, Budapest, Petersburg, aber auch Jemen und Ägypten mit einer Fahrt auf dem Nildampfer begeisterten Walter Rusterholz. Er war tief beeindruckt von all den Naturschönheiten und konnte staunen über die gewaltigen, von Menschen erschaffenen Kunstwerke.
Gerne nahm Walter Rusterholz an den Zusammenkünften des «Stöckli», der Vereinigung der ehemaligen Gemeinde- und Stadträte, teil und freute sich auf die Abende im Kegelclub. Das Zusammensein und die Gemeinschaft mit ehemaligen Weggefährten und guten Freunden bedeutete ihm viel. Er war nicht der aktive Unterhalter und Spassmacher, doch war ihm ein gesunder Humor eigen. Wie konnte er doch als stiller Geniesser in der Runde sitzen, die Tabakpfeife im Mundwinkel, vergnügt schmunzeln und da und dort einen witzigen Spruch platzieren.
Im Jahre 1999 wurde auch bei Walter Rusterholz eine unheilbare Krankheit entdeckt. Arztbesuche, Chemotherapien und Bestrahlungen konnten sein Leiden etwas lindern, eine Heilung aber war nicht möglich.
Im Sommer 2000 erfolgte noch der Umzug nach Jona (SG). Mit der Zeit zog sich Walter Rusterholz immer mehr zurück und setzte sich mit seiner schweren Krankheit auseinander. Man hörte ihn nie klagen. Es war sein Wille und sein erklärtes Ziel, sein Leben so lange wie möglich selbständig zu meistern und zu gestalten. Seine Frau Verena half ihm dabei, bis die Pflege über ihre Kräfte ging. Seine letzten Tage verbrachte Walter Rusterholz im Spital Wädenswil, wo er am Sonntagmorgen, 27. Mai 2001 einschlafen und für immer heimgehen durfte.



Peter Weiss


In anregendem Gespräch.