Tennis-Club Neubüel

Quelle: Jahrbuch der Stadt Wädenswil 1980 von Harry Hotz

Was lange währt, wird endlich gut! Nach jahrelangen Bemühungen ist es so weit, dass Wädenswil dank nie erlahmender Privatinitiative sieben weitere Tennisplätze zur Verfügung hat. Darüber freuen sich vor allem Hunderte von Spielfreudigen, die seit langem vergeblich auf entsprechende Möglichkeiten gewartet haben.
Die allgemeine stürmische Entwicklung in unserer Epoche ist auch am Tennissport nicht spurlos vorübergegangen. So können wir in dieser Bewegung, die noch vor zwei Jahrzehnten ein Privileg begüterter Kreise gewesen ist, eine ständig fortschreitende Demokratisierung feststellen. Dass dieses Spiel eine wachsende Anziehungskraft ausübt, ist einerseits dem spielerischen Reiz dieses Sportes, andererseits den Vorteilen – wie Ungebundenheit in der Zeitwahl, Unabhängigkeit vom Alter und Geschlecht – zuzuschreiben. Nicht zuletzt trägt auch die Zunahme an Freizeit zur enormen Verbreiterung des Tennis-Sports bei.
Aus dieser Entwicklung resultiert ein deutlicher Mangel an Tennisanlagen. In vielen Clubs bestehen beachtliche Wartelisten: eine grosse Anzahl Interessenten kann wegen Platzmangels nicht Tennis spielen. Dies musste ich vor etwa 10 Jahren selbst erfahren.
Im Jahre 1969 wandte ich mich an den Tennis-Club Wädenswil mit der Bitte um Aufnahme. Als ich dann hörte, dass eine Warteliste über 100 Bewerber für die Mitgliedschaft enthalte, reifte die Idee zur Schaffung eines neuen Tennis-Clubs. Schon im folgenden Jahr ging ich auf die Suche nach geeigneten Grundstücken. Dabei waren verschiedene Faktoren zu berücksichtigen: möglichst flache Topographie aus Kostengründen, windgeschützte Lage wegen des Spielkomforts. Sämtliche Plätze sollten nord-süd-orientiert, wenn möglich 10 000 Quadratmeter gross und nicht in einer Bauzone gelegen sein (zu hohe Landkosten und Immissionen in Wohnquartieren).
In einer ersten Variante untersuchte ich das Grundstück in der Schönegg, wo gleichzeitig das alte Restaurant wieder neues Leben erhalten hätte. Auch in der Beichlen wurden Standorte geprüft. Im Gebiet der Eichmühle gab es Probleme mit der Zone. Der Kreis auf der Karte wurde immer grösser, der Wille zur Realisierung eines neuen Clubs immer stärker.
1973 ging ich auf die suche nach «Mitfechtern», und schon bald waren wir zu dritt. Paul Kleb und René Thévenaz zeigten grossen Einsatz.
Die neue Tennisanlage Neubüel, eingeweiht am 26. April 1980.

Das Clubhaus mit gedecktem Sitzplatz und mit Kinderspielplatz.

Es wurden noch weitere Standorte geprüft, bis plötzlich an einem Herrenabend ein Freund zu mir sagte: «Ich hett na sonen Blätz am Waldrand.» Das war im Gebiet Hanegg. Nun wurde ein baureifes Projekt erstellt und der Behörde Horgen unterbreitet, auf deren Gebiet das fragliche Grundstück liegt. Diese lehnte aber das Baugesuch ab, weil man eine Zentralisation aller Sportstätten plante und Hanegg nicht in dieses Konzept passte.
In der Folge machten wir uns erneut auf die Suche und betrieben weitere Abklärungen, vor allem im Gebiet der Grünzone Hottenmoos. Aber auch da hatten wir keinen Erfolg. Und wieder, bei einer Herrenabenddiskussion 1976, meinte ein Kollege: «Frög doch emal im Neubüel.» Gesagt, getan. Mit dem Grundeigentümer, Alfred Stocker, konnte man einig werden, worauf langwierige Verhandlungen mit der Stadt und vor allem mit dem Kanton folgten. Grosse Schwierigkeiten ergaben sich vor allem dadurch, dass das zur Diskussion stehende Land im «übrigen Gemeindegebiet» lag. In der Zwischenzeit wurde der Kreis der Interessenten und Mitarbeiter erweitert, wobei man gezielt auf verschiedene Arbeitsbereiche Rücksicht nahm. Gegen Ende des Jahres 1977 konnten endlich verbindliche Besprechungen mit der Stadt Wädenswil und dem Kanton geführt werden. Bekanntlich forderte der Kanton unter allen Umständen die Erstellung einer Erschliessungsstrasse, was selbst im Wädenswiler Gemeindeparlament aufhorchen liess. Im März 1978 erhielten wir endlich grünes Licht, und am 19. April 1978 erfolgte die offizielle Gründung des neuen Tennis-Clubs Neubüel.
Ohne Werbekampagne bestand zu diesem Zeitpunkt bereits eine Interessentenliste mit rund 180 Namen. In den ersten Vorstand wurden gewählt: Paul Kleb als Präsident, René Thévenaz als Vizepräsident, Christian Hosner als Kassier, Eduard Ramseier als Aktuar, Harry Hotz als Architekt und technischer Leiter sowie Peter Flückiger und Stadtingenieur Karl Bachmann als Beisitzer. Sofort wurden alle Vorbereitungsarbeiten in Angriff genommen. Ende September traf die ersehnte Baubewilligung ein. Nun begann auf dem Inseratenweg die Mitgliederwerbung; es meldeten sich sofort über 500 Interessenten.
Nachdem auch die Finanzierung geregelt werden konnte, stand dem Spatenstich am 11. Januar 1979 nicht mehr im Wege. Am 14. Mai 1980 war der erste Platz spielbereit, und am 30. Juni konnte das Clubhaus in Betrieb genommen werden. Mitte August waren dann sämtliche 7 Plätze benutzbar; am 3. Oktober wurden auf den Plätzen eins, zwei und drei mit einem Helikopter die Beleuchtungskandelaber gesetzt.
Nachdem im März und April 1980 im Frondienst ein eigener Fitnessparcour rund um die Anlage und durchs angrenzende Wäldchen angelegt worden war, konnte dann die Anlage am 26. April 1980 offiziell eingeweiht werden. Neben den sieben Tennisplätzen, die sich in einen Meisterschaftsplatz und drei Doppelplätze rund um das Clubhaus gliedern, wurden auf dem erweiterten Parkplatz des Restaurants Neubüel 40 Abstellplätze geschaffen.
Der gemütliche Aufenthaltsraum mit Cheminée im Clubhaus des Tennisclubs Neubüel.

Im an erhöhter Lage inmitten der Tennisplätze liegenden Clubhaus sind Garderoben für 70 Damen und 110 Herren untergebracht. Der mit Cheminée und kleinem Office ausgestaltete Aufenthaltsraum bietet 50 Personen bequem Platz. Zudem stehen ein Zimmer für den Platzwart und als Turnierbüro sowie ein grosser Materialraum zur Verfügung. Durch die natürliche Terrassierung geniesst man vom gedeckten Sitzplatz wie von der Liegewiese aus einen ausgezeichneten Überblick über sämtliche sieben Tennisplätze und den mit Sandhaufen und Spielgeräten ausgestatteten Kinderspielplatz in der Nähe des Clubhauses.
Die Lage des Grundstücks darf für eine Sportanlage als ideal bezeichnet werden: Gute Besonnung, Schutz vor Westwind durch das westlich angrenzende Wäldchen, verkehrsmässig vorzügliche Erschliessung durch die unmittelbare Nähe des Autobahnanschlusses Neubüel, ohne dass Lärmimmissionen auf die zurückversetzten Plätze zu befürchten sind, können als wesentliche Vorteile angeführt werden. Am erfreulichsten ist sicher zu werten, dass aus absoluter Privatinitiative heraus, ohne jeden öffentlichen Beitrag, ein solches Werk verwirklicht werden konnte, das unzähligen Tennis-Fans dazu verhilft, einem gesunden Sport frönen zu können. Ich möchte es nicht versäumen, allen, die zum guten Gelingen beigetragen haben, recht herzlich zu danken: so den Behörden, die uns immer tatkräftig unterstützt haben; vor allem aber sämtlichen Vorstandmitgliedern, ohne deren selbstlosen Einsatz diese Neugründung nie zustande gekommen wäre.




Harry Hotz