150 Jahre Männerturnverein Wädenswil

Quelle: Jahrbuch der Stadt Wädenswil 2011 von Peter Ziegler

Zweiter Teil: 1916 BIS 2011

Im Jahrbuch 2010 wurde die Geschichte des 1862 gegründeten Männerturnvereins Wädenswil (MTVW) bis zu dessen Auflösung im Jahre 1915 beschrieben. 1916 bildete sich unter gleichem Namen ein neuer Männerturnverein. Dessen Entwicklung bis zur Gegenwart soll nachstehend gewürdigt werden.

NEUANFANG

Seit 1883 gab es in Wädenswil eine Altersriege des Turnvereins. Am 20. Januar 1916 trafen sich deren Mitglieder im Restaurant Central, um über Statuten für einen neu zu bildenden Männerturnverein Wädenswil zu beraten. An der Generalversammlung vom 16. Februar in der «Eintracht» wurden diese genehmigt. Gleichzeitig wählte man den neuen Vorstand mit Präsident Karl Wellinger, Vizepräsident Emil Hürlimann-Weber, Aktuar Hans Stocker-Sperb, Kassier Walter Sperb und Turnleiter Johannes Schläpfer. Nachdem man sich während des Sommers gehörig ausgeruht hatte, begannen am 4. Oktober 1916 wieder die regelmässigen Turnstunden, jeweils am Mittwochabend um acht Uhr.

KRIEGSZEIT

Es war die Zeit des Ersten Weltkriegs, die zu verschiedenen Einschränkungen zwang. So dauerte der Herbstbummel 1916 lediglich einen halben Tag. Weil der Präsident Militärdienst zu leisten hatte, fanden auch im folgenden Jahr nur wenige Versammlungen statt. Wichtiges Traktandum war die projektierte Turnfahrt. Mit Rücksicht auf die weniger marschtüchtigen Mitglieder führte sie auf die Lägern. Im Kriegsjahr 1918 traf man sich nicht mehr zu Verhandlungen. Protokolle aus diesem Jahr fehlen völlig.

IN DEN 1920ER JAHREN

1919 löste Walter Sperb Karl Wellinger im Präsidium ab. Auf Antrag von August Huber hielt der Verein den Turnbetrieb auch im Sommer aufrecht. Dies mit der Begründung, dass schon während des zweiten Winters wegen der ungeheizten Turnhalle nicht mehr regelmässig geturnt werden konnte.
Durch Neueintritte stieg die Zahl der Vereinsmitglieder bis Mai 1921 auf 45 Turner an. Gemäss Feststellung des Präsidenten wurde der Turnbetrieb im Sommer und Winter rege besucht. Dies war schon 1922 nicht mehr der Fall, weshalb der Oberturner Johannes Schläpfer mahnende Worte an die Säumigen richtete.
Nebst den Turnstunden, über die aus den Protokollen wenig zu erfahren ist, spielten Ausflüge und Turnfahrten eine wichtige Rolle. 1922 führte die Herbstreise von Mollis über den Kerenzerberg nach Weesen, 1923 auf den Pfannenstiel, mit Sauser-Degustation in Meilen, 1924 von Schindellegi über den Rossberg nach Hütten, 1927 ins Sihltal und 1929 von Biberbrugg über den Raten nach Unterägeri.
Ab 1924 blieb der Turnbetrieb während des Sommers eingestellt; er wurde erst im September wieder aufgenommen. Dafür traf man sich im Juni, Juli und August 1929 an jedem ersten und dritten Mittwoch zu einem Abendspaziergang.

EIN BLICK INS KASSABUCH

1916 übernahm der Kassier des neu gegründeten Männerturnvereins das 1894 begonnene Kassabuch der Altersriege und schloss es im Mai 1927 ab. Verbucht wurden darin die Mitgliederbeiträge für 33 Turner im Vereinsjahr 1916/17 und für bereits 52 Turner im Jahr 1926/27. Aufgeführt sind ferner Ausgaben an den Leiter des Turnbetriebs sowie an den Abwart der Turnhalle, Beiträge an den Kantonalturnverein, an Turnfahrten und Auslagen für Büromaterial.

IN DEN 1930ER JAHREN

Im Vorstand kam es in den 1930er Jahren zu einigen Wechseln. Heinrich Gübeli, der 1927 Walter Sperb im Präsidium abgelöst hatte, übergab dieses Amt 1934 an Burkard Stoop. Im gleichen Jahr übernahm Sekundarlehrer Dr. Fritz Schwarzenbach die Leitung der Turnstunden.
Höhepunkte im Vereinsleben bildeten wiederum die Ausflüge: 1930 auf den Wildspitz, 1931 auf den Bachtel, 1932 auf die Drei Schwestern, 1933 auf den Rossberg und den Gottschalkenberg, 1934 auf den Raten, 1935 auf den Käserrugg. Da für 1936 keine Protokolle vorhanden sind, ist das diesjährige Reiseziel nicht bekannt. 1937 führte eine Tour auf den Grossen Mythen und eine andere auf den Etzel. Die Etzeltour am ersten Februar-Sonntag wurde zum jährlich wiederkehrenden Ereignis. Der Jahresbericht 1944 bezeichnet sie bereits als Tradition.

Etzeltour 1939.

Über den im Mai und bisweilen erst im September beginnenden Turnbetrieb ist aus den Protokollen wenig zu erfahren. 1932 beschloss die Versammlung, ins Turnprogramm vermehrt Freiübungen aufzunehmen. Geklagt wurde immer wieder über mässigen Besuch der Turnstunden. Bis 1939 stieg die Zahl der Vereinsmitglieder auf 72 an.

IN DEN 1940ER JAHREN

Im September 1939 brach der Zweite Weltkrieg aus. Er hatte bald auch Auswirkungen auf den Turnbetrieb. Da die Turnhalle wegen der Kohleknappheit nicht mehr geheizt wurde, wandte man sich in den Turnstunden vor allem Spielen zu, «welche die Kameraden in Schweiss bringen konnten». Bei günstiger Witterung begaben sich die Turner auf Spaziergänge, bei schlechtem Wetter frönten sie dem Kegelschub.
1941 konnte man sich erstmals um das Sportabzeichen bewerben. 25 Männerturner meldeten sich zu dieser Prüfung, die nach wenigen Jahren an Interesse verlor und wieder verschwand. 1942 zog der Turnleiter Dr. Fritz Schwarzenbach von Wädenswil weg. Gustav Knabenhans wurde sein Nachfolger. Im gleichen Jahr schaffte der Verein einen Diskus, einen Speer und zwei Netze für Korbball an. War die Turnhalle militärisch belegt, übte man fortan auf der Schönegg den Diskus- und Speerwurf. Zur Erweiterung des Turnprogramms stand seit 1948 ein Medizinball zur Verfügung.

Familienausflüge
Die Generalversammlung 1944 wählte Jakob Theiler zum Präsidenten des Männerturnvereins. Einen Beschluss der Generalversammlung 1943 befolgend, fand im September 1944 zum ersten Mal ein Familienausflug statt. 31 Personen, «Chind und Chegel», wanderten auf den Rossberg und von da über Hütten nach Samstagern. Dass Frauen und Kinder mit ihren turnenden Ehemännern und Vätern gemeinsam unterwegs sein konnten, hatte mächtigen Anklang gefunden. In den nächsten Jahren wiederholte man deshalb diese Veranstaltung mit folgenden Zielen: 1945 Näfelser Obersee, 1946 Hochstuckli, 1947 Stöcklikreuz. Schlechtes Wetter verhinderte 1948 die geplante Tour auf den Bachtel. 1949 führte der Familienbummel zur Steinbachhütte und 1950 auf die Yberger Egg.

Familienausflug auf die Yberger Egg, 1950.

Neue Statuten
Die Generalversammlung 1945 stimmte den 27 Artikeln der überarbeiteten Statuten zu. Neu begann das Vereinsjahr am 1. Januar (Art. 3). Eintrittsberechtigt war «jeder unbescholtene Bürger», der das 26. Altersjahr zurückgelegt hatte (Art. 5). Weiter heisst es: Der Vorstand wird von der Generalversammlung auf die Dauer eines Jahres gewählt (Art. 10). Zur Bestreitung laufender oder dringender Ausgaben hat er jährlich einen Kredit von 50 Franken zur Verfügung (Art. 12). Die turnenden Mitglieder sind ersucht, die im Jahresprogramm vorgesehenen Turnstunden und sonstige Anlässe regelmässig zu besuchen (Art. 24).

Männerturnen
1948 feierte der Turnverein Wädenswil das 100-Jahr-Jubiläum. Aus diesem Anlass erhielten die Turner eine neue Fahne, welche der Männerturnverein als Götti übergab. Zudem erschien eine Festschrift, die über das Männerturnen das Folgende berichtet: «Eine Männerturnstunde besteht in der Hauptsache aus Marsch-, Lauf- und Freiübungen, einigen leichteren Geräteübungen, Stoss- und Wurfübungen, und auch das frohe Spiel fehlt nicht: Kurzum ein Gesundheitsturnen für alle bis ins hohe Alter. Aber auch der Pflege der Kameradschaft wird besonders grosse Aufmerksamkeit geschenkt, wozu frohe Fahrten und Ausflüge mit den Familienangehörigen wesentlich beitragen.»

NEUERUNGEN IN DEN 1950ER JAHREN

Der Jahresbericht 1949 erwähnt erstmals zwei Faustballgruppen, welche am Kantonalen Männerturner-Spieltag im Sihlhölzli Zürich teilnahmen. In den 1950er Jahren spielte Faustball im Männerturnverein Wädenswil eine grosse Rolle. So trug man 1950 auf der Spielwiese Eidmatt einen Freundschaftsmatch mit den Männerturnern von Richterswil aus. 1951 mass man sich, wieder in Wädenswil, mit Mannschaften aus Zug und Richterswil. 1956 nahm die Faustballgruppe am Kantonalen Männerspieltag in Volketswil teil. 1957 errangen die Wädenswiler Faustballer in Rüti den ersten Rang. Im selben Jahr trafen sie sich zu einem Freundschaftsspiel mit den Faustballern in Horgen.
Am 13. Oktober 1951 fand erstmals ein Familienabend statt. Die Zusammenkunft wurde in den folgenden Jahren wiederholt, 1953 beispielsweise als Filmabend mit den Frauen in der «Eintracht». Einen Höhepunkt im Vereinsjahr 1955 bedeutete der Besuch des 64. Eidgenössischen Turnfestes in Zürich. War es doch der erste Anlass dieser Art in der Geschichte des Männerturnvereins. Zwei Neuerungen fielen ins Jahr 1956: ein Orientierungslauf mit Aufgaben sowie ein Schlussturnen Mitte November mit Auszeichnungen für guten Turnstundenbesuch. 1957 führte der Männerturnverein die Waldweihnacht mit Familienangehörigen ein. Bei der  Forsthütte im Reidholz hielt Pfarrer Hans Suter für die 48 Anwesenden eine besinnliche Ansprache. Dann folgte das Cervelatbraten am Lagerfeuer. Den Abschluss feierte man «bei Gesang und Witze erzählen» in der Eichmüli. Am Eidgenössischen Turnfest in Basel vom 11./12. Juli 1959 stellte Wädenswil mit 30 Männerturnern eine der zweitgrössten Riegen auf dem Platz.

Eidgenössisches Turnfest in Zürich, 1955.

Eidgenössisches Turnfest in Basel, 1959.

An der Generalversammlung 1959 verlas Albert Bosshard, Präsident seit 1953, seinen letzten Jahresbericht. Unter anderem erwähnte er drei Kegelabende mit den Frauen, eine Zusammenkunft mit dem Turnverein Wald sowie Freundschaftstreffen mit dem Männerturnverein Solothurn und der Männerriege Horgen. Der Verein zählte nun 124 Mitglieder, nämlich 52 Aktive und 72 Passive.

DIE 1960ER JAHRE

Drei Präsidenten leiteten den Männerturnverein in den 1960er Jahren: Emil Baumann 1960/61, Fredy Meyer von 1962 bis 1965 und Fritz Aebi von 1966 bis 1970. Als Oberturner wirkten nacheinander Alfred Hablützel, This Tischhauser und Viktor Thalmann.
Auch in den 1960er Jahren bildete die traditionelle Etzelfahrt am ersten Sonntag im Februar den Auftakt des Vereinsjahrs. Ob bei strahlendem warmem Frühlingswetter oder bei Wind und Schneetreiben – immer machte sich eine wackere Turnergruppe auf, um den Etzelkulm zu ersteigen, manche bereits ab Wädenswil, andere ab Schindellegi. Als Mittagessen war die Bernerplatte besonders beliebt, und zur Tradition zählte auch der abschliessende Wirtshausbesuch in Einsiedeln.
Nebst dem Turnen kam 1961 auch das Gesellige nicht zu kurz. Am Familienabend in der «Krone» zeigte Hans Walder Lichtbilder von seiner Reise nach Ägypten und Sudan, 62 Personen besuchten das Kriminalmuseum in Zürich und 36 Männerturner mit zehn Autos nahmen an der Orientierungsfahrt teil, bei der es galt, anhand von Fotos ein Ziel anzufahren.

Jubiläum 100 Jahre Männerturnverein
1961 – ein Jahr zu früh! – feierte der Männerturnverein Wädenswil, der nun 70 Aktive und 65 Gönner zählte, das Jubiläum des hundertjährigen Bestehens. Eine Jubiläums-Orientierungsfahrt mit 15 Autos führte zum Endziel Bäretswil. Unterwegs  mussten Aufgaben zu Staatskunde, Geografie, Zoologie und Mathematik gelöst werden. Dr. Kurt Ritzmann führte im Jubiläumsjahr erstmals eine sportärztliche Untersuchung durch. Auf dem Stoos trat man gegen die Männerriege Horgen an, und am Jubiläums-Faustballturnier auf der Spielwiese Eidmatt Wädenswil massen sich die Wädenswiler mit den Männerriegen Horgen, Richterswil, Solothurn und Wald. Am Kantonalturnfest auf dem Letzigrund in Zürich stellte der Männerturnverein Wädenswil die zweitgrösste Sektion.

An der Jubiläumsfeier im «Engel» vom Samstag, 30. September 1961, gab Jakob Theiler-Treichler, Vereinspräsident von 1944 bis 1952, Einblick in die Vereinsgeschichte. Dem Nachtessen mit Tafelmusik folgten ein Unterhaltungsprogramm mit turnerischen Produktionen, eine Revue mit fröhlichen Begebenheiten aus der hundertjährigen Vereinsgeschichte, Gesellschaftsspiele und Tanz. Delegationen befreundeter Vereine überbrachten Geschenke und vermehrten die Spielgeräte um zwei Medizinbälle, zwei Faustbälle, einen Volleyball, zwölf Springseile und ein Hundertmeterband mit Haspel. Der Turnverein Zürcher Oberland überbrachte eine Wappenscheibe und die Männerriege Samstagern einen Zinnteller.

1962
Die traditionelle Orientierungsfahrt wird mit einem Car statt mit Privatautos durchgeführt. Sie beginnt bei der Fischzuchtanlage Männedorf und endet via Bubikon in Rapperswil. Ziel des Familienausflugs ist der Stoos, Ziel der Herbstwanderung das Albishorn. Erstmals wird im Jahresbericht ein Abendturnen im Wald auf der Schlieregg erwähnt. Und auch zum ersten Mal besucht ein Samichlaus der neu gegründeten Chlauszunft Wädenswil die Männerturner. Diese haben auch ein «Gesangs-Chörli» gebildet, das Primarlehrer und Musiker Walter Baer dirigiert.

1963
Zum Erlebnis wird am 30. Januar in klarer Nacht und bei bissiger Kälte der Bummel über den gefrorenen Zürichsee. An der Etzelfahrt verabschieden sich 38 Mann von der langjährigen Etzelwirtin Katharina Schönbächler. Auf der Orientierungsfahrt wird die Klosterkirche Kappel besucht. 39 Männerturner aus Wädenswil nehmen am Eidgenössischen Turnfest in Luzern teil. Am Familienausflug ist die Männerriege Solothurn zu Gast, mit der man sich zu einer Mittagsrundfahrt in den Obersee begibt.

1964
Am 4. März findet die Turnstunde zum ersten Mal in der neuen Eidmatt-Turnhalle statt. Das Männerturner-Chörli unter Lehrer Baer übt an 18 Abenden. Es hat hohes Können erreicht und bringt verdienten Vereinsmitgliedern ein Geburtstagsständchen. Im Wald des Klosters Wurmsbach sind anlässlich der Orientierungsfahrt vor allem sportliche Aufgaben zu lösen. Das Vereinslokal wird vom «Schwanen» in die «Schmiedstube» verlegt. Am Familienabend im «Du Lac», an dem nahezu hundert Personen teilnehmen, wird ein Früchtekorb versteigert. Der Turnabend in der Schlieregg endet mit dem Braten von Cervelats.

1965
Das Männerturner-Chörli löst sich auf. Die Proben in 14-tägiger Folge sind zu belastend geworden. Man will eigentlich turnen und kann nicht Diener zweier Herren sein. Am Kantonalturnfest in Wülflingen nehmen 25 Aktive an den Gesamtübungen teil.

Die Faustballmannschaft Wädenswil in Winterthur, 1964.

1966
Der Männerturnverein zählt nun 67 Aktive und 69 Passive. Für die 53 turnenden Mitglieder werden dieses Jahr 42 Turnstunden angeboten. Die Herbstwanderung mit Familienangehörigen führt von Meilen auf die Pfannenstiel-Hochwacht, mit Abstieg nach Stäfa. Der Familienabend soll künftig alle zwei Jahre durchgeführt werden.

1967
Die Generalversammlung vom 28. Januar stimmt den erneuerten Statuten zu. Diese halten in Art. 10 fest, der Vorstand bestehe aus sieben Mitgliedern: Präsident, Aktuar, Kassier, Materialverwalter, Spielleiter, Oberturner und Vizeoberturner. Besonders beliebt sind das Volleyball- und das Faustballspiel. Nach dem Besuch der Storchenkolonie Altreu übernimmt der Verein die Patenschaft eines Jungstorchs und tauft ihn Wadin. Am 67. Eidgenössischen Turnfest in Bern nehmen aus Wädenswil 22 Männerturner teil.

1968
An der Orientierungsfahrt mit Privatautos beteiligen sich nur noch wenige Mitglieder. In Wädenswil findet der Kantonale Schwingertag statt. Der Männerturnverein hilft bei der Organisation mit. Die Familien-Herbstwanderung führt aufs Hochstuckli. Am Familienabend im Du Lac ist der Samichlaus zu Besuch.

1969
Mit 90 Aktiven und 65 Passiven erreicht der Verein einen Höchstbestand an Mitgliedern. Da viele Routiniers nicht mehr mitspielen können, steht es um die Faustballer «schiter bis bewölkt». Die einzige Mannschaft taucht von der B-Gruppe in die C-Gruppe ab. Bei hohem Schnee und Kälte nehmen 22 Läufer in sieben Gruppen am Orientierungslauf im Raum Bäretswil teil. Am Schwyzer Kantonalturnfest in Einsiedeln erreichen die beiden Wädenswiler Faustballmannschaften den 7. und den 18. Rang.

DIE 1970ER JAHRE

1972/73 leitet Albert Vontobel den Männerturnverein, ab 1974 Richard Schmidt. Kurt Rebmann amtet seit 1974 als Oberturner. Für 1973 wird in den Akten festgehalten, zur Eröffnung der Generalversammlung werde das Turnerlied «Was ziehet so munter das Tal entlang?» gesungen. Im selben Jahr wird beschlossen, die Waldweihnacht im Reidholz alle zwei Jahre im Wechsel mit dem Familienabend durchzuführen. Um die Vereinskasse aufzubessern, organisiert der Männerturnverein seit 1974 jedes Jahr ein Fasnachtsfest im Hallenbad Untermosen. 1975 stehen 37 Turnstunden auf dem Jahresprogramm. Der Höchstbesuch liegt bei 47 Turnern, der minimale bei 21 Turnenden. 1978 führt der Vorstand für die 110 aktiven Turner eine Ehrung für guten Turnbesuch ein. Vergeben werden Auszeichnungen in Gold, Silber und Bronze.
Zum ersten Mal führt der Männerturnverein 1977 ein Fitness-Weekend im Sportzentrum Filzbach durch. 34 Aktive messen sich in neun Disziplinen: Weitsprung aus dem Stand, Korbballeinwurf, Kipping, Kegeln, Medizinballstossen, Sprungseilhüpfen, Zielwurf, Sackgumpen und Stafette. Etzeltour, Orientierungslauf, Abendwanderungen, Herbstwanderung und Familienabend bilden auch im Jahr 1979 Höhepunkte im Vereinsleben. Die Damenriege des Turnvereins Wädenswil feiert das 50-Jahr-Jubiläum. Aus diesem Anlass überreicht der Männerturnverein den Turnerinnen als Götti die neue Fahne.

DIE 1980ER JAHRE

In den 1980er Jahren präsidiert Richard Schmidt den Männerturnverein. Kurt Rebmann, seit 1987 Herbert Habersatter leiten den Turnbetrieb.
Das Verbandsturnfest in Wädenswil, das der Männerturnverein im Jahr 1982 mitorganisiert, wird zum Erfolg. Im Gruppenwettkampf der Männerturner erkämpft sich die einheimische Mannschaft mit 291 Punkten den ersten Rang. Auch am Eidgenössischen Turnfest 1984 in Winterthur und am Verbandsturnfest des Turnverbands Zürcher Oberland 1985 in Männedorf stellt der Männerturnverein Wädenswil erfolgreiche Wettkampfgruppen.

125 Jahre Männerturnverein
Die Feier zum 125-jährigen Bestehen des Männerturnvereins bildet 1986 – abermals ein Jahr zu früh! – den Höhepunkt der Aktivitäten in den 1980er Jahren. Präsident Richard Schmidt verfasst eine Jubiläumsbroschüre mit historischen Beiträgen.  Die Jubiläumsfeier findet am 31. Mai 1986 im Hotel Engel statt. Auf den Apéro auf der «Engel»-Terrasse folgen Festbankett, Unterhaltungsprogramm und Tanz. Anfang Oktober führt eine zweitägige Car-Reise ins Elsass, mit Halt in Colmar und Weinproben in Riquewihr und Rammersweier.

Präsident Richi Schmidt begrüsst am Familienabend 1980 im Du Lac.

Gründung der Seniorenriege
An der Generalversammlung 1986 übergibt Kurt Rebmann das Amt des Oberturners an Herbert Habersatter. Die Beiden ergreifen die Initiative für das Einführen des Seniorenturnens. Da der Altersunterschied vom jüngsten zum ältesten Turner sehr gross ist, drängt sich eine Aufteilung in zwei Alters- bzw. Leistungsgruppen auf. Der Neuerung ist grosser Erfolg beschieden. Die Teilnehmerzahlen der älteren Kameraden übertreffen alle Erwartungen. Das altersgerechte Turnen in der unteren Eidmatt-Turnhalle hat sich bis heute bewährt. Ein abwechslungsreiches Turnprogramm sorgt dafür, dass die Senioren des Männerturnvereins Wädenswil fit bleiben.

Vom Turnbetrieb
Jahresberichte und Protokolle geben wenig Einblick in den Turnbetrieb. Ein Artikel im Veranstaltungskalender des Verkehrsvereins Wädenswil vom November 1987 liefert die vermissten Informationen:
«Jeden Mittwochabend kommt in den neuen Eidmatt-Turnhallen eine stattliche Schar sportlicher Männer zusammen: der Wädenswiler Männerturnverein. Der älteste unter uns zählt 77 Lenze. Er gehört somit zu den Senioren, welche jeweils schon um 19.30 Uhr zu turnen beginnen. Die jüngsten Senioren befinden sich im Alter von etwa Anfang 50. Ab 20.15 Uhr laufen wir Jungen uns ein; bei uns liegt die untere Altersgrenze bei zirka 30 Jahren, die obere im Pensionsalter. Nach dem Einlaufen, welches schon recht schweisstreibend ist, folgen ein abwechslungsreiches, ausgewogenes Fitnessprogramm und Spiele. Zu unserem Verein gehört auch eine Faustballgruppe, die wettkampfmässig aktiv ist. Im Männerturnverein machen ehemalige Turner wie auch Mitglieder, die erst später – eben als Männerturner – angefangen haben, mit. Jeder turnt nach seinen Möglichkeiten und findet so einen Ausgleich zum Beruf und hält ausserdem seinen Körper fit, jung und gesund. Nach dem Duschen findet dann der gemütliche Teil des Abends statt: Man trifft sich zu einem oder mehreren Schlummerbechern in einer Wädenswiler Beiz.»
 
1987
An der Generalversammlung vom 28. Januar im Neubüel tritt Richard Schmidt als Präsident zurück. Nachfolger im Präsidium wird Franz Steffen. Der Versammlung wird ein blaugrauer Trainingsanzug mit Aufschrift MTV vorgestellt. Für dessen Anschaffung vergütet die Vereinskasse jedem Mitglied, das 50 Prozent der Turnstunden besucht hat, 50 Franken. Am Wädi-Fäscht übernimmt der Männerturnverein zusammen mit der Frauenriege für eine Nacht die Führung einer Festwirtschaft. Im historischen Festumzug stellen die Männerturner das Sujet «Ortswehr 1940» dar.

Im neuen Trainer, 1987.

1988
Der Verein zählt zum Jahresbeginn 112 Aktive und 47 Gönner. Am Chilbisonntag begeben sich die Radsportfreunde unter den Turnern auf einen Veloplausch rund um den Zürichsee. Der Vorstand diskutiert Alternativen zur Hallenbadfasnacht. Einkünfte könnten auch durch einen Christbaumverkauf, eine Altpapiersammlung oder an einem Fest erzielt werden. Familienabend, Chlausabend und Schlusshock im FCW-Lokal Beichlen beenden das Vereinsjahr.

1989
Das Jahresprogramm wird künftig im Veranstaltungskalender publiziert. Zum ersten Mal wird eine Jahresmeisterschaft organisiert, welche die Turnstunden noch attraktiver macht. Zu absolvieren sind elf Disziplinen, von denen neun gewertet werden. Es sind dies: 1. Hindernislauf, 2. Ballprellen, 3. Kniebeugen mit Hanteln, 4. Kegel umstossen mit Fussball, 5. Geländelauf, 6. Medizinball stossen, 7. Hockey-Zielschiessen, 8. Stützsprung am Barren, 9. Volleyball Zielanschlag, 10. Kegeln, 11. Schwimmen. Der Sieger erhält eine Zinnkanne als Wanderpreis. Als Motto gilt: «Mitmachen kommt vor dem Rang» und «Älter werden ist kein Unglück». Am 9. Dezember findet erstmals ein Christbaumverkauf zugunsten der Vereinskasse statt. Das Vereinsmitglied Karl Leu, Wirt im Café Homberger, stellt hierfür seinen Garten an der Gerbestrasse zur Verfügung. Hier werden 200 Christbäume verkauft, was einen Reingewinn von 2993 Franken abwirft.

DIE 1990ER JAHRE

Auch die 1990er Jahre bringen viel Abwechslung ausserhalb der regulären Turnstunden. Peter Benninger ersetzt 1993 den Präsidenten Franz Steffen, und Walter Wyss löst 1994 Herbert Habersatter als Oberturner ab.

Turnfeste
In den 199er Jahren nimmt der Männerturnverein Wädenswil an folgenden Turnfesten und Männerspieltagen teil:
1990 Verbandsturnfest TVZO in Hinwil
1991 Eidgenössisches Turnfest in Luzern, Kantonaler Männerspieltag in Witikon
1992 Kantonaler Männerspieltag in Schwamendingen
1993 Zürcher Kantonalturnfest in Pfungen. Herbert Habersatter wird Turnfestsieger
1994 Verbandsturnfest auf der Forch
1995 Kantonaler Männerspieltag in Horgen
1996 Eidgenössisches Turnfest in Bern
1997 Kantonaler Männerspieltag in Winterthur, Verbandsturnfest TVZO in Adlswil
1998 Kantonaler Männerspieltag in Hinwil
1999 Kantonaler Männerspieltag in Zürich-Affoltern; Schwyzer Kantonalturnfest in Einsiedeln, wo der Männerturnverein Wädenswil im Gruppenwettkampf der Männer den ersten Rang erzielt.

Skitag
Mit dem Skitag in Airolo zu Anfang Februar 1990 weitet der Männerturnverein seine sportlichen Aktivitäten weiter aus. Auch 1995 und 1996 steht das Skifahren auf dem Programm, die Beteiligung ist allerdings mager. Wegen mangelndem Interesse wird der Skitag 1997 und 1998 abgesagt und seit 1999 nicht mehr ins Jahresprogramm aufgenommen.

Etzeltour
Die Etzeltour mit Mittagessen – Bernerplatte oder Kalbsrahmschnitzel – im Gasthaus St. Meinrad auf dem Etzelpass erfreut sich grosser Beliebtheit. 1995 nehmen 53 Männerturner teil. Davon legen 29 die ganze Strecke Wädenswil – St. Meinrad – Einsiedeln zu Fuss zurück.

Volleyball statt Faustball
An der Generalversammlung 1993 teilt Spielleiter Sepp Hürlimann mit, dass die Faustballmannschaft zu existieren aufgehört hat. Das Interesse der Männerturner hat sich dem moderneren Volleyballspiel zugewendet. Und dieser Entwicklung hat sich der Verein anpassen müssen.

Velotouren
Ein sportlicher Anlass ist alljährlich auch die Radwanderfahrt auf der 67 Kilometer messenden Strecke rund um den Zürichsee. 1995 begibt man sich zusätzlich auf eine zweitägige Tour. Mit dem Car wird Romanshorn erreicht. Dann geht es am ersten Tag per Rad nach Frauenfeld (55 km) und am zweiten Tag von der Kartause Ittingen zurück nach Wädenswil (85 km).

Veloplausch der Radfahrer.

Turnen im Walde
Beliebt ist nach wie vor das 1962 eingeführte Turnen im Walde vor Beginn der Sommerferien. Verbunden ist es mit gemütlichem Beisammensein beim Wurstbraten. Nach dem Turnen trifft man sich anfänglich bei der Reithalle Geren, seit 1993 oft in der Scheune von Godi Pfister im Sunft (1993), aber auch im Schützenhaus Beichlen (1995) und auf dem Gulmenhof (1997).

Besichtigungen
Auf dem Programm stehen in diesem Jahrzehnt verschiedene Besichtigungen. 1990 besucht man das Bergwerk Käpfnach in Horgen, 1991 die Engros-Markthallen für Früchte und Gemüse in Zürich, 1993 ein Weinseminar in der Ingenieurschule Wädenswil, 1994 die neue Sihlpost, 1995 die Kehrichtverbrennungsanlage Horgen, 1996 die Wasserversorgung Wädenswil, 1997 die ARA Wädenswil, 1998 die SOB-Werkstätten in Samstagern und 1999 die Eidgenössische Forschungsanstalt in Wädenswil.

Besuch im Bergwerk Käpfnach, 1990.

Bergwanderungen
Festen Bestandteil der Jahresprogramme bilden die zweitägigen Bergwanderungen ohne Familienangehörige. Mit Rücksicht auf die Witterung können sie nicht jedes Jahr durchgeführt werden. Erreichte Ziele sind 1991 das Bergell, 1992 der Ortstock, 1994 die Spitzmeilenhütte, 1996 der Kistenpass, 1997 das Wisshorn und 1998 Partnun.

Carreisen
Nach der Carreise ins Elsass im Jubiläumsjahr 1986 wünschten die Turner immer wieder einen Ausflug mit dem Car. In unregelmässigen Abständen wurden die folgenden zweitägigen Reisen organisiert:
1990 Herbstreise – Österreich auf unbekannten Wegen
1993 Reise in den Jura
1999 Reise nach Ulm
2003 Reise ins Waadtland
2006 Reise in den Schwarzwald: Friedrichshafen – Ravensburg – Sigmaringen
2009 Reise ins Südtirol

Herbstwanderungen
Die jährlichen Herbstwanderungen mit Familienangehörigen führen 1991 auf die Rigi, 1992 nach Amden, 1993 ins Engelbergertal, 1994 vom Zugerberg um Rossberg und Wildspitz herum nach Sattel, 1995 von Walenstadt nach Quinten, 1996 in die Taminaschlucht, 1997 von Uznach über den Buchberg nach Lachen, 1998 von Schwanden auf dem Suworow-Weg nach Elm und 1999 von Bremgarten entlang der Reuss nach Mellingen.

Christbaumverkauf
Der zum dritten Mal durchgeführte Christbaumverkauf bringt 1991 einen Rekorderlös von 4955 Franken ein. Der Verkauf wird daher während des ganzen Jahrzehnts beibehalten. 1994 können 245 Bäume verkauft werden. Im Angebot sind Nordmanntannen, Blautannen und Rottannen. Wegen schlechtem Umsatz soll künftig auf die Verkäufe am Freitag- und Montagabend verzichtet werden. Der Christbaumverkauf ist aufwändig: 17 Senioren und 14 Aktive leisten im Jahr 1995 dafür einen Einsatz von insgesamt 264 Stunden.

Christbaumverkauf an der Gerbestrasse, 1990.

Gruppenbild in der Halle, 1991.

DIE ZEIT AB 2000

An der Generalversammlung 2001 tritt Präsident Peter Benninger zurück und übergibt das Amt an Charles Seeholzer. Dieser leitet den Männerturnverein bis 2008, dann wird er von Walter Wyss abgelöst. Als Nachfolger von Walter Wyss übernimmt Peter Bernarda an der Generalversammlung 2000 die Aufgabe des Oberturners und Karl Sigg ist Seniorenleiter.
Am 1. Januar 2000 zählt der Verein 126 Aktive und 23 Gönner. Jeden Mittwoch turnen im Schnitt 20 Aktive und 22 Senioren in den beiden Eidmatt-Turnhallen.
Gegenüber den 1990er Jahren erfährt das Jahresprogramm kaum Änderungen. Besichtigungen, Wanderungen, Velotouren, Turnfestbesuche und das Fitness-Wochenende in Filzbach sind beliebt und werden beibehalten. Das gilt auch für das Turnen im Walde – nun auf dem Bauernhof im Oedischwänd –, die Vereinsmeisterschaft, die Kegelmeisterschaft, den Plausch-OL, die Familienabende, den Chlausabend und den Schlusshöck. Erwähnt werden daher nur noch Neuerungen und Veränderungen.
Im Jahr 2000 beschliesst der Vorstand, an die Sieger der internen Vereinsmeisterschaft sollen statt der bisherigen Zinnbecher künftig Frotteetücher mit Signet abgegeben werden. In der Halle Untermosen findet Ende September 2002 erstmals ein gemeinsames Turnen mit der Frauenriege des Turnvereins Wädenswil statt. Nebst dem Volleyballspiel und dem Kegeln bestreiten die Turner 2003 in der Halle des Bocciaclubs Wädenswil eine erste Meisterschaft im Boccia-Spielen. Bei der Einweihung der Sporthalle Glärnisch führt der Männerturnverein die Festwirtschaft, und am Fasnachtssonntag helfen Männerturner bei der Verpflegung der Umzugsteilnehmer mit. Ab Herbst 2006 werden die neuen T-Shirts und Pullover verkauft. Im selben Jahr erhebt der Vorstand die E-Mail-Adressen der Mitglieder. An der Generalversammlung 2007 präsentiert der Kassier Sepp Bachmann die Rechnung erstmals mit dem Hellraumprojektor, was gut ankommt. Statt des Familienabends feiern die Turner mit Partnerinnen Ende Mai 2008 ein Frühlingsfest im Restaurant Neubüel. Im März 2009 wird die Homepage des Vereins aufgeschaltet, und im April üben sich die Turner im Eierfärben in der Wädenswiler Badanstalt. An der Generalversammlung 2011 übergibt Karl Sigg das Amt des Seniorenleiters an Fritz Schafflützel.

Schlusshock 2004 im Haus Sonne.

Etzeltour 2005, Ankunft auf Etzel-Kulm.

Beim Wettkampf, 2005.

Wettkampf der Wädenswiler Männerturner am Zürcher Kantonalturnfest 2011 in Wädenswil.

AUSBLICK

Am 2. Juni 2012 wird der 1862 gegründete Männerturnverein Wädenswil in der Kulturhalle Glärnisch das 150-jährige Bestehen feiern. Mit Freude und Dankbarkeit wird man dann auf den langen Weg zurückblicken, den die Wädenswiler Turner erfolgreich gegangen sind. Die Mitglieder des Vorstandes, die Oberturner und Spielleiter haben stets grossen Einsatz gezeigt, von dem Aktive und Senioren zum Wohl ihrer Gesundheit profitieren und die Kameradschaft pflegen konnten. Mit Optimismus und neuem Schwung wird man nach dem Marschalt auch künftig vielseitig aktiv sein.




Peter Ziegler