50 Jahre Frauenriege Wädenswil, 1936−1986

Quelle: Jahrbuch der Stadt Wädenswil 1986 von Ly Fuhrer

1929 ergriff der Vorstand des Turnvereins Wädenswil die Initiative zur Gründung einer Damenriege. Fünfzig Wädenswilerinnen liessen sich als Aktivmitglieder des von Fräulein Erna Gubelmann präsidierten Vereins einschreiben. Als Turnleiterin stellte sich Frau L. Hofer-Meier zur Verfügung. Schon nach wenigen Jahren überstieg der Mitgliederbestand die Hundertgrenze.
Da wünschten die verheirateten Frauen und ältere Mitglieder eine Extraturnstunde einzuschalten. Dem Wunsch wurde entsprochen. Die nun für sich turnenden Frauen verloren mit der Zeit den Kontakt zu den übrigen Mitgliedern der Damen- und Frauenriege Wädenswil. Viele empfanden sich nicht mehr als Angehörige desselben Vereins. Die Trennung war nur noch eine Frage der Zeit.
Sie wurde an der Generalversammlung vom 14. Dezember 1936 beschlossen. Die Damen- und Frauenriege des Turnvereins Wädenswil löste sich auf. Nun entstand eine neue Damenriege unter dem Präsidium von Margrit Lüssy sowie eine Frauenriege unter dem Präsidium von Frau Dr. Kobel-Schneider und mit Frau Hofer als Leiterin. Wer der neu gegründeten Frauenriege beizutreten wünschte, musste verheiratet oder mindestens 28 Jahre alt sein.
Dankbar gedenken wir heute der Gründerinnen der Frauenriege Wädenswil, erkannten sie doch schon vor fünfzig Jahren, dass das weitverbreitete Bedürfnis der körperlichen Betätigung nicht nur ein Vorrecht der jungen, sondern ebenso sehr auch der im mittleren Alter stehenden Frauen ist. Es ist erfreulich, feststellen zu dürfen, wie im Verlauf der Jahre weite Kreise die gesundheitlichen Vorteile einer zielbewussten und den Frauen angepassten turnerischen Tätigkeit schätzen lernten.
Viele Jahre turnte die Frauenriege in der Glärnisch-Turnhalle. In den vierziger Jahren war der Turnbetrieb wegen einquartiertem Militär oder wegen «Kohlennot» zeitweise erschwert. Im Jahresbericht 1941 können wir lesen: Solange es die Temperatur in der über die Zeit der Kohlennot ungeheizten Turnhalle noch einigermassen erlaubt, wird auch im Winter geturnt.
Auch heute mahnt ein Blick in die von Krieg und Not erfüllte Welt, dass Friede nicht selbstverständlich ist:

«Ein Tag sagt es dem anderen
Das Leben ist wie wandern
Inmitten Freud und Leid
Mit Ziel zur grossen Ewigkeit.»

1956 erfüllte sich der langersehnte Wunsch, die Turnabende in der Neuen Eidmatt-Turnhalle abzuhalten.
1966 war der Mitgliederbestand derart hoch, dass einige ältere Turnerinnen verlangten, eine Altersriege zu gründen.
Seit 1967 besteht deshalb eine Frauenriege II mit einem eigenen Vorstand. Diese turnt in der Turnhalle Fuhr.
In den verflossenen Jahren erweiterte sich der Mitgliederbestand von anfänglich 48 auf 168. Somit gehört die Frauenriege I zu den grössten im Kanton Zürich. Sie turnt nun in vier Turnhallen, und zwar am Montag in der Halle Untermosen (seit 1977), am Dienstag in der Gerberacher- (seit 1970), am Donnerstag in der Eidmatt-Turnhalle und in der Turnhalle Fuhr (seit 1977).
Ein so aktives Turnprogramm zu bewältigen, ist nur mit grossem Einsatz der verschiedenen Leiterinnen möglich. Diese lösen sich im regelmässigen Turnus ab. Immer erarbeiten sie ein gefälliges und nützliches Turnen, das die vielen Turnerinnen begeistert. Um sich weiterzubilden oder auf dem laufenden zu bleiben, nehmen die Leiterinnen jedes Jahr an den obligatorischen Kreiskursen oder an freiwilligen Kursen des Kantonalen Frauenturnverbandes teil. Jeden Sommer werden für eine Woche zwei bis drei Vorturnerinnen in das Sportzentrum Filzbach delegiert, wo sie unter der Leiterin Pirkko Vilpunen von der finnischen Gymnastik profitieren.
Vorstand der Frauenriege I Wädenswil im Jubiläumsjahr 1986.

Theateraufführung der Turnerinnen am Jubiläumsanlass.
 
Seit 1977 turnen in der Turnhalle Fuhr Frauen über 45 Jahre und diejenigen, die aus gesundheitlichen Gründen gerne am etwas leichter gestalteten Turnprogramm teilnehmen wollen.
Kameradschaft wird gross geschrieben. Um diese zu pflegen, organisiert der Vorstand für alle Turnerinnen der vier Hallen meistens einen Skitag, eine Frühlings- und eine Herbstwanderung. Eine Gruppe Turnerinnen nimmt seit Jahren am Zwei-Tage-Marsch in Bern teil. Da gab’s auch schon Auszeichnungen! Es hat sich auch eingebürgert, im Frühjahr den Vita-Parcour im Reidholz zu absolvieren. Ebenso unterhaltsam ist der Etzel-Bummel während der Sommerferien.
In früheren Jahren war auch der Chilbi-Dienstag ein fröhlicher Anlass. Oftmals freuten sich etwa 30 Turnerinnen über die Freibillette für die verschiedensten Bahnen. Spender war meist ein bekannter Dorfpolizist. Leider ist der Brauch in den letzten Jahren etwas in Vergessenheit geraten.
Die Frauenriege I bemüht sich, den Frauen Gelegenheit zu geben, etwas für ihre körperliche und seelische Gesundheit zu tun. Die Auffassungen über Methodik, geeignete Übungen und Bekleidung im Frauenturnen haben sich in den letzten fünfzig Jahren gewaltig gewandelt. Geblieben ist aber die Einsicht, dass man entspannt und ausgeglichen mehr leisten kann und vieles besser erträgt.
Es verbleibt mir nur noch, allen Frauen zu danken, die sich während der letzten fünfzig Jahre tatkräftig und uneigennützig für die Frauenriege eingesetzt haben.
 
Präsidentinnen waren:
1937-1946 Frau Dr. J. Kobel
1946-1947 Frau Hanna Spalinger
1947-1951 Frau Dr. J. Kobel
1951-1954 Frau Clara Gysi
1954-1958 Frau Lilly Kägi
1958-1959 Frau Vreni Bräm
1959-1963 Frau Rösli Zimmermann
1963-1964 Frau Eve Hess
1964-1970 Frau Leni Tanner
1970-1975 Frau Trudi Hotz
1975-1983 Frau Margrith Rusterholz
seit 1983 Frau Katharina Lutz




Ly Fuhrer