50 Jahre Sängerkollegium Wädenswil

Quelle: Jahrbuch der Stadt Wädenswil 1992 von Hanswerner Bass
 

DIE GRÜNDUNG DES HEUTIGEN SÄNGERKOLLEGIUMS

Es war im Jahre 1942, man schrieb den 18. November. Im Restaurant Hirschen trafen sich ein gutes Dutzend Männer, um den Grundstein für das «Kath. Sängerkollegium Wädenswil» zu legen. Damals, in der Zeit der Kriegswirren, war es kein leichtes Vorhaben, einen Männerchor zu gründen.
Im Gründungsprotokoll war darüber zu lesen: «Da in unserer Pfarrei lediglich ein gemischter Chor mit ausschliesslich kirchenmusikalischen Zwecken besteht, griffen Ertl Wolfgang und Grüninger Albert und Eugen die glückliche Idee auf, katholische Männer zu sammeln, denen die Pflege von Männerchorliedern Freude und Erholung bieten könnte.»
Voran stellten die Gründer den Leitsatz: «Kameradschaft sei unser Losungswort, Gesang sei unser Freudenhort.»
Der Verein war gegründet, der Vorstand gewählt, die Kasse noch leer, und so beschloss man, den Vereinsbeitrag, zur Anschaffung der Noten, auf sechs Franken festzulegen. Ohne Honorar übernahm Wolfgang Ertl das Dirigentenamt.
Nun wurde geprobt und gesungen, und im Juni 1946 wagte man es, mit einer 35-köpfigen Sängerschar erstmals am Sängertag des Zimmerbergverbandes als Gastverein teilzunehmen.

HÖHEN UND TIEFEN PRÄGTEN DIE VEREINSGESCHICHTE

Am Anfang der fünfziger Jahre mussten Tiefen überwunden werden. Es waren die Höhepunkte und der Idealismus einiger unentwegter Sänger, die immer wieder neuen Aufschwung zum Durchhalten gaben. Die erste Krise kam 1948: Meinungsverschiedenheiten zwischen den Befürwortern von Jodelliedern und jenen der kirchlichen Literatur konnten nicht geschlichtet werden. Der Dirigent legte sein Amt nieder; Ferdy Länzlinger übernahm die Leitung. Zwei Jahre später, 1950, wieder ein Fehlschlag: Eine gross aufgezogene Theaterveranstaltung erfüllte nicht die Erwartungen, und die Vereinskasse deckte gerade noch das Defizit. Der gesamte Vorstand trat zurück, die Auflösung des Vereins wurde in Erwägung gezogen. Der Präsident versuchte zu retten, was noch zu retten war; man stand vor einem Neuanfang. An der Generalversammlung im Februar 1951 wurde Wolfgang Ertl von den Sängerkameraden gebeten, wieder die musikalische Leitung zu übernehmen. Im September 1952 gab man in der Strafanstalt Regensdorf ein Liederkonzert. In den folgenden Jahren wurde immer wieder eine Namensänderung angestrebt. 1955 war es so weit. Um weitere Sänger zu gewinnen, wurden die Statuten geändert und das Wort «Kath.» gestrichen. In diese Zeit wuchs der Chor auf 45 Sänger an und verdoppelte sich seit der Gründung.

DIE ERSTE GROSSE VEREINSREISE

Die Höhenkurve in der Vereinsgeschichte stieg an. Im Jahre 1958 konnten für 15-jährige Vereinszugehörigkeit sechs Sänger mit einem Zinnbecher geehrt werden. Im selben Jahr unternahm der Chor eine erste grosse Sängerreise nach Gutach im Schwarzwald. Zusammen mit dem dortigen Cäcilienverein wurde am Samstagabend ein Volksliederkonzert veranstaltet. Am Sonntag sang der Chor im Gottesdienst die Schubert-Messe. Es folgten Jahre, in denen das Sängerkollegium mit seinem gesanglichen Repertoire immer wieder beim Publikum Anklang fand. 1960, am Jubiläum des Handharmonika-Clubs Wädenswil, war der Auftritt ein Erfolg. Die gute Zusammenarbeit der beiden Vereine gab immer wieder Anlass zu verschiedenen Auftritten. Im Jahre 1961 machte der Cäcilienverein Gutach einen Gegenbesuch. 1964 erhielt die Sängerschar als Gastverein am Jubiläums-Sängerfest des Männerchors Pfäffikon eine sehr gute Kritik für ihren Gesangsvortrag. Obwohl das Sängerkollegium nie einem Verband beigetreten war, besuchte es als Gastverein von Zeit zu Zeit das Zimmerberg-Sängerfest. Ein Anlass, um sich vor einem Preisgericht mit anderen Chören vergleichen zu können.
Das Sängerkollegium Wädenswil auf der Sängerreise in Gutach, 1958.

DIE ZWEITEN 25 JAHRE

Im Jahr 1967 wurde die Schwelle in das zweite Vierteljahrhundert überschritten. Im April 1973 hiess es vom wohl vertrauten Proben- und Vereinslokal, dem «Hirschen», Abschied nehmen. In all den Jahren wurde diese Stätte zu einer Sängerheimat, in der uns die Geschwister Kessler kostenlos aufgenommen hatten. Die Schulbehörde half mit, das Problem nach der Suche eines Probenlokals zu lösen und stellte freundlicherweise ein Probenzimmer im Neuen Eidmattschulhaus zur Verfügung, wo noch heute der Chor sich am Mittwochabend zu seinen Proben trifft.
Wolfgang Ertl legte nach 28 Jahren musikalischer Leitung im Jahre 1979 seinen Dirigentenstab zur Seite, er, der 1968 zum Ehrendirigenten ernannt wurde, trat nun in die Reihen der Sänger zurück. Mario Grüninger leitete jetzt als junger Dirigent den Chor, bis er 1981 das Dirigentenamt mit Peter Friedli wechselte. Hat der Chor auch in der Zahl der Sänger abgenommen, so ist der gegenwärtige Dirigent, Peter Friedli, stets bemüht, das Beste aus den Stimmen herauszuholen, um einen kompakten, runden Klangkörper zu bilden, was bei «Amateursängern» sicher nicht leicht ist. Ein Höhepunkt jüngster Zeit war das im September 1989 in der Glärnischhalle zusammen mit einem Kinderchor veranstaltete Silcherkonzert.
Auftritt von Otto Schlickenrieder am Kränzli 1973.
Schon seit der Gründung gehören Ständchen im Spital, Pflegeheim oder Kinderheim Bühl zu den jährlichen Gepflogenheiten; auch das gesangliche Mitwirken in einem Gottesdienst ist zu einem nicht wegzudenkenden jährlichen Anlass geworden. Manche Hochzeit durfte das Sängerkollegium mit seinem Gesang festlich umrahmen. Kegel- und Jassturniere sind Gelegenheiten für ein geselliges Beisammensein. Die Abendunterhaltung ist der Anlass, zu dem auch die Passivmitglieder eingeladen werden. Neben Liedervorträgen wagen sich vereinsinterne Amateure mit Gesangs-, Theater- oder Sketchdarbietungen vor das Publikum. Möge in der heutigen modernen, zuweilen schnelllebigen Zeit dem Sängerkollegium Wädenswil eine sangesfreudige Zukunft beschieden sein, damit die Sängerschar mit ihren Liedern noch viel Freude in die Herzen ihrer Zuhörer tragen kann. Die Pflege des Liedes ist eine der schönsten Tugenden. Singen ist der melodische Ausdruck von Freude.




Hanswerner Bass


Die Präsidenten seit der Gründung

1942–1950 Albert Grüninger, Ehrenpräsident 1958
1958–1952 Hans Schriber
1952–1953 Franz Thürlemann
1953–1961 August Auer, Ehrenpräsident 1961
1961–1966 Leonz Hard
1966–1975 Otto Schlickenrieder
seit 1975 August Fust

Die Dirigenten seit der Gründung

1942–1948 Wolfgang Ertl
1948–1950 Ferdy Länzlinger
1950–1979 Wolfgang Ertl, Ehrendirigent 1968
1979–1981 Mario Grüninger
seit 1981 Peter Friedli