125 Jahre Männerchor Eintracht

Quelle: Jahrbuch der Stadt Wädenswil 1976 von Peter Ziegler


Die liberale Bewegung der 1830er und 1840er Jahre führte vielerorts zur Gründung von Männerchören. Auch im Schulhaus Ort trafen sich jeden Sonntag zwölf Männer, um unter Lehrer Sträuli nach ernster Wochenarbeit im Gesang Erholung zu suchen. Bald siedelten sie aber ins Dorf über, da der grösste Teil der Sänger von dort kam. Die ältesten geschriebenen Statuten tragen das Datum des 21. Februar 1851.
Die ersten, meist feuchtfröhlichen Proben standen unter der musikalischen Leitung des Schlossers Fleckenstein. Ihrer Aufgabe wurde die «Eintracht» erst gerecht, als 1853 der Lehrer Gustav Bindschädler die Leitung übernahm. Leider verunglückte er bald; 1857 wählte der Verein den jungen Lehrer J.C. Willi zum Dirigenten. Die «Eintracht» hatte das Glück, während 41 Jahren unter diesem gewissenhaften und begabten Meister zu arbeiten. Durch Willi wurde der Männerchor ein Konzertverein, der jährlich ein-bis zweimal öffentlich auftrat, Als Konzertlokal diente bis 1870 der «Engel», ausnahmsweise die Kirche. Die Fusion des Sängerbundes mit der «Eintracht» führte dem Verein neue Kräfte zu.

Eidg. Sängerfest 1948 in Bern

1898 wählte der Männerchor «Eintracht» Fritz Stüssi zu seinem Direktor. Durch seine Dirigenten- und Organisationstätigkeit, durch Vorträge über Musik sowie mit Abonnementskonzerten und grossen Choraufführungen begründete der konservatorisch gebildete junge Künstler das gehobene musikalische Leben unserer Gemeinde, dessen wir uns heute noch erfreuen.
Karl Mathaei, 1923 zum neuen Direktor gewählt, übernahm alle Funktionen seines verstorbenen Vorgängers im Musikleben von Wädenswil. Die Aufführung von Händels «Messias» vereinigte die wichtigsten musikalischen Vereine von Wädenswil zu gemeinsamem Schaffen.
Nach dem Rücktritt von Karl Mathaei war es für längere Zeit nicht mehr möglich, für die bedeutendsten musikalischen Vereinigungen die Personalunion zu erhalten. Von 1926 bis 1940 stand die «Eintracht» unter der zielbewussten und feinfühligen Leitung von Dr. Max Frey, der besonders den Chorklang pflegte.
Das Wirken von Heinrich Funk umfasste wieder die Gesamtleitung des Musiklebens der Gemeinde. Unter ihm erfreute sich der Verein eines gesunden, gepflegten Singens.

Der Männerchor im Jubiläumsjahr 1976

Ehrungen anlässlich des Jubiläums 1976 

Die Wahl ans Konservatorium und zum Organisten am Zürcher Fraumünster veranlasste Funk, seine Dirigententätigkeit in Wädenswil schon nach zweijähriger Wirksamkeit aufzugeben.
In Rudolf Sidler, Organist in Thalwil, fand man 1942 jenen Nachfolger, der der schönen und grossen Aufgabe gewachsen war, Wädenswils Musikleben entscheidend zu prägen. Unter seiner Führung besuchte die «Eintracht» die eidgenössischen Sängerfeste in Bern (1947), St. Gallen (1954), Genf (1960), Luzern (1967) und Zürich (1973). Von all diesen Festen kehrte sie mit dem Goldlorbeer nach Hause zurück. Zusammen mit dem Kirchgesangverein Wädenswil und dem Stadtorchester Winterthur führte der Männerchor «Eintracht» Hermann Suters Oratorium «le Laudi» auf, ferner Joseph Haydns «Schöpfung» und Giuseppe Verdis «Requiem». Nicht selten wurden die Konzerte durch erstklassige Solisten bereichert, wie Maria Helbling, Maria Stader, Lisa della Casa, Emil Fanghänel (Klarinette), Marcel Saillet (Oboe).
Es war für die «Eintracht» immer eine Selbstverständlichkeit, öffentliche Feiern und Tagungen durch Ihre Lieder zu verschönern, Kranken im Spital und Insassen von Altersheimen zu singen. Ja, der Chor liess sich sogar ausmieten, um auf diese eigene Art seinen Beitrag an die Hilfe für Lü zu erbringen. In den 1960er Jahren ging die Zahl der Sänger zurück. Erfreulicherweise erlebt aber der Chor gerade in neuester Zeit grossen Zuzug junger Kräfte.
 
(nach Max Greutert, 125 Jahre Männerchor Eintracht Wädenswil, Allgemeiner Anzeiger vom Zürichsee, 7. Mai 1976.)




Peter Ziegler