Wädenswil 1916 - eine Zeitreise

Quelle: Jahrbuch der Stadt Wädenswil 2016 von Mariska Beirne / Christian Winkler

Jakob Treichler

1864 Jakob Treichler wird geboren
  Besuch des Technikums Winterthur, anschliessend Praktikum in einem Fabrikationsbetrieb in Aachen
1889 Besuch Weltausstellung in Paris mit seinem Bruder Walter
1891 Mitbegründer SAC-Sektion «Hoher Rohn»
1893 Mit-Initiant und Gründer «Aktiengesellschaft Elektricitätswerk an der Sihl»
1894 Bruder Walter stirbt 33-jährig beim Abstieg vom Kleinen Mythen an einem Schlaganfall
1894 11.10. Vater Johann Jakob Treichler stirbt im selben Jahr und Jakob Treichler wird alleiniger Besitzer der Wolltuchfabrik am Sagenbach
1895 Übernahme des Wohnhauses «Neuhof»
1895 6.12. Ein Brand, ausgebrochen im Hochkamin, legt die Tuchfabrik in Schutt und Asche
1897 Heirat mit Katharina Gredig in Davos, die beiden haben drei Kinder
1899 Jakob Treichler verkauft sein altes Fabrikareal
1900 1.10. Kauf der in finanzielle Schwierigkeiten geratenen Tuchfabrik Fleckenstein-Schulthess am Reidbach. Neu gegründete «Aktiengesellschaft Tuchfabrik Wädenswil»
18981904 Mitglied des Gemeinderats
1902 Direktionsmitglied und Vizepräsident der Bank Wädenswil, mindestens bis 1913
19041916 Mitglied der Schulpflege und der Steuerkommission, Verwaltungsrat der EKZ und der NOK, sowie der Ziegelei Paradies-Schlatt und der AG Dachziegeleiwerk Frick
1922 1.3. Jakob Treichler stirbt bei einem Autounfall in Turgi AG
 
Der Textilfabrikant
Die Brüder Walter und Jakob Treichler besuchten 1889 die Weltausstellung in Paris und erkannten dort das Potenzial der elektrischen Kraftübertragung für ihre Industrie. Unter der Regie von Walter Treichler, der weitere Wädenswiler Industrielle sowie als Spezialisten für Elektrizität den ETH-Professor Walter Wyssling mit ins Boot holte, entstand an der Sihl das öffentliche Kraftwerk «Waldhalde», das erste im Kanton Zürich. Walter Treichler erlebte die Inbetriebnahme nicht mehr, er starb mit nur 33 Jahren. Für Jakob Treichler war 1894 ein schwieriges Jahr, denn kurz nach dem Bruder starb auch der Vater. In der Folge verschlimmerte sich seine eigene Lungenkrankheit und er reiste für längere Zeit nach Davos zur Kur, wo er sich vollständig erholen konnte und zudem seine Frau kennenlernte.

   Jakob Treichler (1864–1922).

Ein Rückschlag war der Brand seiner Fabrik im folgenden Jahr. Entgegen einer ersten Ankündigung baute er die Fabrik im Frühjahr nicht gleich wieder auf. Erst fünf Jahre später, als die Textilfabrik Fleckenstein-Schultheiss am Reidbach in finanziellen Schwierigkeiten steckte, sah er seine Chance gekommen und er schlug zu. 1900 gründete er die Tuchfabrik Wädenswil (Tuwag). Das Unternehmen wuchs kontinuierlich. Die Jahre des Ersten Weltkrieges waren für das Unternehmen zwar nicht einfach, weil die Beschaffung von Rohmaterialien sehr schwierig war und die Preise für Wolle und Chemikalien stark anstiegen. Gleichzeitig bestand eine hohe Nachfrage durch Aufträge von Militär und Bahn wie auch von Privaten. Jakob Treichler verunglückte 1922 auf dem Heimweg von einer weiteren Fabrik, die er bei Waldshut besass. Als Beifahrer befand er sich in einem Auto, das in Turgi AG auf einem Bahnübergang mit einer Lokomotive kollidierte.

Wädenswil als Standort der Textilindustrie
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich Wädenswil zu einem wichtigen Standort der Textilindustrie. Am Anfang stand der Niedergang der bereits bestehenden Baumwollindustrie, die den Schritt von der Verlagsarbeit zur Mechanisierung zu spät oder gar nicht machte. Die Wolltuchproduzenten Heinrich Hauser und Johannes Fleckenstein, welche 1821 die spätere Tuchfabrik Wädenswil am Reidbach gründeten, mechanisierten ihren Betrieb früh – genau wie die Gründer der Tuchfabrik Rensch & Hauser auf dem Giessenareal, die 1833 entstand. Im selben Jahr wurde das Seidenunternehmen Blattmann & Kunz gegründet, das 1849 ganz vom Teilhaber August Gessner übernommen wurde und zur Gessner & Co. wurde. Das Konkurrenzunternehmen der Gebrüder Zinggeler produzierte im Giessenareal. Am Übergang zum 20. Jahrhundert hatte sich die Wädenswiler Textilindustrie längst internationalisiert. Man produzierte in Ablegern in Deutschland, Frankreich, Italien und Schottland und exportierte nach Singapur, Indonesien und Indien.

Tuchfabrik Pfenninger und Tuchfabrik Wädenswil AG um 1920.




Mariska Beirne




Christian Winkler