ZEHN JAHRE HELP WÄDENSWIL

Quelle: Jahrbuch der Stadt Wädenswil 2000 von Elisabeth Ziegler-Keiser

«Mit Blaulicht und Sirene»

Voller Spannung treffen die Helpis im Winterbergareal ein. Drei Rettungssanitäter von Wädenswil haben sich bereit gefunden, den Kindern das «Innere» eines Krankenwagens zu erklären und ihnen aus ihrer Arbeit zu berichten... An drei Posten sind spannende Dinge zu sehen: Das EKG-Gerät, die Medikamentenkoffer und der Krankenwagen selber stehen bereit. Ein Helpi betrachtet misstrauisch all das Aufgebaute und meint dann: «Schona blööd, wänn jetzt öppis passiert – und iir händ alles da use gschleikt!» Der Krankenwagenführer beruhigt ihn mit dem Hinweis, dass der «Horgner» heute ausrücken würde.
Keines der Kinder zeigt Mut, so muss sich zuerst ein Leiter auf den Tisch legen, und schon bald haben wir seine Herztätigkeit schriftlich vor uns. Männiglich ist erstaunt über die Vielfalt der Medikamente, die in einem Krankenwagen mitgeführt werden. Nach einem Blick ins Innere des Sanitätsfahrzeuges können wir die Vakuummatratze und das Messgerät für den Blutsauerstoff ausprobieren...
Dies ein Auszug aus dem ersten Jahresbericht der Jugendgruppe Help des Samaritervereins Wädenswil, welche am 4. September 1990 von Daniel Gehrer, Samariterlehrer, und weiterern Mitgliedern des Samaritervereins Wädenswil gegründet wurde.

Jugendgruppe Help des Samaritervereins Wädenswil, 1991.

«HELP» = Helfen, Erleben, Lernen, Plausch

Gegenseitige Hilfe kommt heute allgemein zu kurz. Dem wollen die Helpis durch gezielte Aktionen entgegenwirken. Diese Ziele sind: Den Helfergedanken praktisch anwenden, Gemeinschaftserlebnisse unter den Jugendlichen schaffen, das richtige Verhalten bei einem Unfall lernen und üben, eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung anbieten und zusammen den Plausch haben. In der Schweiz gibt es bereits in vielen Städten und Ortschaften Help-Gruppen. Sie sind den örtlichen Samaritervereinen angegliedert.
Am 4. September 1990 war es so weit: 22 Kinder erschienen zum Gründungs- und Schnuppertag. In der Folge traf man sich jeweils alle zwei Wochen am Montagabend im Krankenmobilienmagazin.
Der Samaritervereins Wädenswil nahm an seiner Generalversammlung vom März 1991 die «Help»-Gruppe offiziell auf. Dadurch wurde die Unterstützung seitens des Vorstandes und der Samariterlehrer garantiert.

Räumlichkeiten

Im «Rosenhof» gestalten die Helpis den hinteren Teil des Krankenmobilienmagazins zum Gruppenraum um. Für Schlechtwetterprogramme leistet dieser gute Dienste.

Zu Besuch bei der Rettungssanität.

Bei kaltem Winterwetter frieren die Jugendlichen hier. So weicht man etwa aus ins Hallenbad. Im Winter 1992 sind sie für sechs Übungen zu Gast in der Kinderkrippe, kurze Zeit steht ihnen das Haus Hoffnungsweg 5 zur Verfügung. Umso glücklicher ist die Gruppe, im Winter 1999 ihren eigenen Raum im neuen Samariterlokal an der Schönenbergstrasse 3 gestalten zu können.
 

Übungen

Es ist unmöglich, alle Themen und Gestaltungsideen hier aufzuzählen, welche an den Übungen zum Tragen kommen. Meist in Form von Postenläufen versuchen die Samariterlehrer und Helfer, Erste Hilfe zu lehren, zum Beispiel: Wie verhalten wir uns bei Verkehrs-, Haushalt-, Brand-, Ski- und Badeunfällen? Wie verhalten wir uns, damit es erst gar nicht passiert? Wie funktioniert unser Körper? Was erlebt ein Sehbehinderter, ein Rollstuhlfahrer?
Plauscherlebnisse finden unter anderem im Hallenbad, auf dem Minigolfplatz, bei Ausflügen in die nähere und weitere Umgebung, beim Schlauchbootfahren und im Alpamare statt.
Zu Besuch weilen die Helpis beim Seerettungsdienst (mit Rettungsbootfahrt!), beim Rettungsdienst LZU, bei der Feuerwehr, in einer Arztpraxis, im Spital Wädenswil und bei der REGA.
 

Weekends und Wettkämpfe

Zwei- und dreitägige Wochenenden mit Zelt, Velos, Schlauchbooten, Kochen am Lagerfeuer, Nachtübungen und Orientierungsläufen sind unbestrittene Höhepunkte. Mit der Teilnahme an Help-Lagern (eidgenössischen, kantonalen und regionalen) sowie an den Schweizerischen Help-Wettkämpfen sind unvergessliche Erlebnisse verbunden. An solchen Anlässen findet man die Gruppe aus Wädenswil oft in den vorderen Rängen.

Feste

Um auch die Eltern und Geschwister ins Gruppenleben einzubeziehen, finden gemeinsame Anlässe statt: «Elternzmörge», Familiensommerfeste, Familienwanderungen und Spielnachmittage. Samichlaus- und Weihnachtfeiern haben ebenfalls ihren Stammplatz, sei es als Spaghetti- oder Marroniplausch, als Chlaussuechete oder Silvesterfeier.
Die Durchführung solcher Anlässe erfordert jeweils grossen Einsatz des Leitungsteams, welcher mit viel Kraft und Ideenreichtum geleistet wird.

Teamleiter

Daniel Gehrer leitet die Help-Gruppe Wädenswil ab Gründung bis im September 1994. Samariterlehrer und Aktivmitglieder unterstützen ihn dabei tatkräftig. Bis im Januar 1995 findet eine Denkpause statt. Sie wird genutzt, um ein neues Konzept zu erstellen: Die Jugendgruppe soll fortan mit aus der Gruppe herauswachsenden Leitern geführt werden.
Unter der Leitung von Max Bachmann bildet man nun zwei Gruppen, um vor allem im samaritertechnischen Bereich altersgerechter arbeiten zu können. Neun Helpleiter- und -leiterinnen besuchen die Weiterbildungskurse. Ab 1996 übernimmt Hugo Stalder die Stabführung.
Die vom Schweizerischen Samariterbund angebotenen Leiterkurse liefern neue Ideen und helfen den Leitern, ihre Verantwortung wahrzunehmen. Seit Januar 2000 hat Claudia Malacrida den Teamleiterposten inne.
 

Jubiläen

Im Dezember 1995 feiert die Help-Gruppe ihr fünfjähriges Bestehen. Am Chlaushöck nehmen viele ehemalige Leiter und Vorstandsmitglieder des Samaritervereins teil und freuen sich am Erfolg der Jugendgruppe.
Mit einem Plausch-Nachmittag und einem Jubiläumsabend begehen die Helpis am 24. Juni 2000 ihre Zehnjahresfeier. Im Mehrzwecksaal in Samstagern steigt ein rauschendes Fest mit vielen Gästen: ehemaligen Leitern und Helpis, befreundeten Help-Gruppen und Mitgliedern des Samaritervereins Wädenswil, dessen Präsident seinen ehemaligen Mitarbeitern seinen Dank ausspricht. Bis zu seiner Wahl führte er die Help Wädenswil während fünf Jahren.
 

Finanzen und Sponsoring

Im November 1990 formt die Kinderschar erstmals in der Firma Kern & Sammet Teigzöpfli, welche dann gebacken und – zusammen mit den Eltern – am Chlausabend verspeist werden.
Ab März 1991 wird dank der entgegenkommenden Haltung der Firma Kern & Sammet das Zöpflibacken zur Tradition. Der jährliche Verkauf der Backwaren vor der Migros und im Dorf ergibt einen Zustupf in die Helpkasse. Die Helpis legen sich jeweils heftig ins Zeug und preisen mit lustigen Sprüchen ihre Ware an.
Verschiedene Firmen und Private unterstützen die Jugendgruppe in dankenswerter Weise in mannigfacher Art.
 

Nachwuchsförderung

Als Bestandteil des Samaritervereins Wädenswil kann die Jugendgruppe stets auf die Unterstützung des Vereins zählen: Finanziell in Form von Unterstützungsbeiträgen für Aus- und Weiterbildung, materiell durch Mitbenützung der Räumlichkeiten und des Material; ideell setzen sich Samariterlehrer und Aktivmitglieder für die technische Ausbildung ein.
Als Gegenleistung organisiert die Help-Gruppe die Ferienpassaktion, hilft mit bei der Blutspende, an der GEWA, bei Standaktionen und Übungen des Vereins.
 

Bereit für das EKG.

Beim Blutdruckmessen.

Ausblick

Zwischen zwanzig und dreissig Kinder sind es jeweils, die sich zum Helfen, Erleben, Lernen und Plausch alle vierzehn Tage treffen. Die Leiter bemühen sich um ein attraktives Programm. Kindern, Eltern und Leitern gebührt ein Dankeschön. Beste Wünsche begleiten die Help-Gruppe ins zweite Jahrzehnt.




Elisabeth Ziegler-Keiser