Zwanzig Jahre . . .

Quelle: Jahrbuch der Stadt Wädenswil 1994 von Paul Rota

Zwanzig Jahre sind es nun her, seit mit der Einführung des Parlaments erstmals 45 Gemeinderäte und Gemeinderätinnen sowie neun Stadträte und Stadträtinnen die Geschicke unserer Stadt in die Hand nahmen. Vieles, was sich in diesen zwanzig Jahren zugetragen, entwickelt oder verändert hat, wird in den Jahrbüchern (wovon Sie jetzt gerade das zwanzigste in Händen halten) in guter verständlicher Art dokumentiert.
Alle Interessierten haben somit die Möglichkeit, ein Stück Wädenswiler Entwicklung anhand der vielseitigen und interessanten Beiträge der Jahrbücher mitzuverfolgen. Es ist wohl ein Glücksfall, dass sich im Jahre 1974 initiative Wädenswiler zur Herausgabe eines Jahrbuches entschlossen und damit ein beachtliches Stück Wädenswiler Geschichte mitgeschrieben haben.
Im Namen der gesamten Wädenswiler Bevölkerung danke ich all denjenigen, die zum Gelingen beigetragen haben, ganz herzlich. Ich hoffe, dass das Jahrbuch weiterhin eine gute Aufnahme findet.
Wohl ist die ganze Entwicklung unserer Stadt anhand einzelner Jahrbücher kaum abzulesen. Wenn man aber die Aufzeichnungen über all die Jahre überblickt, können doch grössere Veränderungen und Wandlungen, aber auch immer wieder ähnliche Probleme festgestellt werden.
Vom 8. Bis 11. September 1994 fand in sechs Hallen auf dem Eidmattareal in Wädenswil die Gewerbeausstellung GEWA 94 statt, eine eindrückliche Leistungsschau von über 150 örtlichen Handwerks-, Gewerbe- und Dienstleistungsbetrieben. Sie wurde von mehr als 50 000 Personen besucht.

So hat sich zum Beispiel das bis anfangs der siebziger Jahre prognostizierte quantitative Wachstum klar zugunsten einer qualitativen Entwicklung verschoben. Dies ist sicher positiv zu werten.
Schon vor zwanzig Jahren war das Sparen ein wichtiges Thema und ist mit seinen Hochs und Tiefs in all den Jahren ein Dauerbrenner geblieben.
Ausgelöst durch die Energie-(Öl)krise wurde die Arbeitslosigkeit – erstmals seit Ende des Zweiten Weltkrieges – zu einem ernsthaften Problem. Diese Krisensituation konnte durch gezielte Massnahmen auf politischer Ebene und durch eine verantwortungsbewusst und innovativ handelnde Wirtschaft gemeistert werden.
Markant in dieser Zeitspanne ist die Entwicklung unserer Ansprüche an den Staat. Offensichtlich ein Zeichen unseres Wohlstandes. Eines Wohlstandes, der sich auf die letzten gut hundert Jahre begründet, in denen unser Land dank umsichtigem Handeln der Verantwortlichen nicht an Konflikten direkt beteiligt war oder in solche hineingezogen wurde. Wir stellen eine «Anspruchs-Inflation» fest, die alle Bereiche unseres Lebens betrifft, insbesondere auch unsere Freizeit. Immer mehr Aufgaben werden dem Staat übertragen, und immer mehr Forderungen werden an die öffentliche Hand gestellt. Aufgaben, Dienstleistungen oder auch Annehmlichkeiten, die gerade in der heutigen Zeit der knappen finanziellen Mittel schwerer zu erfüllen oder sogar rückgängig zu machen sind.

Gefragt ist mehr Eigenverantwortung

Ich bin überzeugt, dass auch die heutigen Probleme gemeistert werden können. Wir alle sind dabei aufgerufen, unsere Eigenverantwortung wahrzunehmen, im Vertrauen auf die eigenen Stärken. Wir alle müssen mit einer Portion gesundem Idealismus unsere Gemeinschaft mitgestalten. So haben doch gerade aus eigener Kraft erbrachte Leistungen den grösseren Stellenwert und bringen mehr Freude und Befriedigung als solche, die vom Staat berappt werden.
Die Mittel der öffentlichen Hand – die Steuergelder – müssen überlegt und gezielt eingesetzt werden. Bei allem Sparen muss jedoch Spielraum für massvolle Projekte und Investitionen für die Zukunft vorhanden sein. Um solche zu realisieren, braucht es Mitmenschen, die mit Idealismus ans Umsetzen von Ideen gehen, die bereit sind, ihre Eigenverantwortung wahrzunehmen und damit zum guten Gelingen unseres «Familienlebens» in Wädenswil beizutragen.
So hoffe und wünsche ich, dass es immer wieder Frauen und Männer gibt, die in uneigennütziger Art sowohl auf politischer als auch auf kultureller Ebene mitdenken und mitarbeiten, um so unser Wädenswil lebenswert zu erhalten, damit die nächsten zwanzig Jahrbücher genau so spannend werden wie es die ersten zwanzig sind.
Stadtrat Wädenswil 1994. Von links nach rechts: Heinz Kundert (Stellvertreter des Stadtschreibers), Christof Wolfer, Paul Rota, Vinzenz Bütler, Hanne Herzog, Hans Ruedi Maurer (Stadtschreiber), Stadtpräsident Ueli Fausch, Hansruedi Meier, Brigitte Poltera, Dr. Bruno Ern, Ernst Hitz, Jakob Hauser (Stellvertreter des Stadtschreibers).




Paul Rota
Gemeinderatspräsident 1993/94