Quelle: Jahrbuch der Stadt Wädenswil 2016 von Mariska Beirne / Christian Winkler
Fritz Weber-Lehnert
1870 21.2.
Fritz Weber wird geboren
1885
Tod des Vaters Michael Weber-Hauser. Die Mutter Elisabeth Weber-Hauser führt die Geschäfte der Brauerei weiter. Lehre in der väterlichen Brauerei
1889
Die Brüder Fritz und Franz Weber übernehmen die Geschäftsführung der Brauerei
1889–1890
Brauereischule Weihenstephan (D) und Tätigkeiten in verschiedenen deutschen Brauereien
1890
Rückkehr nach Wädenswil
1891
Hochzeit mit Maria Lehnert, die Ehe bringt vier Töchter und einen Sohn hervor
1893
Mitbegründer der «Dampfbootgesellschaft Wädenswil». 1900 Fusion mit der «Zürcher Dampfbootgesellschaft»
1895–1898
Gemeinderat
1899
Rettung der Burgruine Wädenswil mit der «Altschloss-Stiftung»
1904–1910
Gemeindepräsident
1909–1918
Präsident des Schweizerischen Bierbrauer-Vereins
1911–1955
Gründer und erster Präsident des Au-Konsortiums
1919–1947
Präsident der Zürcher Dampfbootgesellschaft
1923
Tod des Bruders Franz Weber, dessen Sohn Walter Weber tritt an seine Stelle
22.12.1955
Fritz Weber stirbt 85-jährig
Der Brauereibesitzer
Fritz Weber war 15-jährig, als sein Vater Michael Weber-Hauser starb. Schon früh brachte er sich deshalb in die Geschäfte der Brauerei ein. Nach der Lehre in der väterlichen Brauerei, der Brauereischule Weihenstephan (D) und weiteren Erfahrungen in Deutschland kehrte er 1890 nach Wädenswil zurück und leitete fortan mit seinem älteren Bruder Franz die Brauerei. Gemeinsam trieben sie die technologische Entwicklung und den steten Ausbau voran. Neben den geschäftlichen Tätigkeiten prägte Fritz Weber auch die Entwicklung Wädenswils. Mit 25 Jahren als Gemeinderat und mit 34 als Gemeindepräsident bestimmte er die Geschicke des Dorfs. Ausserdem half er 1899 mit, die Überreste der Burg Alt Wädenswil zu retten und zu schützen. 1911 kaufte er mit Kollegen aus dem Verwaltungsrat der Dampfbootgesellschaft die Halbinsel Au, gründete mit Wädenswiler Bürgern (u.a. Nationalrat Emil Rellstab und Fanny Moser-Sulzer) ein Konsortium, das bestimmte, die Halbinsel «als einen dem Publikum zugänglichen Ausflugsort zu erhalten». Während der Kriegsjahre zeigte sich der sonst so energische und strenge Geschäftsmann von seiner sozialen Seite: Ohne genannt werden zu wollen, spendete er dem Fürsorgeverein 10 000 Franken.
Fritz Weber-Lehnert (1870–1955)
Bier aus Wädenswil
Die Gebrüder Weber waren gegenüber den grossen technologischen Entwicklungen, die das Brauereigewerbe Ende des 20. Jahrhunderts erfuhr, sehr aufgeschlossen. Die künstliche Kälte-Erzeugung beispielsweise, mit der man den Kunden mit dem Bier auch Eis mitliefern konnte, brachte einen Marktvorteil. 1892 begann man mit dem Verkauf von Flaschenbier, was in der Herstellung zwar äusserst aufwändig war, die Verbreitung auf dem Land, in Konsumläden und auf Baustellen jedoch stark vorantrieb. 1895 wurde die Brauerei ans Stromnetz angeschlossen, eine erste Schreibmaschine und das Telefon wurden in Betrieb genommen. Diese Innovationen waren nötig, denn der Konkurrenzkampf verschärfte sich in den folgenden Jahren zunehmend. Während zwischen 1884 und 1913 285 Brauereien ihre Tore schliessen mussten, konnte sich die Brauerei Wädenswil behaupten und überschritt 1911 die Marke von 100 000 Hektolitern. Dem Krieg fielen weitere Brauereien zum Opfer, sodass 1920 nur noch 89 Betriebe existierten. Das grösste Problem war nun der Mangel an Rohstoffen, die weitgehend im Ausland hergestellt wurden. Das «Kriegsbier», dessen Stammwürze von den vorgeschriebenen 12 Prozent bis zum Kriegsende auf bis zu 5½ Prozent sank, fand wenig Anklang. Gleichzeitig mussten die Preise wegen der verteuerten Rohstoffe erhöht werden.
Brauerei Wädenswil um 1900.
Belegschaft der Brauerei vor dem Felsenkeller im Giessen um 1890.