Samichlaus 1925

Quelle: Jahrbuch der Stadt Wädenswil 1983 von Jakob Baumann

«Samichlaus, du liebe Maa, gäll ich mues kei Fitze haa» tönte es in der Kinderstube, wenn der grosse Chlaus mit dem wallenden weissen Bart und mit tiefer Stimme vor den Ängstlichen stand und sie zitternd die kleinen Sünden berichteten.

Die damalige X-Gesellschaft organisierte diesen alten Brauch. Unser zirka 20 Mann hatte jeder ein vorgeschriebenes Quartier zu besuchen. Mit eher grösserer Freude als dies die Besuchten empfanden, gingen wir an unsere schöne Aufgabe. Wenn sich die Kinder ängstlich an Mutter und Vater schmiegten, wir aber freundlich, wie es sich für einen richtigen Samichlaus gehört, mit dem Fragen anfingen, war der Bann gebrochen; wir hatten Freude, wie mit heller Stimme die Versli aufgesagt wurden.
In den 1920er Jahren standen noch wenig Autos zur Verfügung. Der Schmutzli musste den Sack mittragen. Dank vier Autobesitzern war es aber möglich, auch entfernte Quartiere zu besuchen.
Es war Tradition, nach den Chlausbesuchen eine Schlussfeier mit «Schüblig und Härdöpfelsalat» zu veranstalten. Hier wurden verschiedene fröhliche Ereignisse erzählt. Dies geschah im heute nicht mehr existierenden «Schiffli» im ehemaligen Bahnhofsquartier. Dessen Besitzer, der legendäre «Schiffli-Gattiker», organisierte nicht nur Fasnachtsanlässe, den X-Ball und die grossen Umzüge – er war auch ein vortrefflicher Koch. Am Samichlaustag 1925 wurde es etwas später; der Wirt aber hatte keine Verlängerung eingeholt. Plötzlich stand Gemeindepolizist Scheidegger im Versammlungslokal.

Chlaus-Einzug in Wädenswil, um 1980.

Jeder Überhöckler wurde mit einer Busse von 5 Franken bestraft. Die Wut auf den Polizisten und den Polizeipräsidenten war gross. Was uns Chläuse immer wieder beeindruckte, war das Zusammengehörigkeitsgefühl in den Familien. Heute soll dies nicht mehr überall so sein, berichten die heutigen Samichläuse.




Jakob Baumann