50 JAHRE SLRG WÄDENSWIL

Quelle: Jahrbuch der Stadt Wädenswil 2005 von Janine Zweifel / Peter Ziegler

VORGESCHICHTE

Im Jahre 1933 wurde die Schweizerische Lebensrettungs-Gesellschaft (SLRG) Schweiz gegründet. Sie setzte sich vor allem zum Ziel, die Ertrinkungsunfälle in der Schweiz zu reduzieren, was ihr auch erfolgreich gelang. 1947 fanden die ersten Sektionswettkämpfe statt; daran nahmen sechs Sektionen teil. Heute ist die Teilnehmerzahl an den Schweizer Meisterschaften auf etwa 100 Sektionen angestiegen.

GRÜNDUNG IN WÄDENSWIL

1952 und 1953 führte ein Kantonspolizist in Wädenswil Rettungsschwimmkurse durch. Solche Kurse waren damals noch wenig verbreitet; rund um den Zürichsee ertranken jährlich mehrere Personen. Hier bestand Handlungsbedarf: Zwölf Brevetierte aus beiden Kursen, alles Männer, trafen sich im Oktober 1953 im Säli des Restaurants Schwanen, um eine neue SLRG-Sektion zu gründen. Neun entschlossen sich zu aktiver Mitarbeit. Der Präsident, Gottfried Aschmann, musste allerdings zu seinem Glück gezwungen werden. Als Kassier stellte sich Willi Strickler zur Verfügung, als Technischer Leiter Walter Strebei, der sich verpflichtete, das Brevet II zu erlangen.
Die Generalversammlung vom 16. September 1955 genehmigte die ersten Statuten. Zudem konnten ein Aktuar und ein Beisitzer in den Vorstand gewählt werden. Die Startschwierigkeiten waren 1956 noch nicht überwunden. Erneut musste ein Präsident, Hansueli Amann, bestimmt werden. Gemeinsam mit dem ganzen Vorstand, der wohl eher einem Einmannbetrieb glich, rettete sich der junge Verein ins Jahr 1957, in welchem Ernst Eschmann Präsident wurde.

Das Team der SLRG Wädenswil im Jahre 1963.

AUF KURS

Der Verein war damals klein und familiär; die Mitglieder hatten einen guten Zusammenhalt. Endlich kam etwas Schwung in die Sache. Die Trainings fanden im Sommer in der Badanstalt statt, wo man Griffe trainierte und «Fangis» machte. Anschliessend liess man den Abend im «Volkshaus» ausklingen und ging selten vor Mitternacht nach Hause.
Schon sehr früh gab es Vereinsmeisterschaften, die am Anfang gemeinsam mit Richterswil und Stäfa ausgetragen wurden. Die Gründer der drei Vereine standen sich nahe; auch nach den Anlässen sass man noch beisammen.
1958 wurde das Vereinsleben erneut getrübt. In der SLRG Zürich, an die sich die Wädenswiler stark angelehnt hatten, weil sie im Winter manchmal auch dort trainierten, war es zum Krach gekommen. Deshalb spaltete sich ein Teil der SLRG ab und gründete den Schweizerischen Rettungsschwimmverband (SRV). Wädenswil trat diesem ebenfalls bei und wurde dadurch zum «Verein Rettungsschwimmen Wädenswil» (VRW).
 

AUSLANDKONTAKTE UND JUBILÄEN

Um 1960 wurde in Bingen (D) ein neues Hallenbad eingeweiht. Da Bingen nahe der Grenze zur Schweiz liegt, waren die Rettungsschwimmer aus diesem Ort vorher zum Training nach Zürich gefahren. Dort hatten sie auch die Wädenswiler getroffen. Diese wurden deshalb zur Eröffnungsfeier des neuen Bades eingeladen. Dabei entstanden Kontakte zu Heidelberg und zur Familie Scholl. Um 1965 wurde die Heidelberger Freundschaft offiziell besiegelt. Danach besuchte man sich gegenseitig, und es kam sogar zu einer Heirat.
1963 wurde Walter Krüsi Präsident. Während seiner 15-jährigen Amtszeit wuchs der Verein, und es ereignete sich viel: 1965 stand ein Doppeljubiläum an: 10 Jahre Seetraversierung und 10 Jahre SLRG Wädenswil.
Die erste Seetraversierung war 1956 noch kein Grossanlass, sondern eher ein Event für die Vereinsmitglieder. In kleiner Gruppe, von einem Boot begleitet, schwammen sie schwatzend und sich Witze erzählend über den Zürichsee. Anders am 3. Juli 1965: Nachdem die Mitglieder und ihre Gäste am Nachmittag über den See geschwommen waren, amüsierten sie sich an der Jubiläumsfeier im «Engel». Am bunten Abend ging es hoch zu und her; bei einer Darbietung wurde sogar mit einer Axt ein altes Klavier in Stücke geschlagen.
1969 ereilte die Geldnot den SRV, und so war man in Wädenswil wohl oder übel gezwungen, wieder mit der SLRG zu fusionieren. Dies bedeutete auch den Wechsel zum ursprünglichen und heutigen Namen «SLRG Wädenswil».
 

IN DEN 1970ER-JAHREN

1973 wurde das Hallenbad Wädenswil eröffnet, was endlich erlaubte, auch im Winter in Wädenswil zu trainieren. Früher mussten sich die Mitglieder mit einem Training in der Turnhalle begnügen und fuhren etwa ein Mal im Monat in vollgestopften Autos nach Zürich, um Wasser zu fühlen. Das neue Hallenbad hatte zur Folge, dass der Kontakt zu Zürich einschlief, da man nicht mehr dort trainierte. Für das Trainieren im Hallenbad verlangte die Stadt nach einiger Zeit eine Gegenleistung: Die SLRG übernahm die Badewache.
 
Der Samichlaus lobt den Einsatz der Lebensretter. Aufnahme von 1984.
Mitglieder der SLRG unterstützen den Bademeister bei der Aufsicht im Hallenbad Untermosen. Aufnahme von 1997.
 
1975 wagten sich die ersten Vereinsmitglieder nach Genf an den «Coup de Noel». Da ihnen das Schwimmen im eisigen Wasser gefiel, wurde auch in Wädenswil das Kaltwasserschwimmen lanciert. Vorerst war auch dieser Anlass klein und fein und nur für Mitglieder bestimmt. Heute dürfen auch Aussenstehende daran teilnehmen.
1978 übernahm Heini Hottinger das Präsidium. Im Mai 1979 gründete llse Rüegg mit etwa 15 Kindern, welche die Schwimmtestkurse bestanden hatten, die Jugendgruppe. Schon am 24. Juni nahm die Jugendgruppe an einem Regionaltreffen in Kilchberg teil und holte gleich den ausgezeichneten 3. Rang! Dies war der glorreiche Auftakt zu den schwimmerischen Leistungen unserer Jugend, die immer wieder Podestplätze belegt.

Seit 1956 organisiert die SLRG die Seetraversierung von Männedorf nach Wädenswil. Start in Männedorf im August 2004.

IN DEN 1980ER-JAHREN

1980 feierte der Verein auf der Halbinsel Au das 25-Jahr-Jubiläum. Zu diesem Anlass verkleideten sich die Vereinsmitglieder. Und wie schon oft zuvor wurde das «Seebuebelied» gesungen. Heute ist es leider etwas in Vergessenheit geraten.
1983 wurde Werner Kunz Präsident. Ihn hielt es jedoch nur ein Jahr in diesem Amt. Dann übernahm Rolf Läufer die Leitung des Vereins. Seine Amtszeit stand im Zeichen der Seetraversierung. Er führte Pflichtenhefte ein, was die Organisation dieses grossen Anlasses vereinfachte. Jeder Funktionär wusste über seine Aufgabe Bescheid und zur Not hätte auch jemand anderer den Auftrag erfüllen können. Weniger erfreulich war, dass Rolf Läufer 1985 das erste und einzige Mal eine Seetraversierung absagen musste. Die Wassertemperatur betrug weniger als 20 °C, und das war einfach zu kalt, um über den See zu schwimmen.
1986 wurde im Hallenbad ein 24-Stunden-Schwimmen durchgeführt. Während 24 Stunden musste permanent jemand am Schwimmen sein. Für den Anlass bot man an die 50 Helfer auf. 1993 wurde der Wettkampf als Millionen-Meter-Schwimmen wiederholt, jedoch mit wenig Erfolg. Trotz der Musik, die gespielt wurde, schwammen am Ende nur noch Mitglieder des Schwimmvereins, ohne Konkurrenz; die Beteiligung war ohnehin mässig gewesen.
1989 wurde Thomas Roos neuer Präsident. Für die vielen Ordner, die er mit diesem Amt erbte, erhielt er ein Büchergestell geschenkt. Dennoch gab er sein Amt bereits 1993 wieder ab.

IN DEN 1990ER-JAHREN

Der Nachfolger, Beat Henger, stach durch seine genialen, dichterischen und musikalischen Beiträge an der Generalversammlung hervor. Die Jugendgruppe erreichte 1995 an den Schweizer Meisterschaften in Netstal den ausgezeichneten 1. Rang. Zur Siegermannschaft gehörten Sally und Ken Hacking, Reto Ansorge, Stefan Bollier, Corinne Baumgartner, Claudia Haas und Regula lsler. Dies war das erste und bis jetzt auch letzte Mal, dass Wädenswil einen Meistertitel erschwamm.
 
Seit 2002 präsentieren sich die Mitglieder der SLRG Wädenswil im gelben T-Shirt mit neuem Logo.
 
1997 gab Ruedi Schoppmann den ersten «Wasserspiegel» heraus. Seither verfügt der Verein über ein eigenes Informationsblatt. Im selben Jahr fand zum letzten Mal die Vereinsmeisterschaft statt.
1998 übernahm Michael Vogt das Präsidium. Mit Erfolg liess er die Heidelberger Freundschaft wieder aufleben, sodass die Mitglieder der SLRG Wädenswil das Hei­delberger Nachtleben wieder geniessen können.

IM NEUEN JAHRTAUSEND

Im Jahre 2001 fand das Trainingsweekend in Winterthur statt. Um die Organisation zu vereinfachen, verlegte man es in den Folgejahren nach Wädenswil. Die Generalversammlung stimmte 2002 ei­nem neuen Logo und einem neuen Vereins-Shirt zu. Seither ist die SLRG Wädenswil als gelber Fleck zu erkennen.
In die Präsidialzeit des 2004 gewählten Roger Kälin – eines internationalen Wettkämpfers und Gewinners des Schweizer-Meister-Titels – fiel das 50-Jahr­Jubiläum der SLRG Wädenswil. Begangen wurde es am 9. Juli 2005 im Strandbad Wädenswil im Beisein verschiedener Gäste mit einem Spielnachmittag für Alt und Jung und einer internen Feier am Abend. Unter dem Motto «Ziitreis» hielten Mitglieder – in Badekostüme der jeweiligen Zeit gekleidet – Rückschau auf 50 Jahre Vereinsgeschichte und Lebensrettung.
 

HEUTIGE TÄTIGKEIT

Die SLRG Wädenswil führt eine eigene Homepage, der folgende Informationen zu entnehmen sind:
Zusammen mit der Jugendgruppe zählt der Verein gegenwärtig rund 150 Mitglieder. Von der ersten Klasse an und solange man schwimmen mag, kann man der SLRG angehören. Ziel des Vereins ist es, Menschen, die in einem Gewässer in Not geraten sind, sofort helfen zu können. Im wöchentlichen Training werden Rettungspraktiken erlernt, geprobt und immer wieder auf den Ernstfall ausgerichtet. Im Sommer ist die SLRG für die Badewachen im Strandbad Rietliau und auf dem Badeplatz Naglikon verantwortlich. Im Winter unterstützt der Verein am Wochenende den Bademeister im Hallenbad. Besonders gefordert sind die Mitglieder bei der Organisation der längsten Seeüberquerung im Zürichsee – von Männedorf nach dem Strandbad Wädenswil –, sei es auf einem Boot als Lebensretter oder an Land beim Urkunden-Schreiben. Jährlich wird der Verein an den Schweizer Meisterschaften getestet. Dann gilt es, unter Zeitdruck verschiedene Disziplinen im Wasser zu meistern.
Auch an gemütlichem Beisammensein fehlt es den Lebensretterinnen und Lebensrettern nicht. Zu den Traditionen im Jahreslauf zählen unter anderem der Spielabend auf dem Etzel, der «Chlaushöck», die Herbstwanderung und romantische Grillabende am See.
 

 


Janine Zweifel /
Peter Ziegler