Vereine jubilieren

125 Jahre Frauenverein Ort, 1861-1986

Quelle: Jahrbuch der Stadt Wädenswil 1986 von Margrith Fuchs
 
Am 29. November 1986 versammelten sich eine grosse Schar Frauen im Landgasthof Halbinsel Au, um das 125jährige Bestehen des Frauenvereins Ort zu feiern.
Die Jubilarin – als ältester Verein der Au – ist ein Beispiel, wie Frauen im letzten Jahrhundert versuchten, ihr Schicksal selber in die Hand zu nehmen und pädagogische, bildungspolitische und soziale Aufgaben zu lösen.
Wieso kam es zur Gründung des Frauenvereins? War schon damals Emanzipation ein Schlagwort oder eine Wirklichkeit? Um die Aufsicht der obligatorisch gewordenen Arbeitsschule – laut Unterrichtsgesetz von 1859 – zu gewährleisten, mussten eine Vereinigung geschaffen werden, die diesen Zweck erfüllen konnte. Das war die Geburtsstunde des Oertler Frauenvereins. Während vielen Jahren beaufsichtigte der Frauenverein die Handarbeitsschule. Was heute selbstverständlich durch den Staat geregelt wird, war früher oftmals Aufgabe privater Institutionen. Als mit der Zeit der Staat die vom Verein gepflegten Schulaufgaben übernahm, widmeten sich die Frauen anderen Verpflichtungen.
In früheren Jahren gestaltete der Frauenverein die Weihnachtsfeier mit Kinderbescherung. Dass die Geschenke nur aus brauchbaren Artikeln zusammengestellt und mit Äpfeln und Nüssen garniert wurden, soll auch der heutigen Konsumgesellschaft wieder in Erinnerung gerufen werden. Ab 1941 durften die Kinder sogar einen Wunschzettel verfassen, mit nützlichen Geschenken, wie Sackmesser, Taschentücher, Portemonnaie, Schere, Schreibpapier.
Für die während der Kriegsjahre im Schulhaus einquartierten Soldaten wurde eine heimelige Stube eröffnet, und zur Linderung mancher Not verschickte man Soldatenpäckli ins ganze Land. Der jährliche Höhepunkt war, und ist auch heute noch, die Vereinsreise. Wie leuchten die Augen mancher Seniorin, wenn sie von einem einstigen Ausflug während der Krisenzeit berichten kann. Damals war es nicht üblich, einen freuen Tag zu beanspruchen und Haus und Familie alleine zu lassen. Doch hat es sich immer gelohnt, als Verschnaufpause im Kreise der Vereinsmitglieder einige frohe Stunden zu verbringen. Mit neuem Elan haben die Frauen Ihre Aufgaben angepackt, zum Wohle der Familie und des Vereins. Ihre Grossherzigkeit hat sich bis in die heutigen Tage erhalten; wird sie auch in unserer schnellebigen Zeit genügend zum Vorbild genommen?
Bei Quartieraktivitäten springt der Verein gerne ein. Im November ist die Verpflegung der Teilnehmer am Räbeliechtliumzug jeweils Ehrensache. Seit einigen Jahren wird im März der Orangenverkauf zugunsten der Schweizer Landwirtschaftlichen Mittelschule Nachlat Jehuda in Israel durchgeführt. Turnstunden und Sprachkurse sind weitere Angebote. Monatlich – meistens am dritten Donnerstag – bietet eine «Stubete» Gelegenheit zum Stricken und Plaudern und um neue Kontakte zu knüpfen. Die angefertigten Arbeiten, wie Schlüttli, Socken, Halstücher, werden einer caritativen Organisation überlassen. Der Erlös des Päckliverkaufs, der anlässlich der jährlichen Generalversammlung durchgeführt wird, ist für Notsituationen in der näheren oder weiteren Umgebung bestimmt. Bastelkurse stehen ebenfalls auf dem Vereinsprogramm. Die Tätigkeiten des Frauenvereins haben sich gewandelt. Das Herz aber, so darf man hoffen, hat die Jubilarin auf dem rechten Fleck. § 1 der Statuten lautet: Der Frauenverein Ort bezweckt den Zusammenschluss aller Frauen der Au. Die Einladung, Mitglied zu werden, geht auch an Sie, liebe Leserin.




Margrith Fuchs


60 Jahre Pfadfinderabteilung Wädenswil-Richterswil, 1926-1986

Quelle: Jahrbuch der Stadt Wädenswil 1986 von Peter Ziegler


1925 Der Wädenswiler Werner Strickler (1898-1969), der während seiner Ausbildung in England die Pfadfinderbewegung und dessen Gründer, Lord Baden-Powell, kennengelernt hat, beginnt eine Anzahl Wädenswiler Sekundarschüler für den Pfadigedanken zu begeistern.
 
1926 Bei einem Lagerfeuer auf der Burgruine wird am Georgstag die Pfadiabteilung Wädenswil-Richterswil gegründet. Die ersten Gruppenführer (Venner) sind Max Leuthold (Gruppe Adler), Fredi Schild (Gruppe Hirsch) und Walter Rüegg (Gruppe Eule). Anfangsbestand: 36. Erstes Sommerlager (Weesen).
 
1928 Erster öffentlicher Familienabend in der «Sonne». Gründung der «Vereinigung zur Förderung des Pfadfinderwesens», eines Elternkomitees mit dem Ziel, durch materielle und moralische Unterstützung für die Erhaltung einer Pfadfinderabteilung in Wädenswil zu sorgen. – Der Gemeinderat Wädenswil erlaubt der Pfadfinderabteilung auf deren Gesuch hin, über dem eingedeckten Krähbachtobel beim «Stampf» eine als Pfadiheim dienende Holzbarackte aufzustellen. Lagerturm der Pfadiabteilung Wädenswil.

Lagerturm der Pfadfinderabteilung Wädenswil.

Pfadiheim Wädenswil auf dem Stampf-Areal, 1929-1982.

1929 Am 21./22. September findet in Wädenswil die erste Pfadi-Landsgemeinde statt. – Die Abteilung bezieht das eigene Pfadiheim im «Stampf» beim Glärnischschulhaus Wädenswil.
 
1931 Erstes Skilager (Tschiertschen).

1932 Schweizerisches Bundeslager in Genf mit ersten Erfolgen der Wädenswiler Pfadfinder im Handballspiel gegen eine französische Mannschaft und gegen den Kantonalverband Tessin. Im Wettkampf der olympischen Staffel erringen die Wädenswiler Pfadi den zweiten Rang.
 
1934 Erster Pfadiabend im geräumigen Saal des Hotels Engel.
 
1935 Werner Strickler gründet den Pfadfinder-Handballclub Wädenswil und führt ihn als Präsident während 30 Jahren.
 
1937 Erstes Herbstlager (Roveredo).

1938 Der Pfadi-Handballclub beteiligt sich erstmals an der Schweizerischen Handballmeisterschaft.
 
1939 Sommerlager in Militärbaracken auf dem Oberalppass.
 
1940 Gründung der Wolfsmeute unter Hans Jakob Furrer.
 
1941 Tätigkeit beeinträchtigt durch oblig. Landdienst und Hilfsdienst.
 
1942 Erstmals übernehmen in Wädenswil Mädchen die Führung der Wolfsmeute (Claire Isler, Silvia Erzinger, Trudi Keller).
 
1945 Im Zusammenhang mit der Behebung eines Brandschadens wird das Pfadiheim im «Stampf» einer ersten grösseren Gesamtrenovation unterzogen.

1946 Erstes Wolfslager (Amden).

1947 Gründung des Altpfadfinder-Verbandes.

1948 die Abteilung zählt 100 Mitglieder. Neue Fahne. – Während einer Periode akuten Wohnungsmangels dient das Pfadiheim verschiedentlich als Notwohnung.

1953 Erika Borsdorfff, eine Wolfsführerin aus der Pfadfinderabteilung Wädenswil, gründet mit einer Gruppe Mädchen die erste Maitli-Pfadi in Wädenswil. Wegen Wegzug der Leiterin wird die Gruppe 1955 aufgelöst.

1954 Erstes Neujahrslager (Rigi).

1957 Neugründung der Maitli-Pfadi Wädenswil unter dem Namen «Ufenau». 1958 Bildung einer eigenen Pfadfinderabteilung Richterswil. Die Abteilung Wädenswil ist nach dem Rücktritt von David Zäch ohne Abteilungsleiter und bis 1964 auf verschiedene auswärtige Führer angewiesen. Der Mitgliederbestand sinkt laufend. Dank Venner Ruedi Ott hält man aber durch.

1962 Die Pfadiabteilung Richterswil weiht das eigene Pfadiheim am Trüllplatz in Samstagern ein.

1964 Erstes Frühlingslager (Langenhard/Tösstal).

1965 Aus dem Pfadfinder-Handballclub wird durch Namensänderung und Abtrennung der «Handballclub Wädenswil».
 
1966 Mit der Pfadiabteillung Wädenswil geht es erneut aufwärts. Sie zählt wieder 150 Mitglieder.

1971 Wiedervereinigung der 1958 abgespaltenen Abteilung Richterswil mit der Wädenswiler Pfadiabteilung.

1972 In der Au wird das Wolfsrudel Ikki gegründet. Die Pfadiabteilung Wädenswil-Richterswil-Au zählt zirka 240 Mitglieder.

1976 INTERMIX, Internationales Pfadilager im «Bachgaden» oberhalb Wädenswil, aus Anlass des 50jährigen Bestehens der Abteilung Wädenswil-Richterswil.

1978 Der Pfadistamm «Patroklos» bezieht den «Adlerhorst», einen vom Eigentümer zum Gebrauch überlassenen Holzschopf an der Sennweidstrasse oberhalb dem Neugut (1984 abgebrannt).
Adlerhorst an der Sennweidstrasse, abgebrannt 1984.

1979 Zusammenschluss der Maitli-Pfadiabteilungen «Ufenau/Wädenswil und «Kiel»/Richterswil mit der Pfadiabteilung Wädenswil-Richterswil. Neuer Mitgliederbestand: 272.

1980 300 Mitglieder, höchster Bestand seit der Gründung.

1981 Als Ersatz für das baufällige Heim beim Glärnischschulhaus kann als neues Pfadiheim das Heimwesen in der Langwies Au-Wädenswil gemietet werden.

1982 Abbruch des Pfadiheims im «Stampf».

1986 60 Jahre Pfadiabteilung Wädenswil-Richterswil. Jubiläumsveranstaltung mit Besichtigung im Pfadiheim Langwies. Herausgabe einer von August Götschi redigierten, 48seitigen Festschrift, der die Angaben für diesen chronologischen Abriss entnommen worden sind.
Pfadiheim Langwies, 1985.




Peter Ziegler


50 Jahre Frauenriege Wädenswil, 1936−1986

Quelle: Jahrbuch der Stadt Wädenswil 1986 von Ly Fuhrer

1929 ergriff der Vorstand des Turnvereins Wädenswil die Initiative zur Gründung einer Damenriege. Fünfzig Wädenswilerinnen liessen sich als Aktivmitglieder des von Fräulein Erna Gubelmann präsidierten Vereins einschreiben. Als Turnleiterin stellte sich Frau L. Hofer-Meier zur Verfügung. Schon nach wenigen Jahren überstieg der Mitgliederbestand die Hundertgrenze.
Da wünschten die verheirateten Frauen und ältere Mitglieder eine Extraturnstunde einzuschalten. Dem Wunsch wurde entsprochen. Die nun für sich turnenden Frauen verloren mit der Zeit den Kontakt zu den übrigen Mitgliedern der Damen- und Frauenriege Wädenswil. Viele empfanden sich nicht mehr als Angehörige desselben Vereins. Die Trennung war nur noch eine Frage der Zeit.
Sie wurde an der Generalversammlung vom 14. Dezember 1936 beschlossen. Die Damen- und Frauenriege des Turnvereins Wädenswil löste sich auf. Nun entstand eine neue Damenriege unter dem Präsidium von Margrit Lüssy sowie eine Frauenriege unter dem Präsidium von Frau Dr. Kobel-Schneider und mit Frau Hofer als Leiterin. Wer der neu gegründeten Frauenriege beizutreten wünschte, musste verheiratet oder mindestens 28 Jahre alt sein.
Dankbar gedenken wir heute der Gründerinnen der Frauenriege Wädenswil, erkannten sie doch schon vor fünfzig Jahren, dass das weitverbreitete Bedürfnis der körperlichen Betätigung nicht nur ein Vorrecht der jungen, sondern ebenso sehr auch der im mittleren Alter stehenden Frauen ist. Es ist erfreulich, feststellen zu dürfen, wie im Verlauf der Jahre weite Kreise die gesundheitlichen Vorteile einer zielbewussten und den Frauen angepassten turnerischen Tätigkeit schätzen lernten.
Viele Jahre turnte die Frauenriege in der Glärnisch-Turnhalle. In den vierziger Jahren war der Turnbetrieb wegen einquartiertem Militär oder wegen «Kohlennot» zeitweise erschwert. Im Jahresbericht 1941 können wir lesen: Solange es die Temperatur in der über die Zeit der Kohlennot ungeheizten Turnhalle noch einigermassen erlaubt, wird auch im Winter geturnt.
Auch heute mahnt ein Blick in die von Krieg und Not erfüllte Welt, dass Friede nicht selbstverständlich ist:

«Ein Tag sagt es dem anderen
Das Leben ist wie wandern
Inmitten Freud und Leid
Mit Ziel zur grossen Ewigkeit.»

1956 erfüllte sich der langersehnte Wunsch, die Turnabende in der Neuen Eidmatt-Turnhalle abzuhalten.
1966 war der Mitgliederbestand derart hoch, dass einige ältere Turnerinnen verlangten, eine Altersriege zu gründen.
Seit 1967 besteht deshalb eine Frauenriege II mit einem eigenen Vorstand. Diese turnt in der Turnhalle Fuhr.
In den verflossenen Jahren erweiterte sich der Mitgliederbestand von anfänglich 48 auf 168. Somit gehört die Frauenriege I zu den grössten im Kanton Zürich. Sie turnt nun in vier Turnhallen, und zwar am Montag in der Halle Untermosen (seit 1977), am Dienstag in der Gerberacher- (seit 1970), am Donnerstag in der Eidmatt-Turnhalle und in der Turnhalle Fuhr (seit 1977).
Ein so aktives Turnprogramm zu bewältigen, ist nur mit grossem Einsatz der verschiedenen Leiterinnen möglich. Diese lösen sich im regelmässigen Turnus ab. Immer erarbeiten sie ein gefälliges und nützliches Turnen, das die vielen Turnerinnen begeistert. Um sich weiterzubilden oder auf dem laufenden zu bleiben, nehmen die Leiterinnen jedes Jahr an den obligatorischen Kreiskursen oder an freiwilligen Kursen des Kantonalen Frauenturnverbandes teil. Jeden Sommer werden für eine Woche zwei bis drei Vorturnerinnen in das Sportzentrum Filzbach delegiert, wo sie unter der Leiterin Pirkko Vilpunen von der finnischen Gymnastik profitieren.
Vorstand der Frauenriege I Wädenswil im Jubiläumsjahr 1986.

Theateraufführung der Turnerinnen am Jubiläumsanlass.
 
Seit 1977 turnen in der Turnhalle Fuhr Frauen über 45 Jahre und diejenigen, die aus gesundheitlichen Gründen gerne am etwas leichter gestalteten Turnprogramm teilnehmen wollen.
Kameradschaft wird gross geschrieben. Um diese zu pflegen, organisiert der Vorstand für alle Turnerinnen der vier Hallen meistens einen Skitag, eine Frühlings- und eine Herbstwanderung. Eine Gruppe Turnerinnen nimmt seit Jahren am Zwei-Tage-Marsch in Bern teil. Da gab’s auch schon Auszeichnungen! Es hat sich auch eingebürgert, im Frühjahr den Vita-Parcour im Reidholz zu absolvieren. Ebenso unterhaltsam ist der Etzel-Bummel während der Sommerferien.
In früheren Jahren war auch der Chilbi-Dienstag ein fröhlicher Anlass. Oftmals freuten sich etwa 30 Turnerinnen über die Freibillette für die verschiedensten Bahnen. Spender war meist ein bekannter Dorfpolizist. Leider ist der Brauch in den letzten Jahren etwas in Vergessenheit geraten.
Die Frauenriege I bemüht sich, den Frauen Gelegenheit zu geben, etwas für ihre körperliche und seelische Gesundheit zu tun. Die Auffassungen über Methodik, geeignete Übungen und Bekleidung im Frauenturnen haben sich in den letzten fünfzig Jahren gewaltig gewandelt. Geblieben ist aber die Einsicht, dass man entspannt und ausgeglichen mehr leisten kann und vieles besser erträgt.
Es verbleibt mir nur noch, allen Frauen zu danken, die sich während der letzten fünfzig Jahre tatkräftig und uneigennützig für die Frauenriege eingesetzt haben.
 
Präsidentinnen waren:
1937-1946 Frau Dr. J. Kobel
1946-1947 Frau Hanna Spalinger
1947-1951 Frau Dr. J. Kobel
1951-1954 Frau Clara Gysi
1954-1958 Frau Lilly Kägi
1958-1959 Frau Vreni Bräm
1959-1963 Frau Rösli Zimmermann
1963-1964 Frau Eve Hess
1964-1970 Frau Leni Tanner
1970-1975 Frau Trudi Hotz
1975-1983 Frau Margrith Rusterholz
seit 1983 Frau Katharina Lutz




Ly Fuhrer


25 Jahre Tambourenverein Wädenswil, 1961–1986

Quelle: Jahrbuch der Stadt Wädenswil 1986 von Walter Gattiker

Die Wädenswiler Tambouren am 13. Eidg. Tambourenfest in Olten, 1962. Von links nach rechts: Ruedi Ziegler, Peter Spörri, Peter Langendorf, Peter Brupbacher, Kurt Theiler, Walter Theiler, Emil Leoni, Willi Bryner, Max Langendorf.

Das 25jährige Bestehen des Tambourenverens Wädenswil gibt Gelegenheit, innezuhalten und einen Blick in die Vergangenheit zu werfen. Viele Stunden harter Probenarbeit, konzentrierte Aufmerksamkeit an Trommelwettkämpfen und Auftritten, schwere Stunden beim Abschied allzufrüh verstorbener Kameraden, aber ebenso unvergessliche Stunden in froher Kameradschaft bei geselligen Vereinsanlässe, all das schliesst ein Zeitraum von 25 Jahren mit ein.
 

Gründung

Getrommelt wird in Wädenswil nicht erst seit 25 Jahren. Vor der Gründung unseres Vereins waren es die Kadetten, welche innerhalb ihres Korps eine Tambourengruppe unterhielten. Anfangs der sechziger Jahre bestand neben einer schlagkräftigen Tambourengruppe auch eine starke Pfeiferformation. Mit dem 20. Altersjahr hörte jedoch die Mitgliedschaft bei den Kadetten auf. Das war denn auch der entscheidende Grund, der im Dezember 1961 dazu führte, das sich einige Tambouren und Pfeifer unter der Leitung des legendären Emil «Miggel» Leoni im Hotel Engel versammelten, um einen neuen Verein, den Tambourenverein Wädenswil, aus der Taufe zu heben.

Aller Anfang ist schwer

Die erste Zeit nach der Gründung war geprägt durch zahlreiche Auftritte in Wädenswil und Umgebung. Eine Attraktion besonderer Art bildete natürlich die in unserer Gegend einzige Pfeifergruppe. Durch den Wegzug und berufliche Verpflichtungen ihrer Mitglieder musste die Pfeifergruppe nach zwei bis drei Jahren leider aufgelöst werden. In der Folge bildeten sich auch die Aktivitäten der Tambouren stark zurück und beschränkten sich nach einiger Zeit mehr oder weniger auf Auftritte an der Fasnacht und auf Vorträge bei Hochzeiten von Freunden und Bekannten.

Neuer Beginn

Als an der Fasnacht 1977 nur noch drei Tambouren auf die Beine gebracht werden konnten, wurde beschlossen, einen ernsthaften Versuch zu einem Neubeginn zu unternehmen. Ehemalige Kameraden wurden angefragt, und es bildete sich eine sechs Mann starke Tambourengruppe, die sich zum regelmässigen Üben verpflichtete. Bald darauf konnte mit dem Musikverein Harmonie eine Vereinbarung über gegenseitige Zusammenarbeit abgeschlossen werden, die den Tambouren Auftritte bei Konzerten und Ständchen erlaubte. Durch die vermehrten Gelegenheiten zu Auftritten wurden die Tambouren in und um Wädenswil wieder bekannt. In der Folge traten einige in unserer Gegend ansässige Hobby- und Militärtambouren in den Verein ein. Ebenso war es möglich, einige Nachwuchstrommler in die Aktivtambourengruppe einzubauen. Gute Ränge an regionalen und eidgenössischen Tambourenfesten bewirkten weitere Zuzüge, sodass wir heute eine Aktivtambourengruppe von 15 Mann präsentieren können. Auf gegenseitiges Verständnis und gute Kameradschaft legen wir ebenso grossen Wert wie auf technische Ausbildung.
 
Rückkehr der Wädenswiler Tambouren vom 19. Eidg. Tambourenfest in Burgdorf 1986.
 

Nachwuchsschulung

Mit der Bildung einer Jungtambourengruppe wurde im Frühling 1978 begonnen. Nach anfänglich guten Fortschritten der 15 Jungtambouren hatten wir nach zwei Jahren das scheitern dieser ersten Bemühungen einzugestehen. Wir mussten Lehrgeld bezahlen. Unverzagt erarbeiteten wir uns jedoch ein neues, erweitertes Konzept für die Jungtambourenausbildung. Ein erster Kurs begann im Frühling 1981, dem sich 1982, 1983 und 1985 weitere Gruppen anschlossen.
Die von unseren sieben Jungtambourenleitern geleistete sorgfälige Aufbauarbeit brachte dieses Jahr die ersten grossen Erfolge. Wir konnten, erstmals in unserer Vereinsgeschichte, mit einer Jungtambourengruppe von zehn Burschen an einen ostschweizerischen Jungtambourenwettkampf teilnehmen. Auch in der Einzelausbildung dürfen wir Erfolge verbuchen, konnten doch bereits zwei unserer Jungtambouren die sehr anspruchsvolle Prüfung für Militärtambouren erfolgreich bestehen.
Auch in Zukunft wollen wir der Jungtambourenausbildung grösste Aufmerksamkeit schenken. Im Frühling 1987 werden wir mit einem weiteren Anfängerkurs beginnen.

Auf- und Ausbau der Tambourengruppe

Mit der Bildung der Jungtambourengruppen begann für die Aktivtambouren und den Vereinsvorstand eine sehr intensive Auf- und Ausbauphase. In erster Linie ging es darum, die bestehende Aktivtambourengruppe auf einen technisch guten Stand zu bringen und moderne Märsche und Kompositionen zu erlernen. Hand in Hand mit diesem Aufbau ging ein Ausbau, eine Verstärkung der Gruppe mit neuen Trommlern, einher. So umfasste unser Verein 1980 8 Aktive und 6 Jungtambouren, 1982 10 Aktive und 21 Junioren, 1984 13 Aktive und 26 Junioren und 1986 15 Aktive und 31 Jungtambouren.
Dieser sprunghafte Anstieg der Mitgliederzahlen, und vor allem die Betreuung, Führung und Leitung der Jungtambouren verlangte eine effiziente, in klare Verantwortungsbereiche gegliederte Vereinsorganisation und -struktur. Durch die eindeutige Trennung in einen technischen und einen administrativ-organisatorischen Bereich, und durch die Wahl eines ehemaligen Pfeifers (also Nichttambours) zum Vereinspräsidenten, konnten die Tambouren weitgehend von administrativen und organisatorischen Aufgaben befreit werden. Das wirkt sich positiv auf die trommeltechnischen Bereiche aus.
Im Jahre 1981 konnten wir unsere alte Bekleidung – blaues Hemd, schwarze Hose und weisse Krawatte – durch eine moderne, aus Hose, Kittel, Hemd und Krawatte bestehende Kleidung ersetzen, und auf das 25jährige Bestehen wurde ein neues Hemd und eine Krawatte angeschafft.
Die stete Aufwärtsentwicklung der Tambourenzahlen verlangte natürlich entsprechende neue Trommeln. 1981 mussten neun neue Baslertrommeln beschafft werden; für die Jungtambouren wurden die bestehenden Instrumente revidiert. Durch die Auflösung des Kadettenkorps fielen uns die Trommeln der ehemaligen Tambourengruppe zu. Nach der Revision leisten die Instrumente nach wie vor ausgezeichnete Dienste. Die älteste Kadettentrommel trägt die Jahrzahl 1941 und ist in hervorragendem Zustand; auch hier machten sich Qualität und gute Pflege bezahlt. Bereits 1983 wurden weitere viel Baslertrommeln angeschafft, und ein Jahr später, 1984, mussten zwölf neue Instrumente bereitgestellt werden. In der Zeit zwischen 1981 und 1986 haben wir für Revisionen und den Kauf neuer Trommeln einiges mehr als 30 000 Franken aufgewendet. Dies war nur möglich durch Einnahmen aus Altpapiersammlungen, Beiträgen von Gönnern, periodisch durchgeführte Spendenaktionen und aus den Jahresbeiträgen der Vereinsmitglieder.
Einen ganz grossen Wunsch konnten sich die Tambouren auf das 1986 stattfindende eidgenössische Tambourenfest und das 25jährige Bestehen des Vereins erfüllen: die erste Vereinsfahne.
Wer diese Fahne beim Empfang der Tambouren vom «Eidgenössischen» auf dem Bahnhofplatz gesehen hat, kann unseren Stolz und unsere Freude verstehen.
 

Verdiente Kameraden

Der Rückblick wäre unvollständig ohne die Erinnerung an Kameraden, die sich grosse Verdienste um den Verein erworben haben. Wir denken hier unweigerlich an unseren lieben Freund und Tamboureninstruktor, den 1965 allzufrüh verstorbenen Emil «Miggel spezial», Leoni, an den immer fröhlichen Trommlerfreund Willy Bryner, der 1975 durch einen tragische Autounfall so jäh entrissen wurde, und an den 1978 an seinem Arbeitsplatz tödlich verunfallten Kameraden Marc Blattman, der während 12 Jahren, von 1966 bis 1978, als Präsident die Geschicke des Vereins geleitet hat.
Zu erwähnen ist auch unser erster Präsident, Ruedi Ziegler, der als einer der Hauptinitianten sehr viel zur Vereinsgründung beigetragen hat. In Rüti (ZH) wohnhaft, interessiert er sich heute als Gönner lebhaft für die Tambouren.
Unter den heutigen Mitgliedern befinden sich noch einige, die bereits bei der Gründung dabei waren. Es sind dies: Max Langendorf, Kurt Teiler, Walter Theiler und Walter Gattiker.
Der Vorstand des Tambourenvereins setzt sich gegenwärtig zusammen aus: Walter Gattiker, Präsident, Kurt Theiler, Vize-Präsident, Gerald Reutemann, Kassier, Beat Landis, Tamboureninstruktor, Max Langendorf, Vize-Instruktor, Paul Bossert, Aktuar, und Hanspeter Huber, Materialverwalter.
 

Dank

Es ist undenkbar, dass der Tambourenverein ohne die Unterstützung und die Hilfe weiter Kreise der Bevölkerung und der Geschäftswelt existieren könnte. Die Tambouren sprechen deshalb allen Freunden und Gönnern, Spendern und Helfern der letzten 25 Jahre den herzlichsten Dank aus für die grosszügige Unterstützung. Sie werden auch im zweiten Vierteljahrhundert der Pflege des Trommelspiels, der Zusammengehörigkeit, Kameradschaft und Geselligkeit verpflichtet bleiben. Sie wollen auch weiterhin durch schwungvoll gespielte Kompositionen und sauberes, korrektes Auftreten positiv auf sich aufmerksam machen.




Walter Gattiker


10 Jahre Quartierverein Gulmenmatt

Quelle: Jahrbuch der Stadt Wädenswil 1986 von Peter Ziegler
 
Mit dem Ziel, den Kontakt unter den Anwohnern im Gebiet Gulmenmatt zu vertiefen, wurde am 31. Mai 1976 der Quartierverein Gulmenmatt gegründet. Dieser verfügt sogar über ein eigenes Vereinslokal: die Mieterbaugenossenschaft Gulmenmatt vermietete dem Verein den auf Frühling 1976 freigewordenen Raum des Kindergartens Musli.
Der Quartierverein Gulmenmatt, dem auch ausserhalb des Quartiers wohnende Mitglieder angehören, führt jährlich eine Generalversammlung, eine Vereinsreise und einen Kinderausflug durch. Jeden Freitagabend finden sich im «Treff-Punkt» Erwachsene zu Jassen ein. Kegelabend, interner Lottomatch, Speckjassen und das alljährliche Jassen um den Gulmenmatt-Jasskönig sind weitere Höhepunkte des Vereinsjahrs. Dazu kommen gemäss Tradition drei Veranstaltungen mit Unterhaltung und Musik: Frühlingsfest, Herbstfest und Chlaushock. Zum festen Programm zählen aber auch Besichtigungen (zum Beispiel Seepolizei in Oberrieden, Kehrichtwerk Horgen, Werkhof und Autobahnpolizei N 3) und die Beteiligung am Wädenswiler Fasnachtsumzug mit eigener Gruppe.
Seit Mai 1981 besitzt der Quartierverein eine eigene, von H. Huber geschaffene Standarte sowie drei mitten im Quartier aufgestellte Fahnen, gestiftet von Fahnengötti Willi Blattmann.
Am 7. Mai 1986 feierte der Verein sein Zehn-Jahr-Jubliläum. Die Kinder massen bei Wettspielen ihr Können. Im Festzelt schilderte G. Stalder die Entstehungsgeschichte des Quartiervereins. Die Einschellergruppe Wädenswiler Berg, der Jodlerclub, die Bauernkapelle der «Harmonie» Wädenswil, die Tamaros und die Guggenmusik Trubadix sorgten für gute Unterhaltung. Hochstimmung herrschte am Abend auch im Vereinslokal, wo in kleinerem Kreis das in den vergangen zehn Jahren Erreichte weiter gefeiert wurde, und wo man neue Pläne schmiedete für die Zukunft.




Peter Ziegler