Emil Gessner-Heusser (1848–1917)

Quelle: Jubiläumsbuch 175 Jahre Gessner von Peter Ziegler

Emil Gessner wurde am 6. August 1848 in Wädenswil als Sohn von August und Berta Gessner geboren. Von 1863 bis 1866 besuchte er die Industrieschule in Winterthur. Anschliessend erweiterte er seine Sprach- und Fachkenntnisse in Lausanne, Lyon und Bergamo.1 In New York liess er sich den letzten Schliff des Kaufmanns geben. Von hier aus brach er 1870 mit einigen Freunden auf zu einer Reise rund um die Welt. 1873 kehrte er nach Wädenswil zurück und trat als Prokurist in das Seidenverlagsgeschäft des Vaters ein. Ab 1. August 1881 war er Gesellschafter der zur Kollektivgesellschaft umgewandelten Firma Gessner & Co, für die er ab 1886 als unbeschränkt haftender Inhaber zeichnete.2
Im April 1880 verheiratete sich Emil Gessner mit Meta Regina Heusser (1859–1931), der Tochter des im Hirzel praktizierenden Arztes Johann Jakob Heusser-Schweizer, der Nichte der Schriftstellerin Johanna Spyri-Heusser (1827–1901). Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor: Meta Adele (1881–1910), der 1886 geborene Hans Emil August, der kurz nach der Geburt starb, und Hans Ernst Emil (1887–1938).
Emil Gessner nahm am politischen Leben seiner Wohngemeinde Wädenswil und des Kantons Zürich rege Anteil. 1874-1883 war er im Gemeinderat3, 1877 wurde er Mitglied der Steuerkommission4 und 1883 wurde er in den Verwaltungsrat der Wädenswil-Einsiedeln-Bahn gewählt, der späteren Südostbahn.5 Dem Zürcher Kantonsrat gehörte er in der Legislaturperiode 1881 bis 1884 an.6 1892 wählten die Stimmberechtigten Emil Gessner in die Gemeindeschulpflege.7 Längere Zeit gehörte er dem Vorstand der Sparkassagesellschaft Wädenswil an. 1878 zählte er zu den Gründern der «Quellwasserversorgungsgesellschaft Wädensweil» und wahrte deren finanzielle Interessen.8 Als Zeitgenosse, der sich für Neuerungen interessierte, setzte sich der Seidenfabrikant für den Bau der linksufrigen Seebahn ein, der 1875 eröffneten Nordostbahn-Strecke von Zürich nach Ziegelbrücke. Und er zeichnete Aktien für die Wädenswil-Einsiedeln-Bahn, die am 1. Mai 1877 den Betrieb aufnahm. 1892 wurde er Mitglied der von den Stimmberechtigten gewählten behördlichen Eisenbahnkommission.9 1893 gehörte er zu den Gründern des Elektrizitätswerks Waldhalde an der Sihl und sass in dessen Verwaltungsrat.10 1894 betätigte sich Emil Gessner im Initiativkomitee zur Gründung der «Dampfbootgesellschaft Wädensweil» und dann in deren Verwaltungsrat.11
In die Zeit, da Emil Gessner der Seidenstoffweberei als Direktor vorstand, fallen vier wichtige Ereignisse: Der Übergang vom Verlagsgeschäft zur mechanischen Seidenweberei und der Bau und Ausbau der Fabrik im Neuwiesen-quartier; 1900 die Gründung eines Zweigbetriebs in Richterswil;  1906 die Eröffnung des ersten Auslandbetriebs in Waldshut; 1909 die Umwandlung des Familienunternehmens in eine Aktiengesellschaft.
Emil Gessner-Heusser starb nach längerer Krankheit am 22. Mai 1917.




Peter Ziegler


Anmerkungen

1 Bürgerverzeichnis der Stadt Zürich, Bd. 1864, S. 74; Bd. 1868, S. 86; Bd. 1872, S. 92.
2 Nachrichten vom Zürichsee, 25.5.1917 (Nachruf).
3 Allgemeiner Anzeiger vom Zürichsee 1874, Nr. 56; 1883, Nr. 40.
4 Allgemeiner Anzeiger vom Zürichsee 1877, Nr. 57.
5 Allgemeiner Anzeiger vom Zürichsee 1883, Nr. 44.
6 Allgemeiner Anzeiger vom Zürichsee 18821, Nr. 47, 48, 54.
7 Allgemeiner Anzeiger vom Zürichsee 1892, Nr. 41.
8 Jahresberichte der Quellwasserversorgungs-Gesellschaft Wädensweil.
9 Allgemeiner Anzeiger vom Zürichsee 1892, Nr. 41.
10 Nachrichten vom Zürichsee 1893, Nr. 47.
11 Nachrichten vom Zürichsee 1894, Nr. 29.