10 Jahre Frauentreff Au

Quelle: Jahrbuch der Stadt Wädenswil 1988 von Renate Knoll

Schaffung von Kontakten unter Frauen, Aufbau von Beziehungen, Erfahrungsaustausch, Weiterbildung in eigener Regie, gegenseitige Anregung, Meinungsbildung – das waren einige Gründe, welche vor zehn Jahren zur Entstehung des Frauentreffs führten. Am 26. April 1978 wurde der Reigen der vielen seither stattgefundenen Veranstaltungen eröffnet.
Die Au als typisches Neubaugebiet bot wenig Kontaktmöglichkeiten. Viele Bewohner waren nach Zürich ausgerichtet, bedingt durch den Arbeitsplatz und durch frühere Beziehungen und Freundschaften. Die Alteingesessenen hatten unter sich ihre Kontakte, oder ihre Fäden waren nach Wädenswil gesponnen. Für die Neuzugezogenen, vor allem für die Frauen, bot die Au herzlich wenig. Es fehlte die geistige Anregung und die politische und kulturelle Auseinandersetzung mit anderen Frauen. Aus diesem Bedürfnis heraus entstand das Frauentreff, welches, nach einem Kurs für freiwillige Mitarbeiter im Bezirk Horgen durch die Pro Juventute, von fünf Frauen der Au ins Leben gerufen wurde.
Was will das Frauentreff? Das Frauentreff ist ein Versuch der Bildungsarbeit für die Frau, vor allem der Frau, welche nur für beschränkte Zeit von zu Hause weg sein kann. Einmal monatlich am Dienstag, zwischen 9 und 11 Uhr, trifft man sich im Kirchgemeindepavillon. Jedes Treff ist einem bestimmten Thema gewidmet. Es werden jedoch, wenn immer möglich, keine Referenten zugezogen, sondern die zur Sprache kommenden Themen werden abwechslungsweise von zwei bis drei Frauen zusammen anhand von Büchern und sonstigen Unterlagen erarbeitet. Meist gibt es ein halbstündiges Referat, darnach wird in kleinen Gruppen diskutiert. So hat jede Frau die Möglichkeit, sich zu äussern und ihre eigene Meinung einzubringen. Für die lebhaften Diskussionen ist die angesetzte Zeit von zwei Stunden leider oft zu kurz.
Viele lehrreiche und interessante Morgen wurden in den vergangenen zehn Jahren durchgeführt. Der Bogen der Themen ist weit gespannt. Er reicht von intellektuellen über psychologische Diskussionen und Buchbesprechungen bis zu Basteleien und Spielen. So kommen die intellektuellen wie auch die manuellen Fähigkeiten zum Zuge, und auch die schöpferische Ader wird nicht vergessen. Wie gesagt, es ist ein Anliegen der Gruppe, dass nicht einfach konsumiert wird, sondern dass durch das Erarbeiten eines Themas, durch die Teilnahme an der Diskussion, am Gespräch, selbst etwas dazu beigetragen wird. Dass es an Themen nie mangelt, zeigen die 102 Veranstaltungen, die in den zehn Jahren stattgefunden haben. Es würde zu weit führen, diese hier aufzuzählen, doch eines ist sicher: In diesen zehn Jahren sind viele Frauen der Au angesprochen worden und haben sich auf einem bestimmten Gebiet tieferes Wissen aneignen können. Gleichzeitig hat man aber auch gelernt, sich ohne Angst vor einem grösseren Zuhörerkreis auszudrücken; Hemmung wurde abgelegt und Selbstvertrauen gewonnen. Durch diese Treffen sind viele Beziehungen entstanden. Gleichgesinnte haben sich kennengelernt, und man fühlt sich heute heimischer in der Au.
Au-Treff-Kafi, Alte Landstrasse 89, Au.

Heutige Vorbereitungsgruppe beim Singen des Jubiläumsliedes.
 
Am 26. April 1988 wurde mit einem kleinen Fest das zehnjährige Bestehen gefeiert. Mit lustigen Sketchen und diversen humoristischen Einlagen wurde Rückschau gehalten, und einige der vielen Veranstaltungen passierten Revue. In einem eigens für diesen Abend verfassten Lied kommt die Bedeutung des Frauentreffs für viele Frauen der Au sehr treffend zum Ausdruck:
Vor nunmehr zehn Jahren - am 25. April genau –
da fand erstmals statt das Frauentreff Au.
Fünf mutige Frauen waren
begeistert bereit,
diesem Treffpunkt zu schenken
Ideen und Zeit.
 
Vorher gab es hier nichts für die Frauen,
woran sie sich tagsüber konnten erbauen.
Jetzt war es möglich,
der Hausarbeit zu entfliehen
und für zwei Stunden
zum Frauentreff zu ziehen.
Man freut sich stets auf diesen Morgen
und vergisst dabei oft seine Sorgen.
 
Hier gilt es, gemeinsam
den Horizont zu erweitern
und durch Vorträge das Wissen zu verbreitern.
 
Nach und nach wurde
das Lampenfieber überwunden,
das Selbstvertrauen stieg
nach mehreren Runden.
 
Bei uns hat jede Frau etwas zu sagen,
doch sollten es viel mehr noch wagen.
Wir haben auch interessante
Ausflüge unternommen
Und sind gern
dafür zusammengekommen.
 
Dank Frauentreff sind gute
Kontakte entstanden
zwischen Frauen, die sonst nicht
zueinander fanden. Verbessert wurde das Klima in der Au
durch diese Begegnungen
von Frau zu Frau.
Seit 1986 können wir
Zum Diskutieren bei Kaffee und Kuchen
auch unser gemütliches
Au-Treff-Kafi besuchen.
 
Dieses in Gedicht angesprochene gemütliche, kleine Kaffee besteht nun seit zwei Jahren und steht der ganzen Bevölkerung der Au offen. Es wird an Dienstag- und Donnerstagnachmittagen, sowie an Abstimmungssonntagen abwechslungsweise von den Frauen betreut. Doch auch hier wird nicht nur Kaffee getrunken, sondern es werden Kurse, Vorträge und Bastelnachmittage angeboten und durchgeführt. Galerienähnliche Wechselausstellungen gaben bis heute vier Wädenswiler Künstlern Gelegenheit, ihre Werke auszustellen.
Bestimmt wird das Frauentreff auch in Zukunft weiterhin aktiv und erfolgreich für Frauen jeder Altersstufe wirken. Allen, die bis heute Zeit und Ideen selbstlos eingesetzt haben, sei an dieser Stelle ganz herzlich gedankt.

 



Renate Knoll