Pfahlbauten in Wädenswil

Quelle: Jahrbuch der Stadt Wädenswil 2011 von Peter Ziegler

Im Trottenkeller des Schlosses Au zeigten die Historische Gesellschaft Wädenswil und die Kantonarchäologie Zürich vom 8. Juni bis 17. Juli 2011 eine Wanderausstellung zur Pfahlbauforschung. Nebst allgemeinen Informationen wurde mit Fotos, Texttafeln und Fundgegenständen auch auf die fünf bekannten prähistorischen Siedlungsstellen auf dem Gemeindegebiet von Wädenswil aufmerksam gemacht. Die gut erforschte frühbronzezeitliche Ufersiedlung Wädenswil – Vorder Au zählt seit Juli 2011 zum Weltkulturerbe der UNESCO.
Nachstehend werden die von der Kantonsarchäologie verfassten Ausstellungstexte abdruckt, welche die Pfahlbauten in Wädenswil würdigen. An allen Fundstellen liegen die Reste mehrerer urgeschichtlicher Dörfer aus unterschiedlichen Zeiten übereinander.




Peter Ziegler


WÄDENSWIL – MEILIBACH

Zu dieser mutmasslichen Siedlungsstelle ist bisher noch kaum etwas bekannt. Aufgrund der Topgrafie ist an dieser Stelle eine Pfahlbausiedlung zu erwarten. Zwei Eichenpfähle und etwas stark erodierte Keramik deuten darauf hin, dass hier wirklich eine Siedlung liegt. Bei 1976 durchgeführten Bohrungen im Bereich der Zufahrt zu den Bootsplätzen konnten aber keine Fundschichten festgestellt werden. Die Fundstelle kann aber in diesem Bereich etwas weiter seeauf- oder -abwärts liegen. Vielleicht sind die Reste der Pfahlbaudörfer jedoch durch das Ausbaggern von Zufahrtsrinnen oder durch Erosion bereits vollständig zerstört.

WÄDENSWIL – NAGLIKON

Vor dem Weiler Naglikon konnten bei Tauchgängen Gefässscherben der jungsteinzeitlichen Pfyner Kultur (3800 bis 3500 v. Chr.) und der Horgener Kultur (3500 bis 2700 v. Chr.) geborgen werden. Einige Pfahlreste ragen aus dem Seegrund, an einigen Stellen hat es noch Flecken einer Kulturschicht. Bei Bohrungen konnten im Untergrund keine weiteren Kulturschichten festgestellt werden. Die Fundstelle dürfte daher von der Erosion schon stark abgearbeitet sein.

WÄDENSWIL – HINTER AU

1973 wurde die Zufahrtsrinne zum Bootshaus der Villa von Schulthess ausgeräumt und verbreitert. Im Anschluss an die Baggerungen dokumentierten die Archäologie-Taucher in zwei Profilen entlang der Baggerkante eine Abfolge von Kulturschichten von bis zu 1,1 Meter Mächtigkeit. Das nicht sehr umfangreiche Fundmaterial datiert die Schichten mehrheitlich in die Spätbronzezeit (um 1100 bis 850 v. Chr.). In den untersten Lagen wurden aber auch jungsteinzeitliche Schnurkeramikscherben (um 2600 v. Chr.) gefunden.

Die prähistorische Ufersiedlung Vorder Au zählt zum Weltkulturerbe der UNESCO.

Ein Taucher an der Arbeit.

Feinkeramische Gefässe aus der Siedlung Vorder Au, um 1600 v. Chr.

Rekonstruktion der Ufersiedlung in der Vorderen Au.

Pfahlschuh mit Pfahlrest aus der Siedlung Vorder Au.

WÄDENSWIL – VORDER AU

Die Fundstelle Wädenswil – Vorder Au ist erst im Rahmen der Prospektionstauchgänge im Jahr 1996 entdeckt worden. Auf einer Fläche von 4000 Quadratmetern wurden am Seegrund Siedlungsreste aus der Frühbronzezeit (um 1600 v. Chr.) festgestellt. Die Fundstelle ist stark gefährdet durch Erosion, aber auch durch die Anker von Freizeitbooten, weil die Bucht ein beliebter Badeplatz ist.
Zuerst wurde mit 24 Gefriermantelbohrungen die Ausdehnung der Schichten abgeklärt. Unter der Frühbronzezeitschicht am Seegrund folgen drei Schichten der jungsteinzeitlichen Schnurkeramik Kultur. In der obersten Schnurkeramik-Schicht wurden zwei Glockenbecherscherben gefunden. Glockenbecher gehören in der Schweiz in die Periode nach dem Ende der Pfahlbausiedlungen. Es wäre interessant, mehr darüber zu wissen, unter welchen Umständen die Glockenbecherscherben in die Schnurkeramik-Fundschichten gelangt sind.
In tieferer Lage wurden mit den Bohrungen zwei weitere Fundschichten nachgewiesen. In einer Sondierung konnten aus einer dieser beiden Schichtern Gefässe geborgen werden, die in die frühe Horgener Kultur zu stellen sind.
 

WÄDENSWIL – SCHELLER

Wie die Fundstelle Vorder Au wurde auch die Fundstelle Wädenswil – Scheller erst im Rahmen der Prospektionstauchgänge im Jahr 1996 entdeckt. Da bisher nur Oberflächenuntersuchungen gemacht worden sind, ist zu dieser Siedlungsstelle erst wenig bekannt.
Mit bis zu zehn Pfählen pro Quadratmeter ist das Pfahlfeld recht dicht. Im Randbereich einer ausgebaggerten Zufahrtsrinne zu einem Bootshaus ragen die Pfähle zum Teil bis zu 60 Zentimeter aus dem Boden. Die datierbaren Pfahlproben gehören mit Dendrodaten um 2440 v. Chr. alle in die jüngste Phase der Schnurkeramik, also ans Ende der steinzeitlichen Pfahlbauperiode. Die Funde hingegen sind älter: horgen- und pfynerzeitlich.
Im Fundmaterial wurden drei Kulturschichten festgestellt. Die oberste scheint direkt auf dem Seegrund zu liegen.
 

Kantonsarchäologie Zürich