BISCHOFF & WEIDELI

Quelle: Architektenlexikon der Schweiz 19./20. Jahrhundert (Isabelle Rucki und Dorothee Huber (Hrsg.), im Birkhäuser Verlag Basel, 1998

Bischoff, Robert (1876–1920)

Bischoff, Robert, * 5. Januar 1876 in Stuttgart, † 28. Oktober 1920 in Zürich, Architekt
Robert Bischoff lernte den Architektenberuf grösstenteils im Selbststudium. Bereits mit 12 Jahren arbeitete er im Ingenieurbüro seines Onkels, danach besucht er während vier Semestern die Baugewerbeschule in Stuttgart, im Anschluss daran war er bei Oberbaurat Dolmetsch in Stuttgart tätig. 1894 trat er in das Büro von Curjel und Moser (Robert Curjel, Karl Moser) in Karlsruhe ein, wo er Hermann Weideli kennenlernte. Bei Curjel und Moser oblag ihm u.a. die Bauleitung der Christuskirche und des Bankhauses Veit & Homburger in Karlsruhe. 1905 gründete er mit Hermann Weideli ein gemeinsames Büro in Zürich, das bis zu Bischoffs Tod (1920) bestand.

WEIDELI, HERMANN (1877–1965)

* 14. Januar 1877 in Oberhofen TG, † 3. Oktober 1964 in Schiers, Architekt
Hermann Weideli gelangte durch eine Lehre (1894-97/98) bei Gustav Gull zum Architektenberuf. Praktische Erfahrungen eignete er sich in Zürich in den Architekturbüros von Jakob Rehfuss (1859-1930), Pfleghard und Häfeli und beim Hochbauamt an. Nach einer China-Reise (1903) beendete er seine Lehr- und Wanderjahre durch eine einjährige Anstellung bei Hermann Billing in Mannheim. 1905-20 Bürogemeinschaft mit Robert Bischoff. Nach Bischoffs Tod übernahm Weideli die Firma und wirkte bis 1951 als selbständiger Architekt. Ab 1943 arbeitete er mit seinem Sohn Hans (1910-1992) zusammen, der nach dem Tod des Vaters das Büro weiterführte.
Zürich, Geschäftshaus Kohlenhof, 1910.

Aus der Fülle der Bauten und Projekte, die Weideli ausserhalb der Bürogemeinschaft mit Bischoff geschaffen hat, ist seine Mitarbeit am Zürcher Kantonsspital (1943-45, 1. Bauetappe) neben Häfeli, Moser, Steiger hervorzuheben.
Vor der Gründung des Büros Bischoff und Weideli beteiligen sich die beiden Architekten einzeln oder gemeinsam an verschiedenen Wettbewerben. Bischoff gewann 1904 den 1. Preis für die höhere Töchterschule in Esslingen bei Stuttgart und kurz darauf den für die Börse in Basel, die er zusammen mit Weideli ausführte (1904-08). Weideli arbeitete während seines Mannheimer Aufenthaltes ein Wettbewerbsprojekt für das Hadwigschulhaus in St. Gallen aus. Die erste gemeinsame Arbeit dürfte die Beteiligung an einem Wettbewerb für ein Schulhaus in Solothurn gewesen sein, der ihnen 1904 den 1. Preis einbrachte. Es folgten weitere Erstprämierungen der Wettbewerbsprojekte für die ref. Kirche mit Pfarrhaus in Spiez (1905-07) und für das Glärnischschulhaus in Wädenswil (1905-09). Erste grössere Anerkennung fand das Büro Bischoff und Weideli mit dem Bau des Riedtlischulhauses (1906-08) in Zürich. Als Mitglieder der Schweiz. Vereinigung für Heimatschut und des BSA fühlten sie sich bei den Zielen der Wahrung und Förderung einer schweizerischen Architektur und Kultur verpflichtet. Während sie aufgrund ihrer Schulbauten, Kirchen und frühen Wohnhäusern als Heimatstilarchitekten gelten, zeigen ihre Geschäftshäuser einen betont internationalen Charakter. Wie ihr stilistisches war auch ihr bautypologisches Repertoire breit angelegt. Eine ihrer Spezialisierungen waren Gossbauten, darunter etwa die städtebaulich differenzierten Baukomplexe Glockenhof (1908-11), Kohlenhof (1909) und Usterhof mit Café Odeon (1909-11) sowie die genossenschaftlichen Wohnkolonien Bertastrasse (1908-10) und Zurlindenstrasse (1917-19), alle in Zürich.
Ihre Bauten wurden oft in Fachzeitschriften (Schweiz. Bauzeitung, Schweiz. Baukunst, Das Werk, Heimatschut, Moderne Bauformen) abgebildet und wirkten dort v.a. auf die jüngere Architektengeneration.
Bischoff und Weideli verstanden sich im Sinne der Raumkunst-Ideale auch als Innenraumgestalter. Prominentes Beispiel hierfür ist das Café Odeon in Zürich, einstiger Literaten- und Künstlertreffpunkt, dessen Jugendstilausstattung Wiener Provenienz kosmopolitische Eleganz in die Limmatstadt brachte. Ausserdem richteten sie ganze Villen mit luxuriösen, industriell gefertigten Ausstattungsteilen ein und möblierten gleichzeitig ihre beiden Genossenschaftssiedlungen nach schlichten, funktionalen Kriterien.

Zürich-Wollishofen, Wohndiele im Wohnhaus Zellerstrasse, 1909.

Werkauswahl

Basel, Projekt Kunstmuseum (um 1904); Wallisellen, Ref. Kirche (1905-08); Zürich Riedtlischulhaus (1906-08); Wohnkolonie Bertastrasse (1908-10); Geschäftshaus Glockenhof (1908-11); Geschäftshaus Kohlenhof (1909); Wettbewerbsprojekt Wohnhausbebauung Rietergut (1909/10); Geschäftshaus Usterhof mit Café Odeon und Denzlerhäusern (1909-11): Wettbewerbsprojekt Wohnhausbebauung Schlössli Susenberg (1910-12); Wädenswil, Villa Blattmann mit Fabrikgebäude (1911/12); Zürich, Geschäftshaus Mossehaus (1911-13); Wettbewerbsprojekt Ref. Kirche Fluntern (1913); Geschäftshaus Zur Kaufleuten (1913-15); Wohnkolonie Zurlindenstrasse (1917-19); Glarus Pfrundhaus (Wettbewerb 1915, Ausführung 1928-30).

Lit. [Auswahl]

Zu den Arbeiten der Architekten (BSA) Bischoff & Weideli in Zürich, in: Moderne Bauformen 11 (1912), 493ff.; Zu den Arbeiten der Architekten (BSA) Bischoff & Weideli, Zürich, in: SB 5 (1913), 357-363; SBZ 76 (1920), 244f. [Nekrolog Bischoff]; Werk 7 (1920), 224 [Nekrolog Bischoff]; SBZ 82 (1964), 812f. [Nekrolog Weideli].
 
[susanne schrödter]