Gemeinderat Wädenswil 1974-1978

Quelle: Jahrbuch der Stadt Wädenswil 1978 von Albert Weissbaum

Im Jahre 1974 haben die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger von Wädenswil 45 Vertrauensleute in den Gemeinderat gewählt. Mit der Einführung der ausserordentlichen Gemeindeordnung hat die Bevölkerung in vielen Belangen der politischen Entscheidungen nur noch Einfluss über seine gewählten Vertreter. Die Erwartungen an die Parlamentarier waren daher sicher gross. Nach den ersten 4 Jahren ist nun die Zeit der Bewährung abgeschlossen.
Haben wir unsere Kontrollfunktionen und die gesetzgebende Aufgabe, die uns übertragen worden ist, nach bestem Wissen und Gewissen erfüllt? Haben wir die Herausforderung angenommen, mutige Entscheidungen zu treffen, über alle parteipolitischen Überlegungen hinweg?
Ich habe bei meiner Antrittsrede gesagt, dass die Einigkeit im Gegensätzlichen auch im Parlament immer wieder neu errungen werden muss. Dieses demokratische Verständnis ist aus meiner Sicht in den Kommissionen und auch im Rat mit Erfolg praktiziert worden. Bei verschiedenen Sachvorlagen, aber auch bei persönlichen Vorstössen, hat man die faire Konkurrenz der Meinungen und Ideen gespürt. Die Entscheidungsfindung im Dienste der Allgemeinheit aber ist uns nicht immer leicht gefallen.
Wir sind uns sicher auch bewusst, dass nicht alle parlamentarischen Beschlüsse vom Bürger als der Weisheit letzter Schluss beurteilt worden sind. Es ist immer leichter, einen Entscheid in Frage zu stellen; für jede Problemstellung gibt es verschiedene Lösungsmöglichkeiten. Darum sollte der ständige persönliche Kontakt mit der Bevölkerung für jeden Parlamentarier unbedingt ein Bestandteil seines Vertrauensmandates sein.
Nach objektiver Selbsteinschätzung darf doch festgehalten werden, dass der Gemeinderat in den letzten 4 Jahren, in  gutem Einvernehmen mit dem Stadtrat, für Wädenswil verantwortungsbewusste, kritische und auf das Gesamtwohl ausgerichtete Arbeit geleistet hat.
Im Amtsjahr 1977/78 behandelte der Rat in 10 Sitzungen, davon 4 Doppelsitzungen, neben der Geschworenenwahl 17 Sachgeschäfte. Davon wurde eines ausgesetzt. Die anderen 16 wurden genehmigt, und zwar 11 unverändert gemäss den behördlichen Anträgen und 5 mit Änderungen. 7 Geschäfte wurden von der RPK, 7 von der GPK und 3 von Spezialkommissionen vorberaten. 4 Postulate konnten im Rat begründet und davon 3 überwiesen werden. Der Stadtrat erstattete zu 8 Postulaten Bericht, wobei ein Vorstoss nicht abgeschrieben wurde. 2 Interpellationen wurden im Rat begründet und 5 vom Stadtrat beantwortet. Der Sozialbehörde wurde die Frist für die Behandlung einer Motion bis Ende 1978 verlängert. Eine Motion wurde begründet, ihre Überweisung, auch als Postulat, aber abgelehnt.
Ein Initiativbegehren wurde nicht erheblich erklärt. 2 Schriftliche Anfragen wurden eingereicht und 4 vom Stadtrat beantwortet. Das Büro des Gemeinderates hatte in 10 Sitzungen die Parlamentsgeschäfte vorbereitet. Die Bürgerliche Abteilung des Gemeinderates entsprach in 3 Sitzungen insgesamt 8 Einbürgerungsgesuchen.
In der ersten Legislaturperiode 1974-1978 wurden im Parlament in 49 Sitzungen 58 Sachgeschäfte, oder total 223 Geschäfte behandelt. Bei der Bürgerlichen Abteilung des Gemeinderates waren es 16 Sitzungen und 62 Geschäfte. Während diesen 4 Jahren sind total 87 persönliche Vorstösse eingereicht worden, nämlich 19 Schriftliche Anfragen, 25 Interpellationen, 27 Postulate (2 nicht überwiesen), 13 Motionen (2 erheblich erklärt, 7 abgelehnt, 4 als Postulat überwiesen) und 3 Einzelinitiativen (1 zurückgezogen 1 ungültig erklärt, 1 abgelehnt).
Die seriöse Arbeit, die in der RPK, in der GPK, den Spezialkommissionen und im Rat geleistet wurde und die ich im vergangenen Jahr als Ratspräsident intensiv verfolgen durfte, haben mich tief beeindruckt. Ich erlaube mir, allen Beteiligten im Namen der Wädenswiler Bevölkerung für den Einsatz im Dienste unserer Stadt herzlich zu danken.
Entscheidenen Einfluss auf die effiziente Tätigkeit des Parlamentes hatten aber sicher auch meine Amtsvorgänger, die ehemaligen Ratspräsidenten, die Herren Ganz, Bachmann und Schulthess, die durch ihren persönlichen Führungsstil sicherlich die Voraussetzungen zu fruchtbaren politischen Aktivitäten schufen.
Dem zukünftigen Parlament und auch dem neuen Gesamtstadtrat möge es vergönnt sein, die bisherige Politik des Vertrauens und der Gegenseitigen Achtung fortzusetzen.
 




Albert Weissbaum