Wenn man bedenkt, was Wädensweil als Gemeinde von sich aus in den letzten Jahren zur Hebung des Verkehrs, zur Hebung des Gemeinwesens durch Unterstützung von Eisenbahnbestrebungen, Beteiligung an Gas- und Wasserunternehmungen usw. geleistet hat, so wird jedermann zugeben müssen, dass wir uns auf der sehr erfreulichen Bahn des Fortschrittes bewegen und dass wir auf die Errungenschaften des letzten Jahrzehnts mit Recht ein bisschen stolz sein dürfen. Nicht minder erfreulich ist die Erscheinung, dass wo etwas Nützliches, Schönes geschaffen werden soll, unsere Einwohnerschaft sich einig zeigt und mit grosser Bereitwilligkeit die erforderlichen Kosten trägt.
Unsere Behörden unterstützen freigebig Verschönerungsbestrebungen: Morsche Mauern fallen, und auf den Ruinen entstehen neue Werke; aus öden Anlagen entstehen reizende Gärten und laden mit ihren Schattenplätzen und reinen Spazierwegen alt und jung zum Besuche ein.»
Der Einsender entwarf gleich eine Liste von Wünschen, denen sich der Verschönerungsverein annehmen könnte: «Schaffung eines Springbrunnens in der Weinrebeanlage, Ruheplätze auf den schönen Aussichtspunkten (Altschlossruinen, Büelenebnet, Rötiboden unterhalb dem Wäldchen usw.). Nach dem Altschloss wäre der Waldweg in besseren Zustand zustellen, womit die altehrwürdigen Ruinen einem weiteren Publikum wieder zugänglicher gemacht würden.»
Abschliessend wurde zum Beitritt ermuntert: «Darum begrüssen wir von Herzen die Idee der Gründung desselben und laden wir unsere Mitbürger jetzt schon ein, dieser neuen Schöpfung ihre Sympathien entgegenzubringen. Hand in Hand mit den Behörden wird dieser Verein, wenn auf möglichst breiter Basis angelegt, mit minimen Baropfern seitens des Einzelnen unbedingt schöne Erfolge erringen können. Es sollte mit der Zeit dazu kommen, dass jedermann dabei sich beteiligt; je grösser der Verein, desto kleiner die Lasten des Einzelnen und desto produktiver das ganze. Die Pflege des Schönen ehrt jede Gemeinde und deren Bewohner und hält deren Ansehen nach aussen hoch.»
Ruhebänke aufstellen – ein Ziel des Verkehrsvereins seit seiner Gründung.
Das Echo aus der Bevölkerung war positiv. So schrieb ein Leser am 16. August 1883 im «Allgemeinen Anzeiger vom Zürichsee»:4 «Wer heute einen Spaziergang durch das Reidholz macht, wird freudig überrascht sein durch die Ruhebänke, die uns da und dort entgegenlachen.» Gleichzeitig ärgerte er sich über erste Vandalenakte: «Unsere Aufgabe wird es nun sein, den Plätzen Schutz zu gewähren. Leider gibt es immer noch solche, die an allerlei Schädigungen ihr Vergnügen finden.» Zur Verschönerung des Ortsbildes trug bald die Weinrebeanlage mit ihrem Springbrunnen bei, eingeweiht 1884.
Der Wunsch nach Verschönerung des Ortsbildes war indessen in weiten Teilen der Bevölkerung nach wie vor vorhanden. Im Juli 1888 wagte man daher den Versuch einer Neugründung. 220 Mitglieder schrieben sich ein und verpflichteten sich zu einem Jahresbeitrag von einem Franken.5
Die Ausweitung der Tätigkeit des Verschönerungsvereins schlug sich bald in einer Namensänderung nieder. Am 3. März 1905 entschied sich die Generalversammlung für die neue Bezeichnung «Verschönerungs- und Verkehrsverein Wädenswil».11
Der Gemeinderat Wädenswil hat vor wenigen Jahren aus uns unbekannten Gründen dem Verkehrsverein die Organisation und die Kosten für die Feier des 1. August überbunden, was unsere Kasse mit Fr. 500.– belastet und woran der Gemeinderat nur Fr. 300.– bezahlt, sodass ein Defizit von Fr. 200.– zu tragen ist. Womit sollen wir künftig diesen Beitrag decken? ... Für jede weitere Leistung bleibt uns also tatsächlich nichts übrig, und der Verkehrsverein sieht sich deshalb zu einer gewissen Passivität verurteilt. …Sie sehen, dass der Verkehrsverein Wädenswil zu eigentlichen Verkehrszwecken keine Mittel besitzt.» Soweit Präsident Hermann Gattiker. Sein Brief zeigte Wirkung. Der Gemeinderat erhöhte den jährlichen Beitrag – bis 1933 betrug die Subvention Fr. 1000.–, und der Verein setzte seine Aktivitäten fort.
Hermann Gattiker, Wirt auf dem Restaurant «Schiffli», Präsident des Verkehrsvereins von 1927 bis 1935.
Einladung zu einer Vorstandssitzung, 1927.
... Die Schwanenkolonie ist der stete Anziehungspunkt von gross und klein, und es ist drollig zu beobachten, wie viele Kinder ihr Znüni- oder Zvieribrot brüderlich mit den Schwänen und Entenwaggeli teilen.»
Im Jahre 1930 begann der Neubau der Bahnhofanlagen. Das alte Bahnhofquartier fiel dem Abbruch zum Opfer, der Engelhafen wurde zu Gunsten weiterer Geleise verkleinert. Besorgt wandte sich Hermann Gattiker am 28. April 1931 wieder an den Gemeinderat17: «Die gegenwärtigen chaotischen Zustände auf dem Seeplatz haben unsere ganze Schwanenkolonie vertrieben, wobei die zwei Schwäne entgegen unseren Absichten ihre goldene Freiheit wieder fanden, während ein Teil der Enten im gastlichen Waisenhaus auf die Erstellung einer neuen Anlage warten muss.» Die Schwäne blieben in Freiheit, und die Enten warteten, denn ein neues Schwanengehege wurde nicht mehr erstellt. Es hätte Fr. 5000.– gekostet, einen Betrag, den der Gemeinderat 1933 verweigerte.18
Schwanenkolonie im Engelhafen, 1929.
Seit Jahren organisierte der «Verschönerungs- und Verkehrsverein» im Auftrag der Gemeinde die Bundesfeier, so auch 1929.19 Fünfzehn Vereine besammelten sich bei den Eidmatt-Schulhäusern, dazu Kadetten, Jungturner, Armbrustschützen und Pfadfinder. Unter den Klängen der «Harmonie Wädenswil» zog man gemeinsam zur Feier auf den Seeplatz. Ein Redner war dieses Jahr nicht vorgesehen. Dafür gab es Musik- und Gesangsdarbietungen, Produktionen der Turner, einen Gondelkorso und ein Feuer bei der Badanstalt. Kleine Torffeuer hatten in früheren Jahren für eine wirkungsvolle Uferbeleuchtung gesorgt. Diese brannten jedoch oft rasch nieder. Und wenn der Seewind gegen das Ufer blies, wurden die Besucher durch Rauchschwaden belästigt. Dies war 1929 nicht mehr der Fall: Der «Verschönerungs- und Verkehrsverein» hatte nämlich eine elektrische Uferbeleuchtung installiert.
Das für die Jahre 1932 bis 1946 erhaltene Protokollbuch gewährt Einblicke in die Tätigkeit des «Verkehrs- und Verschönerungsvereins» in den 1930er-Jahren. Die wichtigsten Ereignisse seien hier chronologisch zusammengefasst:
1932
Das Verkehrsbüro befindet sich im Zigarrenladen von Eugen Riff. Für die 1.-August-Feier wird die elektrische Beleuchtungsanlage am See bis zum neuen Hafen erweitert. Der Verein unterbreitet dem Gemeinderat Vorschläge für eine Umgestaltung des Seeplatzes, entworfen von Mitglied Schulthess. Der Gemeinderat geht nicht darauf ein.
1933
Die Idee eines Musikpavillons auf dem Seeplatz wird zurückgestellt. Der Verein wehrt sich gegen Schuttablagerungen im Töbeli. Die Bundesfeier wird dieses Jahr auf dem neuen Bahnhofplatz durchgeführt. Gemeindepräsident Dr. Walter Weber hält die Festansprache. Die Fenster an den Gebäuden rund um den Bahnhofplatz sind einheitlich beleuchtet. Dass der Verkehrsverein die «Leuchtgläsli» beim Warenhaus Nordmann gekauft hat, bewirkt den Protest des Handwerker- und Gewerbevereins sowie des Rabattvereins. Nach dem Abbruch des Hauses Johannisburg im Jahre 1932 ist die Brandmauer des Hauses von Bäcker Carl Ammann sichtbar geworden. Der Eigentümer gestattet dem Grafiker Paul Zürrer, diese Wand mit einem grossen Orts- und Reklameplan zu bemalen.
1933 dekorierte Grafiker Paul Zürrer die Brandmauer des Hauses Ammann gegenüber der «Krone» mit einem Ortsplan. Dieser musste 1940 auf Befehl des Territorialkommandos übertüncht werden.
1934
Am neuen Abortgebäude beim Bahnhof wird ein Orientierungsplan angebracht, entworfen vom Grafiker Paul Zürrer. Vor der Generalversammlung zeigt die SOB im «Engel»-Saal einen Werbefilm. Der Vorstand schreibt Herrn Dosenbach, dass eine gründliche Aussenrenovation seines Hauses Fortuna «sehr zeitgemäss» wäre. Dieser verspricht die Renovation für Frühling 1935.
1935
Auf Vorschlag von Präsident Gattiker trägt das umgebaute Salonboot Wädenswil das neue Gemeindewappen von Wädenswil. Der Jahresbericht 1934 wird in beiden Lokalblättern, im «Allgemeinen Anzeiger vom Zürichsee» und in den «Nachrichten vom Zürichsee», veröffentlicht. Mit finanzieller Beteiligung des Verkehrsvereins bedruckt die Postverwaltung eine Million Postkarten für den lnlandverkehr mit dem Bild von Wädenswil. Herr Dosenbach teilt mit, er habe die Renovation seines Hauses Fortuna bis 1936 zurückgestellt. Der Verkehrsverein ist damit nicht einverstanden; auch der Gemeinderat macht jetzt Druck. Der Verein besorgt die Bepflanzung der Blumenkisten bei den beiden Schiffsstegen. Die dem Verein angegliederte Verkehrskommission befasst sich mit Fahrplanfragen. Der Jahresbericht hält fest, dass 20 von 117 Ruhebänken böswillig beschädigt worden sind. Nach acht Jahren tritt Hermann Gattiker als Präsident zurück.
1936
Unterhalb der «Schönegg», wird das «Aussichtskänzeli Büelenebnet» eingeweiht. Damit ist eine Idee von Präsident Hermann Gattiker verwirklicht. Die Aussichtsterrasse heisst im Volksmund bald «Gattiker-Känzeli». Eine Bronzetafel bezeichnet die Anlage als Eigentum des Verkehrsvereins. Die Aufsicht übernimmt der Wirt in der «Schönegg». Die Wettersäule am Postplatz wird repariert. Nach Reklamationen aus der Bevölkerung sollen die Witterungsberichte wieder regelmässig täglich angeschlagen werden. Vizepräsident E. Riff, Verwalter des Verkehrsbüros, führt den Verein ad interim. Aus dem Vorstand will niemand das Präsidium übernehmen. Begründet wird dies damit, man ernte in diesem Amt zu viel Kritik und zum Gemeinderat bestehe kein gutes Verhältnis. Nach einer Aussprache mit dem Gemeinderat lässt sich Adolf Lang, Direktor der SOB, zum Präsidenten wählen. Herr Schlittler, Betreiber einer privaten Bootsvermietung, meldet dem Verkehrsverein, er gedenke den Bootsbetrieb aufzugeben, da dieser nicht rentiere.
Mit dem Aussichtskänzeli Büelenebnet wird 1936 eine Idee von Präsident Hermann Gattiker verwirklicht. Die Aussichtsterrasse heisst daher bald «Gattiker-Känzeli».
1937
Die reformierte Kirchenpflege lehnt den Vorschlag des Verkehrsvereins ab, auf dem Kirchenareal Bänke aufzustellen. Sie befürchtet, die Kirchenumgebung könnte zum Spielplatz werden. Nach schlechten Erfahrungen im Jahre 1936 wird für den Redner der diesjährigen Bundesfeier eine Lautsprecheranlage installiert. Die Einladung zur Teilnahme an der Bundesfeier geht erstmals auch an die «Linken»: an den Sängerbund und den Arbeiterturnverein. Wegen Regen muss die Bundesfeier in die Konzerthalle verlegt werden. Künftig will man jedoch in die reformierte Kirche ausweichen, «wo es feierlicher ist».
1938
Die Generalversammlung, bestehend aus dem Vorstand und zwölf Mitgliedern, genehmigt neue Statuten. Der Zweckartikel lautet nun: «Der Verkehrs- und Verschönerungsverein Wädenswil bezweckt selbständig oder in Verbindung mit Behörden und Privaten:
a) Wahrung und Förderung der Verkehrsinteressen der Gemeinde nach innen und aussen;
b) Führung eines ständigen Verkehrsbureaus, das insbesondere die wünschenswerte Verkehrsliteratur zur Verfügung hält;
c) Unterstützung aller Bestrebungen zur Verschönerung der Gemeinde (Ruhebänke, Blumenschmuck, öffentliche Anlagen, Spazierwege, Wegmarkierungen usw.).»
Ferner beschliesst die Versammlung, Ruderboote anzuschaffen, um ab 31. Juli einen eigenen Bootsbetrieb zu führen. Die Bootswerft Pedrazzini in Bäch liefert drei neue Boote zum Stückpreis von Fr. 750.–. Der Gemeinderat bewilligt hiefür ein zu 4% verzinsbares Darlehen von Fr. 2500.–. Als Einstellplatz im Sommer dient der alte Hafen, im Winter der Güterschuppen. Die Bundesfeier findet auf der Spielwiese Eidmatt statt, mit Rede von alt Dekan Albert Schreiber. Da der alte Werbeprospekt vergriffen ist, erhält der Grafiker Paul Zürrer den Auftrag, einen neuen zu entwerfen. Die Mitgliederzahl ist von 320 im Jahre 1936 auf 283 im Jahr 1938 abgesunken. Die Finanzlage ist schlecht. Ende Jahr beziffert sich das Vereinsvermögen auf Fr. 599.85.
1939
Trotz Zeitungsinseraten findet der Verein keine Person, welche E. lmhof in der Bootsvermietung ablösen will. Nach neuer Vorschrift müssen Boote auf dem See des Nachts beleuchtet sein. Der Vorstand findet, die Anschaffung von Schiffslaternen lohne sich nicht. Der Bootsvermieter solle lediglich ein paar Papierlaternen bereithalten. Aus Kostengründen wird die Bundesfeier einfacher gestaltet. In der Eidmatt ersetzen Fahnen den Blumenschmuck an der Rednerkanzel, und auch am Bengalfeuer auf dem Seeplatz wird gespart.
Bootsvermietung im neuen Hafen am Seeplatz. Aufnahme von 1981.
Ein Zweierteam führt nun die Geschäfte des Verkehrsvereins; die anderen Vorstandsmitglieder leisten Aktivdienst. Das Territorialkommando verfügt, dass im Laufe des Sommers alle Wegweiser entfernt werden. Der grosse Plan am Haus der Bäckerei Ammann wird übertüncht. Zigarrenhändler E. Riff hat sein Geschäft verkauft und tritt aus dem Vorstand zurück. Frau Spalinger führt das Verkehrsbüro im Zigarrenladen an der Seestrasse 107 weiter.
1941
Die Bundesfeier, im Zeichen 650 Jahre Eidgenossenschaft, wird auch in Wädenswil besonders festlich begangen. Organist Heinrich Funk leitet einen Gesamtchor, Sekundarlehrer Max Greutert einen Schülerchor. Leute aus der Gemeinde führen die Rütli-Szene aus Schillers Wilhelm Tell auf. Die Festrede hält Prof. F. Frauchiger, Zürich. Von Mai bis Juli besorgen Paul und Willy Funk für den Verkehrsverein die Bootsvermietung. Da sie mit eigenen Ruderbooten den Verein konkurrenzieren, erhalten sie die Kündigung.
1942
Die Bootsvermietung wirft erstmals einen kleinen Gewinn ab, dank reger Benützung der Boote durch das in Wädenswil einquartiere Militär. Mit Bewilligung des Gemeinderates besorgt Schiffstegwart Steiger die Bootsvermietung. Aus beruflichen Gründen verlässt Direktor Lang die Gemeinde Wädenswil und gibt das Präsidium des \/VW ab. Der Vizepräsident, Lehrer Ernst Hiestand, rückt nach. Beim Gemeinderat regt der Vorstand an, es sei neben der Telefonkabine beim Glärnischschulhaus eine weitere «öffentliche Bedürfnisanstalt» zu schaffen. Die Behörde antwortet, man habe jetzt dringendere Probleme zu lösen, realisiert das Vorhaben aber in späteren Jahren.
1942 regte der Verkehrsverein – zunächst erfolglos – an, beim Glärnischschulhaus eine «öffentliche Bedürfnisanstalt» zu schaffen. Für den Bau von Kreisel und Sporthalle wurden die Toiletten im Jahre 2004 abgetragen.
1943
An der Vorstandssitzung vom 19. März im «Hirschen» wird diskutiert, ob der \/VW nicht als Oberinstanz über alle Wädenswiler Vereine wachen solle. Obwohl frühere Anläufe scheiterten, ist er bereit, Vereinsanlässe zu koordinieren. Präsident Ernst Hiestand sammelt die Meldungen – es gehen lediglich zwei ein – und erstellt für den Winter 1943/44 ein Konzertprogramm.
Briefkopf mit neuem Logo, Ende der 1940er-Jahre.
1945
Der Vorstand geht auf das Angebot der PTT ein, welche für 80 Franken den Druck von 200 000 Zehnerpostkarten mit dem Bild von Wädenswil offeriert. Hermann Conrad, Wirt zum «Du Lac», löst Ernst Hiestand im Präsidium ab. Mit ihm kommt neuer Schwung in den Vorstand. Nach Kriegsende werden die Leistungen gesteigert: Zur Sanierung des Bootsbetriebs streicht der Gemeinderat die Restschuld. Frau Spalinger stellt im Verkehrsbüro ein Schaufenster für Werbung zur Verfügung. Im «Allgemeinen Anzeiger vom Zürichsee» erscheint monatlich eine «Spalte VVW», verfasst von Lehrer Jakob Bolli. Der Restbestand an Wädenswiler Landkarten aus dem Jahre 1925 wird zum Stückpreis von 20 Rappen an die Primarschule und zu 50 Rappen an Läden verkauft. Der Vorstand entscheidet sich für einen neuen Ortsprospekt gemäss Entwurf von Paul Zürrer, als Ersatz für den vergriffenen Prospekt aus den 1920er-Jahren. Im Oktober gibt der VVW das erste «Bulletin» heraus. Das vervielfältigte Blatt, das in Läden und Geschäften aufgelegt wird, listet Vereinsveranstaltungen in der Gemeinde auf. Nach Kriegsende darf der VVW die Wegweiser, Wanderwegtafeln und den Ortsplan am Bahnhof wieder anbringen. Im Schaukasten beim «Du Lac» wird eine Reklame-Tafel montiert, finanziert von den Wirten der 19 Gaststätten. Die Vorstandssitzungen sollen fortan im Turnus in den Lokalen folgender Vereinsmitglieder stattfinden: «Du Lac» – «Krone» – «Engel» – «Hirschen» – «Eintracht.
1946
Der neue Ortsprospekt, finanziert von 25 Industrieunternehmen und sieben grösseren Gasthöfen, erscheint in einer Auflage von 10 000 Stück. Fünf Abbildungen – Burgruine, Strandbad, Au mit Schiff, Hafen, Riegelhaus – lockern den Text auf. Der Verein prämiert Blumenschmuck an Häusern, auf Balkonen und in Gärten. Ende Jahr zählt der Verein 400 Mitglieder.
1947
Der Jahresbericht stellt fest: «Der Verkehrsverein ist auf einer Höhe seines Schaffens angelangt, das über unsere Dorfgrenzen hinaus Lob und Anerkennung bringt.» Von allen Seegemeinden verfügt Wädenswil über die grösste Zahl von Ruhebänken. Die Bootsvermietung ist nach wie vor das Sorgenkind des Vereins. Ein Lausbub hat das Augustfeuer vorzeitig in Brand gesteckt, sodass am Abend nur noch ein Miniaturfeuer brennen kann.
1948/49
Vermehrte Reisetätigkeit der Bevölkerung erhöht die Frequenz des Verkehrsbüros im Zigarrengeschäft von Frau Spalinger. Die Jahresrechnung 1948 schliesst mit einem Gewinn von Fr. 659.47.
Die Neuerung bedingt eine Statutenrevision, der die Generalversammlung vom Mai 1960 zustimmt. Gleichzeitig wird der Verein in «Verkehrsverein Wädenswil» umbenannt. «Der alte Zopf der ‹Verschönerung› wurde abgeschnitten». Weiterhin gehört ein Exekutivmitglied dem Vorstand an. Der Verein entlastet sich von früheren Aufgaben. Seit 1961 übernimmt die Gemeinde auf ihre Kosten die Bepflanzung und Wartung der Blumenkisten am Seeplatz und das Schneiden der Hecke auf der Aussichtskanzel Büelenebnet. Als konkrete neue Ziele werden dafür angestrebt: der weitere Ausbau der Dienstleistungen für die Dorfvereine, die Neugestaltung der Bundesfeier, die Modernisierung und Erweiterung des Mietbootparks und die optimale Gestaltung der Verkehrsverbindungen. 1960 stellt die Gemeinde dem Verkehrsverein einen Schaukasten in der Bahnhofunterführung zur Verfügung, und die Wetterstation findet im Bahnhof einen neuen Standort bei der Treppe zur Unterführung.
1966 erscheint ein neuer Ortsprospekt. Im gleichen Jahr sinkt – nach der Eröffnung der Autobahn – die Bettenbelegung in den sechs Wädenswiler Hotels (mit insgesamt 114 Betten) um 10 Prozent. Seit 1968 wird das Verkehrsbüro vom Reisebüro Thevenaz geführt. Der Verkehrsverein ergreift die Initiative zur Rettung der Dampflokomotive «Schwyz» der früheren Wädenswil–Einsiedeln-Bahn. Die von der Chemischen Fabrik Uetikon als Geschenk an die SOB zurückgegebene Lokomotive wird 1969 in der Südostecke des Seeplatzes aufgestellt. Wegen immer grösseren Schwierigkeiten bei der Organisation fällt die Bundesfeier 1969 auf dem Seeplatz aus. Dies erregt Unmut bei der Bevölkerung.
1975 organisiert der Verkehrsverein im Ortsmuseum erstmals den Empfang für Neuzuzüger. Die vom Eidgenössischen Jodlerfest zurückkehrenden Jodler werden am 15. Juni 1975 zum ersten Mal am neuen Ort empfangen: auf dem Platz vor der SKA. Eine Aktion zum Verkauf von Fahnen und Flaggen ist ein grosser Erfolg: An rund 120 Käufer werden 225 Fahnen vermittelt.
Am 22. Mai 1976 wird der vom Verkehrsverein angeregte und realisierte Waldlehrpfad im Gulmen eingeweiht. Ein Prospekt erklärt die Namen von Bäumen und Sträuchern. Seit Oktober 1978 befindet sich das Verkehrsbüro im Reisebüro Kündig im Haus zur Linde an der Zugerstrasse. Erstmals führt der Verein die Bundesfeier 1979 nicht mehr im Geren, sondern wieder im Dorf durch, und zwar als Vormittagsanlass auf dem Eidmatt-Areal, mit ökumenischem Gottesdienst und Ansprache von Dr. Martin Ungerer. Um die Generalversammlungen attraktiver zu machen, werden sie mit einem Vortrag verbunden. Es referieren: 1977 Prof. Dr. Albert Hauser über «Besonderheiten und Schönheiten unserer Landschaft»; 1978 Prof. Dr. Robert Fritzsche über «Die Eidgenössische Forschungsanstalt in Wädenswil»; 1979 Max Niederer über «öffentliche Kunst in Wädenswil».
Sepp Gotti, Präsident des Verkehrsvereins von 1973 bis 1978.
Die Aktivitäten und Neuerungen der letzten 25 Jahre werden nicht mehr chronologisch, sondern thematisch vorgestellt.
«Der Verkehrsverein bezweckt, selbständig oder in Zusammenarbeit mit Behörden und Privaten
- die Wahrung und Förderung der Verkehrsinteressen der Stadt
- die Führung eines eigenen Verkehrsbüros
- die Förderung und Koordinierung des Vereinslebens in der Stadt
- die Herausgabe eines Veranstaltungskalenders
- die Durchführung von Veranstaltungen für Neuzugezogene
- die Erfüllung weiterer Aufgaben, die im öffentlichen Interesse liegen
- die Unterstützung aller Bestrebungen zur Verschönerung der Stadt»
Die letzte Revision der Statuten findet 2004 statt. Akutell lautet der Vereinszweck:
- «Erhaltung und Steigerung der Lebensqualität zum Wohle der Wädenswiler EinwohnerInnen
- Führung eines Verkehrsbüros Herausgabe eines Veranstaltungskalenders
- Erfüllung weiterer Aufgaben, die im öffentlichen Interesse liegen Unterstützung aller Bestrebungen zur Verschönerung der Stadt»
1974 gab der Verkehrsverein erstmals einen Veranstaltungskalender heraus, der 1994 in WädiInfo umbenannt wurde.
Seit vielen Jahrzehnten werben Ortsprospekte für Wädenswil.
Im Jahr 2000 wird der Ortsprospekt neu aufgelegt. Er ist durchwegs farbig gestaltet und informiert unter folgenden Titeln: Wädenswil, die Stadt am Wasser; Optimal erschlossen am schönen Zürichsee; Gesunde Wirtschaftsstruktur und buntes Gewerbe; Bildung für die Welt von morgen; Wädenswil hat Kultur; Freizeit, Spiel und Sport-Spass für jeden der richtige Ort; Einladendes und gastliches Wädenswil; Von der Geschichte einer gemütlichen Identität.
Bundesfeier 1982 auf dem Eidmatt-Areal.
Seit 1997 finden die Bundesfeiern im Geren statt, gemeinsam organisiert vom Verkehrsverein und vom Quartierverein Langrüti. Die Rede hält der Präsident oder die Präsidentin des Gemeinderates.
Bundesfeier 1988. Präsident Hans Zollinger bedankt sich bei der Rednerin Monika Weber.
Bundesfeier 1989. Präsidentin Hanne Herzog bedankt sich beim Redner Rudolf Reichling.
Im Anschluss an eine kommentierte Busfahrt durch Wädenswil trifft man sich in der «Schönegg» zum Mittagessen. Am Anlass 1988, mit Ziel Halbinsel Au, nehmen auch Stadt- und Gemeinderäte, Schulpfleger, Lehrer, Kirchenpfleger und Pfarrer teil. Damit ist die Organisationsform auch für die folgenden Jahre gefunden. Im Jahre 2003 findet der 25. und letzte vom Verkehrsverein organisierte Neuzuzüger-Anlass statt. Seither wird er von der Stadt in eigener Regie und kleinerem Rahmen durchgeführt: als abendlicher Stadtrundgang mit Apero.
Der Neuzuzüger-Anlass 1987 endet in der «Schönegg».
Der Vorstand ist bestrebt, die Mitglieder auf wenig beachtete kulturelle und landschaftliche Schönheiten in der Gemeinde aufmerksam zu machen. Zu diesem Zweck lädt er von Zeit zu Zeit zu Grenzumgängen und Quartierrundgängen ein. Diese haben folgende Routen und Themen (in Klammer die Referentinnen und Referenten):
In den 1980er- und frühen 1990er-Jahren haben die Mitglieder des Verkehrsvereins die Möglichkeit, auf Exkursionen andere Landesteile kennen zu lernen. Es finden u.a. folgende Tagesausflüge statt:
Erstmals seit rund zwanzig Jahren prämiert der Verkehrsverein 1980 wieder den Blumenschmuck in Wädenswil. Nächste Prämierungen finden 1986 und 1992 statt. Juriert werden die schönsten Blumenkompositionen bei Riegel- und Bauernhäusern, Einfamilienhausgärten sowie auf Balkonen und Sitzplätzen. Am Wettbewerb 1992 beteiligen sich 40 Familien, an jenem von 1997 nur noch 24.
Wer hat den schönsten Blumenschmuck?
Am 30. November 1882 kam Giacomo Togni aus Semione im Tessin als Marronibrater nach Wädenswil. Damit begann eine bis heute anhaltende Tradition. Ende Oktober 1992 findet erstmals ein vom Verkehrsverein organisiertes Marroni-Fäscht auf dem Plätzli statt. Es ehrt Lino Togni, den «Marroni-Toni», der mit seiner Familie in vierter Generation nach Wädenswil kommt, um seine gebratenen Marroni zu verkaufen. Das Marroni-Fäscht wird seither am letzten Samstag im Oktober durchgeführt und ist zum beliebten Treffpunkt geworden.
1995 organisiert die Stadtpolizei die Wädenswiler Chilbi zum letzten Mal. Fortan ist dafür eine Kommission unter dem Patronat des Verkehrsvereins zuständig. Der Arbeitsgruppe Chilbi gehören Dieter Weber, Georges Hoffmann, Max Senn und Alfons Nauer (Platzchef) an. Am Donnerstag vor der Chilbi lädt der Verkehrsverein zum traditionellen Schausteileranlass ein.
Die Zusammenstellung, basierend auf Akten, Protokollen, Zeitungsartikeln und Veröffentlichungen im Veranstaltungskalender und im WädiInfo zeigt es: Der Verkehrsverein Wädenswil, der wie seit den Gründungsjahren noch immer auch die Ruhebänke pflegt, erbringt heute eine Vielzahl von öffentlichen Dienstleistungen, die niemand mehr missen möchte. Für den engagierten, meist freiwilligen Einsatz verdienen der Vorstand und alle Helferinnen und Helfer, die seit 125 Jahren für Wädenswil gewirkt haben, grossen Dank.
Peter Ziegler