Kulturpreis für Professor Albert Hauser

Quelle: Jahrbuch der Stadt Wädenswil 1993 von Peter Ziegler

Am 2. Juli 1993 ehrte die Johann-Wolfgang-Goethe-Stiftung in Basel im elsässischen Schiltigheim Professor Dr. Albert Hauser aus Wädenswil – nebst zwei andern Empfängern – mit dem Oberrheinischen Kulturpreis. Die Laudatio würdigt Albert Hausers «Forschung auf dem Gebiete der schweizerischen Wirtschafts- und Sozialgeschichte sowie der Agrar- und Forstgeschichte und seine Beiträge zur schweizerischen Volkskunde und Volkskultur».
Wer ist Albert Hauser? Ein 1914 geborener Wädenswiler aus angesehenem altem Dorfgeschlecht, der sich seit der Jugendzeit mit seinem Wohn- und Heimatort verbunden fühlt. Ein in der Tradition verwurzelter Seebub mit urchig breitem Zürcherdialekt. Ein Schweizer, der 1938 mit einer Dissertation über den Bockenkrieg an der Universität Zürich im Hauptfach Schweizer Geschichte den Doktortitel erworben hat und sich seither mit den Menschen, deren Umwelt und Alltagsproblemen in früherer und auch in heutiger Zeit befasst.
Wer ist Albert Hauser? Ein emeritierter ETH-Professor, der von 1965 bis 1979 als Ordinarius zahlreiche Studierende in frei dargebotenen Vorlesungen, in Übungen und auf Exkursionen in die Geschichte und Soziologie der Land- und Forstwirtschaft eingeführt hat.
Professor Dr. Albert Hauser.
 
Ein anregender Gesprächspartner und Unterhalter sodann; ein begehrter Referent, der auch deshalb zu fesseln weiss, weil er sich den Erwartungen und Voraussetzungen seiner Zuhörer anpassen kann. Erwähnenswert ist Hausers früherer Einsatz als Präsident verschiedener, meist kultureller Organisationen sowie sein wegweisender Einfluss als Schöpfer des vorbildlich konzipierten Wädenswiler Ortsmuseums «Zur Hohlen Eich».
Wer ist Albert Hauser? Ein vielseitiger, erfahrener und engagierter Historiker eigener Prägung, stets interessanten Problemen auf der Spur, Fragestellungen, die allgemein oft erst viele Jahre später aufgegriffen werden. Albert Hauser: auch ein erfolgreicher Buchautor in renommierten Verlagen. Ein begabter Zeichner und Maler. Ein geistig und körperlich rüstiger Ehemann und Grossvater, dem es niemand anmerkt, dass er nächstes Jahr seinen 80. Geburtstag feiern kann.
 
Furthof. Bleistiftzeichnung von Albert Hauser, 1989.
 
So vielseitig wie diese Albert Hauser prägenden Merkmale ist sein wissenschaftliches Werk: Zeugnis grosser Schaffenskraft und eiserner Disziplin. Die lange Liste seiner Veröffentlichungen – sie verzeichnet über 20 Bücher und weit über hundert Einzelbeiträge für Zeitungen, Zeitschriften, Festschriften und Jahrbücher – lässt sich in die sieben Sachbereiche «Heimat und Staat», «Kulturgeschichte», «Forstgeschichte», «Agrargeschichte», «Sozial- und Wirtschaftsgeschichte» sowie «Zürcher Heimat» gliedern. Auf all diesen Gebieten hat Albert Hauser bemerkenswerte Einzelstudien vorgelegt. Einige der wichtigsten Titel mögen die Vielfalt der erforschten und dargestellten Themen aufzeigen: «Schweizerische Wirtschafts- und Sozialgeschichte» (1961), «Vom Essen und Trinken im alten Zürich» (1963), «Wald und Feld in der alten Schweiz» (1972), «Bauernregeln» (1973), «Bauerngärten der Schweiz» (1976), «Waldgeister und Holzfäller, der Wald in der schweizerischen Volkssage» (1980), «Was für ein Leben – Schweizer Alltag vom 15. bis 18. Jahrhundert» (1987), «Das Neue kommt – Schweizer Alltag im 19. Jahrhundert» (1989) und «Alte Volkskunst am Zürichsee» (1992).
Auch zur Ortsgeschichte von Wädenswil hat Albert Hauser bemerkenswerte Veröffentlichungen vorgelegt. Als Neujahrsblatt 1956 der Lesegesellschaft Wädenswil erschien die gründliche Studie «Wirtschaftsgeschichte der Gemeinde Wädenswil – Die wirtschaftliche und soziale Entwicklung eines Bauerndorfes zur Industriegemeinde», 1991 die Geschichte der «Sparkasse Wädenswil-Richterswil-Knonaueramt 1816–1991» und im gleichen Jahr «Die Halbinsel Au, ein Glücksfall». Auch in den Jahrbüchern der Stadt Wädenswil 1975, 1976, 1977, 1981, 1983, 1984, 1986, 1987 und 1992 finden sich historische und volkskundliche Abhandlungen von Professor Albert Hauser.
Redaktor, Verlag, die zahlreichen Freunde und viele Wädenswilerinnen und Wädenswiler gratulieren ihrem mit dem Oberrheinischen Kulturpreis geehrten Mitbürger und wünschen ihm weiterhin gute Gesundheit und viel Schaffenskraft zur Weiterführung seines wissenschaftlichen Werks.




Peter Ziegler