25 Jahre Wohnbaugenossenschaft Sandhof 1968-1993

Quelle: Jahrbuch der Stadt Wädenswil 1993 von Karl Thoma

In den 1960er Jahren herrschte in unserer Region, ähnlich wie heute, ein grosser Mangel an freien und besonders preisgünstigen Wohnungen. Dies war der entscheidende Grund für Josef Geser, Finanzchef an der Eidgenössischen Forschungsanstalt (EFA), sich ernsthaft mit dem Gedanken zu befassen, eine Wohnbaugenossenschaft für das bei EFA, PTT und SBB tätige Personal zu gründen. Sein klares Ziel war die Erstellung von zirka 30 Wohnungen auf der Basis des genossenschaftlichen Wohnungsbaus.
Das bereits im Besitze des Bundes befindliche «Sandhof-Areal» schien dem Initianten Josef Geser für die Verwirklichung seiner Pläne geeignet. Bei den vorgeschlagenen Bauparzellen handelte es sich um das steil gegen die damals im Bau befindliche Speerstrasse abfallende Wiesenbord.
Zugleich unterbreitete er seine Pläne und Absichten dem damaligen Direktor der EFA, Prof. Dr. Robert Fritzsche. Dieser war zwar dafür bekannt, jeden Quadratmeter Boden der EFA «eisern» für die Forschungszwecke zu verteidigen. Nach einer gemeinsamen Besichtigung und den vorgebrachten Argumenten erklärte sich Direktor Fritzsche jedoch spontan bereit, bei der Gründung einer Genossenschaft mitzuhelfen und das fragliche Bauland unter gewissen Bedingungen für Wohnungsbauten zur Verfügung zu stellen.
Gleichzeitig hatte Josef Geser auch mit dem Eidgenössischen Liegenschaftsdienst in Bern Verbindung aufgenommen. Diese Bundesstelle erklärte sich, genügend Wohnungsbewerber vorausgesetzt, bereit, bei der Finanzierung der in Wädenswil geplanten Wohnungen mitzuhelfen und das benötigte Land im Baurecht abzugeben. In der Folge wurden alle nötigen Voraussetzungen für einen weiteren, entscheidenden Schritt zur Realisierung der Wohnbauten geschaffen.
Am 1. März 1968 fand im Hörsaal der Eidgenössischen Forschungsanstalt die Gründungsversammlung der Genossenschaft Sandhof statt. In den drei Mitglieder zählenden Vorstand wurden Fritz Preisig (Präsident), Josef Geser (Kassier) und Ueli Vetsch (Sekretär) gewählt.
An diesem Tage gab es auch die erfreuliche Mitteilung, dass Herr alt Nationalrat Brändli seinen für unser Haus Speerstrasse 23 bestimmten Boden zu einem günstigeren Preis abgebe und unserer Genossenschaft dadurch 10‘000 Franken als Legat überwiesen werden könne.
Auf Empfehlung des Eidgenössischen Liegenschaftsdienstes wurde das Architekturbüro Frederico Venosta in Zürich mit der Projektierung und Erstellung der Wohnhäuser beauftragt. Dieses Büro hatte für das Bundespersonal bereits zahlreiche Wohnhäuser geplant und erbaut.
Im Jahre 1969 konnten die fertig erstellten Wohnungen bezogen werden. Die Überbauung der Genossenschaft Sandhof an der Speerstrasse umfasst 36 Wohnungen:
3 2-Zimmerwohnungen
12 3-Zimmerwohnungen
9 4-Zimmerwohnungen
9 4½-Zimmerwohnungen
3 5-Zimmerwohnungen
Ende 1974 verzeichnete die Genossenschaft bereits wieder über 20 ernsthafte Wohnungsinteressenten. Am 25. Juli 1974 konnte die Eidgenössische Finanzverwaltung 3200 Quadratmeter erschlossenes Bauland zu einem Vorzugspreis von 100 Franken pro Quadratmeter an der Oberen Leihofstrasse erwerben. Ein bereits detailliertes Wohnbauprojekt mit 20 Wohnungen an der Oberen Leihofstrasse scheiterte 1974 indessen an den damals geltenden Sparmassnahmen des Bundes.
Die 36 Wohnungen der Baugenossenschaft Sandhof an der Speerstrasse. Ansicht von Süden.

Im Jahre 1991 wurde an der ordentlichen Generalversammlung auf Antrag des Vorstandes einstimmig beschlossen, alle Voraussetzungen zu schaffen, um 18 neue Wohnungen für die sehr zahlreichen Interessenten zu erstellen. In der Zwischenzeit ist die definitive Baubewilligung für diese Neubauten an der Oberen Leihofstrasse erteilt worden.
Echte Freude und Stolz erfüllt alle Beteiligten, dass ausgerechnet im Jubiläumsjahr 1993 der Baubeginn (Spatenstich am 16. August) erfolgen konnte. Ein schöneres Geburtstagsgeschenk kann sich eine aktive Wohnbaugenossenschaft gar nicht wünschen.
Dank gebührt heute den Gründungsmitgliedern der Genossenschaft Sandhof. Ihr mutiger Schritt hat es ermöglicht, dass die hier Wohnenden jetzt ein sicheres und preiswertes Dach über dem Kopf haben.
Gerade in der heutigen Zeit wird eine Wohnung, die nicht der unberechenbaren Spekulation ausgesetzt ist, sehr geschätzt.
Die Genossenschaftsleitung legt Wert darauf, die Wohnungen und auch die übrigen Anlagen laufend und einwandfrei zu unterhalten.
Die Genossenschaft, auch wenn sie schon seit vielen Jahren existiert, darf sich nicht auf die bisherigen Leistungen beschränken. Um heute und auch für die Zukunft gerüstet zu sein, muss die Genossenschaftspolitik in die Zukunft ausgerichtet werden.
25 Jahre Baugenossenschaft Sandhof − dieser festliche Anlass erlaubt es − zurückzuschauen, sich über Erreichtes zu freuen und sich gleichzeitig für die kommenden Jahre zu stärken.
Die soziale Verantwortung der Baugenossenschaft ist von zentraler Bedeutung. Die Genossenschaft ist eine überaus sinnvolle Möglichkeit, um das Miteigentum breiter Bevölkerungskreise an Wohnraum zu fördern. Die Genossenschaft bietet ihren Mitgliedern Sicherheit und Schutz vor Willkür und entlastet auf der Grundlage der Selbsthilfe den Staat von sozialpolitischen Pflichtaufgaben. Im Weiteren ersetzt sie passive Erwartungshaltungen und Fürsorgedenken durch aktives Vorsorgedenken. Zudem trägt sie dazu bei, den Wettbewerbsgrad auf dem Wohnungsmarkt zu erhöhen.
Die Genossenschafter blicken mit Zuversicht in die Zukunft und sind auch stolz, dass sie den späteren Generationen gut erhaltene Wohnbauten mit preisgünstigen Wohnungen übergeben können.
Möge ein echter genossenschaftlicher Geist, verbunden mit Toleranz und Rücksichtnahme, die Genossenschaft Sandhof auch weiterhin begleiten.



Karl Thoma, Präsident