ES BEWEGT SICH ETWAS IN WÄDENSWIL

Quelle: Jahrbuch der Stadt Wädenswil 2005 von Martin Lampert
 
Bevor die Ereignisse auf lokaler Ebene beleuchtet werden können, kommt man nicht umhin, das alles überschattende Ereignis am Ende des Jahres 2004 zu erwähnen: Die Tsunami-Katastrophe. Diese gewaltige Naturerscheinung hat in wenigen Stunden Tod und Zerstörung über ganze Länder und in Tausende von Familien gebracht und dabei weltweite Betroffenheit ausgelöst. Mit Hilfe der Medien, insbesondere der Fernsehbilder, aber auch mit erschütternden Berichten in der Presse nahm jedermann an diesem schrecklichen und brutalen Ereignis unmittelbar teil und es war unmöglich, sich nicht mit der Katastrophe auseinander zusetzen.
Im Anschluss daran erlebten wir eine Welle der Solidarität, die in dieser Form ebenso einzigartig war. Hilfsaktionen wurden auf alle erdenkliche Arten geplant und Unterstützungs- und Geldsammelaktionen in jeder möglichen Form durchgeführt. Noch nie wurde so viel Geld gesammelt wie für die Opfer der Tsunami-Katastrophe und noch nie war man sich weltweit derart einig, dass hier unmittelbar, unbürokratisch und schnell Hilfe angeboten werden muss.
Diese Solidarität einerseits und das schnelle unbürokratische Vorgehen andererseits würde man sich auch in der Politik häufiger wünschen. Noch immer sind bei politischen Entscheiden zu viele Partialinteressen im Spiel, die schnelle, gute Lösungen verhindern. Denken wir nur an das Feuerwehrgebäude an der Seestrasse, welches ein dringendes Bedürfnis für die gesamte Einwohnerschaft von Wädenswil ist und dessen Bau durch die Einsprache von Anwohnern über Monate oder sogar Jahre verzögert wird. Damit verbunden ist auch die Umnutzung des alten Feuerwehrgebäudes, die nicht vollzogen werden kann. Dadurch leiden weitere direkt Betroffene, die von dieser Umnutzung profitieren könnten und es werden gleichzeitig finanzielle Ressourcen sinnlos vergeudet. Hier wäre die Solidarität einzelner zugunsten des Gemeinwohls vermehrt gefragt.

START VON ZWEI GROSSPROJEKTEN

Glücklicherweise gibt es andere Projekte, die in meinem Präsidialjahr erfolgreich gestartet wurden. Man kann geradezu vom Jahr der Spatenstiche sprechen. So konnte mit dem Neu- und Umbau des Schulhauses Fuhrstrasse und mit dem Bau der Turnhalle Glärnisch begonnen werden. Beides sind Bauwerke, die weiten Teilen der Bevölkerung in Wädenswil dienen werden. Im Schulhaus Fuhrstrasse werden zahlreiche Schülerinnen und Schüler von einer modernen Infrastruktur profitieren können und damit auch die Grundlage für ein erfolgreiches Lernen erleben. In der Turnhalle Glärnisch werden Hunderte von Sportlerinnen und Sportlern Trainings und Wettkämpfe absolvieren, dadurch einer sinnvollen Freizeitbeschäftigung nachgehen und gleichzeitig etwas für ihre Gesundheit tun.
 

WÄDENSWIL ALS BILDUNGS- UNSD WOHNSTADT

Unsere Gemeinde erlebt im Moment einen regelrechten Kulturwandel von der Industrie- und Dienstleistungs- hin zur Bildungs- und Wohnstadt. Wo einst eine Tuchfabrik, eine Brauerei und eine Obstverwertung standen, entstehen nun Lofts oder Eigentumswohnungen im gehobenen Standard. Die Nachfrage nach Wohnraum ist ungebrochen hoch und die Wohnfläche pro Person hat in den letzten Jahren markant zugenommen.
Wädenswil darf sich aber auch als eigentliche Bildungsstadt bezeichnen. Nebst einer sehr gut funktionierenden Volksschule existiert nach wie vor die Hochschule in Wädenswil. Der Schulstandort wurde zu Beginn des Jahres einmal mehr bestätigt. Zudem soll die Hochschule Wädenswil zu einem Chemie-Kompetenzzentrum ausgebaut werden, allerdings wird der Name in Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften umgewandelt.
Im Weiteren ist auf dem Areal der ehemaligen OWG ein Ausbildungszentrum der Hotel & Gastro Formation Zürich geplant. Auch diese Schule wird zahlreiche Lehrkräfte, Studentinnen und Studenten nach Wädenswil locken.

GESCHEITERTE PROJEKTE

Nicht alle Projekte haben einen erfolgreichen Verlauf genommen. Ein Spitalprojekt im Stoffel, das heftige Diskussionen ausgelöst hatte, wurde von den Initianten wieder zurückgezogen, bevor es die ersten politischen Hürden nehmen konnte.
Eine vom Stadtrat geplante und heftig umstrittene Asylbewerberunterkunft in der Au erwies sich als nicht mehr nötig.
Ein Reitsportzentrum im Moos nahm zwar die Hürde des Gemeinderates, wurde dann aber durch Einsprachen und die Rekurskommission gestoppt. Vom bisherigen Scheitern des Neubaus des Feuerwehrhauses wurde bereits berichtet.
 

GELUNGENE PROJEKTE

Nebst den beiden schon erwähnten Grossprojekten sind noch andere Vorhaben vom Gemeinderat und zum Teil bereits vom Volk bewilligt worden und warten nun auf die Umsetzung oder die Fertigstellung. Insbesondere erwähnenswert sind zwei Projekte mit langer Vorgeschichte, die endlich realisiert werden. Es sind dies die Renovation des Stadthauses und die Umgestaltung des Seeplatzes. Die Renovation des Stadthauses hat besonders viel Diskussionsstoff geliefert, da der Stadtrat eine Renovation mit Annexbau für 14 Millionen Franken wollte und die gemeinderätliche Spezialkommission eine Renovation «light» für 8 Millionen vorschlug. Die Stimmbürger haben sich an der Urne für die «Light»-Version entschieden. Eines der Hauptargumente war, dass dadurch noch andere Vorhaben finanzierbar seien. Davon gäbe es nämlich noch zahlreiche. Erwähnt seien hier die Umgestaltung des Bahnhofplatzes, der Seeuferweg vom Giessen bis Richterswil, die Umgestaltung der alten Turnhalle Glärnisch in eine Kulturhalle, der Umzug der Bibliothek und ein neues Ortsmuseum.
Ob sich wirklich alle Projekte realisieren und finanzieren lassen, wird die Zukunft zeigen. Eines kann aber mit Sicherheit festgestellt werden: In Wädenswil bewegt sich etwas.



Martin Lampert, Gemeinderatspräsident 2004/2005