Poster Days 2017

Quelle: Jahrbuch der Stadt Wädenswil 2017 von Gaby Bachmann / Christian Flepp

Kunst in Bushäuschen? Poster Days! Die Idee entstand Anfang 2016 als unmittelbare kulturpolitische Antwort auf die Einschränkung der Kulturkommission (Kuko) Wädenswil durch das Parlament, künftig keine Kunstankäufe mehr für die Stadt Wädenswil zu tätigen. Das für die Kulturförderung zur Verfügung stehende Geld solle für Veranstaltungen und andere Projekte kultureller Art genutzt werden, so der Grundtenor.
Die Ausgangsfrage war: Wie kann die Kuko Wädenswiler Künstlerinnen und Künstler in Zukunft unterstützen und sie der breiten Bevölkerung bekannt machen? Es durfte keine gängige Kunstausstellung sein, auch kein Online-Verzeichnis lokaler Kunstschaffenden. Weder geführte Besuche zu den Arbeitsstätten noch ein Tag des offenen Ateliers begeisterte die Kuko. Die Kommissionsmitglieder wollten einen nahen Kontakt von Künstler und Bewohner herstellen. Direkt, unmittelbar und ohne Rückzugsmöglichkeit. Wo konnte eine solche Begegnung stattfinden? An jenen Orten, wo viele Leute verweilten und etwas Zeit hatten – in den sonst mit Werbeplakaten tapezierten Bushäuschen auf dem ganzen Gemeindegebiet! Die Idee der Poster Days war geboren.
Josef und Merve Carisch: Warten.

Alle Kunstschaffenden der Stadt wurden angeschrieben, insgesamt rund 30 künstlerisch tätige Personen. Bushäuschen standen insgesamt 26 zur Verfügung. Zu einem ersten Treffen im Dezember 2016 kamen ein gutes Dutzend interessierter Künstlerinnen und Künstler – etwas skeptisch zuerst, aber dann bald Feuer und Flamme. Wie gross ist die zur Verfügung stehende Malfläche? Wie kann man die Plakatwand nutzen? Darf geklebt, gekleistert oder auch dreidimensional gearbeitet werden? Werden die Bushäuschen überwacht? Was, wenn Farbe beim Malen aufs Trottoir kleckert? Vor Publikum, in der Öffentlichkeit arbeiten? Die Kuko erklärte an diesem Treffen, wie sie sich das nicht ganz alltägliche Projekt vorgestellt hatte und stand den Künstlerinnen und Künstlern beratend und organisatorisch zur Seite.
Patrick Müller: Zero.

Die definitiven Anmeldungen trafen bald ein und die Kuko konnte jedem und jeder der beteiligten Künstler und Künstlerinnen das gewünschte Bushäuschen zuteilen. Es folgten Absprachen mit der Plakatgesellschaft APG, PR-Massnahmen wurden diskutiert, Logo und Flyer grafisch gestaltet, Einladungen verschickt, die Vernissage organisiert. Am 6. Mai waren die Kunstschaffende in Aktion zu sehen, wie sie die freien weissen Fiz-Plakatflächen in Kunstwerke verwandelten. Am 7. Mai wurde um 14.00 Uhr am Bahnhofplatz auf die Poster Days angestossen. Dann ging's mit einem mit rund 80 Personen besetzten Linienbus zu jeder der 15 bespielten Bushäuschen. Die Künstle waren vor Ort und berichteten den Besucherinnen und Besuchern mit Leidenschaft über ihre Arbeit an dem ungewöhnlichen Ort und alle Kunst-Pendler freuten sich.
Genau einen Monat später wurden die Plakate wieder von der APG überklebt – mit Werbung. In Erinnerung bleiben die Poster Days und ihre farbigen, individuell gestalteten Plakatwände. Übrigens: keine Reklamation wegen Farbe auf der Strasse, keine geschändeten Poster – eine erfreuliche uni gelungene Intervention.

 

Gaby Bachmann / Christian Flepp




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