Tischtennis in Wädenswil

Quelle: Jahrbuch der Stadt Wädenswil 1979 von Heinz Wendt

Tischtennis oder Pingpong?

Tischtennis, was ist das eigentlich? Für die meisten Leute ist es nur «Pingpong», eine von vielen Freizeitbeschäftigungen, die bei schönem Wetter in der Badi oder im eigenen Garten, bei Regen auch einmal in der Garage ausgeübt wird.
Für immer mehr Personen entwickelt sich Tischtennis aber zum richtigen Sport, der mit viel Begeisterung und Ehrgeiz betrieben wird. Wettkampftischtennis erfordert vollste Konzentration, gutes Reaktionsvermögen sowie eine ausgezeichnete Kondition. Mit «Pingpong» hat es dann nichts mehr zu tun.

Die Geschichte des Tischtennis

Tischtennis ist eine relativ junge Sportart. Das Spiel kam erst Ende des 19. Jahrhunderts in England auf. Allerdings hatte es damals noch wenig mit Sport zu tun. Damen und Herren der besseren Gesellschaft trafen sich im langen Kleid und Frack in Cafés oder Hotelhallen und vertrieben sich ihre Langeweile bei Tee, Gebäck und − Tischtennis.
Erst als dann die Engländer ihr Pingpong auf den Kontinent sowie in die Kolonien exportierten, entwickelte es sich langsam zum Sport. Besonders im Fernen Osten fand das neue Spiel viel Anklang, war es doch wegen seiner Schnelligkeit ganz auf Asiaten zugeschnitten.
Heute ist Tischtennis die auf der Welt am drittmeisten praktizierte Sportart, übertroffen nur noch von Basketball und Volleyball. Die erfolgreichsten Tischtennisnationen sind − neben den dominierenden Chinesen und Japanern − Ungarn, Schweden, Frankreich und Deutschland. Die Schweiz figuriert in dieser Rangliste noch unter «ferner liefen». Allerdings ist der Sport hier noch ganz den Amateuren vorbehalten, im Gegensatz zu den meisten anderen Ländern. Es gibt bei uns derzeit an die 400 Clubs mit ungefähr 7000 lizenzierten Spielern. Einer dieser 400 Clubs besteht seit 15 Jahren in unserer Stadt.

Lebenslauf des TTC Wädenswil

Aus der Taufe gehoben wurde der TTC Wädenswil im Jahre 1964 von einigen Badespielern, die im Wädenswiler Strandbad Freude am Wettkampf mit der kleinen CeIIuloidkugel gefunden hatten. Erste Gehversuche machte der junge Verein im Etzelsaal und kam auch sehr schnell zu Kräften, denn das Interesse war recht gross. Schon die erste Teilnahme an der Meisterschaft verlief sehr erfolgreich, gelang doch auf Anhieb der Aufstieg in die 3. Liga. Doch die ersten Erfolge erwiesen sich nur als Strohfeuer. Mehr und mehr erkrankte der junge Club an Mitgliederschwund, und im Jahre 1967 hätte man den Patienten fast zu Grabe tragen müssen. Doch eine unverhoffte Blutauffrischung in Form von neuzugezogenen Spielern half dem Kranken wieder auf die Beine und verlieh ihm neue Kräfte. Es ging von da an nur noch bergauf. Die Mitgliederzahl wuchs ständig, und Erfolge stellten sich ein. Meisterschaftsbegegnungen wurden serienweise gewonnen, und wie im Aufzug ging es mit der Ersten Mannschaft nach oben:
1969: Aufstieg in die 3. Liga
1970: Aufstieg in die 2. Liga
1971: Aufstieg in die 1. Liga
Auch die übrigen Teams des Vereins zogen nach. Zu den Meisterschaftserfolgen gesellten sich auch noch gute Klassierungen bei Turnieren. Spieler wie Ruedi Kolb, Klaus Reuter und besonders Heinz Wendt waren regelmässig auf vorderen Rängen zu finden.
Nach diesem schnellen Wachsen wurde der Aufwärtstrend für einige Zeit unterbrochen. Erst 1974 ging es weiter aufwärts. Dem Trio Bitterli/Kolb/Wendt gelang der Aufstieg in die interregionale Spielklasse. 1975 stand das Team auch in dieser Liga auf dem obersten Treppchen und erzielte anschliessend den grössten Erfolg in seiner Geschichte, den Aufstieg in die Nationalliga B.

Der TTC Wädenswil heute

Der TTC Wädenswil erfreut sich heute einer ausserordentlich guten Gesundheit. An die 50 Aktive sowie zirka 20 Junioren erlauben es dem Club, mit 8 Herren-, 2 Damen-, 2 Jugend- sowie einem Juniorenteam an der Meisterschaft teilzunehmen. Aushängeschild ist natürlich die in der Nationalliga B, der zweithöchsten Schweizer Spielklasse, spielende 1. Equipe. Zwei weitere Mannschaften treten in der 2. Liga, eine in der 3. sowie 4 in der 4. Liga an. Die Damen spielen in der 2. und der 3. Damenliga. (Es gibt insgesamt 7 Ligen, wobei die Nationalliga A die höchste, die 4. Liga die unterste Klasse ist.)
Aber nicht nur auf Meisterschaftsspiele beschränken sich die Aktivitäten des TTC Wädenswil. Viele Turniere werden besucht oder auch selbst ausgerichtet. Unter dem initiativen Präsidenten, Claude Diethelm, ist die Untermosen-Halle zu einem Mekka der Schweizer Tischtennisspieler geworden. Neben Meisterschaftsspielen und Turnieren werden auch des Öfteren Freundschaftsbegegnungen ausgetragen. Neben Clubs in der ganzen Schweiz wurden Vereine in Frankreich, Österreich und Deutschland besucht; viele weilten auch wieder zum Gegenbesuch am Zürichsee.
Das Turnier für Jedermann und das Turnier für Wädenswiler Jugendliche sind zu einer ständigen Einrichtung geworden und finden eine immer besser werdende Resonanz.
Die Wädenswiler Tischtennisspieler arbeiten hart an sich, um ihren Leistungsstand nicht nur zu halten, sondern auch noch zu verbessern. Mittwochs und freitags findet in der Fuhr-Turnhalle ein intensives Training statt wo neben Tischtennis auch noch Gymnastik und Konditionstraining betrieben werden.
Um die Zukunft des Clubs braucht einem nicht bange zu sein. Die Junioren befinden sich bei Jugendleiter Niklaus Schönbächler in ausgezeichneten Händen, und einige stehen schon auf dem Sprung in eines der Seniorenteams. Zu erwähnen ist an dieser Stelle noch die ausgezeichnete Zusammenarbeit mit den Behörden unserer Stadt, die dem TTC Wädenswil viel Verständnis entgegenbringen.
Tischtennis wird in unserer Stadt nie die gleiche Popularität erlangen wie eine Anzahl anderer Sportarten, doch haben die guten Leistungen des TTC Wädenswil dazu beigetragen, dass dem Club auch von einem Grossteil der Wädenswiler Beachtung geschenkt wird.



Heinz Wendt