Wädenswiler auf Strassentafeln

Quelle: Jahrbuch der Stadt Wädenswil 1975 von Peter Ziegler


Nur wenige Strassen und Wege der Stadt Wädenswil sind nach Personen benannt. Frauennamen fehlen überhaupt. Wer waren die besonders ausgezeichneten Männer? Die folgenden Kurzbiographien geben darüber Aufschluss:

General Johann Rudolf Werdmüller (1614–1677)

Nach Studienaufenthalten in Genf und in Frankreich kehrte der aus vornehmem Zürcher Ratsgeschlecht stammende Johann Rudolf Werdmüller im Jahre 1633 nach Zürich zurück. Er trat aber nicht ins väterliche Textilunternehmen ein, sondern leistete Kriegsdienst bei den Schweden, wo er 1643 zum Oberst befördert wurde. Aber schon bald rief die Zürcher Regierung den tüchtigen Kriegsmann zurück und übertrug ihm die Führung eines für Venedig und Dalmatien entsandten Zürcher und Berner Regimentes. Als der Oberst wegen brutaler Strenge in seinem Heer vom Zürcher Rat zur Rede gestellt wurde, trat er 1650 für einige Jahre ins Privatleben zurück, kaufte die Untere Au und liess dort eine Villa in venezianischem Stil mit grossen Gesellschaftsräumen bauen, wo er seinen orientalisch-üppigen Haushalt mit luxuriösem Hausrat und zwei türkischen Sklaven, einem Leibburschen und einer jungen Sklavin, unterbringen konnte. An die Villa stiess ein ausgedehnter Garten mit ausländischen Bäumen und Pflanzen. In die Halbinsel hinein zog sich ein Teich, welcher durch einen Kanal mit dem Zürichsee verbunden war.
Mit besonderer Liebe widmete sich der General auf seinem Au-Gut dem Gartenhaus, der Landwirtschaft und mechanischen Künsten. In seiner Schmiede stellte er allerhand Geräte für Haus und Feld her; daneben widmete er sich auch leidenschaftlich der Jagd und der Fischerei. Das Leben und Treiben Werdmüllers auf der Au wich von den Sitten der Zürcher völlig ab. Gar manche Sonderheit konnte sich das Landvolk nicht erklären, und es fürchtete daher den Obersten als Zauberer und Schwarzkünstler. Namentlich freidenkerische Äusserungen wurden dem General von seinen Widersachern schwer angelastet. Werdmüller hatte sich vor dem Züricher Rat wegen Gottesleugnerei und Landesverrat zu verantworten und zog schliesslich verärgert wieder ins Ausland. 1659 bis 1663 stand er im Dienste Ludwigs XIV, von Frankreich, und von 1663 bis 1671 kämpfte er als Generalleutnant unter den Fahnen Venedigs gegen die Türken. Zum Ärger der Zwinglistadt trat Werdmüller gar zum Katholizismus über und wurde Feldmarschall-Lieutenant in der Armee Kaiser Leopolds I. von Österreich. Im Kriege gegen Frankreicch tat sich Werdmüller wiederholt ruhmreich hervor, so bei der Belagerung von Bonn (1673), bei der Einnahme der Festung Philippsburg bei Mannheim (1676) und bei der Eroberung von Saarbrücken im Frühjahr1677. Im Winter 1677/78 sollte er die Pässe des Schwarzwaldes sichern. Er bezog daher mit seiner Truppe in Villingen Quartier. Dort starb er am 16. Dezember 1677 und wurde in der Nikolai-Kirche begraben. Mit seiner Novelle «Der Schuss von der Kanzel» hat der Zürcher Dichter Conrad Ferdinand Meyer dem von glühendem Ehrgeiz getriebenen, militärisch gewandten General Johann Rudolf Werdmüller ein Denkmal gesetzt.




Peter Ziegler


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