Von der christlich-sozialen Partei zur CVP von heute – 100 Jahre CVP in Wädenswil

Quelle: Jahrbuch der Stadt Wädenswil 2017 von Beat Wiederkehr

Mit einer bewegten Geschichte, verankert in einem wertvollen Erbe und verbunden für Wädenswil, feierte die CVP ihre hundert Jahre. Werfen wir einen Blick zurück.
Frühjahr 1917. Missernten führen zu Nahrungsmittelknappheit. Es ist eisig kalt. Der Erste Weltkrieg tobt. Viele katholische Zuwanderer aus der Innerschweiz arbeiten in Wädenswiler Fabriken. Sie fühlen sich als Minderheit benachteiligt. Im Kanton Zürich wird das Proporzwahlsystem eingeführt. Jetzt gilt es, politisch aktiv zu werden! Vertrauensmänner versammeln sich am 14. März 1917 im Gasthof zum Hirschen und gründen die christlich-soziale Partei (CSP) Wädenswil. Der erste Präsident wird in sein Amt eingesetzt. Bereits im ersten Jahr zählt die junge politische Kraft 130 Mitglieder.

Der Gasthof zum Hirschen, das Gründungslokal
der CSP Wädenswil.

Die sieben Vertrauensmänner, welche die Wädenswiler Ortspartei der CSP am 14. März 1917 gründeten.

Enorme Teuerung, ungerechte Lebensmittel-Rationierung und fehlende Sozialpartnerschaften von Arbeitgeber- und Arbeiterschaft führen zu grossen Spannungen. Der Generalstreik von 1918 erschüttert das Land. Auch in Wädenswil versammeln sich Unzufriedene. Die Parteigänger setzen sich ohne klassenkämpferische Parolen für sozialen Ausgleich und die Integration von Minderheiten ein. Der erste Parteipräsident bleibt bis 1943 im Amt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg setzt auch in Wädenswil ein starker Aufschwung ein. Der dörfliche Charakter wandelt sich. Zuzüger sind nicht mehr nur vorwiegend Arbeiter. Nun verändern Gewerbler, Akademiker, Angestellte und Kaufleute das Gesicht der Partei. Der unermüdliche Einsatz unterschiedlichster Persönlichkeiten formt und stärkt den Zusammenhalt. Die CSP gestaltet seit ihrer Gründung die Lokalpolitik im Gemeinderat, in Behörden und Kommissionen aktiv mit. 1954 engagiert sich die Partei besonders für den Bau des Sekundarschulhauses Fuhr. 1960 setzen sich die Parteimitglieder mit der Neugestaltung des Bahnhofplatzes auseinander.
Die katholische Kirche wird 1963 öffentlich-rechtlich anerkannt. Bisherige enge Seilschaften von Partei und Kirche schwinden. Die CSP öffnet sich. 1971 erhält sie ihren heutigen Namen: CVP. Die Partei wird zu einer überkonfessionellen christlich-demokratischen Kraft der Mitte. Die CVP, besonders seit jeher auch mit ihren tatkräftigen Frauen, engagiert sich speziell auch für die Schwächeren in der Gesellschaft. Im Jahr 1971 wird mit Einführung des Frauenstimm- und Wahlrechts die Mitarbeit der aktiven CVP Frauen auf allen Ebenen «endlich» ermöglicht.
Zunehmend brennende Themen infolge der wirtschaftlichen Veränderungen erfordern partnerschaftliche Lösungen. Die Industrie und das Gewerbe in Wädenswil verändern sich. Produktionsstätten werden eingestellt oder verlagert, es entstehen immer mehr Betriebe im Dienstleistungsbereich. Die Gesellschaft verändert sich damit. Steigender Drogenkonsum, Arbeitslosigkeit, Asylanten bedingen in dieser Zeit wichtige Grundsatzentscheidungen. 1974 löst das Parlament die Gemeindeversammlung ab. Die CVP stellt die erste Frau für den Vorsitz, auch eine der zwei gewählten Frauen im Stadtrat. Neue Namen prägen das Bild. Während der folgenden 40 Jahre hat die Partei stets eine Doppelvertretung im Stadtrat. Die ersten 20 Jahre davon mit einem aktiven Frauenteil.

Seit 1970 erscheint die CVP-Post regelmässig.

1980er Jahre: Die CVP im Wahlkampf.

In dieser Zeit werden neben unzähligen anderen Aktivitäten die Grundlagen für die heutige Altersvorsorge und Pflege mit dem Bau des Altersheim Frohmatt, anstelle des traditionellen, veralteten Bürgerheims, geschaffen. 1986 scheitert die CVP äusserst knapp im Kampf um das Stadtpräsidium; im Jahr 2010 gelingt der CVP dann die Eroberung des Amts mit ihrem heutigen Stadtpräsidenten. 2014 wird die CVP-Volksinitiative «für günstigen Wohnraum für Familien» deutlich an der Urnenabstimmung angenommen.

Prominente Gäste zur 100-Jahr-Feier am 17. März 2017: Gerhard Pfister, Parteipräsident CVP Schweiz, Regierungsrätin Silvia Steiner, Nationalrätin Barbara Schmid-Federer und Stadtpräsident Philipp Kutter (von links).

Geschichte, Gegenwart und Zukunft der CVP Wädenswil wurden an folgenden Jubiläumsanlässen mit ganz unterschiedlichen Akzenten gefeiert:

5. Januar    Gross und Klein backen ihren eigenen Dreikönigskuchen im Haus zur Sonne.
17. März März 150 Gäste feiern im Landgasthof Halbinsel Au mit Dr. Gerhard Pfister, Präsident CVP Schweiz, Dr. Silvia Steiner, Regierungsrätin CVP Kanton Zürich sowie Ernst Stocker, Regierungsrat SVP Kanton Zürich.
25. März Die CVP verteilt in den Strassen von Wädenswil süsse Frühlingsgrüsse.
2. Juli Ein Brunch mit Spiel und Spass in der Freizeitanlage stellt die Familie ins Zentrum.
12. September Eine Diskussionsplattform über «Palliative Care» fragt nach den Bedürfnissen Betroffener, Angehöriger und Pflegepersonen, wenn das Leben zu Ende geht.
30. November CVP-Regierungsrätin und Bildungsdirektorin Dr. Silvia Steiner diskutiert an einem Podium die schulischen Herausforderungen von Kindern, Jugendlichen, Eltern und Lehrpersonen.
9. Dezember Das Ensemble Ermitage von St. Petersburg und die engagierte Wädenswiler Sopranistin Stephanie Ritz laden ein zum Benefizkonzert «Russischer Advent».
 
Die Anlässe wurden von der Bevölkerung sehr gut und mit Interesse besucht. Nach diesem ereignisreichen Jahr sieht sich die CVP Wädenswil auch für die Zukunft gestärkt in ihrem Engagement als vielseitige Volkspartei. Basis für ihr Wirken sind und bleiben die christlichen Werte.
 




Beat Wiederkehr