Historische Gesellschaft Wädenswil

Quelle: Jahrbuch der Stadt Wädenswil 2005 von Heiner Bräm

WIEDERBELEBUNG

Am 20. Mai 2003 begrüsste Stadtpräsident Ueli Fausch im Gewölbekeller der «Hohlen Eich» ungefähr 30 geladene Wädenswilerinnen und Wädenswiler. Ziel der Veranstaltung war die Wiederbelebung des Ortsmuseums mit Hilfe einer neuen Trägerschaft. Albert Hauser berichtete über die Anfänge des Museums und dessen damals moderne Ausstellungsart in dem historischen Bauernhaus, welches vor etwa 35 Jahren eröffnet wurde. Dabei betonte er mehrmals die Wichtigkeit, sich mit der lokalen Geschichte auseinander zu setzen. Stadtpräsident Ueli Fausch erläuterte die politischen Rahmenbedingungen, welche den damaligen Gemeinderat bewogen, den Antrag «Ortsmuseum» vom Dezember 2002 an den Stadtrat zurückzuweisen. Zentrale Anliegen waren das Fehlen einer privaten Trägerschaft und ein aktuelles Ausstellungskonzept. Weiter wurden die finanziellen Aufwendungen kritisiert.
Am gleichen Abend stellten sich folgende Personen für eine Arbeitsgruppe zur Verfügung: Heiner Bräm, Maja Burlet-Blattmann, Bernhard Echte, Werner Eggenberger, Christian und Dorothee Gysi-Haffter, Martin Halter, Giovanni Menghini, Fritz Ostertag, Adrian Scherrer, Fabio Trombetta und Peter Ziegler. Albert Hauser wollte die Geschicke zum Erhalt des Ortsmuseums in die Hände einer jüngeren Generation legen.

ARBEITSGRUPPE

Die Arbeitsgruppe «Hohle Eich» traf sich zum ersten Mal im September 2003 und später monatlich. Als Trägerschaft wurde sehr schnell die Vereinsform gewählt. Einzig der Name und dessen mögliche Abkürzung gaben zu diskutieren. Eine Arbeitsgruppe befasste sich mit den Statuten und dem Zeitplan der Vereinsgründung. Eine weitere Gruppe erarbeitete ein Leitbild und ein zukünftiges Museumskonzept.
Aus den Diskussionen entstanden ganz neue, zum Teil revolutionäre und bahnbrechende Ideen und Anregungen. Je mehr sich das Museumskonzept und mögliche Ausstellungsthemen konkretisierten, desto klarer zeichneten sich die Anforderungen an geeignete Räumlichkeiten ab.

MUSEUMSLIEGENSCHAFT

Folgende Räumlichkeiten wurden anhand des neuen Konzeptes geprüft:

1. «Sust»: Ortsmuseum ohne eigene Lokalität
Die Ausstellungen würden in verschiedensten Räumen, wie Sust, MEWA-Fabrik, Giessen, Glärnisch-Halle oder leer stehenden Liegenschaften organisiert. Diese, auf den ersten Blick bestechende Variante, wurde verworfen, da die Trägerschaft heimatlos und die Kosten für Sicherheit und Infrastrukturen überdurchschnittlich hoch wären.

2. «Dokumentationsstelle»: Synergien nutzen
Die Vereinigung der «Dokumentationsstelle Oberer Zürichsee» und des Ortsmuseums wäre einmalig und erstrebenswert. Diese Idee musste fallen gelassen werden, da die Lokalität zu klein und somit ungeeignet ist.

3. «Hohle Eich»: Neues Leben in ehemaligen Räumen
Der ganzen Arbeitsgruppe war klar, dass Ausstellungen mit den erarbeiteten Themen ein sehr interessantes, lebendiges und längerfristig attraktives Ortsmuseum ergeben werden. Gleichzeitig wurde deutlich, dass die Mehrzahl der Ausstellungsthemen in den Räumen der «Hohlen Eich» nicht angemessen präsentiert werden könnten.

4. «Haus Seestrasse 135»: Vom Verkauf-/Lagerhaus zum Museum
Der Stadtpräsident machte auf die Liegenschaft Seestrasse 135 aufmerksam und teilte mit, dass die Stadt das Haus zu einem Vorzugspreis erwerben könnte. Architekt Fritz Ostertag und zwei weitere Mitglieder befassten sich mit dem Vorschlag und berichteten begeistert, wie das erarbeitete Ausstellungskonzept und die Liegenschaft harmonieren würden.
Bei einer abschliessenden Gegenüberstellung aller vier Liegenschaften wies die Liegenschaft Seestrasse 135 in finanzieller und konzeptioneller Hinsicht und von der Lage her klare Vorteile auf.
Haus Seestrasse 135 - bald das neue Ortsmuseum?
 

HISTORISCHE GESELLSCHAFT WÄDENSWIL (HGW)

Genau ein Jahr nach der Einladung des Stadtpräsidenten stand das Betriebskonzept fest. Die Finanzen für die Renovation und die Einrichtungen wurden veranschlagt und die Vereinsstatuten aufgesetzt. Die Arbeitsgruppe stellte dem Stadtrat von Wädenswil das erarbeitete Museumskonzept vor. Auf der Basis dieses Konzeptes erstellte der Stadtrat eine Weisung und eine Leistungsvereinbarung.
Am 13. September 2004 gründete in der denkwürdigen Villa «Zum Abendstern» die «Historische Gesellschaft Wädenswil» ihren Verein. Die Gründungsmitglieder sind Heiner Bräm, Adrian Scherrer, Fabio Trombetta, Bernhard Echte, Werner Eggenberger, Maja Burlet-Blattmann, Stadtpräsident Ueli Fausch, Christian und Dorothee Gysi-Haffter, Giovanni Menghini, Fritz Ostertag und Peter Ziegler.
Als nächsten Schritt planten die Gründungsmitglieder einen Informationsabend, Flyers zur Mitgliederwerbung und eine Pressemitteilung. Am Informationsabend im Kirchgemeindehaus Rosenmatt, wo ein historischer Film über den Abbruch des Bahnhofquartiers und den Bau des heutigen Bahnhofes und des Bahnhofplatzes in den Jahren 1930–1934 vorgeführt und von Peter Ziegler kommentiert wurde, war der grosse Saal bis auf den letzten Platz besetzt. Dank dieser Werbeveranstaltung und den versandten Flyers zählt die Historische Gesellschaft heute 181 Mitglieder und 32 Interessenten.

POLITISCHE ARBEIT UND EHRENMITGLIEDER

Den Gemeinderätinnen und Gemeinderäten wurde die Weisung «Ortsmuseum» und die Leistungsvereinbarung im Mai 2005 zugestellt. Vorstandsmitglieder der Historischen Gesellschaft konnten Gemeinderatsfraktionen und die Sachkommission besuchen, um das Projekt vorzustellen, Informationslücken zu schliessen und Fragen zu beantworten. Mit der Sachkommission wurde zudem das eventuell zukünftige Museum an der Seestrasse 135 besichtigt. Dieses einstige Verkaufs- und Lagerhaus aus dem Jahr 1894 würde sich als Museum hervorragend eignen.
Zwei Personen haben für die Geschichtsaufbereitung in und um Wädenswil überdurchschnittliche Arbeit geleistet. Der Vorstand der HGW hat aus diesem Grund die Professoren Albert Hauser und Peter Ziegler an einer kleinen Feier zu Ehrenmitgliedern ernannt.
 

Einmalige Chance

Wädenswil hatte vor 35 Jahren ein einmalig aktuelles Ortmuseum. Wädenswil hat heute eine Historische Gesellschaft, die für ein neues Ortsmuseum einsteht, ein innovatives Konzept erarbeitete und eine passende Lokalität ausfindig machte.
Wädenswil hat einen Stadtrat, der eine finanziell günstige Weisung erarbeitet hat, die am 5. September 2005 im Gemeinderat zur Abstimmung kommt.
Wädenswil hat Geschichte - Wädenswil braucht Geschichte und ein neues, überregionales Ortsmuseum!




Heiner Bräm


DIE STIMMBERECHTIGTEN WERDEN ENTSCHEIDEN

Am 5. September unterstützte eine Mehrheit das Parlaments aus SP, Grünen, CVP und FDP die stadträtliche Weisung für ein neues Orts- und Regionalmuseum mit 15 zu 12 Stimmen. Ein Vertreter der EVP verlangte hierauf ein fakultatives Referendum. Dieser Zusatzantrag fand mit Stichentscheid des Präsidenten Willy Rüegg eine hauchdünne Mehrheit von 15 zu 14 Stimmen. In Sachen neues Ortsmuseum werden daher die Stimmberechtigten am 27. November 2005 das letzte Wort haben.