Zehn Jahre Gemeinderat Wädenswil 1974-1984

Quelle: Jahrbuch der Stadt Wädenswil 1984 von Peter Ziegler
Stadtrat Wädenswil, 1978. Von links nach rechts stehend: Jakob Züblin (Stellvertreter des Stadtschreibers), Hans Buchmann, Hans Schulthess, Hans R. Maurer (Stadtschreiber), Bruno Lang, Arthur Dohner, Jakob Hauser (Stellvertreter des Stadtschreibers); sitzend: Norbert Kuster, Isabel Schaltenbrand, Walter Rusterholz (Stadtpräsident), Trudi Rota, Walter Höhn.
 
In der Urnenabstimmung vom 4. März 1973 entschieden sich die Wädenswiler Stimmberechtigten bei einer Stimmbeteiligung von gut 47 Prozent mit 2571 Ja und 1573 Nein eindeutig für die neue Gemeindeordnung. Sie sollte der Politischen Gemeinde Wädenswil anstelle der bisherigen Gemeindeversammlung das Parlamentssystem bringen. Wädenswil sollte nicht nur statistisch, sondern offiziell Stadt werden, mit einem Stadtrat als Exekutive und einem 45 Mitglieder zählenden Gemeinderat als Legislative.
Am 22. Januar 1974 versammelten sich 886 Stimmberechtigte zur letzten Gemeindeversammlung der Politischen Gemeinde Wädenswil in der reformierten Kirche. Der Musikverein «Harmonie» eröffnete die denkwürdige Versammlung mit der Uraufführung einer Komposition seines Dirigenten Franz David.
Die Verhandlungen unter dem Vorsitz von Gemeindepräsident Fritz Störi dauerten bis 23 Uhr 40. Neben sechs anderen Sachgeschäften waren der Voranschlag des Politischen Gemeindegutes zu behandeln und der Steuerfuss für das Jahr 1974 – 127 Prozent – festzusetzen. Das vorgesehene Schlusswort von Gemeindepräsident Störi aus Anlass der letzten Gemeindeversammlung sowie ein zweiter Vortrag der «Harmonie» fielen einem dreiviertelstündigen Stromunterbruch im Dorfzentrum zum Opfer. Dank dem raschen Einsatz des Feuerwehr-Piketts, das in den Eidmatt-Turnhallen eine Notbeleuchtung einrichtete, folgten dennoch die meisten Versammlungsteilnehmer der Einladung des Gemeinderates, den denkwürdigen Abend bei Wurst, Brot und Trunk zu beschliessen. Am 18. März 1974 fanden die Stadtrats- und die Gemeinderatswahlen statt. Entgegen vielen anderslautenden Vermutungen wurden die neun Stadtratssitze, um die sich 15 Kandidaten bewarben, bereits im ersten Wahlgang besetzt. Für das Stadtpräsidium war am 21. April ein zweiter Wahlgang nötig. Bis zum 14. Mai 1974 amtete die bisherige Exekutive, der aus folgenden 13 Mitgliedern bestehende Gemeinderat:
Fritz Störi (FDP) Präsident
Rudolf Billeter (SP)
Rico Blattmann (FDP)
Heinrich Burri (SP)
Arthur Dohner (EVP)
Hans Jakob Furrer (FDP)
Walter Höhn (SVP)
Hans Kälin (SVP)
Rolf Kellersberger (SVP)
Norbert Niederer (CVP)
Willy Treichler (LdU)

Am 14. Mai 1974 trat die neue, vom Gemeinderatsschreiber Emil Bader entworfene, mustergültige Gemeindeordnung in Kraft, und der neu gewählte Stadtrat versammelte sich zu seiner ersten konstituierenden Sitzung. Ihm gehörten an: Stadtpräsident Walter Rusterholz (FDP), Rudolf Billeter (SP), Hans Buchmann (FDP), Arthur Dohner (EVP), Walter Höhn (SVP), Norbert Kuster (CVP), Trudi Rota (CVP), Isabel Schaltenbrand (FDP) und Ernst Stocker (SVP).
Am 27. Mai 1974 übernahm Andreas Ganz als erster Präsident die Leitung des Wädenswiler Gemeindeparlaments. Bis zum September 1975 fanden die Sitzungen im Etzelsaal statt. Am 6. Oktober 1975 tagte das Parlament erstmals im neuen Gemeinderatssaal Untermosen. Die vorerst provisorische und dann überarbeitete Geschäftsordnung wurde vom Gemeinderat am 18. April 1975 genehmigt.

Während der vergangenen zehn Jahre amteten folgende Ratspräsidenten:
1974/75 Andreas Ganz (SVP)
1975/76 Rudolf Bachmann (FDP)
1976/77 Hans Schulthess (SP)
1977/78 Albert Weissbaum (CVP)
1978/79 Rolf Kellersberger (SVP)
1979/80 Max Niederer (FDP)
1980/81 Peter Walt (SP)
1981/82 Bernhard Brechbühl (LdU)
1982/83 Eugen Dürlemann (SVP) 1983/84 Peter Ziegler (FDP)
Präsidenten der Rechnungsprüfungskommission waren von 1974 bis 1978 Fritz Sperb (FDP) und von 1978 bis 1984 Bruno Ern (LdU).
Die Geschäftsprüfungskommission stand unter folgender Leitung:
1974 bis 1978 Vinzenz Bütler (CVP)
1978 bis 1980 Walter Engel (SP)
1980 bis 1982 Albert Schmid (SP)
Seit 1982 Charles Zürrer (CVP).
1978 wurde als dritte ständige Kommission die Raumplanungskommission eingesetzt. Ihr Präsident war von 1978 bis 1981 Marco Ferrari (CVP). Ihn löste 1981 Paul Huggel (FDP) ab.
Um die 45 Gemeinderatssitze bewarben sich im Jahre 1974 233 Kandidaten, 1978 197 Kandidaten und 1982 172 Kandidaten. In den ersten zehn Jahren seines Bestehens gehörten 97 Mitglieder an, darunter neun Frauen.
Alle Mitglieder haben im Ratsbüro oder in ständigen Kommissionen oder in Spezialkommissionen, in Fraktions- und Ratssitzungen viel Arbeit im Dienst der Allgemeinheit geleistet. In den Jahren 1974 bis 1984 ergingen an den Gemeinderat 142 Weisungen des Stadtrates. Zudem wurden insgesamt 212 persönliche Vorstösse eingereicht, nämlich 61 Schriftliche Anfragen, 56 Interpellationen, 60 Postulate und 35 Motionen. Dazu kamen 6 Initiativen.
Erinnern wir uns an einige Schwerpunkte der Parlamentsarbeit in den vergangen zehn Jahren! Erinnern wir uns an die Debatten um Finanzplan, Budget, Steuerfuss oder den Kostendeckungsgrad der städtischen Betriebe und Anstalten (1975). Denken wir zurück an Diskussionen zu Fragen des Umweltschutzes, der Abfallbeseitigung, der Energieversorgung. Denken wir an die Verhandlungen über den Standort des Schiessplatzes, die Renovation des «Eisenhammer» und «Adlerburg», die Tagesschule, die Schliessung und Weiterverwendung des Jugendheims oder an die Sanierung der Kläranlage in der Rietliau. Erinnern wir uns an die Teilrevision der Besoldungsverordnung, die Schaffung der Kulturkommission, an die Diskussionen um den Erweiterungsbau und den Umbau des Altersheims Frohmatt, an die Festsetzung des kommunalen Gesamtplans (1982) und den Erlass der kommunalen Nutzungsplanung (1984). Und wieviel anderes, das unsere Lebensqualität erhält oder erhöht, kam im Rat auch zur Sprache und zur Abstimmung: Erhaltung von Wohnraum, Strassen- und Leitungsbauten, die Schaffung von Sportanlagen und Spielplätzen, Denkmalpflege und Heimatschutz, Verkehrs- und Parkplatzprobleme, das Hallenbad, der Gaspreis, die Autobus-Taxen, Deponien, Feuerwehr, Zivilschutz, Verkehrsberuhigung, Energiesparen, Massnahmen im Dienste von Behinderten, Kranken und Betagten …
Von Anfang an erwies sich der Rat als ausserordentlich diszipliniert und einsatzfreudig. Der Wille zur positiven Leistung auf der Grundlage der gegenseitigen Achtung und des Vertrauens dominierte. Ideologische und parteipolitische Auseinandersetzungen waren in den vergangenen zehn Jahren eher selten. Im guten Einvernehmen mit dem Stadtrat wurde – trotz vielerlei Gegensätze – verantwortungsbewusste, kritische und auf das Gesamtwohl ausgerichtete Arbeit geleistet.
Es scheint mir, die Vorteile des Parlaments gegenüber der früheren Gemeindeversammlung, wie sie Wädenswil bis 1974 kannte, seien offensichtlich. Was Ratspräsident Andreas Ganz 1975 am Ende des ersten Amtsjahres festgestellt hat, gilt auch nach zehnjähriger Erfahrung: «Die Arbeit in den Kommissionen, Fraktionen und Ratsplenum zwingt jeden einzelnen Parlamentarier zu einem ganz anderen persönlichen Engagement und einem viel intensiveren Studium der aufgeworfenen Probleme als das vom Durchschnitts-Gemeindeversammlungs-Besucher erwartet werden darf. Eine gründliche Kontrolle von Regierung und Verwaltung und eine umfassendere Information der Öffentlichkeit sind die logischen Folgen dieser Bemühungen. Durch das Mittel der persönlichen Vorstösse können zudem unzählige Fragen angeschnitten werden, die für viele vielleicht oft sekundär, für andere aber von eminenter Wichtigkeit sind …».




Peter Ziegler
Gemeinderatspräsident 1983/84