Erfahrungen und Eindrücke eines Ratspräsidenten

Quelle: Jahrbuch der Stadt Wädenswil 1999 von Peter Baumann

Im Frühling 1998 wurde mir der Vorsitz des neugewählten Parlamentes anvertraut. Es war für mich eine grosse Freude und zugleich eine Herausforderung, die Sitzungen des Gemeinderates zu leiten. Die Neuwahlen sorgten für etliche Rochaden in der Exekutive sowie in der Legislative.
Da nicht viele behandlungsreife Geschäfte vorlagen, fielen die ersten Gemeinderatssitzungen aus. Trotzdem war die Arbeit als Vorsitzender recht intensiv. Zum reibungslosen Ablauf der Ratssitzungen gehört ein gut informierter Ratspräsident, was das Mitmachen in allen vorbereitenden Kommissionen mit sich brachte. Die gute Zusammenarbeit mit dem Ratssekretär und der Verwaltung sind von äusserster Wichtigkeit und für einen reibungslosen Ablauf der Ratssitzungen von grossem Nutzen.
Das Ratspräsidium ist eine sehr schöne Aufgabe und eine grosse Ehre, denn der Vorsitz bleibt schliesslich nur einigen wenigen Ratsmitgliedern vorbehalten. Das Amt ist mit sehr vielen ausserpolitischen Tätigkeiten bei Einladungen zu Vereinsanlässen, Vernissagen, Jubiläen etc. verbunden. All diese Veranstaltungen ermöglichten mir wertvolle Kontakte zur Öffentlichkeit zu knüpfen.
Eine sehr schöne Tradition sind jeweils die Neuzuzügeranlässe im Frühling und im Herbst, kann man doch im persönlichen Gespräch politische und kulturelle Informationen an die direkt Interessierten weitergeben.
Sehr gefreut habe ich mich als «Wädenswiler Bergler» über die Aufgabe als Festredner an der Bundesfeier im Geren, die traditionsgemäss vom amtierenden Ratspräsidenten gehalten wird.
Die High-Lights im Parlament waren sicher die Gemeindesaal-Debatte und die Motion zur Reform der Exekutive. Die Würfel im Parlament sind klar zugunsten des Engelsaals gefallen. Doch bei der Abstimmung im Juni 1999 wurde die Engelvorlage durch den Souverän deutlich abgelehnt.
Zu den weiteren Aufgaben des Ratspräsidenten gehören auch die jeweiligen Einbürgerungen. So wurden insgesamt 26 Erwachsene und Kinder ins Wädenswiler Bürgerrecht aufgenommen.
Als selbständiger Unternehmer schätzte ich auch als Ratspräsident die gute Zusammenarbeit mit dem Wädenswiler Handwerk und Gewerbe. Nicht immer herrscht Einigkeit zwischen Politik und Gewerbe und doch scheint es mir wichtig, dass die Kommunikation zwischen beiden Parteien stattfindet und Gespräche geführt werden. Nur so können wir unser einheimisches Gewerbe unterstützen und wieder für neuen wirtschaftlichen Aufschwung sorgen.
Damit das Leben in einer Stadt oder Gemeinschaft funktioniert, braucht es immer wieder Mitmenschen, die sich uneigennützig in den Dienst der Gemeinschaft stellen und auch bereit sind, behördliche Funktionen zu übernehmen und so ihren Beitrag zum Wohl unserer Gesellschaft leisten, auch wenn es nicht immer einfach ist und man gelegentlich im Kreuzfeuer der Kritik steht.
Behalten wir unseren Idealismus und stehen wir hinter den Anliegen unseres schönen Wädenswils.




Peter Baumann
Gemeinderatspräsident 1998/99