Wädenswil 1916 - eine Zeitreise

Quelle: Jahrbuch der Stadt Wädenswil 2016 von Mariska Beirne / Christian Winkler

Fritz Stüssi

1874 06.04. Geburt im Bauerndorf Huggenberg in der politischen Gemeinde Hofstetten bei Elgg, wo der Vater eine Stelle als Primarlehrer hat. Gymnasium und Musikschule in Zürich Abschlussprüfung an der Musikschule Zürich 
1894/95 Weiterbildung an der Königlichen Hochschule für Musik in Berlin
1895 Klavier- und Theorielehrer, Pianist und Leiter des Akademischen Orchesters Zürich
1896 Stüssi übernimmt als Dirigent den Damenchor Selnau, den Evangelischen Kirchenchor Rapperswil-Jona und den Sängerverein Harmonie Zürich
1897 Leitung des Männerchors Pfäffikon ZH
1898 Heirat mit Hanna Pfenninger und Umzug nach Wädenswil. Er und seine Frau werden in den folgenden Jahren Eltern von drei Söhnen und zwei Töchtern
  Leiter des Männerchors Eintracht
1899 Dirigent des Kirchengesangvereins Wädenswil
  Grosse Erfolge mit dem Männerchor Eintracht an den Eidgenössischen Sängerfesten in Bern (1899) und Zürich (1905)
19001902 Leiter des Musikvereins Harmonie Wädenswil
1902 Organist in der Reformierten Kirche Wädenswil
1908 Leiter Liederkranz Uster
1910 Leiter Sängerverein Richterswil
1918 Verbandsdirektor des Sängervereins am Zürichsee
1920 Leiter Sängerverein Lachen und Männerchor Männedorf
1922 Misserfolg des Männerchors Eintracht am Sängerfest in Luzern
1923 14.03.
Fritz Stüssi stirbt unerwartet mit 49 Jahren
 
Der Musikdirektor
Der musikalisch begabte Fritz Stüssi erhielt schon früh in seinem Elternhaus in Huggenberg bei Elgg Klavierunterricht. Damit er auch das Orgelspiel erlernen konnte, kam er als Jugendlicherer nach Käpfnach in die Obhut zweier Tanten. Mit 24 Jahren heiratete er die 21-jährige Hanna Pfenninger und zog nach Wädenswil. Nach nur vier Jahren war mit der Leitung des Männerchors Eintracht, dem Kirchengesangverein, dem Musikverein Harmonie und dem Posten als Organist fast das gesamte Wädenswiler Musikleben in seiner Hand. Stüssi war aber nicht nur Dirigent und Organist, er komponierte auch selber. Zu Hause war er nur selten. Fast jeden Abend dirigierte der erfolgreiche Musikdirektor nicht nur in Wädenswil, sondern an zahlreichen Orten am oberen Zürichsee. Für die Reisen benutzte er die Eisenbahn, wo er für seine Kompositionsnotizen immer sein kleines schwarzes Skizzenbüchlein dabei hatte. Die immense Arbeitslast und ein schwerer Diabetes begannen schliesslich an seinen Kräften zu zehren.

Fritz Stüssi (1874–1923).

Anfang März 1923 reiste er nach Degersheim SG zur Kur, wo er am 14. März völlig unerwartet mit 49 Jahren starb.

Dirigent des Männerchors Eintracht
1898 übernahm Fritz Stüssi die Leitung des Männerchors Eintracht, der zu diesem Zeitpunkt 276 Aktiv- und Passivmitglieder zählte. Der 1851 gegründete Verein wagte sich unter Stüssis Leitung an immer anspruchsvollere Werke – 1905 sangen die Männer zusammen mit den Damen des Kirchengesangvereins erstmals ein Wagner-Konzert. Zwischen 1907 und 1922 bildeten Balladen den Mittelpunkt der Aufführungen. Natürlich gehörten auch Stüssis Eigenkompositionen ins Repertoire der «Eintracht» und noch heute werden einzelne Werke vom Verein regelmässig gesungen, so der 1901 komponierte «Normannenzug». Der Erste Weltkrieg schränkte die Aktivitäten des Chores ein, weil viele Männer als Soldaten Dienst leisten mussten. Um dennoch Konzerte zu ermöglichen, fusionierte Stüssi im Jahr 1916 den Männerchor temporär mit dem Orchesterverein und dem Kirchengesangsverein. Auf diese Weise wurde Haydns «Schöpfung» aufgeführt und im Herbst «In den Alpen» zusammen mit dem Zürcher Hegar-Chor.
 
«Die Sachlage ist klar: Herr Stüssi hat sich schon vielfach als tüchtigen Organisten erwiesen und zur Hebung des musikalischen Lebens der Gemeinde beigetragen, es wird daher von einer Ausschreibung Umgang genommen und Herr Stüssi mit Einmut als Organist gewählt.»

Protokoll Kirchenpflege, 14.07.1902

Der von Fritz Stüssi dirigierte Männerchor Eintracht im Jahre 1901.




Mariska Beirne




Christian Winkler