HISTORISCHE GESELLSCHAFT WÄDENSWIL

Quelle: Jahrbuch der Stadt Wädenswil 2007 von Dorothee Gysi

OHNE ORTSMUSEUM

«Museum heimatlos – heute hier, morgen wo?», so lautet das Motto der Historischen Gesellschaft Wädenswil, das die derzeitige Situation treffend beschreibt. Wädenswil hat kein Ortsmuseum. Die Mehrzahl der Stimmbürgerinnen und Stimmbürger hatte sich im November 2005 gegen ein neues Museum ausgesprochen. Das Haus zur Hohlen Eich, das frühere Ortsmuseum, wurde verkauft. Der historische Fundus liegt nun verpackt und wohl geordnet im Depot «Bin Rääbe», in dem das Klima für die Lagerung ideal ist.

WIE WEITER?

Das langfristige Ziel der Historischen Gesellschaft Wädenswil ist und bleibt ein Museum, wo sich die Wädenswiler Bevölkerung mit der Vergangenheit auseinandersetzen kann und der Bezug zur heutigen Zeit sichtbar wird. Auch sollen einzelne Exponate des historischen Fundus wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Bis es aber soweit ist, wird sich die Historische Gesellschaft Wädenswil jährlich mit einer Aktivität präsentieren. Es können Wechselausstellungen, Stadtführungen oder andere Veranstaltungen sein.
In der Ausstellung «Schatzkammer Wädenswil» ist auch die Hygiene in früherer Zeit ein Thema.

ERSTE WECHSELAUSSTELLUNG SCHATZKAMMER WÄDENSWIL

Am 25. März 2007 ging die gut zwei Monate dauernde erste Wechselausstellung «Schatzkammer Wädenswil» zu Ende. Ziel war es, der Bevölkerung ausgefallene und interessante Exponate aus dem historischen Fundus der Stadt Wädenswil zu zeigen und nach moderner Museumspädagogik zu präsentieren. So sollte auch ein Bezug zur Gegenwart geschaffen werden. Ebenfalls wollte die Historische Gesellschaft Wädenswil auf die Notwendigkeit eines zeitgemässen, attraktiven Museums aufmerksam machen.
Als Ausstellungsort diente eine Etage des Lagergebäudes der früheren Metallwarenfabrik Wädenswil, der Mewa. Der weitläufige, kahle Raum eignete sich bestens für eine Wechselausstellung, sollte sie doch in einem neuen Kontext verstanden werden. Auch hat sich hier der historische Kreis geschlossen: Die Mewa wurde vom bekannten Architekten Hans Fischli gebaut, und der von ihm mitinitiierte, bekannte Landistuhl, der ebenfalls in der Ausstellung stand, war in diesen Räumen hergestellt worden.
Die nötigen finanziellen Mittel für die Ausstellung konnten zu Dreiviertel durch Fremdmittel gedeckt werden. Besonders zu erwähnen sind die namhaften Beiträge der Stadt Wädenswil und der Kulturförderung des Kantons Zürich sowie die grosszügigen Sponsoren des Wädenswiler Gewerbes. Ein Team bestehend aus Vorstandsmitgliedern und Mitgliedern der Historischen Gesellschaft und der Wädenswiler Historiker und Ausstellungskurator Adrian Scherrer hatten die Ausstellung vorbereitet und aufgebaut. Eine beachtliche Leistung mit grossem zeitlichen Engagement. Kreativität und historisches Wissen waren Voraussetzung.
 

Zum Ausstellungsut einige Zahlen:

- 357 Objekte, davon 271 aus dem Fundus der Stadt (ehemaliges Ortsmuseum)
- 86 Leihgaben aus Privatbesitz
- 70 Fotografien aus dem Archiv Peter Ziegler
- Ältestes Objekt: Gewandnadel aus der Bronzezeit, 1500 v. Chr.
- Neustes Objekt: Skizze der Vision Leuchtturm auf dem Seeplatz, 2006
- Grösstes Objekt: Bärenschlitten aus dem Landvogteischloss, um 1780.
Die Ausstellungsobjekte wurden in Themenbereiche eingeteilt, wie zum Beispiel Waschen, Sitzen, Identität, Winter und Mode. Besonders und wohl erstmalig in einer lokalgeschichtlichen Ausstellung war die Information zu einzelnen Objekten oder Objektgruppen. Den Besucherinnen und Besuchern standen MP3-Player zur Verfügung, auf denen gegen 70 Hörtexte gespeichert waren. Sie gaben in mundartlicher Erzählung den geschichtlichen Hintergrund zu den Objekten wieder, oft ergänzt durch Aussagen von Zeitzeugen, mit Musik oder passenden Geräuschen.
Die Schatzkammer Wädenswil war sehr gut besucht und übertraf mit über 2000 Besuchern unsere Erwartungen. Vom Angebot eines besonderen Workshops für die Schulen haben 23 Klassen aus Wädenswil und der Au Gebrauch gemacht. Dies bedeutet, dass jedes vierte Wädenswiler Schulkind die Ausstellung besucht hat. Besonders erfreulich war das positive Echo aus dem Publikum sowie die breite Berichterstattung über die Ausstellung in den Medien. Hier vier Beispiele aus dem Gästebuch:
 
«Liebs Museum, es war lässig.» Klasse A1d, Schulhaus Fuhr
«Eine überzeugende, zukunftsweisende, unterhaltende Ausstellung. Es überzeugen nicht nur die Geschichten, die hier erzählt werden, sondern auch die Auswahl und Präsentation der Objekte. Vielen Dank für das Lehrstück.» Samy Bill, Museologe, Allschwil/Jenaz
«Toll, auf so spannende Weise in die Geschichte unserer Stadt einzutauchen!» Urs Hilber
«Sehr gut gemachte Ausstellung, die es verdient, bald (das heisst in spätestens fünf Jahren) ein eigenes Zuhause, das heisst Museum zu finden.» Kurt Schreiber

WEITERE AKTIVITÄTEN

Ferienpass –
ein Angebot für die Wädenswiler Schulkinder während der Sommerferien. Am 19. Juli 2007 trafen sich 23 vergnügte Kinder, 3. bis 5. Klässler, bei der Familie Gerber in der Metzgerei. Nach alter Manier, mit einer 100-jährigen Wurstspritze, durften die Kinder ihre eigene Wurst herstellen, die dann auf offenem Feuer bei der Burgruine Wädenswil gebraten und gegessen wurde. Anschliessend informierte der Historiker Peter Ziegler in anschaulicher Weise über die alten Gemäuer und das Leben auf der Burg. Mit der Sage «Der Schatz auf Alt-Wädenswil» wurde zur Schatzsuche übergeleitet. Die Kinder suchten eifrig und begeistert und erhielten zum Schluss eine süsse Burg. Eine Gruppe von Vorstandsmitgliedern und Mitgliedern der Historischen Gesellschaft Wädenswil organisierte diesen Ausflug und begleitete die Kinder.
Ferienpassaktion 2007 der Historischen Gesellschaft Wädenswil: Wursten mit der Wurstspritze in der Metzgerei Gerber; anschliessendes Braten und Essen auf der Burgruine.

Historisches Schulzimmer
im Schulhaus Eidmatt – 175 Jahre Volksschule Kanton Zürich. Vom 7.bis 9. September 2007 feierte die Schule Wädenswil im Rahmen der Gewerbeausstellung Wädenswil 175 Jahre Volksschule Kanton Zürich. Die Historische Gesellschaft Wädenswil leistete mit einem historischen Schulzimmer ihren Beitrag. Historische Schulbänke, eine Wandtafel aus alter Zeit, Schulmaterial aus den 1950er und 1960er Jahren wurden im Schulhaus Eidmatt ausgestellt. Die Besucherinnen und Besucher hatten die Gelegenheit, wie einst, mit Federhalter und Tinte zu schreiben und zu Harmoniumbegleitung alte, bekannte Lieder zu singen.
An der GEWA 007 zeigt die Historische Gesellschaft Wädenswil, wie ein Schulzimmer vor 60 und mehr Jahren ausgesehen hat.
 
Historische Obstbauwanderung
in Zusammenarbeit mit der Hochschule Wädenswil. Zu einer spannenden und lehrreichen Entdeckungsreise luden die Hochschule Wädenswil und die Historische Gesellschaft Wädenswil am 22. September 2007 ein. Obstbauliche Relikte und Spuren führten zum modernen Obstbau und wurden mit historischen Erläuterungen ergänzt.
 
Für die Historische Gesellschaft Wädenswil war das Jahr 2007 eine arbeitsintensive, erfolgreiche Zeit mit vielen Aktivitäten, einer vertieften Auseinandersetzung mit der lokalen Geschichte, mit vielen Begegnungen und spannenden Gesprächen.
«Museum heimatlos – heute hier, morgen wo?», bleibt unser Motto!



Dorothee Gysi
Präsidentin Historische Gesellschaft Wädenswil