Kunstmaler Paul Haldimann (1893-1951)

Quelle: Jahrbuch der Stadt Wädenswil 1986 von Peter Ziegler

Zu den bekannten Wädenswiler Künstlern der ersten Hälfte unseres Jahrhunderts zählt Paul Haldimann, dessen häufig mit P.H. signierte Aquarelle, Ölgemälde und Federzeichnungen mit Sujets aus Wädenswil und Umgebung noch manche Stube zieren. Wer war der Schöpfer dieser Bilder?
Paul Haldimann wurde am 17. Mai 1893 in Wädenswil geboren. Der für’s Zeichnen begabte Knabe besuchte die Primar- und Sekundarschule seiner Heimatgemeinde und bildete sich anschliessend an der Kunstgewerbeschule in Zürich weiter. In Gesellschaft der Zürcher Maler Paul Bodmer, Hermann Huber und Reinhold Kündig erlernte er dann beim bekannten Bühnenmaler Alber Isler am Stadttheater in Zürich den Beruf des Theatermalers. Nach beendeter Lehre brachte ihm 1921 ein Studienaufenthalt in München grosse Bereicherung für seine spätere künstlerisch-schöpferische Arbeit.
Nach seiner Rückkehr in die Heimat wurde Paul Haldimann 1925 Lehrer an der Malerfachschule Wädenswil. Hier wirkte er bis zum frühen Tod im Jahre 1951. Daneben betätigt er sich als freier Kunstmaler.

Kunstmaler Paul Haldimann. Selbstbildnis in Bleistift, 1948.

Paul Haldimanns bescheidenes Wesen drängte nicht nach Publizität. Er lebte allzeit in grosser Bescheidenheit. Das zeigte sich darin, dass er – bei seinen Eltern wohnend – äusserlich ein einfaches Leben führte und auch in seinem Auftreten stets von feiner Zurückhaltung war. Als «wilder», das heisst keinem Verband angeschlossenen Maler, waren seine Ausstellungsmöglichkeiten sehr bescheiden. Neben der Schau «Zürich-Land», wo seine Aquarelle stets lobend erwähnt wurden und weite Beachtung fanden, war er für den Verkauf von Werken und für Aufträge ausschliesslich auf Gönner und Interessenten aus seiner Heimatgemeinde und deren engerer Nachbarschaft angewiesen. Seine Federzeichnungen zierten den «Zürichsee-Kalender», aber auch Vereinsbroschüren, Prospekte und Zeitungsinserate.

Mühlistalden, Schönenberg.

Paul Haldimanns künstlerisches Schaffen entsprang seinem engsten Lebenskreis. Auf figürliche Elemente und Kompositionen fast vollständig verzichtend, wandte er sich mit besonderem Interesse dem Stilleben und der Landschaft zu. Kritisch im Beurteilen der eigenen Möglichkeiten und ehrlich in der Wahl der künstlerischen Mittel malte und zeichnete er seine nähre Heimat: Höfe, Scheunen, Gärten und Obstgärten des Wädenswiler Berges, verträumte Winkel im Dorf, Uferpartien und Buchten des oberen Zürichsees und des Obersees. Dies war die Welt, die er liebte und verehrte. Paul Haldimann bevorzugte das Aquarell und brachte es in dieser Technik zu grosser Meisterschaft. Er liebte herbe, ja manchmal kühle Töne. Seine Bilder wirkten ruhig, schlicht. Sie geben die Natur wieder, wie sie in ihren Stimmungen immer wieder zu erfahren ist: föhnige Tage des Vorfrühlings mit stichigen Grün- und Blautönen, nacktes dunkles Geäst von Bäumen in zerfetzter Schneedecke; düsterer, regenreicher Spätherst, da Grau in Grau verschimmert.
 
Burgruine Wädenswil, Federzeichnung von Paul Haldimann.
 
Sparkassengebäude am Plätzli.
 
«Seidenhof», Bank Wädenswil.

 
Paul Haldimann betätigte sich in Wädenswil auch als Fassadenmaler. Von ihm stammt unter anderem die Sonnenuhr am Altersheim auf der hinteren Fuhr und ein Sgraffito am Kindergartengebäude an der Glärnischstrasse.
Unterwartet überkam den Künstler schweres Leiden. Nach einer Operation, die ihm Hilfe bringen sollte, traten Komplikationen auf, an deren Folgen er am 26. Mai 1951 verschied. «Mit Paul Haldimann», hiess es in einem Nachruf, «schied ein stiller, bescheidener und lieber Mensch von seinen Angehörigen und Freunden. Aber auch die Öffentlichkeit erlitt einen schweren Verlust, denn die Künstler sind es, welche im heutigen Getriebe des Alltags die wahren Werte setzten.»
 
Paul Haldimann schuf die Titelvignette für das Gemeindeblatt Schönenberg.
 
Bächau. Federzeichnung von Paul Haldimann.




Peter Ziegler