Wädenswil verändert sich

Quelle: Jahrbuch der Stadt Wädenswil 2014 von Astrid Furrer

Liebe Leserinnen und Leser
Am Jahrbuch der Stadt Wädenswil mag ich die bunte Mischung von Berichten über Menschen und Ereignisse, über Pflanzen und Tiere. Es wird in der Vergangenheit gestöbert und über Gegenwärtiges erzählt.
Auch die Politik findet ihren Platz im Jahrbuch. Der Gemeinderatspräsident beziehungsweise die -präsidentin dürfen auf ihr Amtsjahr zurückblicken, Bilanz ziehen und in die Zukunft blicken.
Als politisch höchste Gemeindevertreterin ist man an viele Anlässe eingeladen, doch die Hauptaufgabe ist die korrekte Führung der Sitzungen des Parlamentes.
Begreiflicherweise sind die Begriffe Stadtrat, Gemeinderat, Gemeindepräsident, Gemeinderatspräsident äusserst verwirrend. Der Gemeinderat kann Parlament sein, aber auch die Regierung in einer Gemeinde mit Gemeindeversammlung. Öfter kam es vor, dass ich Post als «Gemeindepräsidentin» erhielt, die für den Stadtpräsidenten bestimmt war. Und es ist hohe Schule zu wissen, dass der Gemeinderatspräsident politisch über dem Stadtpräsidenten steht.
Nach Wahlen stehen den Parteien, entsprechend ihrem Wähleranteil, Sitze in den Kommissionen zu. Dem Büro, der Geschäftsleitungskommission des Parlamentes, steht der Gemeinderatspräsident vor.
Je wählerstärker eine Partei ist, umso mehr Sitze hat sie und desto öfter kann sie das Amt des Gemeinderatspräsidenten besetzen. Böse Zungen behaupten, die Ratsdiskussionen seien nur «pour la galérie». Es stimmt, die Meinungen der Parlamentsmitglieder sind in der Regel vor den Ratszusammenkünften gemacht. Man diskutiert die Geschäfte eingehend innerhalb der Fraktion und in den Kommissionen. Es kommt aber doch ab und zu vor, dass ein einleuchtendes Argument zu einem Meinungsumschwung führt.
Der Ratspräsident hält sich mit seiner politischen Meinung zurück und verhält sich an den Ratssitzungen neutral. In der Regel stimmt er nicht ab, muss aber bei Stimmengleichheit den Stichentscheid fällen.
Während meines Präsidialjahres begrüsste das Stimmvolk an der Urne zwei Geschäfte, die das Parlament vorberaten hatte. Es handelte sich um den Ersatzneubau des Oberstufenschulhauses Rotweg, und um die Bereitstellung subventionierter Krippenplätze.
Auf kantonaler und Bundesebene greife ich jene Abstimmungen heraus, die am umkämpftesten waren. Im Kanton Zürich waren dies der Beitritt zum Hooligankonkordat (angenommen), die Einführung einer «Bonzensteuer» (abgelehnt) und das Abstimmungsrecht für Ausländerinnen und Ausländer auf Gemeindeebene (abgelehnt).
In der Schweiz wurden zur Volkswahl des Bundesrates, zur Aufhebung der allgemeinen Wehrpflicht, zur 1:12-Initiative, zur Erhöhung der Vignettengebühr auf 100 Franken (allesamt abgelehnt) und zur Initiative «Gegen Masseneinwanderungen» intensive Abstimmungskämpfe geführt. Letztere wurde schweizweit mit 50,3 Prozent Ja-Stimmen hauchdünn angenommen, in Wädenswil mit 52,3 Prozent der Stimmen aber abgelehnt.
In Wädenswil sind viele Projekte in der Realisierung oder harren einer Entscheidung. Beinahe abgeschlossen sind die Sanierungen des Alterszentrums Frohmatt und des Hallenbades Untermosen.
Grosse Sanierungen oder Ersatzbauten stehen an: Es sind dies die Primarschulhäuser Ort, Steinacher und Glärnisch, das Oberstufenschulhaus Rotweg, die Sportbauten mit Hallenbad Untermosen, das Hallenbad Steinacher und die Alterssiedlungen.
In Planung befinden sich etliche Vorhaben, die für die Stadtentwicklung wichtig sind. Zu nennen sind die «Werkstadt Zürichsee», die Entwicklung des Coop-Areals Coop und die des Gerbeplatzes. Ehemalige Industriestandorte sollen umgenutzt werden. Zu nennen sind das Au-Center mit einem möglichen Mittelschulstandort und Versorgungsangeboten für die Bevölkerung in der Au, das Mewa-Areal, Seifen-Sträuli und das Areal der TUWAG, die für die Hochschule ZHAW wichtiger Partner ist.
Die Berufsschule Strickhof und das Regionale Ausbildungscenter RAU, die zurzeit im Au-Center untergebracht sind, finden hoffentlich einen neuen Standort in Wädenswil.
Über Jahre war die «Welle», der Witterungsschutz über der Busstation beim Bahnhof Wädenswil, Thema von Leserbriefen, Fasnacht und parlamentarischen Vorstössen. Endlich errichtet, folgte der Umbau des Bahnhofs, was von den Passagieren für Monate viel Geduld abverlangte. Gleichzeitig wurde das neue Velohaus errichtet, in dem auch das wädi rollt eine feste Heimat gefunden hat. Die Einweihung des neuen Bahnhofes konnte im November 2013 endlich gefeiert werden.
Langsam aber sicher verändert sich Wädenswil. Alte Häuser und Industriegebiete werden saniert, ersetzt oder umgenutzt. Zu hoffen bleibt, dass der starke Dorfgeist, der in Wädenswil herrscht, erhalten bleibt. Der Politik obliegt es, dafür gute Bedingungen zu schaffen.
Prof. Dr. Peter Ziegler gelingt es jedes Jahr aufs Neue, spannende Geschichten aus Wädenswil zusammenzutragen. Es ist eine informative und zugleich unterhaltsame Auseinandersetzung mit unserer Gemeinde.
Ich danke ihm für seine alljährliche Publikation, die zusammen mit seinem riesigen Archiv und seinen verfassten Schriften für Wädenswil ein wichtiges Vermächtnis sind.
Allen Leserinnen und Lesern wünsche ich viel Vergnügen beim Stöbern in den alten und neuen Geschichten!



Astrid Furrer, Gemeinderatspräsidentin 2013/2014