50 Jahre Tambourenverein Wädenswil – eine Erfolgsgeschichte

Quelle: Jahrbuch der Stadt Wädenswil 2012 von Walter Tessarolo

Dass ein ehemaliger Kadetten-Tambour und nicht mehr aktiver Trommler den offiziellen Auftrag erhält, die Geschichte eines der innovativsten Vereine der Stadt Wädenswil zu schreiben, ist Würde und Bürde zugleich. Kann man, als nicht dem «Inner Circle» des Vereins Angehörender, dieser grossen Aufgabe gerecht werden? Ich wage den Versuch! Die folgende Vereinsgeschichte soll nicht bloss ein chronologischer Ablauf des Geschehens der vergangenen fünfzig Jahre darstellen, sondern ein lebendiges Bild eines jung gebliebenen Jubilars vermitteln. Die Quellen dazu stammen aus den Fotoarchiven von Prof. Dr. h.c. Peter Ziegler, von Aktiven, Ehemaligen, von Gert Kraft und aus eigenem Archiv. Im Weiteren leisteten die diversen Chroniken, Zeitungs- und Erlebnisberichte von Aktivtambouren wertvolle Dienste.

URSPRUNG DES WORTES «TAMBOUR»

Das Wort Tambour benannte ursprünglich eigentlich nicht den Trommler, sondern ein Instrument, nämlich eine Art Schlagzitter. «Tambour» wird vom arabisch-persischen tanbúr (sprich tambür) abgeleitet. Die Franzosen übernahmen das Wort und änderten es französisch zu Tambour. Jetzt bezeichnete es eine Handtrommel (Tamburin). Im Mittelalter wurde das Wort in grossen Teilen Europas aus dem Französischen entlehnt: Tambúr. Der Schlegel hiess Tambúrer. Im 17. Jahrhundert wurde der Name des Instrumentes dann auf den Trommler selbst bezogen. Auch im brandenburgischen Heer um 1650 verdrängte der französische Name «Tambour» die deutsche Bezeichnung «Drommelschläger». Fortan sprach man nur noch vom Tambour, und wie im Lied «Ich hatt’ einen Kameraden» beschrieben, war es anfangs die Aufgabe des Trommlers, die Krieger zum Streite zu rufen.

VERSCHIEDENARTIGE TROMMELSCHULEN

Fast wäre man geneigt zu behaupten, dass zu Beginn des Trommelwesens fast durchwegs nur gewirbelt wurde, um die Reisläufer unter die Fahne zu rufen. Gesichert ist aber, dass es vor allem die alten Eidgenossen waren, die das Trommeln als Verständigung in der Schlacht, aber auch als hörbares Zeichen für die Änderung der Kampfstrategie benutzten. Da sich dieses Trommeln bald zu einer eigenen Sprache entwickelte, erstaunt es auch nicht, dass sich in der Folge in der Schweiz verschiedene Trommelschulen mit eigenen Grundlagen entwickelten. Zu nennen wäre hier die Ordonnanzschule, welche in der Armee gelernt wird und die eigentliche Grundlage des modernen Trommelns bildet. Völlig eigene Grundlagen werden in den Basler Trommelschulen gelernt, deren Klänge das Herz des Trommel- und Pfeifenspielliebhabers an jeder Basler Fasnacht höher schlagen lässt. Nicht zu vergessen seien hier die Schwyzer Nüssler und die Walliser Tambouren und Pfeifer von Guttet-Feschel. Es ist gerade diese Vielfalt an Interpretation und Kreativität, die die Schweizer Trommelszene so einzigartig macht.
Bald aber zeigte sich, dass nicht nur «gewirbelt» werden konnte. Märsche und andere Kompositionen wurden geschrieben und so, wie der Schütze mit dem Gewehr, massen sich die Tambouren mit ihren Instrumenten im friedlichen Wettstreit, um den besten Trommler zu erküren. Diese Tradition hat sich bis in die Gegenwart in Form von Eidgenössischen Tambouren- und Pfeifer-, Unterverbands- und Kantonalen Anlässen erhalten.

DIE WURZELN DES TROMMELNS IN WÄDENSWIL

Das gepflegte Trommelspiel weist in Wädenswil eine über 150 Jahre alte Tradition auf. Dass die Wurzeln des Tambourenvereins Wädenswil im 1853 gegründeten Kadettenkorps Wädenswil liegen, wurde schon verschiedentlich erklärt und kommentiert. Ebenso ist dem kundigen Leser bekannt, dass bereits im Folgejahr nach der Gründung des Kadettenkorps vier Trommeln angeschafft wurden. 1888 übernahm der Coiffeur Heinrich Funk die Ausbildung der Kadetten-Tambouren und amtete in dieser Funktion während rund vierzig Jahren. Damit war der Grundstein für die Tradition des gekonnten Trommelspiels in Wädenswil gelegt.
Den Unterlagen des Korpsarchivs sind einige köstliche Episoden zu entnehmen. So vermerkt der Chronist 1888, dass «die Trommeln in Zukunft nur noch für den Kadetten- und Schuldienst verwendet werden dürfen. Da sie auch der Turnverein und die Rekruten benützt haben, sind Schäden entstanden.» Am 29. September 1894 findet der traditionelle Ausmarsch nach Hütten statt. Die Tambouren führen wie immer den Ausmarsch an und, man stelle sich das heute vor, erhält jeder Kadett «nach dem Schiessen Wurst, Brot und zwei Deziliter Rotwein». 1917 wird den «von Coiffeur Funk ausgebildeten Tambouren eine Pfeifergruppe angegliedert». 1945 «tragen die Tambouren anlässlich der Einweihung des umgebauten Engel-Saals einige Stücke vor, zudem wirken sie an der Bundesfeier mit».
Nachdem nun zur Genüge in den Annalen geblättert wurde, ist es an der Zeit, sich der Neuzeit zuzuwenden.

1918: Stolz präsentiert sich das Kadettenkorps Wädenswil mit sieben Tambouren.
1959: Die Kadettentambouren an den kantonalen Kadettentagen in Schaffhausen.
1960: Kadettentage in Horgen, Tagwache am Sonntagmorgen auf der Allmend. v.l.n.r.: Walter Fürst, Armin Bär, Albert Waldmeier, Walter Tessarolo.
1960: Ausmarsch an den Oberblegisee. Vorne rechts: Ruedi Ziegler; Fähnrich: Jacky Gattiker.

DIE GRÜNDUNG DES TAMBOURENVEREINS WÄDENSWIL

Das Kadettenleben hörte mit dem zwanzigsten Altersjahr auf und mit dem Eintritt in die Rekrutenschule oder der erlangten Mündigkeit erlosch die Mitgliedschaft im Kadettenkorps. Dieser Paragraf der Statuten betraf auch die starke Tambouren- und Pfeifergruppe des Kadettenkorps. Einige Betroffene sahen es partout nicht ein, dass sie mit Erreichen der Altersgrenze fortan vom Trommeln oder Pfeifen ausgeschlossen sein sollten. Schon lange munkelte man in Kadettenkreisen über ein ganz spezielles Vorhaben. Emil «Miggel spezial» Leoni, der begnadete Tamboureninstruktor, bestärkte die Initianten in ihren Bestrebungen und am 17. Dezember 1962 wurde unter der Leitung von Ruedi Ziegler und Gleichgesinnten der Tambourenverein Wädenswil gegründet. Die Gründungsversammlung wählte zu ihrem ersten Vorstand die folgenden Personen:

Präsident: Ruedi Ziegler
Aktuar/Kassier: Werner Rusterholz
Instruktor Tambouren: Emil Leoni
Vizeinstruktor Tambouren: Peter Langendorf
Instruktor Pfeifer: Walter Jacky Gattiker
Sektionsleiter: Marc Blattmann

Emil «Miggel spezial» Leoni Tambourinstuktor und begnadeter Koch

Ruedi Ziegler Tambour und erster Präsident.

Unter der kundigen und strengen Leitung des Instruktors Miggel Leoni wurde jeweils am Donnerstagabend im Eidmattschulhaus geprobt. Wie wenn es gestern gewesen wäre, ist es dem Schreibenden in bester Erinnerung, wie Miggel mit dem kleinen Finger im Ohr den Tambouren den Rücken zudrehte und gebannt den Schlägen auf die «Böcklis» lauschte, um dann mitten im dritten Teil des Ordonnanzmarsches herum zu schnellen und einem der zwölf Übenden zu erklären, dass sein letzter Schlag «nur ein Dupfen gewesen wäre, anstelle eines Schlepps». Miggel sah und hörte jeden Fehler. Er korrigierte sowohl Körper- wie auch Schlegelhaltung gnadenlos, aber immer in einem guten Ton, sodass der Korrigierte nie in Verlegenheit gebracht wurde. Emil Leoni war ein exzellenter Tambour, ein unerbittlicher Instruktor, aber auch Vaterfigur zugleich. Viel zu früh hat sich Emil «Miggel spezial» Leoni 1965, eine Riesenlücke hinterlassend, für immer vom Tambourenverein Wädenswil verabschiedet.
Zu Lebzeiten verwandte er aber seine ganze Energie, um den Tambourenverein Wädenswil als feste Grösse in der Szene zu etablieren. In und um Wädenswil folgte Auftritt auf Auftritt. Ob es Vereinsempfänge, Geburtstage, Abendunterhaltungen oder andere Veranstaltungen waren, der Tambourenverein gehörte jeweils zu den Attraktionen. Zwei Mal nahmen Mitglieder des Vereins als Marschtambouren mit der Harmonie Wädenswil an den berühmten 2-Tage-Märschen im holländischen Nimwegen teil. Hiervon gäbe es die eine oder andere Episode zu berichten, aber dies würde den Rahmen sprengen!
Emil Leoni strebte zu Höherem und so erstaunt es nicht, dass bereits 1962 unter seiner Leitung das 13. Eidg. Tambourenfest in Olten besucht wurde. Noch reichte die Vereinskasse nicht für die Anschaffung von Basler Trommeln, und so kamen immer noch die guten alten Ordonnanztrommeln mit Naturfellen zum Einsatz. Trotzdem machten die Wädenswiler Tambouren eine gute Figur am Festumzug in Olten.
Es war aber nicht das erste «Eidgenössische», an welchem Wädenswiler Tambouren um Ehre und Preise mittrommelten. Im Jahre 1958, damals noch als Kadetten-Tambouren, trommelten Ruedi Ziegler und Max Langendorf in der Einzelkonkurrenz erfolgreich und durften als Preis eine Armbanduhr mit nach Hause nehmen. Mit Fug und Recht darf die Behauptung aufgestellt werden, dass hier der Grundstein für die vielen erfolgreichen Teilnahmen an späteren Tambourenfesten gelegt wurde.
Eine besondere Attraktion in den Gründungsjahren stellte die weitherum einzige Pfeifergruppe im Tambourenverein Wädenswil dar. Leider musste diese Formation nach einigen wenigen Jahren aufgelöst werden. Berufliche Veränderungen und Wegzug von Mitgliedern dezimierten die Gruppe so stark, dass die Auflösung zwangsläufig vollzogen werden musste. Heute ist der immer noch sehr aktive Walter «Jacky» Gattiker der letzte Vertreter der ehemaligen Pfeifergruppe des Tambourenvereins Wädenswil. Spekulativ wäre man geneigt zu behaupten, dass damit verhindert wurde, dass Wädenswil der Stadt Basel in Sachen Piccolovirtuosität den Rang abgelaufen hätte. Aber eben, das ist reine Spekulation.

Olten 1962. Von links nach rechts: Ruedi Ziegler, Peter Spörri, Peter Langendorf, Peter Brupbacher, Kurt Theiler, Walter Theiler, Emil Leoni, Willy Bryner, Max Langendorf.

Die Tambouren probten fleissig und zeigten ihr Können an verschiedenen Anlässen. Das Mass der Dinge ist aber auch für einen echten Trommler, dass er sich im friedlichen Wettstreit an Eidgenössischen, Ostschweizer oder Zentralschweizerischen Grossanlässen messen kann. Solche Grossveranstaltungen dienen auch der Standortbestimmung, denn schliesslich will der Instruktor und musikalische Leiter wissen, wo er mit seinem Verein steht. Die Erfolgsliste der seit 1982 regelmässig besuchten Tambourenfeste beweist eindrücklich den stetigen Anstieg der Klasse des Tambourenvereins. Die Liste ist auch Ausdruck der gezielten Schulung und Ausbildung der Wädenswiler Tambouren. Die Liste ist ebenso eine eigentliche Erfolgsstory. Es kursieren zudem eine ganze Menge herrlicher Episoden von diesen Anlässen.

1993: 17. Ostschweizer Tambourenfest in Schaffhausen, Leitung Beat Landis: 1. Rang Kategorie 2.

Im Jahre 1993 wurde festgelegt, am Ostschweizer Tambourenfest in Schaffhausen teilzunehmen. Der technische Leiter Beat Landis stellte ein sehr anspruchsvolles Wettkampfprogramm zusammen. Immer und immer wieder wurde geübt, man schaltete sogar ein Trainingswochenende ein, um ja keine Fehler einschleichen zu lassen. Nach jeder Probe, egal wie perfekt es tönte, fand Beat Landis noch das eine oder andere kleine Detail, das es zu verbessern galt. Irgendwann war auch Beat gespannt, wie es am OTV laufen würde. Verhaltener Optimismus machte sich breit und dann folgte der grosse Tag in Schaffhausen. Präzise wie ein Schweizer Uhrwerk verlief der Vortrag vor der Jury und auch Beat Landis war mit dem Auftritt leidlich zufrieden. Max Langendorf, der mit seiner langjährigen Erfahrung als Militärtambour ein feines Gespür hatte, äusserte sich zu dem Vortrag folgendermassen: «also wämer hüt nüt ggune händ, lauf ich vo Schaffuuse uf Wädischwil». Und siehe da, Max musste weder seine Gelenke noch Schuhe strapazieren, denn zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte erreichte der Tambourenverein an einem Fest den 1. Rang in der 2. Kategorie.
Die nachstehende Tabelle gibt einen Überblick über die erfolgreichen Teilnahmen an den verschiedenen Grossanlässen.

Eidgenössische Tambourenfeste

1958 12. ETF Grenchen  7. Rang (Kadetten) Emil Leoni
1962 13. ETF Olten 20. Rang Emil Leoni
1982 18. ETF Schwyz 26. Rang Max Langendorf
1986 19. ETF Burgdorf 11. Rang Beat Landis
1990 20. ETF Naters 5. Rang Beat Landis
1994 21. ETF Gossau SG 4. Rang Hans Peter Andreoli
1998 22. ETF Solothurn 5. Rang Beat Landis
2002 23. ETF Sierre 2. Rang Hans Peter Andreoli
2006 24. ETF Basel 2. Rang Hans Peter Andreoli
2010 25. ETF Interlaken 12. Rang (Kat. 1) Hans Peter Andreoli
         

Ostschweizerische Feste

1985 15. OTV Herisau 3. Rang Beat Landis
1989 16. OTV Gossau SG 5. Rang Beat Landis
1993 17. OTV Schaffhausen 1. Rang Beat Landis
1997 18. OTV Domat Ems 1. Rang Hans Peter Andreoli
2001 19. OTV Lüchingen 2. Rang Hans Peter Andreoli
2005 20. OTV Wil 1. Rang (Verband) Hans Peter Andreoli
2009 21. OTV Winterthur 9. Rang (Kat. 1) Hans Peter Andreoli
         

Zentralschweizerische Feste

1984 15. ZTPV Biberist 5. Rang Beat Landis
1988 16. ZTPV Liestal 3. Rang Beat Landis
1992 17. ZTPV Grenchen 9. Rang Beat Landis
1996 18. ZTPV Olten 8. Rang Hans Peter Andreoli
2000 19. ZTPV Basel 10 Rang Hans Peter Andreoli
2004 20. ZTPV Langenthal 17. Rang Beat Liscioch
2008 21. ZTPV Biberist 14. Rang Pascal Destraz

In jüngster Vergangenheit, nämlich in den Jahren 2008–2010, wurde der Sprung in die 1. Kategorie gewagt, wohl wissend, dass hier die Trauben extrem hoch hangen würden. In dieser Kategorie trifft sich die Crème de la Crème der schweizerischen Tambourenszene. Auch hier brauchten sich die Wädenswiler nicht zu verstecken. Gegen stärkste Konkurrenz aus der übrigen Schweiz resultierten sehr gute Resultate und man konnte sich im 1. Tabellendrittel behaupten. Dies kann als Versprechen für die Zukunft gewertet werden, zumal sich die heutige junge Vereinsführung nicht mehr mit weniger zufrieden geben wird. Die Fans werden auf alle Fälle hinter euch stehen. Wir freuen uns jetzt schon, wenn es dereinst heissen wird: «1. Kategorie, 1. Rang: Tambourenverein Wädenswil!».
Dass dieser Erfolg keine Eintagsfliege war, bewiesen die Tambouren am 18. Ostschweizer Tambourenfest in Domat Ems. Unter der Leitung von Hanspeter Andreoli gelang eine Wiederholung des Sieges vom letzten «Ostschweizerischen» in der 2. Kategorie.
Dass aber neben vielen schönen Vereinserfolgen auch immer wieder einzelne Tambouren aus Wädenswil mit herausragenden Rangierungen auf sich aufmerksam machten, zeugt von der grossen Wettkampfstärke und dem hervorragenden Können der Wädenswiler.

1986: 18. OTV in Domat Ems 1. Rang Hans Peter Andreoli

2006: Eidg. Tambourenfest in Basel, 2. Rang, 2. Kategorie, stolz präsentiert sich der Tambourenverein Wädenswil.

Willy Huber, 1. Wädenswiler Kranzgewinner 1982 am Eidg. in Schwyz.

2006: 24. Eidg. Tambourenfest in Basel. Thomas Schneider als frisch gekrönter Schweizermeister in der Kategrorie T2.

VOM TROMMLER ZUM MILITÄRTAMBOUR

Unter den vielen guten und sehr guten Trommlern nehmen die Militärtambouren eine Ausnahmestellung ein. Nur wenige Auserlesene können den hohen Anforderungen, die an ein angehendes Mitglied einer Elite gestellt werden, erfüllen. Mitte der sechziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts wagte sich Max Langendorf an diese schwierige Aufgabe. Emil Leoni hatte schon früh das grosse Talent seines Schützlings erkannt und förderte diesen mit allen Mitteln. Der Tag der Entscheidung nahte und Max trat vor die Kommission, um sein Können zu zeigen. Mit seinem tadellosen Vortrag beeindruckte Max die Jury und diese ernannte ihn zum ersten Militärtambour des Tambourenvereins Wädenswil. Es scheint auch, dass Max Langendorf der erste Tambour der Stadt Wädenswil überhaupt wäre. In diesem Gremium sass eine Person, die in den kommenden Jahren massgeblich am Wachsen und Gedeihen mitbeteiligt war. Zwar nicht unmittelbar, aber Max Langendorf hatte den Tambour-Instruktor der Zürcher Infanterie-Rekrutenschulen, Adj Anton Wymann, nicht nur auf sich, sondern auch auf den Tambourenverein Wädenswil aufmerksam gemacht. Fortan besuchte Anton Wymann jeden Jahrgang der Jungtambouren, begutachtete diese bei den Proben, gab Anweisungen und Ratschläge, förderte die seiner Ansicht nach Geeigneten und animierte sie, an den Eignungsprüfungen zum Militärtambour teilzunehmen. Begründet durch die Tatsache, dass in den vergangenen fünfzig Jahren eine stattliche Anzahl von Wädenswiler Tambouren diesen Anforderungen gerecht werden konnte, kann der Anteil von Anton Wymann am technischen Fortschritt des Vereins nicht hoch genug eingestuft werden. Dass diese Tambouren allesamt aus dem eigenen Nachwuchs stammen, ist aber auch das Verdienst der Instruktoren und Ausbilder des Vereins. Ihnen und ihrer Arbeit kommt ebenso grosse Bedeutung zu.

2011: Magic StiXX in der Kulturhalle, mit einer Auswahl von Wädenswiler Militärtambouren beim Vortrag. v.l.n.r.: Nils Landis (Militärtambour Uof Wm); Melvin Landis (Militärtambour); Michael Läng; Pascal Destraz (Militärtambour); Fredi Hagedorn; Hanspeter Andreoli (Militärtambour); Beat Landis (Militärtambour); Daniel Läng (Militärtambour); Elyas Sugiarto (Militärtambour Uof Wm).hauerkulisse am Fasnachtsumzug in Wädenswil.

Die stattliche Anzahl von aus den eigenen Reihen hervorgegangenen Militärtambouren zeigte immer wieder eine regelrechte Sogwirkung. Wann immer solche Könner nach Wädenswil zogen, um hier zu leben oder zu arbeiten, fanden sie alsbald den Weg in den Tambourenverein Wädenswil. Durch diesen Zuzug steigerten sich sowohl Technik wie Klasse. Immer schwierigere Kompositionen mit immer neuen Rhythmusinstrumenten bereicherten das Repertoire und rissen die Zuhörer zu Begeisterungstürmen hin. So erstaunt es nicht, dass der Tambourenverein Wädenswil Mitte der 1980er-Jahre zum ersten Mal die Pauke an einem Sechseläutenumzug ins Spiel brachte. Willy Huber, der Kranzgewinner vom «Eidgenössischen» 1982 in Schwyz, sorgte mit seiner Virtuosität für einen durchschlagenden Erfolg dieses reinen Rhythmusinstruments in einer Trommelformation. Heute ist die Pauke ein nicht mehr wegzudenkender Bestandteil jedes Tambourenvereins.

Liste der Militärtambouren

Max Langendorf, 1. Militärtambour aus Wädenswil; Beat Landis; Willy Huber; Stefan Röllin; Hanspeter Andreoli; Christoph Eberle; Stefan Stehrenberger; Roland Baron; Rolf Meister; Reto Treichler; Pascal Destraz; Nils Landis; Daniel Läng; Elyas Sugiarto; Etienne Destraz; Melvin Landis; Matthias Bachmann; Reto Barmettler; Alois Eleganti; Fredi Haug; Rolf Joos; Rainer Kunz; Beat Liscioch; Thomas Schneider; Werner Weidmann.

UNERSCHÖPFLICHER IDEENREICHTUM

Mitte der 1970er-Jahre schrumpfte der Bestand an aktiven Tambouren infolge Wegzugs oder andersgelagerten Interessen auf vier bis fünf Personen. Obwohl die Verbliebenen alles daran setzten, den Verein aufrecht zu erhalten, war man sich bewusst, dass mit rein traditionellem Trommeln nicht mehr viel Staat zu machen war. Als Glücksfall erwies sich aber, dass der Verein mit Beat Landis und Hanspeter Andreoli zwei junge Spitzentambouren in ihren Reihen hatte, die mit immer neuen und teilweise auch gewagten Ideen attraktive und publikumswirksame Kreationen und Kompositionen ins Spiel brachten.
1997: Tambourenverein Wädenswil und Wadin Schränzer Wädenswil beim Konzert auf der Engelbühne.

Besonders erwähnenswert ist die Idee von Beat Landis, 1994 zusammen mit dem Damenturnverein eine eigentliche Tanzshow einzustudieren. Susanne Riesen zeichnete als Choreografin für den Tanzpart verantwortlich. Diese Vorführung fand einen Riesenanklang beim Publikum und man entschloss sich, die Schau auch am Sechseläuten zu zeigen. Vor dem Fraumünster verfolgten Hunderte von Zuschauern die Darbietung. Während die Tambouren trommelten, tanzten die Damen, begleitet vom frenetischen Applaus der Zuschauer, auf dem Kopfsteinpflaster ihre Tanznummer. Diese Schau war für Zürich und das Sechseläuten einmalig und wurde nicht mehr wiederholt.
Ebenso grossen Anklang fand die Idee, an der Fasnacht 1991 mit der «Galüpso Schtiel Band» eine musikalische Symbiose zu finden. Auch wenn es nicht einfach war, beide Musikrichtungen unter einen Hut zu bringen, verstand es Hanspeter Andreoli vortrefflich, Trommel und Fass zu einer Einheit zu vereinigen. Bekannte Melodien wie «Cucaracha», «La Paloma» und weitere Ohrwürmer wurden gekonnt umgesetzt, sodass dem Part für die Steelfässer jeweils mit Vehemenz der Trommelteil folgte und die Zuschauer zu Begeisterungsstürmen hinriss. Für dieses Unterfangen erhielten beide Formationen grossen Applaus von den Wädenswiler Fasnächtlern, und man durfte gespannt sein, welche weiteren verrückten Ideen in den Köpfen der Tambouren schlummerten.
Diese liessen nicht lange auf sich warten. 1997 starteten Hanspeter Andreoli und Pitsch Wissmann von den «Wadin Schränzern» ein Projekt, das in Basel als Sakrileg empfunden worden wäre. Zum ersten Mal in der Geschichte der Wädenswiler Fasnacht sollte der Tambourenverein zusammen mit einer Guggenmusik auf der Engelbühne stehen und ein gemeinsames Konzert zum Besten geben. Eine Idee, für die sich in Basel keine Clique und schon gar keine Guggenmusik gefunden hätte. Aber eben, Basel ist nicht Wädenswil und in Basel gab es eben keinen Tambour mit Namen Hampi Andreoli. In wochenlangen Proben wurden die Stücke einstudiert. Man wollte den Beweis erbringen, dass es möglich sein muss, mit Willen und Proben kakophonische Klänge mit gepflegtem Trommelspiel zu vereinen. Jeder Vortrag an den Schnitzelbankfesten, am Turnerball oder beim Plätzlikonzert wurde mit «Standing Ovations» bedacht. Wie sagte Hampi immer: «Gaat nööd, gits nööd».
Die Liste aller innovativen Ideen hier vervollständigen zu wollen, würde den Rahmen dieser Arbeit sprengen. Vielfältigkeit, Mut zu Neuem, ausgefallene, um nicht zu sagen verrückte Ideen entpuppten sich im Verlauf der Jahre zu einem Markenzeichen des Tambourenvereins. Eine Tradition, die von den neuen und jungen Exponenten gewissenhaft weiter gepflegt wird. Dies zur Freude aller Freunde des Tambourenvereins und der Trommeltradition.

Zwei Tambouren, die immer wieder mit neuen Ideen aufwarteten und den Tambourenverein damit weitherum bekannt und beliebt machten: Hanspeter Andreoli (links) und Beat Landis (rechts).
Elyas Sugiarto, begnadeter Drummer, ideenreicher Tambour, vielseitiger Musiker und Vertreter der jungen Generation im Tambourenverein Wädenswil. Komponist der immer wieder gern gesehenen und gehörten Nummer «s Hämmerli». Er brachte zum ersten Mal eine Elektrogitarre ins Spiel.

Ein Glanzstück gelang den Tambouren mit der Show «d Boustell». Hier wurden sämtliche Werkzeuge, Behältnisse, Schaufeln, Hinweistafeln, einfach alles, was auf einer Baustelle zu finden ist, eingesetzt. Was anfänglich leicht kakophonisch klang, entpuppte sich als ein Rhythmusstück der Sonderklasse. Es «chlefelte», «tängelte», «schepperte», «schärbelte» und «toggte» was das Zeug hergab. Das Volk tobte und die Tambouren bewiesen einmal mehr, «dass es nichts gibt, was es nicht gibt».
Schon wieder hatten die Tambouren Neuland beschritten und damit einen Meilenstein in der Trommelszene gesetzt. Der Grundstein für diese Idee wurde 1982 an einem Harmonie-Chränzli gelegt. Dabei wurden aber noch allerlei traditionelle Instrumente wie Bongos, Congas, Schlagzeug und dergleichen verwendet. Daran erinnerte man sich Jahre später und setzte sie im Stück «d Baustell» um einiges verrückter, aber sehr gekonnt um.

JUNGTAMBOUREN

Das grösste Anliegen eines jeden Vereins ist die «Aufzucht» des eigenen Nachwuchses. Diesem Grundsatz kommt gerade beim Tambourenverein zentrale Bedeutung zu. Das einst selber Erlernte weiter zu geben, junge und begeisterte Anfänger dazu zu animieren, täglich mindestens eine Stunde auf dem «Böckli» zu üben, um nach einer langen Durststrecke Grundlagen wie den «Schlepp», «Triole», «Fünferruf» oder «Wirbel» so zu beherrschen, dass nach einer ersten Prüfung in einer Zeremonie die Trommel an den Jungtambour abgegeben werden kann, ist die Aufgabe der Instruktoren und des Jungtambourenleiters. Mit Elyas Sugiarto, der den technischen Teil der Ausbildung leitet, und Dani Läng, welcher für die administrativen Belange verantwortlich ist, haben zwei versierte «Eigengewächse» die Jungtambouren übernommen. Beide wissen aus eigener Erfahrung, welche Bedeutung der Ausbildung von Jungtambouren zukommt. Als Militärtambouren und ideenreiche Drummer sind sie Vorbilder und Idole zugleich. Die Arbeit der Ausbildner und Instruktoren kann nicht hoch genug bewertet werden. Ohne Nachwuchsausbildung gäbe es heute keinen Tambourenverein mehr und man könnte sich nicht am Bild erfreuen, wenn Gründungsmitglieder mit Knaben und Mädchen auf der Bühne stehen und zusammen ein Trommelstück zum Besten geben. Die Jungtambouren sind die Zukunft des Vereins, auch wenn der Weg zum Aktivtambour steinig und schwer ist.
Weitere Highlights im Leben eines Jungtambours bilden die wie bei den Aktiven seit Jahren eingeführten Übungswochenenden. Fanden diese anfänglich auf dem Gätterlipass, später dann im Naturfreundehaus in Kaien AR, nachher einige Jahre auf der Auenalp ob Haslen im Glarnerland statt, ist seit langem jetzt das Mistlibühl ob Hütten Heimat der Jungtambouren an den Übungswochenenden. Die seit 1978 gezielte und seriöse Ausbildung der Jungtambouren hat schon lange Früchte getragen und dem Verein ungezählte schöne Stunden beschert.
Manch einer dieser Jungtambouren hat den Schritt zu den Aktiven geschafft. Diejenigen, denen es nicht dazu reichte, verlebten schöne und lehrreiche Stunden im Kreise Gleichgesinnter. Stunden und Erlebnisse, die ihnen niemand mehr wegnehmen kann und an die sie sich zeitlebens erinnern werden. Auch dies ist ein Erfolg der Ausbildung und der gezielten Jugendarbeit.
Natürlich freuen sich die Jungtambouren vor allem auf die Wädenswiler Fasnacht. Hier dürfen sie im gleichen Kostüm wie die Grossen während drei Tagen ihr noch junges Können beweisen. Hier merken sie, dass sie Teil des Tambourenvereins sind. Ein herrliches Gefühl.
Im Jubiläumsjahr sind es wieder sieben Mädchen und dreizehn Knaben, die sich für das anspruchsvolle Trommelspiel begeistern konnten. Die seit Jahren konstant hohe Anzahl an Jungtambouren zeigt zum einen, dass sich das Trommeln nach wie vor einer grossen Beliebtheit erfreut, und zum anderen, dass die konsequente Jungendarbeit des Tambourenvereins hoch geschätzt wird. Der einstmals eingeschlagene Weg hat sich als richtig erwiesen und garantiert dem Verein eine gute Zukunft.

1986: Übungswochenende der Jungtambouren auf der Auenalp, Leitung Wisi Eleganti.

Wädenswiler Fasnacht. Voll konzentriert machen sich die Jungtambouren bereit für den nächsten Auftritt am Schwanenplatz.

Auch im Umzug bleibt immer Zeit für ein Spässchen.

Ein stattliches Jungtambourenkorps mit grosser Zuschauerkulisse am Fasnachtsumzug in Wädenswil.

DER TAMBOURENVEREIN UND DIE WÄDENSWILER FASNACHT

Als sich die Aktivitäten des Vereins Ende der 1960er-Jahre stark reduzierten und nur noch gelegentlich Auftritte an Geburtstagen oder Firmenfesten erfolgten, beschlossen die vier verbliebenen Mitglieder, dass das Mitwirken an der Wädenswiler Fasnacht ein unabdingbares Muss bleibe. Diesem Credo ist der Verein seit der Gründung im Jahre 1962 treu geblieben. Heute darf getrost vermerkt werden, dass der Fasnacht in der Stadt Wädenswil ein grosser Teil der Attraktivität, der Innovation und der Ideen gefehlt hätte und heute noch fehlen würde. Gespannt warteten die Zuhörer jedes Jahr am legendären Schnitzelbankfest im «Engel» auf den Auftritt der Tambouren. Gespannt, weil die Wahl des Sujets und die Gestaltung der Kostüme sich erst beim Öffnen des Vorhangs offenbarte. Schon allein der Mut, sich auch politischen Themen zu widmen und diese dann gekonnt umzusetzen. So wurde 1976 die Ölkrise zum Motto gewählt und genial und ungeniert kolportiert. Gespannt war man aber auch auf die Trommelstücke, die vorgetragen wurden. Waren es anfänglich mehrheitlich traditionelle und bekannte Kompositionen, die von den Tambouren zum Besten gegeben wurden, folgten immer mehr Eigenkompositionen, in denen dann aber neue und zum Teil noch nie gesehene Rhythmusinstrumente eingesetzt wurden. Das Glanzstück in dieser Richtung bildete die oben schon beschriebene Shownummer «d Boustell». Einer der Schöpfer dieser wohl weitherum einmaligen Attraktion, Hanspeter Andreoli, schilderte dem Autor in einem Gespräch, wie er und Beat Landis während Stunden mit zwei Besen einen Balkon wischten, nur um hören zu können, wie der Sound tönt und in welcher Rhythmik die Besen eingesetzt werden sollten. Dass es Leute in der Nachbarschaft gab, die für dieses Tun nur ein mitleidiges Kopfschütteln übrig hatten, sei hier erwähnt, tat aber dem Schöpfergeist der Beiden keinen Abbruch. Dass diese Nummer, wenn sie denn aufgeführt wird, heute noch grossen Applaus erntet, beweist die «kompositorische Weitsicht» der Initianten. Es ist als Zuhörer aber auch köstlich zu beobachten, wie zwei Verkehrsschilder, die gekonnt aneinandergeschlagen, eben mehr hergeben als nur metallisch scheppernden Lärm, oder wenn Hampi Andreoli einen wilden Wirbel auf einem gelben Bauhelm loslässt, der auf dem Kopf eines Kameraden sitzt. Es gibt Leute, die behaupten, dass diese Nummer in jedes Showprogramm des Tambourenvereins gehören sollte.
Legendär sind auch die in den 1980er-Jahren vorgetragenen Schnitzelbänke der Tambouren. Unter dem Namen «Schlegelchätscher» traten nach zwei Trommelstücken jeweils die Schnitzelbänkler Max Langendorf, Hanspeter «Tupamaro» Huber und Jacky Gattiker an die Mikrophone und begeisterten die Gäste im Engelsaal mit träfen und bissigen Sprüchen. Diese Tradition ist leider in den vergangenen Jahren teilweise zum Erliegen gekommen. Aber eben nur teilweise, denn Max Langendorf war über viele Jahre als Einzelnummer, als Lückenbüsser, als Unterhalter mit wechselnden Bühnenpartnern und als Moderator eine feste Grösse an den Schnitzelbankfesten. Max hat es immer verstanden, die Zuhörer mit seinem feinen und trotzdem angriffigen Humor zu begeistern und niemand wünscht sich, dass er nicht mehr auf der Bühne stehen soll. Unvergessen sind seine Auftritte mit Werner Schuler und dessen einmalig dargestellter Unbeholfenheit. Unvergessen ist aber auch sein Auftritt am Schnitzelbankfest 2012 mit der Jungtambourin Deborah Lehmann. Hier könnte sich die Tradition des Schnitzelbänkeln im Tambourenverein fortsetzen. Das Talent wäre vorhanden.
Für seine grossen Verdienste um die Wädenswiler Fasnacht und das Schnitzelbankfest ernannte ihn die Generalversammlung 2012 zum Ehrenmitglied der Neuen Fasnachtsgesellschaft Wädenswil. Er hat diese Ehrung verdient und sie sichtlich gerührt dankend angenommen.
In der Neuzeit sind es aber immer mehr die «jungen Wilden» um den technischen Leiter der Aktivtambouren, Nils Landis, die sich wagen, Neuland zu beschreiten und mit immer gewagteren Kompositionen die Zuhörer in der neuen Kulturhalle zu begeistern. Als schlagender Beweis möge der Auftritt 2009 mit dem Motto «Assassin’s Creed» gelten. Traditionelles Trommeln wechselte sich mit fulminanten Gitarrenintros durch Elyas Sugiarto und brachialen Drumsolos ab. Es lag nicht nur an der Lichtschau und an den Kostümen, dass man sich als Zuhörer in eine andere Welt versetzt fühlte. Hier zeigte sich der neue und moderne Tambourenverein von seiner besten Seite. Klar, dass man mit diesem Stil Jung, aber auch Alt begeisterte. Das 2011 gewählte Sujet «Rockabilly» liess vor allem die «alten 68er» in Erinnerungen schwelgen. Lederjacken, umgeschlagene Jeans und Bikerstiefel gehörten ebenso dazu wie eine dunkle Sonnenbrille, Schmalztolle und «Äntefüdli». Ach, war das eine herrliche Zeit! Danke, Tambouren, dass ihr uns daran erinnert habt!
Eine Wädenswiler Fasnacht ohne den Tambourenverein kann und will man sich nicht vorstellen. Eine Wädenswiler Fasnacht ohne den Tambourenverein wäre etwa gleichbedeutend wie wenn der Rheinfall bei Neuhausen trocken wäre oder dem Matterhorn die oberste Zacke fehlen würde. Einfach undenkbar. Solange die Tambouren ihren Ideenreichtum und ihre Innovation ausleben können, wird es auch eine lebendige Wädenswiler Fasnacht geben. Der heutigen Generation im Tambourenverein wurde es vorgelebt. Sie hat es sich verinnerlicht und sie wird dieses Denken weitergeben.
Die nachfolgende Auswahl an zum Teil historischem Bildmaterial soll ein Querschnitt durch das Schaffen der Wädenswiler Tambouren und eines Teils ihrer Exponenten sein. Es kann aber nur einen Ausschnitt darstellen, denn so wie es einzelne Ideenbringer und Visionäre braucht, so braucht es immer den ganzen Verein für die Umsetzung und um dem Ganzen Gewicht zu verleihen. Es soll auch eine Hommage an all die vielen Helfer im Hintergrund sein, die beim Erstellen der Kostüme halfen, die sich um das geniale Air-Brush-Schminken bemühten und damit den Mitwirkenden wie den Zuhörern ein grandioses Spektakel boten.
Wädenswil freut sich, wenn es noch viele Jahre am Fasnachtssonntag um vierzehn Uhr heisst: «Tambouren, vorwärts marsch».
Man beachte, dass auch die Tambouren ihr Sujet natürlich mit «Grinden» anfertigten und sich damit nahtlos in die Reihen der Wädenswiler Guggenmusiken einfügten. Die Zeiten der geschminkten Gesichter und einfachen Kopfbedeckungen gehörte endgültig der Vergangenheit an. Der Kreativität waren in der Folge keine Grenzen mehr gesetzt.
Mit träfen und frechen Sprüchen erntete die Schnitzelbankgruppe der Tambouren immer grossen Applaus. Sie gehörten zu den Highlights am Schnitzelbankfest.
Ein farbenfrohes Kostüm, ein gelungenes Sujet und herrliches «Kaiserwetter». Die Wädenswiler Fasnacht lebt, auch dank dem Tambourenverein.
Legendär waren die Konzerte der Tambouren im «Rössli». Die Wädenswiler Fasnächtler gaben sich ein Stelldichein, es herrschte absoluter Platzmangel, aber die Tambouren fanden immer noch Platz und «ruessten», was das Zeug hielt.
Zwei der Protagonisten des Tambourenvereins, die die Wädenswiler Fasnachtsgeschichte mitgeschrieben haben.
Die neue Generation der Tambouren führt die Tradition weiter und beschreitet mit dem Motto «Assassin’s Creed» ein weiteres Mal Neuland. Zu den Lichteffekten, genau auf die Trommelteile abgestimmt, wurde der Auftritt noch mit dem Einsatz einer Elektrogitarre getoppt. Prädikat: hervorragend.

1981: Der Tambourenverein mit dem Motto «Hormonkälber» am Schnitzelbankfest im «Engel».

Im gleichen Jahr: die «Schlegelchätscher» in Aktion. v.l.n.r.: Max Langendorf, Hanspeter «Tupamaro» Huber, Jacky Gattiker.

1988: Die Jungtambouren am Fasnachtsumzug in Wädenswil.

1994: Die Tambouren im «Rössli».

1992: Max Langendorf, ein kurzer Zwischenhalt.

1994: Beat Landis, der Engel vom Dienst.

2009: Die Tambouren geben sich geheimnisvoll und mystisch.

2012: «Rockabilly»; bei den Zuschauern kamen schönste Erinnerungen hoch.

BESONDERE ANLÄSSE

Die Geschichte des Tambourenvereins ist reich gespickt mit besonderen Anlässen. Um die ganze Fülle aufzählen zu wollen, würde das ganze Jahrbuch der Stadt Wädenswil nicht ausreichen. Darum sollen aus der Vielzahl davon zwei Ereignisse angesprochen werden, die die Kreativität des Vereins bestens aufzeigen.

«BEATNIXX» IN USTER
An zehn Vorstellungen im Fernsehstudio des Trümpler-Areals in Uster konnten die Tambouren ihr grosses Können unter Beweis stellen. Klassische und bekannte Trommelstücke wurden ergänzt durch gewagte Eigenkompositionen, die allesamt einen hohen Schwierigkeitsgrad aufwiesen. Das Publikum bedankte sich bei den Akteuren mit frenetischem Applaus und «Standing Ovations».

2005: Starke Vorstellung der Tambouren beim Stück «Classic Block».

«MAGIC STIXXS» IN DER KULTURHALLTE WÄDENSWIL
Dieser im November 2011 aufgeführte Event wird wohl genauso in die Geschichte des Vereins eingehen wie die Show in Uster oder das grosse Jubiläum im April 2012. Die gerappelt volle Kulturhalle erlebte einen Tambourenverein der Spitzenklasse. Sowohl das Bühnenbild wie auch die professionelle Präsentation durch den Radiomann Patrick Hässig liessen den gespannten Zuschauer Gutes erahnen. Sie wurden schon mit dem Intro, der Blaue Planet gefilmt im All, nach der Melodie von «also sprach Zarathustra», und die rauschende Fahrt zur Erde verwöhnt. Es folgten Stücke wie zum Beispiel «d Isebaan», bei dem man, wenn man die Augen schloss, wirklich das Gefühl hatte, dass dank des Trommelspiels der Zug direkt durch die Kulturhalle fuhr. Der dazu gezeigte Film der fahrenden Bahn verzückte das Publikum ebenso wie das gekonnte Trommeln. Und man bewunderte auch die Verwandlungskunst der Wädenswiler Tambouren. Die Vielfalt von klassischen und bekannten Kompositionen und modernen Eigenkompositionen – hier soll speziell Pascal Destraz eine lobende Erwähnung finden – verleitete die Zuhörer immer wieder zu spontanem Beifall. Es war aber auch das Wechselspiel zwischen Tambouren und dem starken Drummer Fränk Thommen, das wahre Begeisterungsstürme auslöste. Man wurde gewahr, dass die Moderne und Mut zu Neuem definitiv Einzug gehalten hatten. Ein grosser Tambourenverein und ein ebenso grosser Abend; man hätte noch lange zuhören wollen.
Dass sich der Tambourenverein Wädenswil einen Namen geschaffen hat, beweisen weitere Einladungen an grosse Veranstaltungen. Hierbei sind zu erwähnen: die Eröffnungsfeier zum Baustart des Uetlibergtunnels in Sellenbüren, das grosse Baustellenfest des SBB-Zimmerbergtunnels in der Zürcher Brunau, der Auftritt am Höngger-Fest, sogar zwei Mal lud der Maler- und Gipserverband des Kantons Zürich zum Fest ein, der legendäre Auftritt am Zürcher Langstrassenfest oder der Auftritt an der GEWA 2007 usw.

DAS GROSSE JUBILÄUM

Während die vergangenen Jubiläen des Tambourenvereins Wädenswil immer eher im kleineren und familiären Rahmen begangen wurden, sollte zum Anlass des fünfzigjährigen Bestehens des Vereins eine Veranstaltung der Sonderklasse ins Auge gefasst werden. Das eigens dafür gegründete Organisationskomitee hatte es sich zum Ziel gesetzt, noch nie Dagewesenes in Sachen Trommelkunst nach Wädenswil zu holen. Gleichzeitig sollte es aber auch eine Leistungsschau des eigenen Vereins werden. Es soll hier schon einmal gesagt sein: beide Vorgaben wurden mit Bravour erfüllt.
Dank den vielen freiwilligen Helfern wurde eine imposante Infrastruktur in Form eines VIP-Zeltes erstellt und der Barwagen der «Dorfpüggel» erwies sich als Publikumsmagnet bis weit in den Sonntagmorgen hinein.

Das Plakat zum grossen Fest.

Stolz hängt die Vereinsfahne in der Kulturhalle.


Zum Start stiftete die Barbara-Zunft unter der Leitung des Zunftmeisters Fritz Treichler drei der bekannten Böllerschüsse, die aus der zunfteigenen Haubitze abgefeuert wurden. Die Ehre eines der Salutschüsse gebührte dem sichtlich stolzen Vereinspräsidenten Reto Treichler. Die weiteren Haubitzen-Schützen waren der OK-Präsident Hanspeter Andreoli und das immer noch aktive Gründungsmitglied Kurt Theiler.



Kurt Theiler feuert die Haubitze ab.

Der OK-Präsident begrüsst die VIP-Gäste.

   Cheesy im Element.

Der OK-Präsident Hanspeter Andreoli begrüsste die geladenen Gäste im VIP-Zelt, unter ihnen der Wädenswiler Regierungsrat Ernst Stocker und der Wädenswiler Stadtpräsident Philipp Kutter, und gab einen kurzen Abriss über die vergangenen fünfzig Vereinsjahre. Er verstand es hervorragend, die Gäste auf einen Abend der Superlative einzustimmen und ihnen regelrecht «den Speck durch den Mund zu ziehen». Er stellte kurz den Mentor des Tambourenvereins, Hauptmann Anton Wymann, vor, und dankte ihm für seinen stetigen Einsatz für die Wädenswiler Tambouren. Bald darauf forderte er die Gästeschar auf, im Saal Platz zu nehmen. Nach der Begrüssungsansprache durch den Präsidenten Reto Treichler übernahm der Moderator Walter «Cheesy» Tessarolo das Zepter auf der Bühne und führte gekonnt durch den Abend. Seine Moderationen versah er jeweils mit historischen und zum Teil humorvollen Fotografien, die manchen spontanen Lacher auslösten.
Im ersten Akt des Programms stellte sich der Tambourenverein selber vor. Hier wurde der Beweis der Harmonie und Integration von Jung und Alt in der besten Art und Weise angetreten. Der Aufmarsch von Jungtambouren, Jungaktiven und altgedienten Tambouren gab ein Bild, das die Zuschauer zu spontanem Applaus animierte. Die gemeinsam getrommelte Nummer mit dem Namen «Hoppsala» meisterten die Akteure in der dem Verein eigenen Art. Das zweite Stück, eine Komposition von Elyas Sugiarto namens «Funky Beat Compilation», gehörte dann den Jungtambouren allein. Auch diese Nummer wurde mit Bravour vorgetragen. Am Schluss des Vereinsakts zeigten sich die Aktiven von ihrer besten Seite. Mit dem Stück «d Isebaan» trommelten sie sich in die Herzen der Zuschauer.
Zwischen den obligaten Grussnoten des Regierungsrates Ernst Stocker und des Stadtpräsidenten Philipp Kutter verzauberten die «Wadin Schränzer Wädenswil» das Publikum und führten noch einmal zurück in die drei tollsten Tage, die Wädenswiler Fasnacht. Die Wadin Schränzer gehören ebenso unabdingbar zur Wädenswiler Fasnacht wie der Tambourenverein. Manche gemeinsame schöne Erinnerungen verbinden beide Vereine.
Der Moderator liess es sich nicht nehmen, den nächsten Top Act des Abends auf spezielle Art anzusagen. Den Tambourenverein Domat-Ems, nota bene viermaliger Schweizermeister in der höchsten Stärkeklasse, musste er natürlich im astreinen Sursilvan-Romontsch ankündigen. Was diese Truppe dann auf der Bühne zeigte, insbesondere die letzte Nummer, «Rock Trap», verlangte eine Zugabe, war höchste Trommelkunst. Das sachkundige Publikum spendete frenetischen Beifall.
Nun war es an den «jungen Wilden» des Tambourenvereins, ihr Können unter Beweis zu stellen. Jetzt zeigte sich, dass sich die jahrelange, konsequente Ausbildung und die hervorragende Jugendarbeit ausbezahlt hatte. Unter der Leitung des frischgebackenen Militärtambours Melvin Landis brillierten die Jungaktiven mit der Eigenkomposition «Stick Battle». Hier paarte sich gewagte Schlegel-Akrobatik mit virtuos vorgetragener Trommelkunst.
Vor dem absoluten Höhepunkt des Abends betrat ein weiterer Gratulant die Bühne der Kulturhalle. Gäbe es diese Fasnachtsclique nicht, müsste sie sofort aus der Taufe gehoben werden. Die Panzerknacker Klicke aus Wädenswil, ein weiterer Diamant der Wädenswiler Fasnacht, gratulierte auf ganz spezielle Art: Unerreicht, die Knackis.
Mit der Aufzählung der Orte, an denen die Akteure des Höhepunkts des Jubiläumsabends schon Begeisterungsstürme auslösten, kündigte der Moderator das Top Secret Drum Corps aus Basel an. Deren Auftrittsorte waren Edinburgh, Paris, San Francisco, Düsseldorf, Berlin, Süd-Afrika, Hamburg, Sidney, Moskau, Quebec, Oslo, Bern, Basel und nun – Wädenswil.
Auch wenn die Gefahr besteht, dass man sich hierbei in Superlativen ergeht, gibt es für diesen Auftritt nur ein Wort: Megasupersensationell, und das am Jubiläum des Tambourenvereins und das in Wädenswil!

EPILOG

Am 12. Juli 2012 trafen sich die Jungtambouren, ihre Leiter und die Eltern zum bereits traditionellen jährlichen Grillplausch auf dem Neuhof von Emil Stocker im Schönenberg. Dieser Anlass dient in erster Linie dazu, den Eltern der Jungtambouren den Stand des Erlernten und die erreichten Fortschritte aufzuzeigen. Der Präsident Reto Treichler betonte in seiner Ansprache die Wichtigkeit der Veranstaltung, da hier die Jungtambouren zum Teil das erste Mal die Möglichkeit bekommen würden, ihr Können zu beweisen.

Jungtambouren und Aktive beim Vortrag «Hoppsala».

Sackstarker Vortrag der Aktivtambouren: «s Isebäänli».

Regierungsrat Ernst Stocker.

Stadtpräsident Philipp Kutter.

Die Wadin Schränzer Wädenswil grüssen den Jubilaren musikalisch und schaurig schön.

Die Schumbraders von Domat-Ems beim Vortrag «dr Zigüüner».

Die Supernummer «Rock Trap».

«Stick Battle», einfach sensationell.

«Top Secret Drum Corps» aus Basel.

50 Jahre Tambourenverein: Ein grosser Jubiläumsabend mit einem Superprogramm.

Dani Läng streifte in seiner Ansprache die Teilnahme der Wädenswiler Jungtambouren am kürzlich durchgeführten Jungtambourenfest 2012 in Domat-Ems. Mit sichtlichem Stolz konnte er von den erzielten Erfolgen berichten. Die Jungtambouren Martin Peter und Céline Schmid traten in der höchsten Stärkeklasse, T1, in Domat-Ems an. Ihnen gelangen, bei grosser Konkurrenz, die guten Ränge 20 und 24.
Den Vogel abgeschossen hat aber Jan Höhn. Ihm gelang etwas, was bis heute in der Vereinsgeschichte einmalig ist. In der Stärkeklasse T3 (die tiefste Kategorie bei den Jungtambouren) ertrommelte sich Jan den glänzenden 1. Rang. Erfreulich ist diese Auszeichnung für Jan insbesondere, da es seine erste Teilnahme an einem Fest überhaupt ist, seit er dem Tambourenverein Wädenswil angehört.
Wie oben schon erwähnt, leiten Elyas Sugiarto (technischer Bereich) und Dani Läng (Administration) die Jungtambouren. Sie werden tatkräftig unterstützt von den Instruktoren Melvin Landis und Matthias Bachmann. In vier Abteilungen wurde den Anwesenden der Aufbau der Grundlagen auf dem Böckli, die Anwendung dieser Grundlagen in einfacheren Trommelstücken, aber schon auf der Trommel, die Umsetzung in schwierigere Teile und am Schluss der schon fast perfekte Trommel-Vortrag von angehenden Jungaktiven demonstriert. Man spürte es den jungen Akteuren an, dass sie in allen Abteilungen jetzt schon gewillt waren, ihr Bestes zu geben. Es war augenfällig, dass dieser Wille bei den Vorträgen schon bei den Jüngsten durch die starke Präsenz der Instruktoren noch unterstützt wurde.

Gruppe 1:        «die Jüngsten» Leiter Dani Läng Wirbel/Schlepp
Gruppe 2:        Leiter Melvin Landis Tambolino
Gruppe 3:        Leiter Matthias Bachmann Tambolino / Schlepp
Gruppe 4:        Leiter Elyas Sugiarto Gubileo

Ganz besonders stolz war an diesem Abend Elian Bruno. Nach bestandener Prüfung durfte er die heissersehnte Trommel in Empfang nehmen und sie in der Gruppe 2 sogleich auch benutzen.
Betrachtete man als stiller Zuschauer diese kleine, aber nicht minder aussagekräftige Leistungsschau, spürte man den frischen Wind, der durch die neue Führung bei den Jungtambouren Einzug gehalten hat. Man braucht sich um den Nachwuchs und Fortbestand des Tambourenvereins Wädenswil keine Sorgen zu machen. Man kommt zum Schluss: «Tambourenverein Wädenswil, still going strong.»

VORSTAND 2012

Präsident Reto Treichler
Vize-Präsident Marco Hohl
Technischer-Leiter Nils Landis
Leiter Jungtambouren Elyas Sugiarto
Kassier Ruedi Hohl
Material Matthias Bachmann
Beisitzer Dani Läng
Internet Roman Galliker
   

PRÄSIDENTEN

1962 - 1966     Ruedi Ziegler      
1966 - 1978 Marc Blattmann
1978 - 1991 Jacky Gattiker
2000 - 2001 Roman Galliker
2001 - 2006 Fredi Hagedorn
seit 2006 Reto Treichler
   

TECHNISCHE LEITER

1962 - 1965 Emil Leoni
1965 - 1978 Max Langendorf
1978 - 1980 Beat Landis
1980 - 1982 Max Langendorf
1982 - 1994 Beat Landis
1994 - 2007 Hans Peter Andreoli
2007 - 2008 Pascal Destraz
2008 - 2011 Hans Peter Andreoli
seit 2011 Nils Landis

 



Walter «Cheesy» Tessarolo