Sakkophonie 1958 Wädenswil

Quelle: Jahrbuch der Stadt Wädenswil 1983 von Ennio Maspero / Mic Leuthold

Die Geschichte

Es begann 1956, als die Wädenswiler Jazzband «The Five Saints» noch Verstärkung für die Fasnacht suchte. Die so ausgebaute Jazzformation wurde «Märy Mäckers Gugge Bänd» getauft. Im folgenden Jahr dominierten aber die neuen Musiker mit ihren falschen Tönen derart, dass sich die Jazzer zurückzogen. Die «Überlebenden» blieben indes nicht untätig und suchten sich vor der Fasnacht 1958 Gleichgesinnte. Flugs wurden bei «Kohlen-Treichler» leere Kohlensäcke organisiert, bemalt, Löcher für Kopf und Arme ausgeschnitten, fertig war das Kostüm! Die neue Band wurde – vor allem dem Aussehen wegen – bald Sakkophonie genannt. Die Sakkophonie 1958 Wädenswil, so die offzielle Bezeichnung, war geboren.

Sakkophonie Wädenswil im Gründungsjahr 1958.

Anfänglich zehn Mitglieder umfassend, nahm die Musik quantitativ und qualitativ stetig an Format zu. Spätestens seit dem in Spreitenbach errungenen Vize-Schweizer-Meister-Titel darf man sie zu den besten Guggenmusiken unseres Landes zählen. Gleichzeitig mit dem Ausstieg der Sakkophonie in den 1960er Jahren ging es mit der Wädenswiler Fasnacht bergab. 1971 konnte man höchstens noch aus dem Kalender entnehmen, dass Fasnacht war. Deshalb beschlossen die beiden damaligen Vorstandsmitglieder der Sakkophonie, Ennio Maspero und Walter Tessarolo, wieder einen Fasnachtsumzug zu organisieren. Zu diesem Zweck wurde 1972 die Neue Fasnachtsgesellschaft gegründet und die Organisation der Fasnacht 1973 an die Hand genommen. Trotz geringer Beteiligung von seiten der Wädenswiler Vereine wurde der erste Umzug zu einem schönen Anfangserfolg – die Wädenswiler Fasnacht war auferstanden. Dank dem Eintritt neuer Mitglieder in die NFG konnte sich die Sakkophonie bald wieder zurückziehen. Die Arbeitsteilung war denn auch nötig, bekam die Sakkophonie doch immer mehr Einladungen für Auftritte aller Art im In- und Ausland. So erreichte die Musik glücklich ihren 20. Geburtstag. Zur Feier dieses Anlasses wurde 1977 das erste grosse Wädi-Fäscht auf die Beine gestellt, mit Erfolg übrigens.
Heute geht es in der Sakkophonie etwas gemächlicher zu. Kein Wunder, sind doch etliche Sakkophoniker bereits 15, 20 oder gar 25 Jahre dabei. Die starke Zunahme der Zahl von Gugenmusiken in der Schweiz (es dürften gegenwärtig deren 3000 sein) hat zudem zu einer wahren Überschwemmung von Guggen an jeder Fasnacht geführt. Beide Umstände sorgten dafür, dass die Sakkophonie nur noch eine beschränkte Anzahl von Anlässen besucht. Nebenbei: Das Leben eines Guggers besteht nicht nur aus Vergnügen. Allein harte Arbeit (Proben, Kostüme basteln) garantiert Erfolg – und dieser ist quasi das Lebenselexier einer jeden Guggenmusik, die 25 Jahre und länger existieren will.



Ennio Maspero


Die Zukunft hat mit der Vergangenheit begonnen

1982 feierte die Sakkophonie ihr 25jähriges Bestehen, zusammen mit der NFG, die das 10jährige begiessen konnte. Im September veranstalteten die beiden Vereine, nach zweijähriger Vorbereitungszeit, das zweite Wädi-Fäscht. In diesem Grossanlass, an dem der ganze Betrieb durch die beiden Vereine organisiert und bestritten wurde, mussten alle Mitglieder viel Freizeit investieren. Das Festzelt wurde in Eigenregie aufgestellt und abgebaut, und für alle Arbeiten im Hintergrund opferten manche zwei Wochen Ferien. Der Erfolg unseres Geburtstages belohnte alle zusammen, und jedermann war stolz, ein «Sakkophoniker» zu sein.
Den Erfolg verdankt die Sakkophonie hauptsächlich dem Spielleiter, Ennio Maspero, der mit sehr viel Begeisterung und Elan alle Musikstücke einstudiert, arrangiert und die wöchentlichen Proben leitet. Als ehemaliger Schlagzeuger der «Piccadilly Six» hat er auch das Rüstzeug dazu. Er ist auch heute noch ein sehr guter Kenner der Jazz-Szene und spielt gelegentlich noch aktiv in verschiedenen Formationen mit. Dass wir mit seinem Konzept immer wieder richtig liegen, beweisen die Erfolge in Deutschland, Italien und der Schweiz.

Sakkophonie Wädenswil 1958 am Umzug in Oleggio (Italien).

Auch bei der Sakkophonie gibt es immer wieder Veränderungen. Wir haben viele neue Mitglieder, die gerne bei uns mitspielen. Denn hier wird auch das Kollegiale gross gepflegt.
Wir treffen uns jeweils in unserem Clublokal, das wir selber eingerichtet haben. An den wöchentlichen Treffs am Freitag tauschen Aktiv- und Passivmitglieder viele Erinnerungen aus früherer Zeit aus. Immer wieder sind dort auch ehemalige Sakkophoniker anzutreffen, die immer noch mit dem Verein leben.
Zurzeit zählt die Sakkophonie 29 Aktivmitglieder, die unterteilt sind in verschiedene Bläserregister und den Rhythmus. Gespielt wird auf B-Instrumenten, die mehr oder weniger verbeult sind.
Unser Vereinsleben umfasst die wöchentlichen Proben. Unter dem Jahr spielen wir an verschiedenen Hochzeiten, Firmen- und Privatfesten. Jedes Jahr werden auch Wanderlager und ein Skiweekend organisiert. Höhepunkte sind sodann die Fasnacht, das Schnitzelbankfest, Maskenbälle, Umzüge und diverse Besuche von befreundeten Fasnachtsgesellschaften. Unser Vereinsjahr endet mit der Generalversammlung und einem «Galaabend» für alle Mitwirkenden.



Mic Leuthold