FÜR EIN ATTRAKTIVES ZENTRUM

Quelle: Jahrbuch der Stadt Wädenswil 1999 von Armand Erzinger

So lautete die Überschrift der Volksinitiative einer Wädenswiler politischen Partei vor etlichen Jahren, die letzten Endes wegen Formfehlern dem Stadtrat lediglich als Petition eingereicht werden konnte. Später unterschrieben alle 45 Gemeinderäte ein Postulat, dessen Titel «PoZ Wädi» für Planung offenes Zentrum in Wädenswil steht. Scheiterte der erste Anlauf an Formalitäten, schwand beim zweiten trotz grosser Bemühungen und Vorarbeiten rasch der Wille und der Mut der Politiker, als sich zeigte, dass «harte» Massnahmen nötig sind, um Verbesserungen zu erzielen. Vollends wurden die Fahnen gestrichen, als man sich eingestehen musste, dass der Pelz nicht gewaschen werden kann, ohne ihn nass zu machen. Auch die Finanzknappheit der neunziger Jahre trug das ihre zum Misserfolg bei. Doch ganz vergeblich waren diese Anläufe nicht. Einiges an Grundlagen wurde erarbeitet, und vor allem leben die Ideen weiter.
Heute stehen wir an der Schwelle zu einem weiteren Anlauf. Ich war seinerzeit Mitinitiant der erwähnten Initiative und des Postulats; als Hochbauvorstand ist mir heute die Führung der Raumplanung in Wädenswil übertragen. Ausgangspunkte sind die Erkenntnisse des Stadtrats an seiner letztjährigen Klausur, dass die Standortattraktivität von Wädenswil gesamtheitlich und in zielgerichteten Bemühungen gefördert werden muss. Neben anderen Schritten braucht es eine aktive Liegenschaftenpolitik, und damit eng zusammenhängend, die Raumplanung als politisches Instrument für eine nachhaltige Entwicklung. Dabei kommt dem Kern unserer Stadt eine zentrale Bedeutung zu.
Das Planungs- und Baugesetz des Kantons Zürich (PBG) verpflichtet die Gemeinden, kommunale Richtpläne festzulegen, untergeordnet zum kantonalen und regionalen Richtplan. Der letzte Richtplan in Wädenswil stammt aus dem Jahr 1982. Seit Ende letzten Jahres arbeiten wir an den Festlegungen für etwa die nächsten 15 Jahre. Sehr aufschlussreich und von bedeutendem Stellenwert sind dabei die Ergebnisse der Tagung «Konsumkonzept Zimmerberg» vom April 1999, an der sich etwa 50 Vertreter von Politik, Wirtschaft und weitem Kreisen aus der ganzen Region überraschend deutlich zur Urbanität bekannten, das heisst zur Stärkung der Ortszentren.
Neugestaltung der Oberdorfstrasse, Oktober 1999.
Zentrum Oberdorfstrasse an der Zugerstrasse, Mai 1999.
Dem «Laisser-faire» von Einkaufszentren entlang der A3 steht man skeptisch gegenüber, verschliesst sich trotzdem nicht der Einsicht, dass gerade das Neubüel in Wädenswil eine komplementäre Chance für eine vielfältige Entwicklung in der Region bietet. Doch zurück zum Zentrum von Wädenswil. Wo liegen die Schwerpunkte?
- In der Kernzone kann man wohnen, arbeiten, einkaufen, Freizeit verbringen.
- Die Achse Plätzli − Friedbergstrasse − Gerbestrasse − Zugerstrasse − alte Fabrik − Rosenbergstrasse − Oberdorfstrasse ist für den nicht motorisierten Verkehr wo nötig und möglich zu verbessern.
- Der Bahnhofplatz und seine Umgebung sollen aufgewertet werden.
- Es braucht genügend Parkplätze, und sie müssen am richtigen Ort sein.
- Der motorisierte Verkehr soll in bessere Bahnen gelenkt, allenfalls beruhigt werden.
Die Politik ist gefordert, die nötigen Konzepte und Rahmenbedingungen bereitzustellen. Den Lippenbekenntnissen müssen auch Taten folgen, und ohne Investitionen der öffentlichen Hand lassen sich Verbesserungen nicht erzielen. Als Bürger und Bewohner von Wädenswil sind wir aber auch zur Rücksicht und Toleranz aufgerufen, ohne die eine lebendige Durchmischung im Stadtzentrum nicht möglich ist.
Werden im Neubüel Einkaufszentren und ein Eissportzentrum realisiert?

Wie gehen wir vor? Sicher braucht es Grundkonzepte, auf die sich alle Beteiligten zu einigen haben. Dazu bietet sich der kommunale Richtplan an. Er soll in etwa zwei Jahren festgelegt sein, selbstverständlich unter Mitwirkung des Parlaments. Hingegen kann die Umsetzung nur in einzelnen und pragmatischen Schritten erfolgen, denn bekanntlich sind die finanziellen Möglichkeiten von Wädenswil sehr eingeschränkt. Trotzdem, ohne Investitionen kein Ertrag! Die Standortattraktivität beginnt im Zentrum, sie kommt allen zugute und schafft langfristige Voraussetzungen für ein qualitatives Wachstum unserer schönen Stadt am Zürichsee.




Armand Erzinger,
Hochbauvorstand