POSTPLATZ *

 
Um die Jahrhundertwende wurde die Umgebung des Armenhauses vornehmer: 1896 wurde ein Miet- und Postpalast (Seestrasse 105), 1902–1903 der seeseitige Teil des Merkur (Bahnhofstrasse 5) erstellt. Eben damals stand der Gemeinderat vor der Aufgabe, für die Gemeindeverwaltung eine neue Unterkunft zu finden. Der Brauereibesitzer Fritz Weber-Lehnert, der im Mai 1904 Gemeindepräsident wurde, optierte für den Bau eines Gemeindehauses und zwar an der Stelle des Armenhauses, das an die Peripherie zu verlegen sei. Als Bauplatz stellte er sich zuerst das gesamte Areal, dann, als sich Widerstand abzeichnete, nur den Garten vor.
Aber die Bürgergemeinde verweigerte im März 1905 einen Verkauf, und wenig später wurde die Verwaltung im Freihof (Florhofstrasse 6) installiert.

Fotografie des ehemaligen Postplatzes mit Umgebung, Ausschnitt: die erhöhte Grünanlage am Standort des 1913 abgebrochenen Armenhauses, wo dann das Sparkassengebäude erstellt wurde (Archiv Peter Ziegler).

Einige Jahre später machte ein Konsortium, dessen treibende Kraft wiederum Fritz Weber war, einen neuen Anlauf für eine Aufwertung des Plätzlis. Das Konsortium wollte die Armenhausliegenschaft mit einer neuen Post und einem Miethaus bebauen. Tatsächlich trat die Bürgergemeinde nun die Altliegenschaft ab und baute im Musli ein Bürgerheim; 1913 wurde das Armenhaus abgebrochen. Das Konsortium aber verzichtete schliesslich auf eine Bebauung und schenkte das Areal der Stadt. So entstand der Postplatz: ein Kiesplatz mit einer Grünanlage an der Stelle des Armenhauses.


«Plan zu den Vorlagen betr. Rosenmatt, Rosenhof und Postplatz», aus: Weisungen 1938 (Archiv der reformierten Kirchgemeinde Wädenswil).

Sparkasse auf dem Postplatz: Ersatz-Gemeindehaus

Die Meinung des Konsortiums war, dass der Postplatz oder ein Teil von ihm eines Tages als Bauplatz für einen Bau öffentlichen Charakters genutzt werde. Die Gelegenheit dazu kam in den späten 1930er Jahren. Schon 1937 fasste der Vorstand der Sparkasse den Postplatz als Standort für ein neues Verwaltungsgebäude ins Auge; im Februar 1938 richtete er an den Gemeinderat eine offizielle Anfrage. Kurz darauf wurde der Gemeinde der Rosenmattpark als Geschenk angeboten unter der Bedingung, dass sie die Villa erwerbe und der reformierten Kirche zur Verfügung stelle. Der damalige Gemeindepräsident, Fritz Weber-Lehnerts Neffe Dr. Walter Weber-Bürki (1894–1967) schlug vor, die beiden Geschäfte zu verknüpfen: Mit dem Landverkauf an die Sparkasse bekäme man Mittel für den Kauf der Villa Rosenmatt. Ausserdem gewinne man für das Plätzliquartier einen repräsentativen Neubau. Am 14. Dezember 1938 hatte die Gemeindeversammlung abzustimmen. Die Vorlagen kam durch, wenn auch nicht ohne Widerstand. 1939-1940 realisierte die Sparkasse das neue Verwaltungsgebäude. > mehr