Alte Wädenswiler Familien und ihre Namen

Quelle: Gewerbezeitung Dienstag, 11. Februar 2020 von Peter Ziegler

In mehreren Folgen sollen einige alteingesessene Familien von Wädenswil, Schönenberg und Hütten gewürdigt werden. Es interessieren vor allem die erste Erwähnung, die Verbreitung und die Stellung der Familie in der Gesellschaft sowie die Deutung des Namens und, falls vorhanden, die Beschreibung des Wappens.

Hofmann
Die Familie Hofmann ist in Wädenswil seit 1491 nachweisbar. Damals erhielt Uli Hofmann vom Johanniterorden das Gut «Holzmans Rüti» (heute Holzmoosrüti) zu Lehen. 1516 ist die Rede von Cuni Hofmanns «Oettischwend» (Oedischwänd). 1555 hausten Gangolf und Jakob Hofmann im Oedischwänd sowie Hans und Jakob im Herrlisberg. Felix Hofmann besass 1555 die Wirtschaft Krone in Wädenswil und Hans Hofmann einen Hof im Unterort. Ein zweiter Hans Hofmann nannte im gleichen Jahr den Hof «uff der Wyden» sein Eigen. Die Familie von Jos Hofmann-Gattiker lebte im Jahr 1600 auf dem Hof Gisenrüti, von dem die Frau stammte. 1612 liessen sich Sigrist Hans Jakob Hofmann und Barbara Strickler trauen. Das Bevölkerungsverzeichnis von 1634 belegt neu Familien Hofmann im Dorf und auf dem Hof Chotten. Nicht alle Vertreter der Familie waren in der Landwirtschaft tätig. Der Seiler Peter Hofmann lieferte im Jahre 1682 Seile in die Gemeindemetzg bei der Kirche. Rudolf Hofmann im Luft, erwähnt 1695, war Maurer. Im später zur Schmiedstube genannten Haus wohnte 1738 der Schulmeister Hans Hofmann. 1744 ist vom Schmied Rudi Hofmann und von Hafner Heinrich Hofmann-Kölliker die Rede. Weit über Wädenswil hinaus bekannt war der Sohn des Hafners, der Ofenmaler und Zeichner Johann Jakob Hofmann (1730–1772), dem man 61 lavierte Tuschzeichnungen der Stadt Zürich und der Zürichsee-Dörfer verdankt. In Schönenberg waren die Hofmann auf dem Bauernhof Wisserlen (1707) und in Hütten im Langmoos (1705) sesshaft. Der Familienname Hofmann ist vom mittelhochdeutschen Wort «hoveman» abgeleitet und bedeutet Verwalter eines Landgutes, Besitzer oder Pächter eines Bauernhofes. Das Familienwappen wird wie folgt beschrieben: Im Wolkenschnitt gespalten von Silber und Blau mit je einem goldenen Stern. Und für eine andere Version gilt die Beschreibung: Im Wolkenschnitt gespalten von Blau mit goldenem Stern und Silber mit schwarzem Hauszeichen.
Hofmann.

Hofmann.


Hottinger
Die Familie Hottinger, ursprünglich aus Hottingen bei Zürich stammend, ist 1484 in Rüschlikon belegt. Von dort zog 1579/80 Hans Heinrich Hottinger als Landwirt auf den Hof Schründlen in Wädenswil, der während Generationen den Stammsitz der Familie bildete. Zwischen 1596 und 1614 kam das 1518 erbaute Büelenhaus (Büelenweg 9) in den Besitz der Familie Hottinger und blieb es bis 1780. 1634 war die Familie zudem auf den Höfen Opfisau (Brunnenhof) und Steinacher vertreten. 1646 registrierte man bereits neun verschiedene Familien Hottinger, von denen acht in der Ortwacht – Naglikon bis Büelen – lebten. 1658 werden Hottinger auf den Höfen Luggenbüel und Schründlen erwähnt, 1660 an der Oberen Seferen, 1694 im Strasshuus, 1718 in der Gisenrüti und 1752 im Furthof. Im 19. Jahrhundert zog die Familie zudem ins Oedischwänd und auf den Hof Im Zopf. Wie die Familien Blattmann und Hauser bekleideten auch die Hottinger in der Gemeinde verschiedene Ämter. Heinrich Hottinger im Büelen war 1662 Säckelmeister, Hans Heinrich im selben Jahr Kirchenpfleger und Schützenmeister. Conrad Hottinger-Hauser wird 1690 als Batzenvogt erwähnt, Jakob Hottinger-Baumann 1744 als Ehegaumer und Geschworener, Hans Caspar Hottinger 1771 als erster «Hirschen»-Wirt. Der 1841 verstorbene Landwirt Heinrich Hottinger-Sträuli im Furthof war Schulpfleger
Hottinger.

Hotz
Der Steuerrodel von 1455 nennt Ruedy Hotz im Wädenswiler Berg und jener von 1461 Ruedi und Konrad Hotz an der Egg im Richterswiler Berg. Dort war noch 1568 ein Landwirt Rudolf Hotz ansässig. Um die Mitte des 17. Jahrhunderts lassen sich Angehörige der Familie auch in Richterswil und Hütten nachweisen. Zwischen 1655 und 1657 zog der Schärer Hans Jakob Hotz von Richterswil nach Wädenswil um. Ein Konrad Hotz betätigte sich hier 1683 als Seidenfärber: ein Beruf, der sich in der Familie vererbte und von ihr noch bis 1850 im Gewerbehaus unterhalb der Kirche ausgeübt wurde. Am selben Ort stellte der 1728 geborene Rudolf Hotz-Theiler als Büchsenschmied Gewehre her. Ein anderer Zweig der Familie trat – wie in Richterswil – als Bader und Chirurgen in Erscheinung. So 1686 Barbier Jakob Hotz im Luft, der 1701 geborene Chirurg Hans Heinrich Hotz-Blattmann und Chirurg Hans Jakob Hotz-Blumer, der 1708 auf die Welt kam. 1714 wird Chirurg Hans Jacob Hotz auf dem Boller genannt. Auch der 1738 geborene Hans Jakob Hotz-Hauser und der 1740 geborene Johannes Hotz-Hüni wirkten später in Wädenswil als Chirurgen. Der Familienname wird auf das Verb «hotze» zurückgeführt, das «schaukeln» bedeutet und einen Menschen mit schaukelndem Gang bezeichnet. Das Familienwappen zeigt in Blau zwei abgewendete, goldene Halbmonde, überhöht von einem sechsstrahligen, goldenen Stern.
Hotz.


Huber
Die Hube bezeichnete im Mittelalter ein Landmass von rund 40 Jucharten Ausdehnung. Der Mann, der dieses Areal, meist ein grosser Lehenhof bewirtschaftete, hiess Huber. In Wädenswil erscheint die Familie erstmals 1510 mit «Uolrich Huober», sesshaft «unter den obern Eichen». 1555 ist Schiffsmann Huber auf dem Gut Mülibach nachweisbar. 1629 liess sich Weibel Hans Huber mit Elisabeth Brunner trauen. 1634 wohnten Familien Huber im Dorf, in der Ortwacht, auf der Hinteren Fuhr und auf Unter Eichen, womit das an die Eichmüli grenzende Gebiet beim späteren Waisenhaus gemeint ist. Hier standen die Huberhäuser, die 1846 abbrannten, worauf man dort das Waisenhaus baute. Im Berg lebte die Familie von der Landwirtschaft und der Schneiderei. Im Dorf hingegen arbeitete man in anderen Berufen: Jacob Huber 1683 als Tischmacher, Diethelm Huber im Luft 1685 als Schuhmacher. Die 1690 erwähnten Brüder Daniel und Heinrich Huber im Haus Walfisch waren Fischer. 1740 und 1741 werden die Gerber Konrad und Jakob Huber erwähnt. Bekannt waren Landschreiber Johann Jakob Huber (1752–1835) sowie dessen Sohn Karl Adolf Huber (1811–1889), Staatsschreiber von 1859 bis 1861. Um die verschiedenen Familien unterscheiden zu können, sprach man in Wädenswil zum Beispiel vom Huber im «Löchli» (Unterer Sandhof), vom «Beeri-Huber» im Furthof von den Huber auf Felsen und im «Walfisch». In Schönenberg sind Familien Huber auf den Höfen Hinterberg (1711), Säubad (1773) und Rotenblatt (1783) nachgewiesen. Das Wappen von 1767 in der reformierten Kirche Wädenswil zeigt in Silber einen steigenden, goldenen Löwen auf grünem Boden.
Huber.

Isler
Im Steuerrodel von 1461 ist «Hensly Yssler» verzeichnet, 1483 bewirtschaftete ein Andres Isler den Bauernhof Grindel (heute Neutal) und Ruodi Isler hatte 1496 den Hof Unter Eichen (später Zollinger-Häuser) zu Lehen. Heini Isler wohnte 1521 «auf Himmelsrych» (Himmeri), Werner Isler 1568 im Waggital. 1634 erscheinen die Isler im Geissferen und auf dem Hof Beichlen, der bald den wichtigsten Wohnsitz der Familie bildete. In Hütten bewirtschaftete die Familie Isler ab dem 17. Jahrhundert den Hof Segel. Kaspar Isler war 1667 Sattler in Wädenswil. Meister Heinrich Isler bei der «Krone» arbeitete 1719 als Zimmermann; zwischen 1742 und 1798 erscheinen in den Quellen die Tischmacher Heinrich, Jacob und Caspar Isler. Der Wächter Johannes Isler schuf 1769 ein aquarelliertes Panorama, das Wädenswil vom See her zeigt. Das Geschlecht stammt vermutlich vom Hof Islen in der Gemeinde Gossau ZH ab. Das Familienwappen zeigt in Blau einen goldenen, sechsstrahligen Stern.
 
Kleiner
Das Gültprotokoll von 1472 erwähnt die Brüder Kleiner am Wäschbach in Hütten. Jakob Kleiner wird 1525 als Wirt zur Krone Wädenswil genannt. 1602 liess sich Heinrich Kleiner in Wädenswil mit Christina Vollenweider von Aeugst am Albis trauen. Die Familie, deren Name auf eine Person von geringer Körpergrösse zurückgeht, war vor allem im Raum Schönenberg verbreitet. Dort bewirtschaftete sie im Jahre 1634 die Höfe Rotenblatt, Säubad (seit 1906 Neubad) und Schwarzenbach. Thomas Kleiner starb 1695 im Kriegsdienst in den Niederlanden. Die Weinschenke zur Tanne der Familie Kleiner war im Jahre 1804 Sammelort unzufriedener Landleute, die sich im Bockenkrieg gegen die Zürcher Regierung auflehnten. Besonders aktiv war in diesem Aufstand der Bruder des Tannenwirts, Hauptmann Kleiner. Er wurde wegen Rebellion angeklagt und am 16. Mai 1804 in Zürich durch das Schwert hingerichtet.
 




Peter Ziegler