Weiler Furthof

Quelle: Kleine Schriften zur Zürcher Denkmalpflege, Heft 2 von Peter Ziegler

Gesamtansicht des Furthofs von Südosten. Von links nach rechts: Ehemaliges Trottgebäude Vers.-Nr. 1251, erbaut im 18. Jahrhundert, zum Wohnhaus umgebaut 1903. Wohnhaus Vers.-Nrn. 2542/1250, erbaut 1531/32. Ehemaliges Trottgebäude Vers.-Nr. 1249, erbaut im 18. Jahrhundert, seit 1864 Waschhaus.

Lage

Die Baugruppe des Furthofs, seeseits der Autobahn und nahe der Raststätte Herrlisberg gelegen, tritt auf dem äussersten Moränenwall des Zimmerbergs oberhalb Wädenswil markant in Erscheinung. Sie besteht aus Wohnhaus, ehemaliger Trotte, Speicher und zwei Scheunen.
Situationsplan. Massstab 1 : 2 500.
1 Vers.-Nr. alt 351 b Schopf, bestehend 1813, abgebrochen 1856.
2 Vers.-Nr. alt 351 c Scheune, bestehend 1813, abgebrochen 1848.
3 Vers.-Nr. alt 353 c Scheune, bestehend 1812, abgebrochen 1887.
4 Vers.-Nr. alt 354 d Scheune, bestehend 1812, abgebrochen 1855.
5 Vers.-Nr. 1242 Feldscheune «Mangeli», erbaut 1820–1821.
6 Vers.-Nr. 1245 Waschhaus, erbaut 1820.
7 Vers.-Nr. 1246 Wohnhaus, bestehend 1813, abgebrochen um 1964.
8 Vers.-Nr. 1247 Scheune, erbaut 1883.
9 Vers.-Nr. 1248 Wohnhaus und Scheune, bestehend 1812.
10 Vers.-Nr. 1249 Trottgebäude, erbaut im 18. Jahrhundert, ab 1864 Waschhaus.
11 Vers.-Nrn. 1250/2542 Doppelwohnhaus, erbaut 1531–1532. Nordöstliche Hälfte Vers.-Nr. 1250. Südwestliche Hälfte Vers.-Nr. 2542.
12 Vers.-Nr. 1251 Trottgebäude, erbaut im 18. Jahrhundert, ab 1903 Wohnhaus.
13 Vers.-Nr. 1252 Scheune, erbaut 1875–1877.
14 Vers.-Nr. 1272 Scheune, erbaut 1818.
15 Vers.-Nr. 1329 Scheune, bestehend 1812.

Ziel der Renovation

Zwischen 1986 und 1994 galt es, in Etappen alle Gebäude auf dem Furthof aussen und innen zu renovieren. Ziel der Innenrenovation des Wohnhauses von 1532 war die Erhaltung der originalen Raumdisposition und der Ausstattung.

Geschichte

Im 13. Jahrhundert legte das Kloster Wettingen im Wädenswiler Berg verschiedene Rodungshöfe an, auf denen Ackerbau und Viehzucht getrieben wurde. Güter auf Herrlisberg werden bereits 1270 genannt. Aus diesem Grosshof durfte der 1450 erstmals erwähnte Furthof abgespalten worden sein. 1483 erhielt dessen Besitzer, Heini Fuchs einen Lehenbrief des Johanniterhauses Wädenswil. Das Jahrzeiturbar der Kirche Wädenswil von 1555 nennt Hans Hauser als Eigentümer des Furthofs, welcher 1568 Haus, Hofstatt, Scheune, Krautgarten, Hauswiese, Ackerland, Wiesland, Weideland und Waldweide umfasste. 1607 teilten die Bruder Melchior und Niklaus Hauser den Hof erstmals auf. 1781 wurde die eine Haushälfte über die weibliche Linie der Familie Hauser an Kaspar Hottinger vererbt.
Oben links: Giebelbetonte Hauptfassade des Blockbaus von 1531/32. Oben rechts: Querschnitt durch die beiden Küchen mit Ansicht des Kamins und der Wohngeschosse. Sichtbar ist zudem die Erschliessung des Gebäudes.


Im Jahre 1801 war der Furthof ganz auf Vieh- und Milchwirtschaft ausgerichtet. Nebst dem Wohnhaus wies er nun ein Trotthaus, vier Scheunen und eine Sennhütte auf. Die beiden Hofhälften gehörten Jakob Hausers Erben und Seckelmeister Kaspar Hottinger. Die Nachkommen des letzteren behielten ihren Besitz über das ganze 19. Jahrhundert. Mit der Familie Höhn, die 1817 von den Schneebeli abgelöst wurde, kam ein Hausteil erstmals an einen Eigentümer, welcher nicht von der Familie Hauser abstammte. 1847 gehörte der Furthof wieder ganz der Familie Hottinger. Sie liess 1864 das Trottgebäude Vers.-Nr. 1249 zum Waschhaus umbauen, 1875 die Scheune Vers.-Nr. 1252 erstellen und 1903 das Trottgebäude Vers.-Nr. 1251 zum Wohnhaus umnutzen.

Kunstgeschichtliche Würdigung

Das Haupthaus der Gebäudegruppe Furthof, Vers.-Nrn. 1250 und 2542, ist ein giebelständiger Blockbau mit Reihenfenstern. Er erhebt sich über dem leicht erhöhten Kellergeschoss mit zwei Voll- und zwei Giebelgeschossen. Die Dendrodatierung des Bauholzes der Blockkonstruktion ergab die Fallzeit Winter 1531/32. Das Doppelbauernhaus Furthof gehört damit zu den ältesten erhaltenen Wohnbauten im Wädenswilerberg. Zusammen mit dem alten Büelenhaus und einem Blockbau auf Stocken verkörpert es die von alpenländischer Bauweise hergeleitete Architekturschicht, welche sich in dieser Gegend bis ins 16. Jahrhundert hielt und dann mehr und mehr verschwand. Das Gebäude wurde offenbar bereits als Doppelwohnhaus errichtet und erfuhr in den folgenden Jahrhunderten äusserlich kaum Veränderungen. Erst 1744 erhielt es den heutigen steilgiebeligen Dachstuhl. Die südöstliche Giebelfassade zeichnet sich durch die Fensterreihen der zwei nebeneinander liegenden Stuben, die zugehörigen Falläden und sechs Flugsparrendreiecke aus, von denen die beiden obersten unter der vorgesetzten Bretterverkleidung liegen. Die nordwestliche Giebelfassade und die nordöstliche Traufseite sind verputzt.
Oben links: Längsschnitt mit Ansicht der Sparrenlage. Oben rechts: Grundriss des Wohngeschosses mit zwei Stuben und zwei grossen Küchen.

Auf der südwestlichen Traufseite kragt im Obergeschoss eine verbretterte Veranda vor. Darunter befindet sich die einläufige Steintreppe mit massiv gebautem Geländer. Die erneuerte Sandsteinplatte an dessen Stirn erinnert an «Hans Caspar Hodiger (Hottinger) 1784». Das Innere hat bloss in der Ausstattung, kaum aber in der Raumteilung Änderungen erfahren. Im Erdgeschoss liegen zwei nach Südosten gerichtete, getäferte Stuben, gegen Nordwesten zwei grosse Küchen. In jeder Stube steht ein Kachelofen. Jener im östlichen, kleineren Raum, mit blau-weissen Kranz- und Lisenenkacheln, ist am Sandsteinantritt der Ofentreppe mit 1751 datiert und tragt auf einer Blattkachel das Wappen der Hauser mit Inschrift «Hans Jacob Huser, Schützen Meister». Die kassettierte Holzdecke in der gleichen Stube ist mit Intarsien-Imitationen dekorativ bemalt, der Unterzugsbalken mit religiösen Sprüchen versehen:
Blau-weisse Ofenkachel mit Inschrift: Hans Jacob Hauser, Schützenmeister.

«Du solt anbetten den Herren dinen Gott, und ihm allein Dienen. Anno 1752.» «Wann Du genossen hast Speis und Trank so sag dem Herren Gott lob und Danck.»
Links: Wohnstube im Erdgeschoss des Hauptgebäudes, mit Spruch von 1752 auf dem Unterzugsbalken. Rechts: Kachelofen mit bemalten Fries- und Eckkacheln in der kleineren Wohnstube.

Der Kachelofen in der mit Täfer, Einbaubuffet und zwei gestemmten Nussbaumtüren geschmückten grösseren Wohnstube trägt die Signatur «D.K.H.Z.H. 1796» und ist damit David Kölliker, Hafner zu Horgen, zuzuweisen. Über den Feuerstellen erhoben sich bis vor kurzem mächtige offene Rauchfänge. Die Kielbogen der Kammertüren zeugen ebenso von der Tradition der Zimmermannsgotik wie die Brustriegel unter den Fenstern der Obergeschosse. Ein schmiedeiserner Türklopfer aus dem 18. Jahrhundert lässt sich in eine ganze Reihe ähnlicher barocker Kunstschlosserarbeiten der Gegend einordnen. Das nördlich des Wohnhauses gelegene ehemalige Trottgebäude Vers.-Nr. 1249, ein unterkellerter zweigeschossiger Massivbau mit Satteldach und Sichtfachwerk im südöstlichen Giebelfeld, durfte aus dem 18. Jahrhundert stammen. Es wurde 1864 zum Waschhaus umgebaut und dient heute, nach umfassender Instandstellung des Innern und des Äusseren, nur noch Lagerzwecken. Bis zum Jahre 1903 war das Gebäude Vers.-Nr. 1251 südlich des Blockbaus eine Trotte. Dann versetzte man die zirka 15 Meter lange Baumtrotte des 17. Jahrhunderts in die 1875 erbaute Scheune Vers.-Nr. 1252, welche 1988 instandgesetzt und neu eingedeckt wurde. Bis 1969 diente die Trotteinrichtung zum Pressen von Obst; sie blieb mit allem Zubehör erhalten. Das nun leere einstige Trottgebäude gestaltete man 1903 zum Wohnhaus um. Dabei ersetzte man das geknickte Satteldach durch ein gerades; und das Fachwerk verschwand unter einem Verputz mit Ecklisenen nach damaligem Geschmack.
Links: Ehemaliges Trottgebäude vor dem Umbau 1903 (links) und Wohnhaus (rechts). Zustand um 1900. Rechts: Ehemaliges Trottgebäude Vers.-Nr. 1249 aus dem 18. Jahrhundert, seit 1864 Waschhaus.

Anlässlich der jüngsten Aussen- und Innenrenovation wurde das erste Dachgeschoss zu Wohnzwecken ausgebaut. Vor dem Hauptgebäude dehnt sich ein mit Buchshecken eingefasster Bauerngarten aus dem 18./19. Jahrhundert aus. Seit 1996 steht hier ein neuer hölzerner Gartenpavillon. Zum Furthof gehört auch die 1820/21 gebaute Feldscheune «Mangeli» Vers.-Nr. 1242 am Abhang gegen den Zürichsee. Bauzeichnerlehrlinge stellten das Zeugnis bodenständigen Zimmermannshandwerks 1992 wieder instand. Man sanierte die Bausubstanz und erneuerte die Hocheinfahrt und das Tenntor. Dank den umfassenden Renovationsarbeiten an allen Gebäuden des Furthofs in den Jahren 1986 bis 1994 blieb eine über Jahrhunderte gewachsene bäuerliche Hofgruppe von hervorragendem kulturgeschichtlichen Wert erhalten.
Links: Scheune Vers.-Nr. 1252, erbaut 1875, nach der Renovation von 1988. Rechts: Die 1820/21 erbaute Feldscheune «Mangeli», Vers.-Nr. 1242, am Abhang gegen den Zürichsee.

Schutz

Wohnhaus und Waschhaus wurden 1979 als Schutzobjekte von kantonaler Bedeutung ins überkommunale Inventar aufgenommen. Die Scheune Mangeli ist seit 1992 regional eingestuft.

Literatur

Christian Renfer, Die Geschichte des Furthofs ob Wädenswil. Jahrbuch der Stadt Wädenswil 1985, Wädenswil 1985, S. 63–79. – Zürcher Denkmalpflege, 12. Bericht 1987–1990, Zürich 1997, S. 324–329.

 




Peter Ziegler