Die Schweiz liegt auf dem Lande», schrieb der im Zürcher Oberland aufgewachsene Lehrer und Dichter Albin Zollinger in seinem Roman «Pfannenstiel». Mit diesem bildhaften Ausdruck wies er auf die wertvollen Unternehmungen vor allem auf kulturellem Gebiet hin, die immer wieder von der Landschaft ausgehen; im Fall unserer Betrachtung von Wädenswil.
1958, vier Jahre nach dem in Zürich gegründeten Schweizerischen Bund für Jugendliteratur (als Landessektion des 1953 in Zürich erstandenen Internationalen Kuratoriums für das Jugendbuch), wagte die Zürcher Kantonsgruppe unter der zielbewussten Leitung von Arnold Lüthi, Wädenswil, die Herausgabe des deutsch-schweizerischen Jugendbuchverzeichnisses «Das Buch für Dich». Seit 20 Jahren erhalten die Schüler vom 1. bis 9. Schuljahr in unserem Kanton diesen bebilderten Führer für den Weg zu den besten alterseigenen Jugendbüchern. Durch fortgesetzte Verbesserungen und Initiativen schlossen sich später die meisten Kantone der deutschen Schweiz an.
Was das heisst, die wachsende Bücherflut zu meistern, gegen 500 Titel aus Tausenden von Neuerscheinungen auszuwählen, dazu eine ähnliche Zahl aus dem wertbeständigen Lesegut früherer Jahre zu bestimmen, sollte in Elternkreisen immer mehr erkannt werden. Jugendbuchkenner, Lehrer, Schriftsteller, Bibliothekare und Buchhändler arbeiten fruchtbar zusammen. Die Eignung eines Buches für ein bestimmtes Alter ist entscheidend, nicht die Verlockung farbenprächtiger, teurer Verlagsprospekte!
Der deutsche Ansturm verlangt unsere Besinnung allein schon auf die sprachlichen Einflüsse, wenn Ausdrücke sich häufen, wie verpetzen, die Butzen zeigen, die Humpel, Macke, jobben, ran, doof, dufte, die oft schon in Geschichten für das erste Lesealter vorherrschen, für die unsere Kleinen aber bestimmt nicht «goldrichtig in die Kurve gehen». Die ehrenamtlich wirkende interkantonale Arbeitsgemeinschaft ist aufgeschlossen der sich verändernden Welt gegenüber, aber ebenso sich bewusst, dass es Grenzen gibt gegenüber Büchern, die nur aus Gewinnabsichten auf den Markt geworfen werden. Es ist glücklicherweise heute noch wahr, was Herder gesagt hat: «Kinder sind heilig Horchende.» Es lohnt sich daher für Eltern und Lehrer, sich Jahr für Jahr mit diesem Jugendbuchführer zu befassen, denn das gute, dem Alter entsprechende Buch ist nach wie vor ein bedeutender Bildner und Miterzieher.
Aus dieser Erkenntnis ist 1928 das Schweizerische Jugendschriftenwerk entstanden. Zwölf Hefte verlockten die Kinder in einer Zeit wuchernder Schundliteratur unter der Jugend. Heute hat das in der ganzen Welt bisher einzigartige Lesewerk bald 1500 Titel erreicht.
Einzigartig in aller Welt ist auch das jährliche Verzeichnis «Das Buch für Dich» der Zürcher Kantonsgruppe für Jugendliteratur. In keinem Land bringen gemeinnützig wirkende, am Verkaufserfolg nicht beteiligte Jugendbuchkenner und Jugendfreunde ein Heft über gehaltvolle, anziehende Bücher in einer Auflage von über 300‘000 heraus. Ein Blick in Kioske zeigt, dass der Kampf gegen neue Formen untergeistiger Massenware weitergehen muss. Buchtexte, wie «Vito hat beschlossen, Fanuci zu töten», finden wir ähnlich in Dutzenden von Neuerscheinungen. Immer ungehemmter gebärden sich vor allem die Texthinweise auf den Umschlagsblättern deutscher Jugendzeitschriften. So stand auf dem Titelblatt einer Nummer von «ran», einem Massenblatt aus Köln, in Grossdruck unter einem verführerischen Mädchengesicht in drei Spalten: