Die Milchstrasse

Quelle: Jahrbuch der Stadt Wädenswil 1976 von Peter Friedli
Melken mit der Maschine.
Filtern der Milch.

Abkühlen der Milch auf 4 Grad.
Absaugen der Milch vom Container ins Tankfahrzeug.

Im Jahrbuch 1975 berichteten wir von den alten Senntenbetrieben der ehemaligen Herrschaft Wädenswil und von der Viehprämierung. Diesmal soll der Weg der Milch in der heutigen Landwirtschaft Wädenswils etwas genauer betrachtet werden.
Etwa zehn Jahre nach der Gründung der Obstverwertungsgenossenschaft OWG im Jahre 1895 schlossen sich die Bauern zu einer Molkereigenossenschaft zusammen. Das heutzutage moderne Unternehmen zählt 165 Genossenschafter und beschäftigt 44 Angestellte.
Wie seit Generationen steht der Bauer frühmorgens und abends im Stall und melkt seine Kühe. Die meisten Landwirte verrichten diese Arbeit heute mit der Melkmaschine. Vor dem Stall steht ein blitzsauberer Metallbehälter oder Container, in welchem die Milch gelagert wird; ein Kühlaggregat hält sie auf einer konstanten Temperatur von 5 Grad. Die Kühlanlage wird von der Genossenschaft, der «Molki», zur Verfügung gestellt, für den Container bezahlt der Bauer die Hälfte, während die Melkmaschine Privatsache ist. Jeden Morgen stellt der Bauer seinen gefüllten Container an die Strasse, damit dieser nach genauem Fahrplan durch ein Milchtank-Fahrzeug entleert werden kann. In der Molkerei wird nun die Milch der 89 Lieferanten bei 90 Grad pasteurisiert. Die tägliche Einlieferung beträgt im Durchschnitt 12‘000 Liter. 3000 Liter werden dem Handel und dem Milchverband in Zürich geliefert, während 8200 Liter zu Pastmilch, Milchdrink, Schlagrahm, Quark oder Weichkäse verarbeitet und den Grossabnehmern, wie Coop Hinwil, verkauft werden. 625 Liter offene Milch gelangen in den eigenen Läden BoIler, Farbhof, Buck, Krähbach, Au, Au Matte, Feldhof Thalwil und in Richterswil zum Konsumenten; drei Milchführer vertragen die restlichen 175 Liter in Lieferwagen an zahlreiche Privathaushaltungen. Als Spezialist liefert die «Molki» täglich koscher verarbeitete Milch an verschiedene jüdische Gemeinschaften in Zürich sowie auch koscher hergestellten Weichkäse.
Die Milch wird streng kontrolliert: Keimzahlen, Krankheitserreger usw. werden mittels exakter Tests geprüft, um dem Konsumenten eine regelmässige und einwandfreie Qualität zu garantieren. Im Übrigen sind die Witze um «blaue» Milch verschwunden; seit 1964 gibt es keine Panscher mehr. Der Landwirt selber erhält jeden Monat seine Milchabrechnung.
Trotz dieser nüchternen Zahlen steht hinter dem Produkt wie eh und je der freie Bauer, der sein Heimwesen nicht als Fabrik betrachtet, sondern seinen Hof und Boden wie seine Tiere pflegt und liebt. Trotz Maschinen und Rationalisierung hat der Wunsch nach «vil Glück im Stall» nichts an Bedeutung verloren.

Pasteurisierungsanlage in der Molkerei und Abfüllen der Pastmilch.





Peter Friedli