Paul Rothenhäusler
Max Brupbacher Geschäftsführer
Zu Beginn der 1820er Jahre besass Heinrich Zollinger hinter der Säge am Sagenrain eine Kerzenfabrik, und Hans Heinrich Streuli produzierte in der Liegenschaft „Felsenhof“ Seife und Kerzen. 1826 erwuchs diesen Unternehmen Konkurrenz: Johann Jakob Sträuli (1792-1867) von Horgen eröffnete in seinem Haus zum „Sonnenberg“ an der Seefahrt in Wädenswil ebenfalls eine Kerzengiesserei und Seifensiederei. In seinem Betrieb bildete Sträuli auch seinen um fünf Jahre jüngeren Stiefbruder aus. Dieser zog 1831 nach Winterthur und baute dort eine eigene Seifensiederei auf, die heutige Sträuli AG für Wasch- und Reinigungsmittel. Der Sohn des Gründers des Wädenswiler Unternehmens, Heinrich Sträuli-Ammann (1820-1866), war ebenfalls im väterlichen Betrieb tätig. Er starb aber schon mit 46 Jahren, ein Jahr vor seinem Vater. So musste von 1867 an Witwe Anna-Margaretha Sträuli-Ammann die Seifenfabrik selber führen. Die minderjährigen Söhne Heinrich, Jakob und Carl und die Tochter Emilie halfen nach der Schule tüchtig mit. Es waren harte Zeiten. Nur zu oft wurde ein misslungener Seifensud in den Zürichsee geschüttet. Da der älteste Sohn Heinrich keine Lust hatte, den Seifensiederberuf zu erlernen, verliess der jüngere Bruder Carl Sträuli (1855-1929) die Heimat, um sich in Deutschland auszubilden. 1876 kehrte er als Meister nach Wädenswil zurück und entwickelte mit seinem Bruder Jakob zusammen den Betrieb weiter. Die Räumlichkeiten an der Seefahrt wurden bald zu eng. Erweiterungsmöglichkeiten gab es nicht, den seit der Eröffnung der linksufrigen Seebahn im Jahre 1875 waren die Fabrikgebäude zwischen Seeufer und Bahnlinie eingeklemmt. So reifte der Plan, an einem günstigeren Standort neu, moderner zu beginnen. 1886 erwarben die Brüder Sträuli ein Grundstück an der Reidholzstrasse, der heutigen Einsiedlerstrasse, und legten den Grundstein zum jetzigen Firmensitz. 1922 zog sich Jakob Sträuli vom Geschäft zurück. Carl bat deshalb seinen Sohn Louis Sträuli-Dietiker (1891-1962), der damals eine Oelraffinerie in Malaga leitete, ins väterliche Unternehmen einzutreten. Schweren Herzens gab Dr. Louis Sträuli seine Stellung in Spanien auf, um in vierter Generation die Leitung der Firma zu übernehmen. In den 1930er Jahren stellte die Firma Sträuli die Kerzenfabrikation ein. Man verlegte sich nun ganz auf die Herstellung von Kernseifen, Seifenflocken und seifenhaltigen Waschpulvern. 1932 erfolgte die erste Erweiterung der Fabrik und der Bau einer Dampfkesselanlage. Mit der modernen Waschmittelherstellung im Sprühverfahren drängte sich 1946 ein weiterer Ausbau der bestehenden Anlagen auf. 1950 erfolgte die Umwandlung des Unternehmens in eine Familien-Aktiengesellschaft. 1955 trat der Sohn von Dr. Louis Sträuli, Carl Alfred Sträuli, - Vertreter der fünften Generation – in die Firma ein, die er seit 1962 leitet. Die Erweiterung des Maschinenparks ermöglichte die kontinuierliche Herstellung hochwertiger Toilettenseifen. Durch einen weiteren Ausbau des Unternehmens sollen die auswärtigen Lager- und Verarbeitungsstellen integriert und der Betriebsablauf rationalisiert werden.
Die Seifensiederei Sträuli an der Seefahrt, 1886.
Peter Ziegler
1820 taten sich der aus Uetikon am See kommende Elsässer Louis Rensch und der Geschirrfasser Johannes Isler aus Wädenswil zusammen, um auf der Basis von Heimarbeit eine kleine Baumwoll- und Wollweberei zu betreiben, die sich aber wenig erspriesslich entwickelte. Bereits 1826 trennten sich die Teilhaber in Freundschaft, und Louis Rensch führte das Geschäft alleine weiter. 1830 baute er am Krähbach eine eigene Spinnerei.
Tuchfabrik Pfrenninger und Brauerei Wädenswil zu Beginn des letzten Jahrhunderts.
Zwei Jahre später schloss er sich mit dem Lederhändler und Grosskaufmann Heinrich Hauser zur Treu zusammen. Nun hatte das Unternehmen genügend Mittel, um bei der Giessenmühle eine grössere Liegenschaft am See zu kaufen, wo die neue Firma „Rensch & Hauser“ wollene und halbwollene Stoffe herstellte. 1853 starb der Teilhaber Heinrich Hauser; sein Nachfolger wurde Gottfried Hauser-Landis zum Freihof. Wenig später nahm der kinderlos gebliebene Louis Rensch seinen Neffen Wilhelm Pfenninger zu sich ins Geschäft. Nachdem Rensch 1876 gestorben war und Wilhelm Pfenninger und Gottfried Hauser das Unternehmen allein weitergeführt hatten, erlosch die Firma Rensch & Hauser Ende September 1887.
Die als Ersatz gegründete neue Kommanditgesellschaft Pfenninger & Co. besass zwei Wohnhäuser, eine mechanische Weberei, eine Wollspinnerei, ein Dampfkesselgebäude, eine Trocknerei, eine Färberei, ein Waschhaus sowie verschiedene Magazine. Als einer der ersten Unternehmer der wollverarbeitenden Industrie führte Wilhelm Pfenninger-Öchslin 1894 eine Art Gewinnbeteiligung für die Arbeiter ein. 1897 ging der letzte Teil der kleinen Giessen-Halbinsel in Firmenbesitz über. 1904 erfolgte der Bau eines grossen Fabrikgebäudes für Weberei und Appretur. Aus der kleinen Handweberei war nun eine bedeutende Tuchfabrik geworden.
Wilhelm Pfenninger (1871-1950), Sohn des Wilhelm Pfenninger-Öchslin, führte das Unternehmen in dritter Generation. Er bestimmte massgeblich die Geschicke des Hauses während des Ersten Weltkrieges und in der Zwischenkriegszeit. Hans Pfenninger-Roth (1899-1968) übernahm 1930 von seinem Vater die Direktion und dehnte das Fabrikationsprogramm mit zunehmendem Erfolg auf Damenstoffe aus. Die Krisenzeit der 1930er Jahre und die Betriebsführung während des Zweiten Weltkrieges prägten seine Persönlichkeit in hohem Masse.
Auf leistungsfähigen Maschinen – die Weberei war als erste schweizerische Tuchfabrik mit den umwälzenden Sulzer-Maschinen ausgestattet – wurden in den Jahren 1950 bis 1965 mit einer Belegschaft von rund 320 Personen jährlich über 600 000 Wollstoffe produziert. Gegen Ende der 1960er Jahre verschlechterte sich indessen die Ertragslage des seit 1962 von Hansjörg Pfenninger-Mettler in fünfter Generation geführten Textilunternehmens, denn die Verhältnisse auf dem Weltmarkt für Wollindustrie hatten sich grundlegend geändert. 1971 wurde daher der Entschluss gefasst, die Produktion auf die Tuchfabrik Schild AG in Liestal zu übertragen. Schrittweise wurden nun in Wädenswil die verschiedenen Fabrikationszweige der Tuchherstellung stillgelegt und die freiwerdenden Räume an andere Industriebetriebe vermietet. Die Pfenninger & Cie. AG besteht indessen weiter. Als Immobiliengesellschaft vermietet und verwaltet sie die ausgedehnten Fabrikations- und Lagerräumlichkeiten auf der Giessen Halbinsel in Wädenswil.
Peter Ziegler