Die Zukunft des Traditionshotels in Wädenswil ist ungewiss

Quelle: ZSZ 17.08.2022, Text Luzia Nyffeler, Bilder André Springer

Eigentlich wollten die neuen Besitzer dem Hotel Du Lac ein Revival verschaffen. Nun ist nur noch ein Teil in Betrieb. Das Restaurant ist ganz geschlossen.
Momentan werden im Du Lac Hotelzimmer als Wohnungen vermietet. Was in Zukunft mit dem Betrieb passiert, ist unklar. 

Es ist eine bekannte Institution in Wädenswil: das Hotel Du Lac. Gleich neben dem Bahnhof bietet es gut 30 Hotelzimmer, einige davon mit Seeblick. Dazu gibt es ein Restaurant und eine Bar. Zumindest war das bis vor kurzem so.
Heute sieht das Restaurant verlassen aus. Alle Stühle sind hochgestuhlt, im Inneren ist es dunkel. In den Glasvitrinen vor dem Gebäude hängt keine Speisekarte. Auch Öffnungszeiten sind nirgends zu finden. Ebenso wenig ein Hinweis, dass aktuell Betriebsferien sind, was das Bild erklären würde. Es scheint ganz so, als gäbe es das Restaurant nicht mehr.

Nichts deutet darauf hin, dass hier bald wieder Restaurantgäste ein und aus gehen.

Dabei war das Du Lac erst vor einem Jahr in neue Hände übergegangen. Die 3300 Gastro GmbH übernahm das Hotel von der Firma Holenstein Gastro, der das Hotel 30 Jahre lang gehört hatte. Diese wollte sich mehr auf die Gastronomie konzentrieren und weniger auf Hotels. Bei der Übernahme betonte der Besitzer der 3300 Gastro GmbH, Songtsen Gyalzur, alles bleibe beim Alten. Alle Mitarbeitenden würden übernommen. Auch am Konzept ändere sich vorerst nichts. Mittelfristig sei aber ein Revival geplant. Darauf deutet im Moment aber wenig hin. Was ist da passiert?

Auslöser war eine Kündigung

«Die Geschäftsführerin hat gekündigt. Zudem war der Restaurantbetrieb nicht rentabel», erklärt Songtsen Gyalzur. Da es schwierig sei, geeignete Leute zu finden, wurde der Betrieb geschlossen – zumindest vorübergehend. Für die Mitarbeitenden seien Lösungen gefunden worden, ein Grossteil habe an andere Betriebe weitervermittelt werden können.
Was in Zukunft mit dem Hotel und dem Restaurant passieren soll, ist ungewiss. «Wir haben letztes Jahr verschiedene Gastrokonzepte studiert und verschiedene Möglichkeiten in Erwägung gezogen», erzählt Gyalzur. Dabei seien sie zum Schluss gekommen, dass das Modell eines klassischen
Hotel- und Restaurantbetriebs zukünftig nicht funktioniere. «Daher denken wir nun über eine andere Nutzung nach.» Konkretes könne er aber noch nicht sagen.

Ein Hotelzimmer als Wohnung

In der Zwischenzeit sollen Hotel und Restaurant aber nicht leer stehen. Man habe jemanden gesucht, der für die Übergangszeit etwas daraus mache. Daher wurde das Du Lac der Novac-Solutions GmbH verpachtet. Das Unternehmen hat sich darauf spezialisiert, leer stehende Liegenschaften einer Zwischennutzung zuzuführen. Ein Teil des Hotels wurde in ein Self-Check-in-Hotel umfunktioniert. «Konkret heisst das, die Rezeption ist unbesetzt, aber digital ist rund um die Uhr jemand da, falls Fragen auftauchen», beschreibt Alexandros Tyropolis von Novac-Solutions das Konzept. 
Der andere Teil des Hotels ist nun ein Co-Living bis im nächsten Sommer. Die Leute mieten ein Zimmer quasi als Wohnung, teilen sich aber die Lobby als Wohnzimmer sowie den Waschraum. Eine klassische Küche gibt es nicht, stattdessen hat jedes Zimmer eine Induktionsplatte und eine Kaffeemaschine. Elf der Hotelzimmer werden auf diese Art vermietet. «Es ist eine Art WG plus», erklärt Tyropolis. «Man muss sein Badezimmer nicht mit den anderen teilen, aber es ist dennoch gemeinschaftlicher als eine eigene Wohnung.»
Wer in einem dieser Zimmer wohnt, erhält zudem Vergünstigungen beim Gastroangebot. Dieses gibt es ja aktuell aber nicht. Es liefen Verhandlungen für ein Pop-up-Restaurant, sagt Tyropolis. «Wir hoffen, dass der Mietvertrag noch im August unterschrieben werden kann, damit es im September losgeht.» Läuft alles nach Plan, kommt also schon bald wieder Leben ins Restaurant Du Lac – mindestens bis nächsten Sommer.