Dieses Rezept beruhte auf alter Familienüberlieferung, wie so viele andere Kunsttricks. Sie fanden sich aufgeschrieben in mehreren handschriftlichen Rezeptbüchern, welche als kostbarer Schatz gehütet wurden. Zwei solche Bücher sind heute noch im Familienbesitz. Sie gehörten dem «Caspar Brupbacher, Graveur zu Wädenschwyll» und enthalten unter anderem mehrere Rezepte und Anleitungen, wie man Stahl oder Eisen vergolden, Kupfer geschmeidig machen, Gold auflösen oder Werkzeuge und Metalle gegen Rost schützen könne. Das Buch, welches eine Menge praktisch erprobter Vorschläge enthält, bringt Anleitung, wie man Tinte In verschiedenen Farben, Ätzflüssigkeiten, Fleckenreinigungsmittel oder unsichtbare Tinte herstellen könne. Interessant sind auch die Vorschläge, wie man am vorteilhaftesten ein Gewehr reinige: «Nagle ein Leder fein glatt auf ein Brett. Solliches Leder überstreiche nachgehends mit warmem Leim. Bestreue es sodann mit dem aller subtilsten Mehl oder Staub von zart gestoßenem und durch ein sehr feines Haarsieb gelassenem weißem Glas und lass es trocknen. Hierauf kann man alle Gewehre und Klingen von Stahl und Eisen schön reinmachen und polieren.» Als guten Klebstoff empfiehlt man ein Gemisch von Pech, Tannenharz und Ziegelsteinmehl, was nach dem Erkalten besser halte als ein Nagel. Auf den letzten Seiten des Brupbacher schon Rezeptbuches finden sich so dann noch einige lustige Angaben, wie man Mäuse, Ratten, Käfer, Würmer und Flöhe vertreibe, Vögel fange, zerbrochenes Geschirr flicke, in der warmen. Stube Wasser in Eis verwandle, wie man Niesspulver herstellen oder in einer Nussschale Münzen schmelzen könne.
Ein paar andere Rezepte lassen erkennen, auf welche Weise die Graveure roten, schwarzen und noch andersfarbigen Siegellack herstellten. Der rote Siegellack, den man zu vier Gulden das Pfund verkaufte, war ein Gemisch aus 10 Lot venetianischem Terpentin, 24 Lot Gummilack (in Tabulis), 1112 Quintli Balsam und 16 Lot schönem, reinem Zinnober. Ausser diesem teuren Lack stellten die Brupbacher mit minderen Zutaten auch noch billigere Qualitäten her, nämlich solchen zu drei, zwei und einem Gulden. Der billigste rote Lack kam per Pfund auf 12 Groschen zu stehen. Er setzte sich wie folgt zusammen: Ordinarer Terpentin 12 Lot, Gummilack in Tabulis 8 Lot, Geschabte Kreide 12 Lot, Rote Minie 4 Lot, Gemeiner Zinnober 3 Lot.
Der schwarze Siegellack enthielt nebst Terpentin und Gummilack noch Russ, der grüne Indigo, der gelbe Aurum pigmentum. Bei der Zubereitung all dieser Siegellackarten hatte man das Kochrezept peinlich genau einzuhalten. Man musste das Terpentin kochen bis es zu rauchen begann. Dann goss man den Gummilack hinein und rührte mit einem hölzernen Spachtel gut um. Hierauf hob man die Pfanne vom Feuer, goss den Zinnober und irgend ein Geruchmittel (Balsam de Pegu, Benzoe und dergleichen) hinein und mischte alles gut untereinander.
Auch über das Verfahren beim Ätzen von Klingen und andern Gegenständen gab das handschriftliche Rezeptbuch von Hans Caspar Brupbacher Auskunft: «Bedecke die Klinge mit einem Teigli von gelöschtem Kalk und Wasser. Mache mit einer Stecknadel oder einem spitzen harten Hölzli die Figuren darein und lass es trocknen. Nachher beschmiers darüber her mit einem dünnen Taige von Grünspan, Vitriol und ein wenig des sehr giftigen Mercuri sublimati, mit Essig angemacht. Lass von ferne bei einem Feuer trocknen und wasch es hernach ab.