Höckerschwäne

Quelle: Jahrbuch der Stadt Wädenswil 2017 von Hans Oberhänsli

Die Höckerschwäne bevorzugen stille Gewässer wie den Zürichsee. In diesem Raum leben sie in Kolonien. Aus diesen lösen sich ab Mitte Februar einzelne Vögel und ziehen in mögliche Brutgebiete. Hat ein Paar einen Nestplatz auf sicher, schränkt es seinen Aktionsraum stark ein und richtet das Verhalten auf die Paarbildung aus. Es grenzt sich gegenüber Artgenossen ab. Besonders das Männchen droht den Artgenossen mit aufgestellten Flügeln, gebogenem Hals und ruckartigem Schwimmen. Mit kraftvollem Körperausdruck gelingt es ihm meistens, andere Schwäne erfolgreich in die Flucht zu treiben und den Nestplatz zu sichern.
Ein Männchen vertreibt mit eindrucksvollem Körperausdruck ein fremdes Paar.

Die Neststandorte sind im Uferbereich des Zürichsees rar. In ausgedehnten Schilfgebieten sind die wenigen Plätze besonders begehrt. Solche finden sich rund um die Halbinsel Au. Das Schilf östlich des Bootshafens Rietliau verfügt über die erforderlichen Qualitäten. Ein Schwanenpaar beansprucht diesen Ort seit drei Jahren, um hier ein Nest zu bauen und Junge aufzuziehen. Es beginnt stets anfangs April mit dem Nestbau. Dieser erstreckt sich über eine längere Zeit. Das Sammeln von Nestmaterial dient der Paarbildung. Dieser Ablauf erfährt einen Höhepunkt, wenn sich die Partner in immer schnellerem Rhythmus abgeknickte, dürre Schilfhalme zuwerfen. Während der Brutzeit schleppt vor allem das Männchen Material herbei und überlässt es der Partnerin, dieses ins Nest einzufügen. Öfters erscheint es nur zur Begrüssung des brütenden Weibchens. 
Partner reichen einander Nestmaterial und bringen sich auf diese Weise in Balzstimmung.
Seine Verbundenheit zeigt es ihm, wenn es im Umkreis des Nestes frische Schilftriebe knickt. Will das Weibchen das Nest verlassen, ist das Männchen bereit, dieses zu bewachen oder sich vorübergehend auf die Eier zu setzen. Brüten kann es nicht, da es keinen Brutfleck hat. Das ist eine nackte Hautstelle am Bauch. Der brütende Vogel drückt diese auf das Gelege und überträgt dadurch seine Körperwärme auf die Eier.
Ein Schwan wiegt bis zu 13 Kilo. Er gilt als einer unserer schwersten Vögel. Das Nest muss deswegen gut gebaut sein, damit dieses das Gewicht trägt. Das war nicht der Fall, als das Paar vor drei Jahren zum ersten Mal ein Nest erstellte. Dieses versank im Wasser, bevor das Weibchen zu brüten begann. Im darauffolgenden Jahr baute das Paar am selben Ort wieder ein Nest.
Aber dieses kippte, als das Männchen und das Weibchen gemeinsam das Nest bestiegen. Das Gelege fiel ins Wasser. Das Paar nahm in diesem Jahr einen dritten Anlauf und machte endlich alles richtig. Das Weibchen konnte erfolgreich die sechs gelegten Eier ausbrüten.
Das Weibchen brütet während etwa sechsunddreissig Tagen. Dieses Jahr brütete es zu einer Zeit, als die Tagestemperaturen während mehrerer Tage auf über 25 Grad stiegen. Um die starke Wärmebelastung zu ertragen, sass dieses mit offenem Schnabel hechelnd auf dem Nest. Beim Hecheln handelt es sich um sehr schnelle Atembewegungen, die zu maximaler Wärmeabgabe des Körpers führen. Das Weibchen breitete einige Zeit vor dem Schlüpfen der Küken die Flügel aus. Diese durchbrachen innert weniger Stunden die Eischalen und verweilten während längerer Zeit unter den ausgebreiteten Flügeln. Sie lebten von den Dotterreserven der Eier, die an den Dunenfedern kleben.
Ein Weibchen auf dem aus dürren Schilfhalmen aufgetürmten Nest.
Als die Eltern die Küken zum Wasser führten, begannen diese sofort pflanzliche Nahrung auf der Wasseroberfläche zu suchen und aufzunehmen. Gelegentlich liessen sie sich durch einen Altvogel mit Wasserpflanzen füttern, die dieser unter Wasser losriss und an die Wasseroberfläche brachte. In einer anfänglich kurzen Phase wuchsen die Jungen nur gering. Nach etwa fünf Wochen traten sie in ein Stadium von sehr raschem Wachstum ein.
Gegen Ende der Entwicklungsphase verlangsamte sich diese wieder.
Das Männchen wachte in der Nähe des Nestes. Es führte die Familie an, sobald die Jungen das Bedürfnis zeigen, das Nest zu verlassen. Als es diese Aufgabe nicht aus dauernd und ernsthaft wahrnahm, zeigten die Jungen während der ersten Lebenswochen ein scheues Verhalten.
Im Frühjahr 2015 erwartete das Paar, das auf der Kiesinsel in der Vorderen Au brütete, Nachwuchs. Zurzeit als mit dem Ende der Brutdauer zu rechnen war, wich das Männchen nicht mehr von seiner Partnerin. Erst als sich während mehreren Tagen zeigte, dass sich kein Bruterfolg einstellen wird, zog es weg. Das Weibchen blieb dagegen weitere Tage auf dem Nest sitzen und wartete vergeblich. Im Frühjahr 2016 zeigte ein anderes Weibchen dasselbe Verhalten, als dieses im Schilf vor Naglikon brütete. Auch dieses wartete lange umsonst auf den Bruterfolg.
Die Dunenfestern des Küken sind erst seit kurzem «trocken». Die Eltern warten diese Entwicklung ab, bevor sie mit dem Jungen das Wasser aufsuchen.
Zwanzig Tage alte Küken m it entwickeltem ersten Federkleid.

Die Dichte an Nestern ist auf dem Zürichsee gering. Die wenigen Brutpaare ziehen zum Ausgleich meistens mehrere Junge auf. Der Bruterfolg beeinflusst jedoch die Gesamtpopulation des Zürichsees wenig. Diese ist sehr gross und wegen der hohen Lebenserwartung altersmässig sehr durchmischt.




Hans Oberhänsli