Schönenberg

Quelle: Schönenberg, Publikation 1985 von Peter Ziegler

Landschaft

Die politische Gemeinde Schönenberg liegt im Südzipfel des Kantons Zürich, auf dem terrassierten südlichen Ausläufer des Zimmerberges, eines breiten Höhenrückens zwischen Zürichsee und Sihltal. Hier oben, auf rund 700 Metern Höhe über Meer, weitet sich eine reizvolle Landschaft. Sumpfige Mulden wechseln mit fruchtbaren Hängen, tiefeingeschnittene, waldbegleitete Bachrinnen mit sonnigen, oft von Linden gekrönten Moränenhügeln.
Hügel und Moore in dieser am Rande der Voralpen gelegenen Gegend sind Zeugen einstiger Vergletscherung. Die Hügelreihen markieren Rückzugsstadien des Linthgletschers. Zwischen Zürichsee und Hoher Rone liegen zwölf Moränenwälle, von denen fünf das Gebiet Schönenberg durchziehen:

1. Applishöhe – Bergli – Langmoos – Spitzenbühl – Schlossrain – Wisserlen
2. Segelweid – Arnen – Aesch- Spitzen – Senderholz
3. Laubegg – Wolfbüel – Humbel – Stollen – Rechberg – Rinderholz
4. Bellen – Bachrain – Rotenblatt – Chülpen – Mugeren
5. Weberrüti – Haslen – Egg – Tanne – Gisenrüti – Aahalden – Bachgaden.

In den Mulden zwischen den Wällen – besonders deutlich in der Gegend Neubad/Gisihegi – erheben sich für diese Landschaft typische kleine Hügel, sogenannte Drumlins. Sie bestehen aus Moränenmaterial, das durch Risse und Schrunden auf dem Gletschergrund gelangte oder beim Verschwemmen von Toteismassen abgelagert wurde.

1 Schönenberg von Westen, mit Pfarrhaus, Kirche und Post. Ausschnitt aus einer Postkarte, um 1930.
Zwischen den Moränenzügen kleiden Grundmoränen der letzten Eiszeit flache Mulden aus. Nach dem völligen Verschwinden des Eises vor rund 14 000 Jahren hätte man hier Dutzende von kleinen Seen zählen können.
Die meisten verlandeten rasch und wurden zu Mooren. Das 6,4 Hektaren grosse Hinterbergried westlich Schönenberg wurde durch Beschluss des Gemeinderates am 2. Februar 1954 unter Schutz gestellt, das Waldhochmoor Waldrain-Spitzenbühl durch Beschluss vom 11. Mai 1960. Das Landschaftsschutzgebiet von Schönenberg umfasst heute 48 Hektaren. 8 Prozent der Gemeindefläche, nämlich 87 Hektaren, unterstehen dem Naturschutz.
Im 18. Und 19. Jahrhundert sowie während der beiden Weltkriege wurde für Heizzwecke auch in den Schönenberger Mooren Torf gestochen. Vereinzelte «Turpeschürli» am Rande von Riedern und Mooren erinnern noch an diese Zeiten.
Die Topographie der gescharten Moränen förderte die Einzelhofsiedlung. Schönenberg gehört darum zu den typischen Streusiedlungslandschaften der Schweiz.
2 Moränenlandschaft.
 

Zeittafel

1270
Erste urkundliche Erwähnung von sechs dem Zisterzienserkloster Wettingen gehörenden Höfen im heutigen Gemeindegebiet von Schönenberg, das damals zum Herrschaftsbereich der Freiherren von Wädenswil gehört.

1287
Durch den Verkauf der Herrschaft Wädenswil an den Johanniterorden kommt auch der Wädenswiler Berg, das nachmalige Schönenberg, verwaltungsmässig an die Johanniter.

1291
Die Johanniter erwerben von Wettinger Besitz im Wädenswiler Berg.

14 Jh. Als weitere Grundeigentümer auf späterem Schönenberger Boden lassen sich nachweisen der Ritter Heinrich von Stein (1316), eine Familie Nägeli (1342) und das Spital Zürich (1342).

1523
Erwähnung eines Wirtshauses in der Tanne.
 
1549
Die Johanniterherrschaft Wädenswil – umfassend das Gebiet der heutigen Gemeinden Wädenswil, Richterswil, Hütten, Schönenberg, Uetikon und einen Teil von Hirzel – geht durch Kauf an die Stadt Zürich über und wird als Landvogtei Wädenswil dem Zürcher Stadtstaat angegliedert.
 
1555
Der Wädenswiler Berg ist noch stark bewaldet. Die Bewohner werden im Jahrzeiturbar der Kirche Wädenswil als «Waldleute» bezeichnet.
 
1581
Richter Eschmann baut auf Mülistalden, wo es schon im 14. Jahrhundert eine Mühle gab, eine neue Mühle.
 
1618
Die Höfe Aesch, Ober und Unter Wisserlen, Nussbäumen, Müsli und Hinter Rechberg werden der neu gegründeten Kirchgemeine Hirzel zugeteilt.
 
1648
Erwähnung einer Winterschule in Mülistalden.
 
1656
Innerschweizer Truppen plündern während des Ersten Villmergerkrieges den Wädenswiler Berg und zerstören die Kirche in Hütten.
 
1697
Bewohner verschiedener Weiler und Höfe im Wädenswiler Berg wenden sich an die Zürcher Regierung mit der Bitte, dass ihnen zu einer eigenen Kirche verholfen werde.
 
1701
Die Regierung kauf auf Geissferen Land und übernimmt es, hier eine Kirche, ein Pfarrhaus und einen als Festung benützbaren Kirchhof (Erfahrung von 1656 in Hütten!) zu bauen.
 
1703
Gründung der eigenen Kirchgemeinde mit dem neuen Namen Schönenberg. Amtsantritt des ersten Pfarrers, Bezug einer Schulstube im neuen Pfarrhaus. Schönenberg hat sich von der Mutterkirche Wädenswil gelöst und führt auch eigene Tauf-, Ehe- und Totenregister. Es hat aber noch Anteil am Wädenswiler Armen- und Batzengut, das erst 1784 aufgeteilt wird.
 
1712
Während des Zweiten Villmergerkrieges wir der Kirchhof Schönenberg mit Kanonen und Truppen in Verteidigungsbereitschaft versetzt.
 
1752
Die seit 1703 gültige Regelung, wonach der Pfarrer Schönenberg vierzehntäglich auch in Hütten predigen muss, wird aufgehoben.
 
1784
Auskauf Schönenbergs aus dem Wädenswiler Armen- und Batzengut. Schönenberg führt fortan eine eigen Armenrechnung.
 
1798
Schönenberg wird während der Helvetik eine selbständige Munizipalitätsgemeinde im Distrikt Horgen. Plünderungen auf Gemeindegebiet durch die Franzosen.
 
1803
Während der Mediationszeit gehört Schönenberg zum Grossbezirk Horgen. Wahl eines Gemeinderates und eines Friedensrichters.
 
1811/13
Auskauf Schönenberg aus dem Wädenswiler Gemeindegut. Schönenberg ist damit auch in finanzieller Hinsicht eine selbständige politische Gemeinde.
 
1814
Während der Restaurationszeit gehört Schönenberg zum Oberamt Wädenswil.
 
1817
Behördliche Massnahmen zur Linderung der Armut in einem Jahr grosser Teuerung.
 
1823/24
Bau des Schulhauses bei der Kirche.
 
1826
Ältester Beleg für ein Gemeindewappen auf einem Feuereimer.
 
1831
Während der Restaurationszeit kommt Schönenberg zum Bezirk Horgen, zu dem es heute noch gehört.
 
1834
Bildung des Schulkreises Mittelberg durch Abtrennung von Wädenswil. Die Grenzen von Schulgemeinde und politischer Gemeinde stimmen nun überein.
 
1836
Gründung der Sekundarschule Wädenswil-Schönenberg.
 
1839
Einweihung des erweiterten Friedhofes mit neuem Leichenhaus.
 
1840
Bau eines neuen Schulhauses im Mittelberg.
3 Schönenberg mit Gottschalkenberg, um 1940.
 
1841
Bau der Strasse nach Finstersee.
 
1843
Bau der Strasse nach Wädenswil.
 
1844
Gründung einer Lesegesellschaft (aufgelöst 1933). Eröffung eines Armenhauses in der Stollenweid.
 
1847
Bau der Strasse nach Spitzen.
 
1860
Gescheiterter Versuch Schönenbergs, sich von der Sekundarschule Wädenswil zu trennen und mit Hütten und Hirzel zusammen einen eigenen Schulkreis zu bilden.
 
1869
Schönenberg verkauft seinen Viertel Anteil am Musterplatz im Geren an Wädenswil, das fortan alleiniger Eigentümer dieses Grundstücks ist.
 
1871
Eröffnung einer Postkutschenverbindung Wädenswil-Schönenberg, die
 
1872 bis Hütten ausgedehnt wird.
 
1893/95
Bau des privaten «Elektrizitätswerkes an der Sihl» in der Waldhalden Schönenberg, das 1998 an die Elektrizitätswerke des Kantons Zürich übergeht.
 
1894
Innenrenovation der reformierten Kirche. Die alte Holzdecke wird durch eine Gipsdecke ersetzt.
 
1897
Erstellung des Kirchturms, Abbruch des Dachreiters. Neues vierstimmiges Geläute aus der Giesserei Rüetschi in Aarau.
 
1913
Das Doktorhaus im Zweierhof wird Erholungsheim.
 
1922
Gründung der katholischen Pfarrei Schönenberg-Hütten. Bau einer Kirche in Schönenberg. Das Postauto ersetzt die Rösslipost.
 
1925
Die reformierte Kirchgemeinde gibt ein eigenes Kirchgemeindeblatt heraus (bis 1977).
4 Kirche und Pfarrhaus Schönenberg. Holzschnitt von Paul Haldimann für das Kirchgemeindeblatt, 1925.

1948
Einweihung des Gemeindehauses.
 
1950
Einweihung des Schulhauses mit Turnhalle auf dem Humbel.
 
1953/54
Bau einer ersten Kläranlage in der «Matte».
 
1958
Einweihung des neuen Altersheims in der Stollenweid.
 
1963/64
Reorganisation der Oberstufe. Schönenberg hebt die 7./8. Klasse auf. Betritt zum Zweckverband Oberstufenschulgemeinde Wädenswil-Schönenberg-Hütten.
 
1966
Erlass einer Bauordnung.
 
1968
Gründung einer Gemeindebibliothek.
 
1971
Aufbau einer örtlichen Zivilschutzorganisation, gemeinsam mit Hütten.
 
1977
Eröffnung der Kläranlage im unteren Mittelberg.
 
1980
Der Gemeindeverein (gegründet 1967) gibt eine «Dorfzytig» heraus.
 
1981
Die Gemeindeversammlung genehmigt den kommunalen Gesamtplan.
 
1984
Einweihung des Mehrzweckgebäudes «Dorfhuus».
Die Gemeindeversammlung genehmigt die kommunale Nutzungsplanung und setzt damit die neue Bau- und Zonenordnung samt Zonenplan fest.
 
1984/85
Bau der neuen katholischen Kirche.
 
1985
Innen- und Aussenrenovation der reformierten Kirche.

Die ältesten Höfe

Die Höfe im heutigen Gemeindegebiet von Schönenberg gehörten bezüglich Verwaltung und Gerichtsbarkeit bis 1287 zur Herrschaft der Freiherren von Wädenswil, die sich vom Zürichsee bis zur Sihl und zur Hohen Rone erstreckte und vom Meilbach zwischen der Au und Horgen bis hin zum Mülibach zwischen Richterswil und Wollerau. Von 1287 bis 1549 gehörten sie zur Johanniterkomturei Wädenswil und von 1550 bis 1798 zur Landvogtei Wädenswil, die einen Teil des Stadtstaates Zürich bildete.
Der Name Schönenberg war allerdings vor 1703 unbekannt. Die Gegend zählte einfach zum Wädenswiler Berg, der bei der Volkszählung von 1634 in vier Zonen aufgeteilt war in den Haslauber-, Mülistalden-, Gisenrüti- und Herrlisberger-Kreis. Der Kreis Haslaub erstreckte sich ganz, der Kreis Gisenrüti noch mit zwei Höfen über heutiges Gemeindegebiet von Schönenberg und umfasste im 17. Jahrhundert folgende Siedlungen.
Haslauber-Kreis. Haslaub, Wald, Rain, Schwarzenbach (im Gebiet der heutigen Schützenmatt), Geissferen (Gegend bei der heutigen reformierten Kirche Schönenberg), Buchen, Au, Wolfbüel, Gschwänd, Säubad (seit 1906 Neubad), Fernegg, Stollen und Hinterberg.
Mülistalden-Kreis. Täglischür Rotenblatt, Mülistalden, Chülpen, Zweierhof, Tanne, Neuhusrain, Beichlen, Buebenwis, Egg, Niedersaum, Himmeri. Rechberg und Maas lagen im Gisrütikreis.
All diese Höfe gehörten bis 1703 zur Kirchgemeinde Wädenswil. Aesch, Ober und Unter Wisserlen, Nussbäumen, Müsli und Hinter Rechberg dagegen – ursprünglich auch nach Wädenswil kirchgenössig – waren bis zu diesem Zeitpunkt der 1618 neu gebildeten Kirchgemeinde Hirzel angegliedert.
Die frühest erwähnten Höfe im Bereich der heutigen Gemeinde Schönenberg sind Nussbäumen (zi deme Nusboume), Aesch (zi deme Esche), Schwarzenbach (Swarzinbah), Rechberg (Zi deme Rechberge), Stollen (am Stollen) und Wolfbüel (am Wolfbuele).
Die Güter erschienen ums Jahr 1270 als Eigentum des 1227 gegründeten Zisterzienserklosters Wettingen. Die Zisterzienser die gemäss ihrer Ordensregel ausschliesslich von ihrer Hände Arbeit lebten, widmeten sich auch der Landwirtschaft und waren für Rodungstätigkeit bekannt. Es ist darum anzunehmen, das die Freiherren von Wädenswil, die Beziehungen zum Konvent Wettingen hatten, den Zisterziensern im entlegeneren Teil ihres Herrschaftsbereiches Waldstriche zur Rodung und Kolonisation überlassen hatten. Von allen sechs Höfen bezog das Kloster gemäss Zinsrodel Getreideabgaben, was beweist, dass in der Moränenlandschaft des Wädenswiler Berges in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts Korn angebaut wurde. In die gleiche Richtung weist die frühe Erwähnung einer Mühle in Mülistalden. Nimmt man die Höhe der Abgaben als Massstab für die Grösse des Grundbesitzes, so kann man den mit 7 Mütt Kernen Jahreszins (= 378 kg Korn) belasteten Hof Schwarzenbach als grössten und den Hof Aesch (5 Mütt Kernen) als zweitgrössten Güterkomplex erkennen. Die Höfe Nussbäumen, Rechberg, Stollen und Wolfbüel hatten je 4 Mütt Kernen Jahreszins zu entrichten.
10 Im Weiler Rechberg.
Im Jahre 1291 ging der Wettinger Besitz durch Kauf an die Johanniterkomturei Bubikon/Wädenswil über in deren Hoheitsbereich er lag. 1316 konnten die Johanniter auch den Hof Mülistalden erwerben, zu dem wohl schon damals eine Mühle gehörte, wenn eine solche auch erst 1434 urkundlich erwähnt wird. Der Name Mülistalden weist mindestens in diese Richtung. Verkäufer des Gutes war der Ritter Heinrich von Stein, der den Besitz geerbt hatte, als sein Schwiegervater, Freiherr Rudolf von Wädenswil, im Jahre 1300 ohne männliche Nachkommen starb.
Im Raum Geissferen und Wolfsbüel verfügte in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts eine Familie Nägeli über Grundeigentum. Es dürfte sich wohl um Nachkommen jenes in Richterswil nachgewiesenen Geschlechtes handeln, das unter den Freiherren von Wädenswil die Funktion eines Ammanns, eines Güterverwalters, bekleidet hatte. Ein Rudolf Nägeli, Ammann, wird in den 1260er Jahren bezeugt. Ein Ammann Heinrich Nägeli diente anfänglich noch unter den Johannitern, siedelte aber 1294 nach Zürich über, wohin ihm sein Sohn Rudolf um 1305 folgte. 1330 besass Rudolf Nägeli in der Herrschaft Wädenswil noch verschiedene Liegenschaften, unter anderem am Geissferen und zu Wolfbüel im Vogteibezirk der Herren von Hünenberg, der Rechtsnachfolger der Freien von Wädenswil. Im Jahre 1339 starb Rudolf Nägeli: Seine Kinder Rudolf und Elisabeth stritten sich um den Nachlass. Die ledige Tochter erhielt das Haus in Zürich sowie die Höfe Geissferen, Wolfbüel und Laubegg in der Komturei Wädenswil, ihr Bruder – Inhaber der Lölismühle unterhalb des Hüttnersees (heute Neumühle) – daselbst gelegene Wälder und Weidegebiete. Am Elisabethentag 1342 schenkte Elisabeth Nägeli ihre drei Höfe Laubegg, Wolfbüel und Geissferen dem Spital Zürich. Als Gegenleistung bedingte sie sich auf Lebenszeit eine Rente aus. Geleichzeige wurde festgehalten, dass die auf den Höfen wohnenden Lehensleute das Brennholz sowie das zum Gebäudeunterhalt benötigte Bauholz aus den Wäldern des Rudolf Nägeli beziehen konnten. 1351 war Rudolf tot, und das Spital Zürich nahm die Gelegenheit wahr, diese Wälder und Holzrechte ebenfalls in seinen Besitz zu bringen. Die von den Erben neu erworbenen Waldungen – «fünf Studen bi den Spitalhofen, die man nempt an Geisferrich und an Wolfbuel mit veld … und weid» - trugen die Namen Mannenrüti, Burghalden, Winterholz, Anshelmrüti und Scheiten.
Mit Geissferen und Wolfsbüel lassen sich erneut zwei in altem Wettinger Kolonisationsgebiet gelegene Höfe erfassen, deren Geschichte man aus den Urkunden auch in späterer Zeit gut verfolgen kann. 1429 verlieh das Spital das Gut Geissferen nach Erblehensrecht einem Hans Urner. Es handelte sich wohl um denselben Lehenbauer, der am 30. November 1449 ein Zinsbezugsrecht auf seinem Gut an Uli Epprecht verkaufte. Dieses Gut grenzte oben an den «Humelsperg» (=früheste Erwähnung für den Humbel), unten an die Gasse nach der Allmend an Geissferen und auf den beiden anderen Seiten an der «Herren Gut», womit Grundbesitz der Johanniterkomturei gemeint sein dürfte. Im Kirchenurbar von 1555 erscheint der «haff am Geisserich» in der Grenzbeschreibung des Zweierhofes. Im Jahre 1576 lagen auf Geissferen drei Höfe «mit hüsser, schüren und höuwgaden», bewirtschaftet von Heini Staub, Jakobs Staubs sel. Kindern sowie von Kleinhans und Jakob Isler. Spätestens seit der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts muss auf Geissferen auch gewirtet worden sein, wird doch 1678 Jakob Eschmann als Wirt erwähnt. Er war es auch, der 1701 Land in Geissferen als Kirchenbauplatz verkaufte. Der Flurname Geissferen, abgeleitet von hier wachsendem Geissfarn (Dyopteris Oreopteris), bezeichnete einst das weite Gebiet zwischen Wolfbüel und Stollen bergseits des Zweierhofes bis über den Kern bei der heutigen reformierten Kirche hinaus. Der im Jahre 1703 gewählte Name Schönenberg vermochte die ältere Bezeichnung Geissferen schliesslich zu verdrängen; der Name starb aus.
5 Höfe im Wädenswiler Berg. Im Zentrum Geissferen. Ausschnitt aus der von Hans Conrad Gyger gezeichneten Karte des Wädenswiler Quartiers, 1659.

Der immer noch dem Spital Zürich gehörende Lehenhof Wolfbüel wurde im Jahre 1429 von einem «Hans ab Laubegg ob Wolfsbüel» bewirtschaftet. 1494 ist von einem Hof am Wädenswiler Berg, genannt Wolfbüel, die Rede, damals Eigentum eines Hans Eschmann. 1555 erscheint die Bezeichnung Wolfbiel und 1678 Wolfbüchel. Der etwa 40 Meter aus der Umgebung aufragende Moränenhügel Wolfbüel wurde von den Zürchern zu Beginn des 18. Jahrhunderts befestigt, im Zusammehang mit dem Bei eines Verteidigungssystems entlang der zürcherisch-schwyzerischen Grenze. Vom Wolfsbüel aus sollten Truppen bekämpft werden, denen der Durchbruch im Abschnitt zwischen Hüttner Schanze und Bellenschanze gelungen war. Im Zweiten Villmergerkrieg von 1712 kämpften in diesem Gebiet Schwyzer gegen Zürcher, Katholiken gegen Reformierte. Der befestigte Hügel hiess Wolfbüelschanz oder kurz Schanz, eine Bezeichnung, die auch heute noch geläufig ist. Erkennbar sind heute noch Spuren künstlicher Geländemodellierung.
6 Wolfsbüelschanz.
7 Im Weiler Tanne.

 

Seitdem die Johanniter im Jahre 1287 die Herrschaft Wädenswil gekauft hatten, waren sie bestrebt, in ihrem Hoheitsbereich möglichst viel Grundbesitz zusammenzukaufen. 1316 hatten sie Mülistalden erworben, 1347 folgten Güter bei der Tanne und im Moos, und 1382 tauschte das Johanniterhaus Wädenswil mit dem Spital in Zürich den Hof auf der Egg gegen den Hof in Schlieren ein. Der Egg-Hof mit Haus und Hofstatt, Äckern, Wiesen, Feld, Weide und Wald hatte der Zürcher Bürgerin Elisabeth Richin gehört und war vom Spital Zürich knapp fünf Monate vorher erworben worden. Nach 1430 wurde der Lehenhof des Johanniterordens an der Egg durch einen Lehenträger widerrechtlich geteilt, so dass 1521 – als der Orden diesen Tatbestand feststellte – zwei Lehenbauern auf dem Hof wirtschafteten.
8 Riegelhaus Hinter Egg.
9 Bauernhaus auf der Egg.

In den im 15. Jahrhundert Zahlreicher auftretenden Urkunden werden neue, meist dem Johanniterhaus Wädenswil gehörende Höfe auf nachmaligem Schönenberger Gemeindegebiet erwähnt. Es sind dies:
1409 Chülpen
1427 zu den Zwygern (Zweierhof)
1434 Haslaub und Rotenblatt
1450 Steglers Schür (später Täglischür).
In Urbaren und Urkunden des 16. Jahrhunderts findet man abermals neue Namen, welche zu beweisen scheinen, dass der Siedlungsausbau im Wädenswiler Berg immer noch im Gang war. Neu treten erstmals auf:
1547 Fernegg
1555 Buebenwis, Gisihegi, Gubel, Tor, Krütlishof beim Nussbäumen
1574 Wisserlen.
Im Bevölkerungsverzeichnis von 1634 stösst man auf die neuen Bezeichnungen Wald, «uf dem Rayn», «by der Buochen», «Gschwänd», «Sübad» (später Säubad, 1906 in Neubad umbenannt). 1646 wird Au erwähnt, 1756 Chaltenboden.




Peter Ziegler