Vom Badhaus zum Restaurant Bierquelle

Pintenschenke mit Badanstalt

Quelle: Manuskript November 1997 von Peter Ziegler

Laut Eintrag im Lagerbuch der Gebäudeassekuranz wurde der kubische, klassizistische Walmdachbau mit symmetrischer Fassadengestaltung im Jahre 1829 durch Johannes Huber als Wohnhaus erstellt. Kurz darauf wurde hier eine Pintenschenke mit Badanstalt geführt. Ein um 1830 entstandener Plan von Wädenswil in der Vogelschauperspektive zeigt das «Bad- und Gesellschaftshaus» als zweistöckige Baute. Rosina Höhn, die erste Wirtin, machte 1834 Konkurs. Das Badhaus ging nun an die «Ersparungskassa-Gesellschaft», die nachmalige Sparkasse Wädenswil, über und kam 1836 in den Besitz von Leutnant Johannes Hürlimann-Heusser, damals Inhaber des ehemaligen Landvogteischlosses Wädenswil. 1836 wird die Liegenschaft als «Wirtschafts- und Badhaus» bezeichnet. Als «Badhaus» erscheint sie auch im Verzeichnis der Wädenswiler Wirtschaften aus dem Jahre 1838, nicht aber in den Verzeichnissen von 1860, 1870 und 1878. Ein Gebäudeverzeichnis von 1864 nennt Johannes Hürlimann als Eigentümer des Hauses. Als Ortsbezeichnung wird «Rothaus» angegeben.

Neues Restaurant

Die Erben Hürlimann verkauften die Liegenschaft «Zum Badhaus» im September 1891 dem Johannes Seyboth, Wirt zum «Wilden Mann» in Zürich. Er nahm am 1. Januar 1893 die Wirte-Tradition im ehemaligen Badhaus, nicht aber den Badebetrieb, wieder auf. Mit einem Inserat im «Allgemeinen Anzeiger vom Zürichsee» vom 31. Dezember 1892 zeigte er dies seiner Kundschaft an:
«Restaurant-Eröffnung Wädensweil Zum Badhaus Wädensweil nächst der Brauerei.
Einem geehrten Publikum von Wädensweil und Umgebung die höfl. Anzeige, dass ich mit Neujahr ein Restaurant eröffnen werde, und mache darauf aufmerksam, dass nur ganz reale in- und ausländische Weine, sowie Birnen- und Aepfelsaft in Ausschank kommen und für guten Speisezeddel gleichfalls gesorgt ist. Sich bestens empfehlend, zeichnet achtungsvollst J. Seyboth, z. Badhaus.»
Vor der Eröffnung hatte ein grösserer Umbau stattgefunden. Sehr wahrscheinlich wurde damals das oberste Geschoss aufgestockt. Im Gegensatz zum Erdgeschoss, wo alle Fenster und Türen mit einem Bogensturz ausgeführt sind, ist das zweite Obergeschoss mit einfachen, regelmässig gereihten Rechteckfenstern ausgestattet. 1895 kam der Besitz an Johannes Ryffel, der ihn noch im gleichen Jahr dem Italiener Louis Colombo veräusserte. Im Verzeichnis der Wädenswiler Wirtschaften aus dem Jahre 1896 wird das «Badhaus unter der neuen Assekuranznummer 47 wieder aufgeführt.»

Im Besitz der Brauerei

1899 wurde das Badhaus an der äusseren Seestrasse, das damals als Wohnhaus diente und keine Badeeinrichtungen mehr enthielt, Eigentum der benachbarten Brauerei Wädenswil. Deren Besitzer Fritz und Franz Weber richteten im Jahre 1900 das Restaurant «Bierquelle» ein. Der neue Hausname, der die Beziehung zur Brauerei Wädenswil ausdrückte, erscheint erstmals im Wirtschaftenverzeichnis des Jahres 1900.
Nach der Liquidation der Brauerei Wädenswil ging auch das Restaurant «Bierquelle» ein. Das wieder zum Wohnen genutzte Haus wurde verkauft und gehört heute der Werubau AG, die das Gebäude 2013 stilgerecht restaurieren liess.




Peter Ziegler