Unsere Altersstube ist 10 Jahre alt

Quelle: Jahrbuch der Stadt Wädenswil 1981 von Fanny Rusterholz

Es war im Jahre 1969. Seit langer Zeit hatte Pfarrer Walter Angst eine Idee. Er dachte an die ältere und einsame Generation, die sicher froh wäre, in einer heimeligen Wohnstube hie und da mit Freunden zusammensitzen zu können und Freundschaft zu pflegen.
Als er im Herbst jenes Jahres sein 25jähriges Amtsjubiläum begehen konnte, ergriff er die Gelegenheit, um seinen Schäflein seine ihm am Herzen liegende Sache schmackhaft zu machen. Eine Kollekte wurde am Festtag erhoben und ergab einen grossen Betrag; der Grundstein war gelegt.
Nun begann die Suche nach einem Lokal, zuerst lange Zeit vergeblich. Bis eine Freundin im «Sunneblick», Schönenbergstrasse 1, auf Besuch war und fand, hier wäre ja das Passende. Zuerst winkte ich heftig ab; dann teilte ich es aber Pfarrer Angst doch mit. Als dieser kein Wort dazu sagte, wurde mir wieder wohl! Aber ihm nicht! Nach einiger Zeit fragte er mich, ob es mir eigentlich mit meinem Plan ernst gewesen sei. Er könne es einfach nicht glauben. Stimme ich zu, komme man zu einer idealen Altersstube mit zwei bis drei Zimmern und Küche mitten im Dorf.
Hätte ich doch nichts gesagt, dachte ich. Denn jetzt getraute ich mich nicht mehr zurückzutreten und erwartete bangen Herzens die Kirchenpflege. Ich hegte die leise Hoffnung, diese hätte allerhand auszusetzen. Das war aber leider nicht der Fall. Und so wurde dann bald das Nötigste bereit gemacht. Am 1. Mai 1971 war Einweihung – und mir gefiel es.
Die Personalfrage wurde durch freundliche und breitwillige Helferinnen aufs beste gelöst, und wir warteten nur noch auf Kundschaft. Diese traf dann auch ein, wenn manchmal auch nicht sehr zahlreich. Doch heute, nach zehn Jahren, haben wir dankbare Gäste, die meistens regelmässig bei uns einkehren und natürlich sehr willkommen sind. Auch gibt es immer wieder neue Besucher, die Ihre Zufriedenheit lebhaft bezeugen und die Altersstube weiterempfehlen.
Um die Nachmittage gemütlich zu gestalten, servieren wir Kaffee, Tee, Mineralwasser und Fruchtsäfte, dazu Weggli, Gipfeli und Patisserie zu bescheidenen Preisen.
Ein drittes Zimmer wartet immer noch auf jass- und rauchfreudige Herren, die sich bei uns sicher bald zu Hause fühlen werden! Probieren Sie es doch einmal!
Für kleine Feste – wie Freundinnentreffen, Geburtstage und so weiter – ist das Separatzimmer bereit. Die netten, ehrenamtlichen Betreuerinnen werden Sie auf das beste bedienen.
So also hat die Altersstube die ersten zehn Jahre gut überstanden, und wir wünschen ihr von Herzen eine frohe Zukunft und viele zufriedene Gäste, die je länger je mehr sich freuen, mitten im Dorfkreis eine Stätte zu finden, wohin es sie immer wieder zieht, weil sie so behaglich ist.




Fanny Rusterholz